Titel: | Eine neue Appretur für Lappenfärberei und Fleckenreinigung; von A. Lyon. |
Fundstelle: | Band 200, Jahrgang 1871, Nr. LIII., S. 183 |
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LIII.
Eine neue Appretur für
Lappenfärberei und Fleckenreinigung; von A.
Lyon.
Mit Abbildungen auf Tab. V.
Lyon's Appreturapparat für Lappenfärberei und
Fleckenreinigung.
Tuch und diesem ähnliche Stoffe müssen bekanntlich, um ein gutes
Aussehen zu bekommen, mit Dampf behandelt werden, und dieß ist
der Zweck der sogenannten Decatur. Diese Decatur geht indessen
verloren, wenn man die Stoffe nachträglich mit heißem Wasser
behandelt, wie es bei dem Umfärben in der Lappenfärberei
geschieht, oder aber wenn man dieselben der sogenannten nettoyage à sec (chemischer
Fleckenreinigung) unterzieht. Ein bloßes Aufbügeln genügt hier
nicht, und durch die Appreturmaschine kann man fertige Kleider,
welche der Lappenfärber färbte oder der Fleckenreiniger
reinigte, nicht nehmen.
Um nun fertigen Stoffen, welche in der Färberei bearbeitet
wurden, eine Art Decatur zu geben, benutzt A. Lyon ein eigenthümliches Verfahren,
welches sich auf die Anwendung eines besonderen Apparates
gründet. Wie Figur
9 und 10
zeigen, besteht dieser Apparat aus einem breiartig geformten
Metallstück, welches im Inneren hohl ist und an seiner
Oberfläche viele feine Löcher hat. In das Plättbret läßt man
Dampf einströmen, welcher dann aus den Löchern heraus tritt. Lyon hat zwei verschiedene Formen
dieser Breter in Anwendung gebracht, welche je nach der Form des
zu behandelnden Gegenstandes zur Benutzung kommen. Durch Stellen
der Hähne kann man den Dampf in den vorderen oder den hinteren
Theil des Bretes allein einströmen oder auch in beide Theile zu
gleicher Zeit eintreten lassen. Das condensirte Wasser wird
durch eine besondere Leitung herausgeführt, um nicht schädlich
auf den zu bearbeitenden Stoff einzuwirken. Unterhalb des Bretes
befindet sich ein Korb, welcher ein Schleifen der Gegenstände
oder einzelner Theile der zu behandelnden Kleidungsstücke auf
dem Boden verhindert.
Wenn ein Tuchrock der Appretur unterworfen werden soll, so legt
man denselben mit dem Brusttheile auf den vorderen Theil des
rund geformten Bretes auf und läßt in das Bret, welches man
passend mit einer Lage Leinwand umwickelt, Dampf einströmen.
Derselbe zieht bald durch das Tuch des Rockes hindurch, und wenn
man nun bürstet, so bekommt das Tuch denselben Glanz wieder,
welchen es durch die Decatur erhalten hatte; es bekommt also das
Ansehen des Neuen. Man kann nach und nach alle Theile eines
Rockes auf diese Art behandeln, indem man den Rock mehr oder
weniger aufschiebt und ihn fortdauernd bürstet. Die Aermel des
Rockes dagegen werden auf das spitz construirte Bret gezogen und
auf diesem mit einer Bürste vorgebürstet und nachher mit dem
Bügeleisen gebügelt. Dieselbe Behandlung wie die Aermel eines
Rockes haben Beinkleider zu erfahren, weil dieselben ihrem
größten Theile nach röhrenförmig gestaltet sind.
Neben diesen Apparaten, welche den Haupttheil von Lyon's Erfindung ausmachen,
construirt derselbe noch Oefen und kleine Dampfmaschinen zur
Speisung seiner Metallplättbreter mit Dampf. Diese Oefen sind so
eingerichtet, daß man den unteren Theil noch für Küchenzwecke
benutzen kann, während der obere den eigentlichen Dampfkessel
mit vollständiger Armatur enthält, und an der Seite sich
noch Platz zum Einlegen der Bügeleisen findet, welche man bei
dem Appreturproceß nöthig hat. Das Verfahren ist sehr weitläufig
in einem besonderen Circular dargestellt, welches der zweiten
April-Nummer des Moniteur de la
teinture von 1870 beigefügt wurde.
In den bezüglichen Abbildungen ist A
das Dampfplättbret, B der Dampfhahn,
C das Zuführungsrohr für den
Dampf, D die Ableitung für das
condensirte Wasser, E die
Befestigungsplatte, F die
Holzunterlage, G
Befestigungsschrauben, H eine
Stütze, I die Befestigung derselben,
J der Korb, in welchen die der
Bearbeitung unterliegenden Gegenstände hinein hängen.
(Musterzeitung, Zeitschrift für Färberei etc.)