Titel: | Ueber Crampton's System der Anwendung von Kohlenstaub als Brennmaterial; von William H. Maw. |
Fundstelle: | Band 200, Jahrgang 1871, Nr. CI., S. 359 |
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CI.
Ueber Crampton's System der Anwendung von Kohlenstaub als
Brennmaterial; von William H. Maw.
Vorgetragen in der Cleveland Institution of
Engineers. – Aus Engineering, März
1871, S. 217.
Mit Abbildungen auf Tab. VII.
Maw, über Crampton's Oefen mit Anwendung von
Kohlenstaub als Brennmaterial.
Der Gedanke, Brennmaterial in pulverförmigem Zustande zu
verwenden, ist schon älter, denn bereits im Jahre 1831 wurde auf
diese Art des Brennmaterialverbrauches ein Patent (in England)
ertheilt und seitdem sind ungefähr zwanzig andere, denselben
Zweck anstrebende Methoden patentirt worden. Einige von diesen
Patenten beziehen sich auf verschiedene Verfahren, das
staubförmige Brennmaterial mittelst eines Luftstromes
in den Ofen zu injiciren, so daß diese von Thomas Russell Crampton angewendete Art des
Ofenbetriebes mit Kohlenstaub an sich selbst keine Neuigkeit
ist; dieß schmälert jedoch sein Verdienst keineswegs, da er der
Erste ist, der einen Kohlenstaub-Ofen construirte,
welcher einen wirklich praktischen Erfolg hatte und die Probe
eines längeren Betriebes bestand. Ein großer Uebelstand, mit
welchem Crampton's Vorgänger bei
ihren Versuchen mit Staubkohle zu kämpfen hatten, war die
Verstopfung der Züge durch Theilchen von unverzehrtem
Brennstoff, wodurch nicht allein viele Unzuträglichkeiten,
sondern auch directe Verluste an Kohle verursacht wurden. Dieser
Uebelstand ist nun aber von Crampton
einfach durch Berücksichtigung der Thatsache vermieden worden,
daß zur Verbrennung eines Steinkohlenpartikels, wie innig
dasselbe immerhin mit der Luft in Berührung gebracht seyn mag,
stets eine gewisse Zeitdauer
erforderlich ist.
Nehmen wir an, ein Strom eines innigen Gemisches von
atmosphärischer Luft und Kohlenstaub werde einem Ofen zugeführt
und in geeigneter Weise angezündet, so wird eine Flamme
entstehen, deren Länge je nach der Einströmungsgeschwindigkeit
und der Größe der Kohlentheilchen verschieden ist; je größer die
erstere und je bedeutender die letztere, desto länger ist die
Flamme. Nun bildet in diesem Falle die Länge der Flamme
gewissermaßen einen Maaßstab für die zur Verbrennung der
Kohlenpartikel erforderliche Zeit, und damit diese Verbrennung
eine vollständige ist, müssen die angewendeten Anordnungen
solche seyn, daß während dieser Zeit das Brennmaterial mit der
Luft in wirksamer Berührung bleibt. Je kleiner die
Kohlentheilchen, desto größer ist die Oberfläche, welche sie im
Verhältniß zu ihrem Gewichte der Einwirkung der Luft darbieten,
desto kleiner ist demnach die zu ihrer Verbrennung erforderliche
Zeit und desto leichter läßt sich eine vollständige Verbrennung
sicher erzielen. Mit anderen Worten, je kleiner die
Kohlentheilchen sind, desto mehr nähern sie sich der Natur eines
gasförmigen Brennstoffes. Wenn demnach das Mahlen der Kohlen
nichts kostete, so würde es rathsam seyn, dieselben zu einem
vollkommen unfühlbaren Pulver zu zerkleinern; pecuniäre
Rücksichten verbieten dieß aber und man muß daher in der Praxis
Einrichtungen anwenden, welche das Brennmaterial in einem
weniger fein gepulvertem Zustande zu verbrennen gestatten.
Für den günstigen Erfolg bei Anwendung pulverförmigen
Brennmateriales ist es wesentliche Bedingung: 1) daß die
Zuführung des Brennmateriales zum Ofen unter vollständiger
Controlle stehe und daß sie, so lange es erforderlich ist,
constant bleibe, ohne persönliche Aufsicht zu erfordern; 2) daß
das gepulverte Brennmaterial mit der die Verbrennung vermittelnden Luft innig gemischt sey; 3) daß die
Flammenströme einen solchen Lauf nehmen, daß eine vollständige
Verbrennung des Brennstoffes stattfinden kann, bevor die Gase
aus dem Ofen abziehen; 4) daß die Verbrennungskammern, sowie die
der intensiven Hitze ausgesetzten Ofentheile so construirt sind,
daß sie leicht reparirt werden können; 5) endlich, daß geeignete
Vorrichtungen zum Ansammeln und zur Beseitigung der Schlacken
vorhanden sind, welche von den dem Brennmaterial beigemengten
fremden Substanzen herrühren. Die Art, in welcher Crampton diesen verschiedenen
Erfordernissen entsprochen hat, werde ich im Nachfolgenden näher
auseinandersetzen.
Die regelmäßige Speisung eines Ofens mit Kohlenstaub, namentlich
wenn derselbe etwas feucht ist, ist keineswegs eine leichte
Aufgabe; Crampton hat jedoch nach
mehrfachen Versuchen mit verschiedenartigen Einrichtungen einen
sehr einfachen Apparat construirt, welcher dem Zwecke vollkommen
entspricht. Derselbe ist in Fig.
18 und 19
dargestellt, und besteht aus einem mit einem Paar glatter
Speisewalzen versehenen Rumpfe A,
Fig.
18, welcher zur Aufnahme der gepulverten Steinkohle
dient. Dieser Rumpf ist mit einem Siebe B verbunden, durch welches gröbere Kohlenstücke
zurückgehalten werden; in seinem Inneren laufen zwei horizontale
Wellen um, welche mit Flügeln C, D
versehen sind, um den Kohlenstaub in lockerem Zustande zu
erhalten, so daß er sich nicht zusammenballen kann. Diese Flügel
bewegen sich in der durch die Pfeile angedeuteten Richtung, so
daß sie die Staubkohle durch die Oeffnung E pressen, deren Querschnitt mittelst des Schiebers
F regulirt werden kann. Die
Oeffnung E führt zu dem Kasten G; ihre obere Kante liegt unter dem
oberen Rande des Kastens, so daß der Brennstoff nicht über den
letzteren getrieben wird. Hat sich der Kasten mit Brennmaterial
voll gefüllt, weil das sofort zu erwähnende Walzenpaar H, I den Kohlenstaub nicht so rasch
wegnimmt, als derselbe durch die Oeffnung E geführt wird, so haben die Flügel C, D nicht Kraft genug, die Höhe der
Kohlenschicht im Kasten G zu
vermehren und rühren dann bei ihrer Umdrehung den Kohlenstaub
bloß um, bis das Walzenpaar seine Quantität im Kasten vermindert
hat. Aus dem Kasten gelangt die Kohle zwischen die Walzen H, I, und wird von diesen dem
Trichter K zugeführt, welcher sie
zum Injector leitet. Die Quantität des durch die Walzen
zugeführten Kohlenstaubes wird mittelst der Schraube L regulirt, welche auf den Hebel M und durch diesen auf den Hebel N wirkt, an welchem die Lager der
Walze H angebracht sind; mittelst
dieser Anordnung läßt sich der Abstand zwischen den Walzen nach
Belieben abändern. In dem Maaße als die Walzen H, I den Brennstoff aus dem Kasten
G
wegziehen, wird letzterer durch die Wirkung der Flügel wieder
gefüllt, daher der Brennstoff im Kasten stets in einem
verhältnißmäßig lockeren Zustande erhalten wird und eine
ununterbrochene und gleichmäßige Zuführung desselben zu den
Walzen stattfindet, ganz unabhängig von der Höhe des im Rumpfe
A enthaltenen Brennstoffes. Da
die Walzen H, I ganz frei liegen, so
kann jede Unregelmäßigkeit in der Zuführung der über den Kratzer
O passirenden Kohle leicht
wahrgenommen werden. Der in den Trichter K gelangte Kohlenstaub fällt gerade vor einem
Luftstrome oder einer Reihe von Luftströmen nieder, welche ihn
in die zu dem Ofen führenden Röhren injiciren. – Als
Beweis für die Vollkommenheit dieser Anordnungen mag hier
angeführt werden, daß in Woolwich mit Crampton's Ofen fünfzig Hitzen – deren jede im
Durchschnitt 30 Ctr. Kolben lieferte – hinter einander
gemacht wurden, ohne daß die den Zutritt der Luft und des
Kohlenstaubes regulirenden Handgriffe nur ein einzigesmal
berührt zu werden brauchten.
Bei der Zuführung der Ströme des Gemisches von Luft und
Kohlenstaub in den Ofen muß die Richtung derselben eine solche
seyn, daß eine etwaige ungleiche Vertheilung des Kohlenstaubes
in der Luft, welche während ihres Durchganges durch die Röhren
verursacht wurde, wieder ausgeglichen wird. So hat man gefunden,
daß wenn das Gemisch durch die Biegung einer Röhre zieht, das
Moment der Kohlentheilchen dieselben veranlaßt beim Eintritt in
die Biegung gegen deren äußere Seite zu dringen. Wenn das
Gemisch die Biegung verlassen hat und nun eine lange gerade
Röhrenflucht durchströmt, so können sich beide Theile wieder
vollkommen mischen; tritt aber das Gemisch, unmittelbar nachdem
es eine Biegung verlassen hat, in einen Ofen, so wird man finden
daß die eine Seite des Stromes (die der äußeren Seite der
Biegung entsprechende) mit Brennstoff überladen ist, während die
andere Seite zu wenig davon enthält. Würde man nicht die zur
Abhülfe dieses Uebelstandes geeigneten Maßregeln treffen, so
müßte nothwendig eine unvollständige Verbrennung stattfinden.
Crampton hat aber in sinnreicher
Weise diese trennende Wirkung benutzt, um in manchen Fällen eine
vollkommene Mischung von Luft und Brennmaterial zu
bewerkstelligen. So hat er für das Arsenal zu Woolwich einen
Wärmofen construirt, bei welchem die Ströme des Gemisches in der
in Fig.
19 dargestellten Weise angeordnet sind. Dieselben
liegen nämlich in einer Reihe neben einander, und die sie
zuführenden Röhren sind sämmtlich in derselben Richtung gebogen;
dadurch wird bewirkt, daß der mit Brennstoff überladene Theil
des einen Stromes in den mit Luft überladenen Theil des ihm
zunächst befindlichen abgegeben wird und so fort, so daß
ungeachtet der Biegungen ein vollkommenes Gemisch von
Luft und Kohlenstaub und somit eine vollständige Verbrennung
erzielt wird. Bei den beiden äußeren Strömen findet natürlich
eine solche Ausgleichung nicht vollständig statt; jedoch
streicht der kohlenüberladene Theil des einen dieser Ströme und
der luftüberladene des anderen gegen die Seitenwände des Ofens
und schließlich werden beide Ströme mit dem Hauptstrom der Gase
gemischt.
Die Verbrennungskammer des Ofens wird einfach durch Legen einer
aus feuerfesten Steinen bestehenden, mit Sand bedeckten Sohle,
an der Stelle wo sich gewöhnlich der Rost befindet, hergestellt;
die erwähnten Kohlen-Luftströme treten am Ende des Ofens
ein und sind mit einem sehr geringen Stechen nach der
Feuerbrücke zu gerichtet, so daß die Mittellinien der Ströme den
schwach ansteigenden Theil der Verbrennungskammer, welcher in
diesem besonderen Falle die Feuerbrücke bildet, gerade
bestreichen würden. Die von den Verunreinigungen der Steinkohle
herrührende Schlacke sammelt sich auf der Sohle des
Verbrennungsraumes und wird in geeigneten Zwischenräumen
abgestochen. Der Haupttheil des Ofens, in welchen die
anzuwärmenden Kolben gebracht werden, hat ganz die gewöhnliche
Form, so daß die für das Brennen von Kohlenstaub nothwendig
gewordenen Abänderungen des Ofens nur sehr gering sind. Die Esse
ist mit einem Register versehen und durch Regulirung desselben
nach der jeweiligen Zuführung der Kohlen-Luftströme, wird
der Druck im Ofen nur sehr wenig über
dem äußeren Luftdruck erhalten. Das Register wird nämlich so
regulirt, daß die durch die Esse hervorgerufene Luftverdünnung
so viel als möglich den Ueberdruck ausgleicht, welchen das
Einpressen von Luft durch die Ströme veranlaßt, daher, wenn die
Ofenthür geöffnet wird, weder die Flamme nach Außen schlägt,
noch ein Zug nach Innen entsteht. Bei den Woolwicher Oefen haben
die Kohlen-Luftströme 2 Zoll Durchmesser und die
Luftpressung kann von 6 Zoll Wassersäule als Maximum bis auf 1/2
Zoll reducirt werden. Gewöhnlich arbeitet man dort mit einer
Pressung von 1/2 bis 1 1/2 Zoll Wassersäule.
Bei seinen früheren OefenMitgetheilt nach Crampton's
Patent-Specification im polytechn. Journal, 1869,
Bd. CXCIII S. 293. brachte Crampton in den
Verbrennungskammern Scheidungen an, wobei die Kohlen Luftströme
einen zickzackförmigen Lauf nehmen mußten, um auf diese Weise
eine vollkommene Mischung der Luft mit dem Brennmaterial zu
erzielen. Dieser Zweck wurde auch erreicht; aber derartige
Verbrennungskammern lassen sich nur schwierig in Reparatur
erhalten und deßhalb wendet Crampton
jetzt in allen Fällen eine einfache Verbrennungskammer an, wie
ich sie beschrieben habe, in welcher die Mischung der Luft
mit dem Kohlenstaube durch die in Fig.
19 dargestellte Anordnung der Ströme vollständig
bewirkt oder das Gemisch durch eine gerade Röhrenflucht
zugeführt wird, welche letztere dann so gelegt wird, daß das
Gemisch auf die Sohle der Verbrennungskammer streicht.
Selbstverständlich muß die Anordnung der Ströme und der Punkte
an welchen sie in den Ofen treten, nach den Zwecken, zu denen
der letztere bestimmt ist, abgeändert werden.
Crampton hat jetzt im Arsenal zu
Woolwich zwei seiner Oefen im Betriebe; der eine dient zum
Anwärmen der Kolben, der andere ist ein Puddelofen. Der erstere
ist seit beinahe zwei Jahren, der andere erst seit wenigen
Wochen im Betriebe. Außer diesen beiden Oefen sind solche in
anderen Gegenden des Landes zur Glasfabrication, zur
Gußstahlfabrication, zum Kupferschmelzen etc. gebaut worden, so
daß zur Beurtheilung der Leistungen dieser Oefen binnen Kurzem
reichlich Anhaltspunkte geboten seyn werden. In seiner Anwendung
zum Anwärmen der Kolben hat das Crampton'sche System vorzügliche Resultate geliefert;
die sorgfältige Beobachtung eines vierwöchentlichen Betriebes
ergab einen durchschnittlichen Verbrauch von 5,66 Cntr.
Kohlenstaub per Tonne ausgewalzter
Schienen, indem das Maximum des Consums während einer Woche 5,9
Centner, das Minimum 5,48 Cntr. per
Tonne Schienen betrug. Der Eisenabbrand oder die Differenz
zwischen dem Gewichte des chargirten Alteisens und dem der
erzeugten Schienen schwankte von 8,33 bis 10,8 Procent, so daß
das durchschnittliche Calo innerhalb der vier Wochen auf 9,2
Proc. sich belief. Diese Beobachtungen wurden zu einer Zeit
gemacht, wo wegen Lauheit des Betriebes wöchentlich nur acht
Schichten gemacht wurden, und unter diesen Verhältnissen
schwankte die Menge der erzeugten Schienen von 42 Tonnen 16 Ctr.
bis 49 Tonnen 6 Cntr. per Woche, so
daß also die durchschnittliche Wochenproduction etwa 46 1/2
Tonnen betrug. Als Brennmaterial wurde Kohlenklein benutzt,
welches auf den Werken 9 Shilling per Tonne kostete, während in den gewöhnlichen Oefen
derselben Werke Stückkohle von derselben Grube verwendet wurde,
welche 15 Shill. 6 Pence per Tonne
kostete, und wovon per Tonne
Schienen 9 Centner verbraucht wurden, wobei der Eisenabbrand im
Durchschnitt die Höhe von 11 Proc. erreichte. Im Kohlenstaubofen
werden die Hitzen weit rascher gemacht, als in den gewöhnlichen
Oefen, und die Arbeitsersparniß beim Aufgeben des
Brennmateriales etc. ist sehr beachtenswerth.
Wie bereits erwähnt, ist ein nach Crampton's System eingerichteter Flammofen seit
einigen Wochen im Arsenal zu Woolwich im Betriebe; die mit
demselben gemachten Erfahrungen sind aber noch nicht umfassend
genug, um eingehendere Angaben über seine Leistungen zu
gestatten. Die mit diesem Puddelofen bisher erzielten Resultate
haben indessen einen Consum von ungefähr 17 Cntr. Kohlenstaub
per Tonne Rohschienen ergeben.
Der Ofen wird mit 5 Cntr. chargirt und per Schicht werden fünf Hitzen gemacht. Das verwendete
Eisen besteht fast gänzlich aus altem Brucheisen.
Außer zum regelmäßigen Betriebe ist Crampton's Wärmofen in Woolwich auch zu
Versuchszwecken verwendet worden, und ich will nun die
Einzelheiten einiger Versuche mittheilen, welche mit demselben
im vergangenen Herbste zum dem Zwecke abgeführt wurden, die
erreichbare hohe Temperatur zu ermitteln. Bei einer Gelegenheit
wurde in ein mit 25 Pfd. Rohschienen – die zu 3/5 aus
kalt erblasenem und zu 2/5 aus Staffordshire-Roheisen
dargestellt waren – beschickter Tiegel in den Ofen
eingesetzt und diese Schienen, welche nach der Analyse des
Regierungschemikers 0,04 Proc. Kohlenstoff enthielten, schmolzen binnen einer Stunde und
fünfundvierzig Minuten; das flüssige Eisen wurde in eine Form
gegossen, worauf man es erkalten ließ. Nachher wurde der auf
diese Weise erzeugte Zain von gegossenem Stabeisen zur Rothgluth
angewärmt und unter dem Hammer zu einem Stabe von 2 Zoll im
Quadrat ausgereckt. Bei der Probe zeigte dieser Stab eine
absolute Festigkeit von 22 Tonnen per Quadratzoll. Derselbe wurde dann zur Schweißhitze
angewärmt, zu einem Stabe von 2 1/2 Zoll auf 5/8 Zoll gestaucht,
und nun wiederum der gleichen Probe unterworfen; das Resultat
war eine absolute Festigkeit von 32 Tonnen per Quadratzoll und das Stück hatte
sich in einer Länge von 1 1/2 Zoll um 5/8 Zoll ausgedehnt, bevor
der Bruch erfolgte. Ferner ließ sich dieser Stab von 2 1/2 Zoll
auf 5/8 Zoll in kaltem Zustande doppelt biegen, ohne zu brechen,
und zeigte endlich bei der Analyse noch seinen früheren
Kohlenstoffgehalt von 0,04 Proc. Bei einer anderen Gelegenheit
wurde eine Quantität Späne von Rohschienen derselben Qualität,
wie die vorhin erwähnten, welche aber drei- oder viermal
im Feuer gewesen waren, innerhalb fünfzig Minuten in Fluß
gebracht; das flüssige Metall wurde auf eine Eisenplatte
ausgegossen, so daß es einen „Kuchen“ von
beiläufig 1 Quadratfuß Querschnittfläche und an verschiedenen
Stellen zwischen 1/64 und 1/4 Zoll schwankender Stärke bildete.
Dieses merkwürdige Gußstück erwies sich als vollkommen
hämmerbar. – Eine Charge von 25 Pfund Cementstahl schmolz
im Schmelztiegel im Woolwicher Ofen in weniger als einer
Stunde.
Ein wichtiger Punkt bei Anwendung des Kohlenstaubofens sind die
Kosten des Mahlens der Steinkohle. Natürlich wird dieser Proceß
um so theurer, je feiner die Kohle gemahlen wird und Crampton war der Ansicht, daß
nicht mehr als 1 Shilling per Tonne
für das Mahlen ausgegeben werden darf. Es hat sich jedoch
herausgestellt, daß die Kohle mit weit geringeren Kosten auf den
gehörigen Grad von Feinheit gebracht werden kann. Crampton pulvert sie zwischen
gewöhnlichen Mühlsteinen und sechs Paar solcher Steine von 3 Fuß
6 Zoll Durchmesser genügen, um wöchentlich 300 bis 400 Tonnen
Kohle zu mahlen, vorausgesetzt daß fünf Paar gleichzeitig Tag
und Nacht im Gange sind. Zur Bedienung dieser Mühlen sind zwei
Mann für die Tages- und zwei für die Nachtschicht
erforderlich. Ein Paar Steine liefert per Stunde ungefähr 10 Cntr. und kann 40 bis 50 Tonnen
liefern, bevor es wieder gerichtet zu werden braucht. Es werden
dazu gewöhnliche Peak-Steine benutzt und man hat
gefunden, daß ein Bodenstein zwei Läufer aushält; ein Paar
Steine vermag im Durchschnitt 3000 Tonnen Staub zu liefern,
bevor es abgenutzt ist. Die Steine machen 160 bis 180
Umdrehungen per Minute. Die Kosten
einer Batterie von sechs Paar Steinen, mit Einschluß der
Dampfmaschine zum Betrieb, jedoch ohne Kessel, betragen etwa 500
Pfd. Sterl.; per Paar Steine ist
eine Triebkraft von etwa 4 Pferdestärken erforderlich. Rechnen
wir 20 Procent für Zinsen und Abnutzung, und nehmen an, daß die
zur Dampferzeugung verwendeten Kohlen per Tonne 12 Shilling kosten, so berechnen sich die
Kosten des Mahlens per Tonne
Steinkohlen in folgender Weise:
Arbeitslohn
4 Pence.
Zinsen und Abnutzung der
Maschinerie
1 ½ „
Erneuerung der Steine
1
„
Kosten der unter den Kesseln verbrannten
Kohle
2
„
–––––––––
Im Ganzen
8 ½ Pence.
In vielen Eisenhütten könnte der Dampf für die Maschine lediglich
zu den Kosten der Unterhaltung des Kessels geliefert werden und
dadurch würde sich die Ausgabe für das Mahlen der Kohlen noch
niedriger stellen, als in der vorstehenden Berechnung angegeben.
Jedenfalls ist die hohe Annahme von 1 Shilling für die Kosten
des Mahlens per Tonne nur unter sehr
ausnahmsweisen Umständen zulässig.
Das Kohlenpulver wird nach dem Mahlen nicht erst noch gesiebt,
sondern die Steine werden so gestellt, daß bei Anwendung von
gewöhnlicher bituminöser Kohle die gemahlenen Theilchen durch
ein Sieb von 900 Maschen auf den Quadratzoll gehen würden.
Anthracit und Kohks, beide weniger leicht verbrennbar als
bituminöse Kohle, müssen zu feinerem Pulver gemahlen werden, so
daß die Theilchen durch ein Sieb passiren können, welches
– je nach der Art in welcher der Brennstoff consumirt
wird – 1600 bis 6400 Maschen per Quadratzoll hat.
Hinsichtlich der Theorie der Kohlenstauböfen brauche ich nicht
viel zu sagen. Die von Crampton
erzielten guten Resultate sind offenbar einfach der innigen
Mischung der Luft und des Kohlenstaubes zuzuschreiben, und der
dadurch ermöglichten vollständigen Verbrennung der Kohle
mittelst einer Luftmenge, welche nur sehr wenig größer ist als
die für eine genaue chemische Verbindung erforderliche. Da der
Ueberschuß an Luft sehr unbedeutend ist, so ist die
Gewichtsmenge der Verbrennungsproducte kleiner als bei
gewöhnlichen Oefen, und somit kann aus den bereits angeführten
Gründen eine entsprechend höhere Temperatur erzeugt werden.
Gleichwie in den mit gepreßtem Winde betriebenen Oefen wird die
Verzehrung einer großen Quantität Brennstoff in einer gegebenen
Zeit und in einem beschränkten Raume sehr begünstigt, und dieser
Umstand befördert wiederum die Erzeugung hoher Temperaturen.
Durch Regulirung der Luftspeisung ist Crampton im Stande, eine beinahe, wenn nicht gänzlich
neutrale Flamme hervorzubringen.
Ganz abgesehen von Crampton's durch
die Erfahrung bewährtem System, ist die Verbrennung von
Steinkohle in Staubform ein Gegenstand von bedeutender
Wichtigkeit, als Mittel zur praktischen Verwerthung einer
ungeheuren Menge eines bisher als fast werthlos erachteten
Brennmateriales, sowie auch zur Anwendung verwaschener Kohle,
ohne daß dieselbe verkohkt zu werden braucht.