Titel: | Ueber die Leistungen der Meyn'schen Patentkessel; von W. Born. |
Fundstelle: | Band 200, Jahrgang 1871, Nr. XIX., S. 82 |
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XIX.
Ueber die Leistungen der Meyn'schen Patentkessel; von W. Born.
Aus der Zeitschrift des
Vereines deutscher Ingenieure, 1871, Bd. XV S.
130.
Born, über die Leistungen der Meyn'schen
Dampfkessel.
Am 5. bis 6. Januar d. J. sind von meinem Associé in einer
Zuckerfabrik Versuche mit dem Meyn'schen Hochdruck-Dampfkessel angestellt worden,
und ich glaube, daß es von allgemeinerem Interesse seyn möchte,
wenn ich nachstehend einen Bericht über diese Versuche der
Oeffentlichkeit übergebe.
Durch die Freundlichkeit des Directors jener Fabrik, welche zu
zehn vorhandenen alten Kesseln im Jahre 1870 drei neue Meyn'sche Kessel hinzugefügt hat, um
weniger forcirt arbeiten zu können, ward uns Gelegenheit
geboten, diese neuen Kessel in ihrer Construction und
Leistungsfähigkeit näher zu prüfen und umfassende Versuche damit
anzustellen.
Die in dieser Fabrik aufgestellten drei Meyn'schen Kessel sind als Dampferzeuger für je 40
Pferdestärken à 60 Pfd. bei
60 Pfd. Druck, also für 2400 Pfd. normale Dampfproduction
bezeichnet. Für die Pferdestärke ist dabei eine Heizfläche von 1
Quadratmeter = 10,15 Quadratfuß rhein., also pro Kessel ca. 406 Quadratfuß rhein. (40 Quadratmeter)
angenommen, d.h. ca. 6 Pfd.
Wasserverdampfung pro Quadratfuß
rhein. und pro Stunde. Der Meyn'sche Repräsentant Hr. Vogel hatte mir bei Aufstellung der
Kessel erklärt, daß sich mit Leichtigkeit selbst 3000 Pfd. Dampf
pro Stunde erzeugen ließen, was
7,5 Pfd. Dampf pro Stunde und
Quadratfuß Heizfläche repräsentiren würde. Die hohen Angaben
waren insbesondere die Ursache gewesen, dieser Construction eine
größere Aufmerksamkeit zu schenken. Der Rost hat eine Fläche von
nahezu 14 Quadratfuß rhein. (1,4 Quadratmeter) bei einer Länge
von ca. 7 1/2 Fuß (2,35 Met.),
welche die Beschickung so erschwert, daß es fast unmöglich ist,
den hinteren Theil des Rostes ordentlich zu bedienen. Um diese
Rostfläche zu erzielen, ist vor dem stehenden Kessel ein Vorbau
angebracht, der um mindestens 2 Fuß (0,63 Met.) verkürzt werden
müßte, um die Bedienungsfähigkeit des Rostes aufrecht zu
erhalten, wobei dieselbe freilich auf 10 Quadratfuß (0,98
Quadratmeter) reducirt würde. Die praktische Ausführung dieser
Kessel ist so ausgezeichnet, wie man sie selten findet; auf
einer Industrieausstellung würde dieser vorzüglichen
Kesselschmiedarbeit der erste Preis zuerkannt werden müssen. Der
Sach- und Fachkenner wird indessen mit Bedauern so viel
ausgezeichnetes Material, so viel Fleiß und Geschicklichkeit auf
eine so außerordentlich complicirte Construction verwendet
sehen, welche den Meyn'schen Kessel
in der That zu einem Kunstkessel
macht, der aber mit äußerster Vorsicht behandelt werden muß, um
drohende Reparaturen, denen jedes Kesselsystem beim Gebrauche
ausgesetzt ist, zu vermeiden. Steht ein solcher Kessel längere
Zeit still, wie in Zuckerfabriken dieß außer der Campagne der
Fall ist, so müssen diese so dünnen Bleche durch sorgfältigen
Anstrich gegen das Verrosten geschützt werden, was bei der
Unmöglichkeit überall zu den Heizflächen zu gelangen, schwierig
seyn wird. Um die natürliche Abnutzung möglichst zu vermeiden,
muß mit sehr reinen, nicht schwefelhaltigen Kohlen gefeuert
werden, da die theilweise äußerst geringen Blechstärken solche
Angriffe schwerlich vertragen. Die Kessel müssen also sehr oft
und sehr sorgfältig nachgesehen und gereinigt werden, gerade wie
die Locomotivkessel, mit denen sie, was rasche Dampferzeugung
anlangt, nahezu auf einer Stufe stehen mögen.
Hr. Vogel gibt in seiner Beschreibung
des Meyn'schen Kessels (im polytechn.
Journal Bd. CXCIX S.
338, erstes Märzheft 1871) an, daß nach den genauesten
Ermittelungen ein 40pferdiger Kessel bei gutem Luftzug und guten
Kohlen bis zu 7 1/2 Pfd. Wasser pro
Quadratfuß Heizfläche und Stunde verdampft, und mit forcirtem
Luftzuge, wie er durch die benutzten Dämpfe erzeugt wird, sogar
bis 12 Pfd. Wasser pro Quadratfuß
Heizfläche und Stunde verdampft wurden. Ist bei diesen
Ermittelungen vom Dampfe Wasser aus dem Kessel nicht mit
fortgerissen worden, worüber Hr. Vogel nichts erwähnt, so wären diese Leistungen als
enorm zu bezeichnen. Die Wasserverdampfung bei Locomotiven mit
vom Dampf erzeugtem forcirtem Luftzuge beträgt nur ca. 10 Pfd. pro Stunde und Quadratfuß Heizfläche.
Was u.a. den größten Feind der Haltbarkeit, den Kesselstein
betrifft, so hat sich ergeben, daß sich derselbe nicht so, wie
der Lieferant angibt, ganz selbstthätig von den Heizflächen
ablöst, sondern nur von den cannelirten Röhren, und zwar nur von
den erhabenen Stellen abfällt, in den Vertiefungen aber, zu
denen man nicht gelangen kann, fest sitzen bleibt. Je nach der
Natur des Kesselsteines, der oft so fest sitzt, daß er sich mit
dem Eisen zu verbinden scheint, wird sich auch im Meyn'schen Kessel, wie in dieser
Zuckerfabrik bereits constatirt, derselbe ansetzen, und es ist
dann unausbleiblich, daß in den Vertiefungen der cannelirten
Siederöhren sich nach und nach eine immer stärkere
Kesselsteinkruste bilden wird, welche das Durchdringen der Wärme
vermindert, die Widerstandsfähigkeit der dünnen Bleche
verringert, und endlich Reparaturen herbeiführen wird, zu
deren Ausführung man entweder Arbeiter aus Rendsburg mit den
nöthigen Ersatzstücken und besonderen Werkzeugen kommen lassen,
oder nach Befinden die Kessel nach Rendsburg der
Wiederherstellung wegen wird schicken müssen. Denn bei der
eigenthümlich complicirten Beschaffenheit der Kesseltheile und
dem geringen Raum zum werkmäßigen Bewegen erscheint eine
umfassende Reparatur von gewöhnlichen, nicht besonders darauf
eingerichteten Kesselschmieden gar nicht ausführbar. Wenn bei
diesen Meyn'schen Kesseln das Princip
zur größten Ausbildung gebracht ist, mit Hülfe einer möglichst
großen directen Heizfläche von sehr großer Leitungsfähigkeit bei
sehr dünnen Blechen die Aufsaugung der producirten Wärme zu
bewirken, und außerdem die Heizflächen auf einen sehr geringen
Raum zu concentriren, so mag dieser Kessel auf Schiffen oder da,
wo sonst gar kein Raum zur Anbringung eines eingemauerten
Kessels vorhanden, man aber um jeden Preis Dampf haben muß,
selbst ohne Rücksicht auf Ausnutzung des Heizwerthes der Kohlen,
besser erscheinen, als alle anderen Constructionen; für den
regelmäßigen stationären Betrieb stellen sich aber gegen die
sonst gebräuchlichen einfachen Systeme keine Vortheile heraus,
wie die nachstehenden Resultate beweisen.
Der zum Versuch herangezogene Meyn'sche Kessel war zuvor von innen und außen, soweit man
irgend ankommen konnte, gereinigt worden. Ebenso wie bei
Locomotivkesseln, bei denen man auf verhältnißmäßig beschränkte
Heizflächen angewiesen ist, muß auch bei den Meyn'schen Kesseln sehr oft eine
Reinigung von Ruß und Flugasche stattfinden. Da ferner in diesen
Kesseln nicht viel Wasser enthalten ist, so erfolgt auch bald
nach dem Anheizen derselben die Dampfbildung, dagegen aber auch
verhältnißmäßig rasch die Abkühlung selbst bei nur kurzer
Unterbrechung des Feuers; um daher einen regelmäßigen Betrieb
bei dem geringen Dampfraum im Kessel aufrecht zu erhalten,
braucht man einen sehr aufmerksamen Heizer. Rasche
Dampferzeugung läßt noch keineswegs auf die qualitative Leistung
des Kessels schließen; dieß haben auch die mehrfach angestellten
Versuche ergeben. In der betreffenden Zuckerfabrik befinden sich
von den vorhandenen zehn Gegenstromkesseln mit je zwei
Vorwärmern neun Stück in Gebrauch, welche pro Kessel etwa 400 Quadratfuß (40 Quadratmeter)
Heizfläche haben. Um die Versicherung des Vertreters der Meyn'schen Kessel, daß er mit einem
seiner Dampfkessel ebenso viel Dampf liefern könne, wie mit
zweien der alten, zu prüfen, hatte man zwei der letzteren außer
Thätigkeit gesetzt, und ließ an ihrer Stelle den einen Meyn'schen Kessel arbeiten. Dieser
Versuch scheiterte aber an dem bald eintretenden Dampfmangel, so
daß man genöthigt war, die beiden alten Kessel wieder in
Thätigkeit zu setzen. Nun versuchte man es mit
Außerbetriebsetzung nur des einen der alten Kessel, für welchen
man den Meyn'schen Kessel feuern
ließ; aber auch bei dieser Probe mußte man die Wahrnehmung
machen, daß dieser dem alten Kessel in der quantitativen
Leistung nicht gewachsen war, indem er nur, selbst bei forcirtem
Zuge, etwa zwei Drittel so viel Dampf lieferte, wie der alte
Kessel. Um den Einwand des Vertreters der neuen Kessel, daß man
die mitgehenden alten Dampfkessel zu schwach gefeuert habe, und
dadurch der Dampfmangel entstanden sey, zu entkräften, speiste
man die Kessel mit abgewogenen Wassermengen von bestimmter
gleicher Temperatur. Dabei wurden mit dem Meyn'schen Kessel durch ihren Vertreter folgende
Resultate erzielt:
in 4 Stunden mit 760 Pfd. Kohlen 6840
Wasser verdampft;
pro Stunde 1710 Pfd. und pro Pfund Kohle 9 Pfd. Wasser.
in 4 St. 35 Min. mit 1000 Pfd. Kohlen
8930 Wasser verdampft;
pro Stunde 1948 Pfd. und pro Pfund Kohle 8,9 Pfd. Wasser.
in 3 St. 15 Min. mit 750 Pfd. Kohlen
6840 Wasser verdampft;
pro Stunde 2105 Pfd. und pro Pfund Kohle 9,1 Pfd. Wasser.
Also in einer Stunde wurden im
Durchschnitt 1910 Pfd. Wasser verdampft mit einem
durchschnittlichen Verbrauch von 212 Pfd. Kohlen; dieß gibt 15
Pfd. Kohle pro Quadratfuß Rostfläche
und Stunde (150 Pfd. pro
Quadratmeter und Stunde).
Von Seiten der Fabrik wurden ebenfalls Versuche angestellt, und
stellte sich bei einer dreimaligen Verbrennung von je 1000 Pfd.
Kohlen folgendes Resultat heraus:
Die Verbrennung der genannten Kohlenmenge erfolgte jedesmal in 3
1/2 Stunden; dabei lieferten 1000 Pfd. Kohlen 7600 Pfd. Dampf
oder pro Kessel und Stunde 2170 Pfd.
Dampf mit etwa 286 Pfd. Kohlenverbrauch pro Stunde, oder 20,4 Pfd. Kohlen pro Stunde und Quadratfuß Rostfläche
(210 Pfd. pro Quadratmeter), oder es wurde mit 1 Pfd. Kohlen
eine Wasserverdampfung von 7,6 Pfd. erreicht. Von den
garantirten 2000 Pfd. Dampf pro
Stunde und Kessel, oder gar den mit Leichtigkeit zu erzeugenden
3000 Pfd. Dampf für dieselbe Einheit, war also auch bei der
größten Anstrengung nicht die Rede. Zu bemerken ist, daß diese
Resultate bei praktischem und forcirtem Betriebe erreicht und
festgestellt waren, ehe wir der anzustellenden Versuche wegen
zur Fabrik kamen.
Von Seiten der Fabrikdirection waren aber auch in gleicher Weise
Versuche mit den alten Kesseln, den Meyn'schen gegenüber, gemacht worden, wobei folgende
Ergebnisse sich herausgestellt haben:
in 3 1/2 Stunden mit 1700 Pfd. Kohlen
12920 Pfd. Dampf erzeugt;
pro Stunde 3691 Pfd. und pro 1 Pfd. Kohle 7,6 Pfd. Dampf.
in 3 2/3 Stunden mit 1500 Pfd. Kohlen
12920 Pfd. Dampf erzeugt;
pro Stunde 3523 Pfd. und pro 1 Pfd. Kohle 8,6 Pfd. Dampf.
in 3 1/3 Stunden mit 1700 Pfd. Kohlen
13680 Pfd. Dampf erzeugt;
pro Stunde 4104 Pfd. und pro 1 Pfd. Kohle 8 Pfd. Dampf.
Also pro
Stunde und Kessel etwa 3764 Pfd. Dampf bei einer
durchschnittlichen Verbrennung von ca. 466 Pfd. Kohlen pro
Stunde, oder, da die Roste 22 Quadratfuß (2,1 Quadratmeter)
Fläche haben, etwa 21 Pfd. Kohlen pro Quadratfuß Rostfläche und Stunde (212 Pfd. pro Quadratmeter). Nach Angabe der
Heizer sollen die drei Meyn'schen
Kessel ungefähr so viel Dampf liefern, wie 1 1/2 alte Kessel,
und in der That ergibt der Betrieb nach Hrn. Vogel's Versuchen für drei Meyn'sche Kessel 5730 Pfd. Dampf pro Stunde; für 1 1/2 alte Kessel
dagegen 5640 Pfd.; selbst bei dem forcirten Betriebe, dem die
Meyn'schen Kessel ausgesetzt
wurden, und bei dem die Ofenthüren glühend wurden, ergaben sich
nur 6513 Pfd. für drei Kessel pro
Stunde, also gleich etwa 1 3/4 alte Kessel.
Bei einiger Kenntniß vom Heizwerthe der Brennstoffe, welcher doch
durch das Eisen verschieden geformter Dampfkessel niemals erhöht
werden kann, mußte es auffallen, daß man mit 1 Pfd. Kohle bis 9
Pfd. Dampf (?) erzeugt habe. Um zu erfahren, wie viel Dampf man
pro Kessel und pro Pfund Kohle zu erzeugen im
Stande ist, ließen wir zunächst einen alten Kessel abblasen, um
bei geöffnetem Sicherheitsventil zu verdampfen, da es leider
nicht möglich war, den Versuch mit offenem Mannloch zu machen.
Bei dem Abblasen zeigte es sich, daß in 10 bis 12 Minuten, in
welcher Zeit der Dampfdruck von 45 Pfd. (3,29 Kilogram, pro Quadratcentimeter) verschwunden
war, mindestens 4 Zoll (105 Millimeter) Wasser, d.h. nach der
Größe des Kessels berechnet, wenigstens 1400 Pfd. Wasser mit aus
dem Kessel herausgerissen waren. Vor dem Abblasen war das
Wasserstandsglas nahezu voll, nachher aber fast leer. Bei den
mit geöffnetem Sicherheitsventile gemachten Versuchen war die
Essenschieberöffnung dieselbe, wie beim gewöhnlichen Betriebe;
die Speisung des Kessels erfolgte aus dem justirten Gefäß; das
Wasser hatte eine Temperatur von 10° C. und Kohlen
gleicher Gattung kamen bei beiden Kesseln zur Anwendung.
1) Der alte Kessel ergab in 2 Stunden 10 Minuten auf 1000 Pfd.
Kohlen 6080 Pfd. Dampf bei durchschnittlichem Druck von 4 Pfd.
(0,29 Kilogram.); pro Kessel und
Stunde also 2806 Pfd. Dampf; pro
Quadratfuß Heizfläche und Stunde 7,015 Pfd. Dampf (70,2 Pfd. pro Quadratmeter), und pro Quadratfuß Rostfläche und Stunde
wurden 21 Pfd. Kohlen verbrannt (pro
Quadratmeter 212 Pfd.) und mit 1 Pfd. Kohle 6,08 Pfd. Dampf
erzeugt; dieß ist gegen die früher erhaltenen Resultate, bei
denen sich eine Verdampfung von 8 Pfd. pro 1 Pfd. Kohle ergab, ein Unterschied von ca. 2 Pfd., welcher aus dem
fortgerissenen Wasser entspringt.
2) Der Meyn'sche Kessel ergab in drei
Stunden auf 1000 Pfd. Kohlen auch 6080 Pfd. Dampf bei
durchschnittlich 12 Pfd. (0,88 Kilogram.) Druck; pro Kessel und Stunde 2025 Pfd.
Dampf; pro Quadratfuß Heizfläche und
Stunde ca. 5 Pfd. Dampf (pro Quadratmeter 50 Pfd.), und
wurden pro Quadratfuß Rostfläche und
Stunde 23,8 Pfd. Kohlen verbrannt (pro Quadratmeter 240 Pfd.) und mit 1 Pfd. Kohle 6,08
Pfd. Wasser verdampft; gegen die früher gemachten Versuche sind
also pro 1 Pfd. Kohle etwa 3 Pfd.
Wasser weniger verdampft, und ist dieser Unterschied ebenfalls
durch mitfortgerissenes Wasser entstanden.
Wie man sieht, ist ziemlich gleichmäßig unter beiden
Vergleichskesseln gefeuert worden, und zwar sind 21 Pfd. Kohlen
pro Quadratfuß Rostfläche und
pro Stunde beim alten Kessel und
23,8 Pfd. Kohlen beim Meyn'schen
Kessel verbraucht; eine gleiche Ausnutzung des Brennmateriales
ist dabei erzielt worden, dargethan durch die bei beiden Kesseln
erzielte übereinstimmende Verdampfung von 6,08 Pfd. mit 1 Pfd.
Kohle. Von einer besonderen Kohlenersparniß von Seiten des Meyn'schen Kessels, der vielleicht
nur sehr schlechten Anlagen gegenüber eintreten kann, ist also
in dieser Fabrik Nichts bemerkbar; fortgerissenes Wasser kann
als Verdampfung nicht angesehen werden.
In quantitativer Leistung steht der Meyn'sche Kessel bei gleicher Heizfläche dem alten
einfachen System ganz erheblich nach, da mit letzterem pro Stunde 780 Pfd. Dampf mehr
erzeugt sind. Dabei ist der Unterschied zu berücksichtigen, daß
man mit den alten Kesseln im Nothfall noch weit höher kommen
kann, wenn man sehr forcirt feuert. Ein in dieser Richtung
angestellter Versuch ergab:
in 3 Stunden 20 Minuten 2000 Pfd. Kohlen verbrannt bei 11,420
Pfd. Dampferzeugung bei geöffnetem Sicherheitsventil und 7 bis 8
Pfd. (0,51 bis 0,58 Kilogram.) Dampfdruck; also pro Stunde und Kessel 3420 Pfd.
Dampf erzeugt; pro Quadratfuß
Rostfläche und Stunde 27,2 Pfd. Kohlen (pro Quadratmeter 272 Pfd.) verbrannt; pro Quadatfuß
Heizfläche und Stunde 8,5 Pfd. Wasser (pro Quadratmeter 85 Pfd.) verdampft, und mit 1 Pfd.
Kohle 5,7 Pfd. Wasser in Dampf verwandelt.
Während es mit dem alten Kessel von 400 Quadratfuß (40
Quadratmeter) Heizfläche immerhin möglich war, bis 600 Pfd.
Kohlen pro
Stunde noch zur Verbrennung zu bringen, hat der forcirteste
Versuch am Meyn'schen Kessel nur 333
Pfd. Kohlen pro Stunde mit einer
Dampfproduction von 2025 Pfd. und mit 5 Pfd. pro Quadratfuß (50 Pfd. pro Quadratmeter) Heizfläche und
Stunde, wie vorstehend angegeben, auszunutzen erlaubt, und bei
diesem Betriebe wurde die Ofenthür bereits rothglühend, obgleich
von außen kalte Luft gegen die Schutzplatte strömte; es fand
dabei eine so starke Ausstrahlung der Hitze statt, daß in einer
Entfernung von 3 Met., von der Ofenthüre ab gemessen, noch
70° R. Temperatur am Thermometer sich zeigten, für den
Heizer ein qualvolles Daseyn. Beim Abbrennen der Kohlen zeigten
sich lange blaue Kohlenoxydflammen, während man vor dem Kessel
beim Athmen die Gegenwart des Kohlenozydgases auffällig gewahren
konnte, was somit kein Zeichen von guter Brennstoffausnützung
seyn konnte. Der Grund zu dieser Erscheinung im Meyn'schen Kessel liegt in der
Construction, welche 3 1/2 Quadratfuß (0,34 Quadratmeter)
Zugquerschnitt zwischen den cannelirten Siederöhren für den
Abzug der ausgedehnten heißen Luft gibt. Der Rost hat dagegen
etwa 6 Quadratfuß (0,59 Quadratmeter) freie Rostfläche für den
Zutritt der kalten Luft. Die Meyn'sche Construction ist eben ohne Rücksicht auf die
natürlichen Erfordernisse der vollkommenen Verbrennung
entstanden, und so darf man sich nicht wundern, gewissermaßen
eine Kohksproductionsanlage an dem complicirten Kessel zu
finden.
(Der Schluß folgt.)