Titel: | Bericht über eine neue Thermosäule von großer Wirksamkeit; mitgetheilt von Dr. A. von Waltenhofen, Professor am deutschen Polytechnicum in Prag. |
Autor: | Adalbert Waltenhofen [GND] |
Fundstelle: | Band 200, Jahrgang 1871, Nr. VII., S. 10 |
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VII.
Bericht über eine neue
Thermosäule von großer Wirksamkeit; mitgetheilt von Dr. A. von
Waltenhofen, Professor am deutschen Polytechnicum in
Prag.
Mit Abbildungen auf Tab. I.
v. Waltenhofen, über Noë's
Thermosäule.
Die Unbequemlichkeiten welche mit der Handhabung
hydro-elektrischer Batterien verbunden sind, haben längst
den Wunsch rege gemacht, dieselben durch
thermo-elektrische Säulen zu ersetzen. Bei der
verhältnißmäßig geringen elektromotorischen Kraft, welche bei
thermo-elektrischen Erregungen zu Tage tritt, würde
allerdings eine sehr große Anzahl von Thermo-Elementen
erforderlich seyn, um für eine vielelementige
hydro-elektrische Batterie Ersatz zu leisten. Aber selbst
die Versuche, diesen Ersatz in kleinerem Maaßstabe zu
bewerkstelligen, und Thermosäulen zu construiren welche
wenigstens bei Versuchen im Kleinen, namentlich bei vielen
Vorlesungs-Experimenten, eine geringe Anzahl galvanischer
Ketten zu ersetzen im Stande wären, haben bisher nicht zu dem
erwünschten Ziele geführt.
Ein bedeutender Fortschritt in dieser Richtung ist zwar durch die
Erfindung der Marcus'schen
Thermosäule (1864) geschehen.
In der That hat diese aus sehr wirksamen und starke Erhitzung
vertragenden Legirungen zusammengesetzte Säule das bis dahin von
Thermosäulen Geleistete weit übertroffen; es zeigte sich aber
leider sehr bald, daß sie dessenungeachtet den Anfangs gehegten
Erwartungen nicht entsprechen kann, und zwar aus folgenden
Gründen:
Für's Erste bedingt die außerordentliche Zerbrechlichkeit der
elektro-positiven (in allen Beschreibungen irrthümlich
als „negativ“ bezeichneten) LegirungErhitzt man die Contactstelle der Legirungen eines
Elementes, so geht der Strom von dem Alpacca (Argentan)
durch die erhitzte Berührungsstelle zur spröden (aus
Antimon und Zink bestehenden) Legirung. Letztere verhält
sich daher bezüglich der Stromrichtung zur ersteren wie
Antimon zu Wismuth und muß daher nach dem üblichen
Sprachgebrauche positiv
genannt werden. eine sehr geringe Dauerhaftigkeit und Transportfähigkeit
der Säule, und für's Zweite habe ich die (wie ich höre auch von
anderen Physikern bestätigt gefundene) Wahrnehmung gemacht, daß
deren Brauchbarkeit in Folge einer fortwährenden (auf eine
moleculare Veränderung hindeutenden) Zunahme des inneren
Widerstandes mit der Zeit immer abnimmt.Ich habe bei einer 50elementigen Thermosäule dieser Art
im Laufe der Zeit eine Widerstandszunahme von 1,1 bis
5,7 Siemens-Einheiten
beobachtet, während die elektromotorische Kraft
ebenfalls eine, jedoch kaum merkliche Zunahme
zeigte.
Desto erfreulicher ist es mir, von einer Thermosäule berichten zu
können, welche nicht nur an Wirksamkeit die Marcus'sche Säule noch weit
übertrifft, sondern auch größere Dauerhaftigkeit verspricht und
überdieß weniger kostspielig ist.
Weitere Vorzüge der neuen Säule bestehen darin, daß dieselbe nach
Belieben auch ohne nasse Kühlung – nämlich mit einer
sogenannten Luftkühlung – eingerichtet ist, was deren
Handhabung viel bequemer und weniger umständlich macht, und daß
die Kleinheit der Elemente bei gleicher Zahl ein viel kleineres
Volumen und Gewicht bedingt.
Der Erfinder, Herr Franz Noë in
Wien, dessen thermo-elektrische Versuche ich seit einer
Reihe von Jahren zu verfolgen Gelegenheit hatte, hat mir sowohl
einzelne Elemente als auch eine aus 72 Elementen bestehende, für
Gasheizung und Luftkühlung eingerichtete Säule, deren Wirkungen
weiter unten erörtert werden sollen, nebst nachstehender
Beschreibung übersendet.
Das Element (Figur
1) ist aus zwei Metalllegirungen gebildet, von denen
die als negatives Metall dienende dem Neusilber ähnlich und in
Drahtform ausgezogen, die positive durch Guß hergestellt und
sehr spröde ist.
Der Schmelzpunkt der letzteren liegt etwas tiefer als jener des
Antimons.
(Der Kürze wegen werden für beide Metalle die Zeichen + M und – M gewählt.)
Die Form des + M ist ebenfalls die
cylindrische und liegt die Längenachse beider M in einer Geraden. Da das + M ein so schlechter Wärmeleiter
ist, daß es an der von einer Stichflamme getroffenen Stelle
alsbald in Fluß geräth, so ist an dem Elemente die Einrichtung
getroffen, daß die Heizflamme nicht direct auf die
Contactstelle, sondern auf einen kurzen hohlen Kupfercylinder
(H) wirke, welcher über – M hart an + M geschoben ist. Durch diese
Einrichtung ist zugleich dem Durchbrennen des – M vorgebeugt und wird auch
das zur Erzielung des günstigsten Effectes nothwendige
gleichmäßige Fortschreiten der Wärme von der Heizstelle aus in
beiderseits achsealer Richtung vermittelt.
Der genaue Contact beider M auch bei
der stärksten Erhitzung ist dadurch gesichert, daß das zu einem
Knopfe verdickte Ende des – M
sich im Inneren des + M
eingeschmolzen befindet.
Die Querschnitte beider M sind so
bemessen, daß selbst bei der bis zur hellen
Gluth getriebenen Erhitzung des H
ein Abschmelzen des + M nicht
eintreten kann.Nach der neuesten Construction ist an jedem Elemente ein
durchbohrtes Glimmerplättchen über den Heizkolben bis
dicht an das positive Stäbchen angeschoben. Auf diese
Art befindet sich die Feuerlinie zwischen zwei Reihen
von Glimmerplättchen, welche nicht nur den Stäbchen der
positiven Legirung zum Schutze dienen, sondern auch,
indem sie eine Art Zugcanal bilden, eine gleichförmigere
und intensivere Wirkung der Flämmchen herbeiführen.W.
Um die Elemente in bequemer und zweckentsprechender Weise zu
einer Säule zusammensetzen zu können, ist an denselben noch
folgende Einrichtung getroffen:
An der Basis des + M ist ein
kupfernes Blöckchen (A), an dem
freien Ende des – M aber ein
federnder Metallbügel (B, C)
angelöthet, welch' letzterer die Bestimmung hat, der Ausdehnung
und Zusammenziehung des Elementes in den verschiedenen
Temperaturen denjenigen Spielraum zu gewähren, welcher nöthig
ist, um die bei der Sprödigkeit des +
M sonst mögliche Sprengung des Zusammenhanges an der
Contactstelle hintanzuhalten.
Die Figur
1 verdeutlicht die Art der Aufstellung des Elementes
in der Säule. Das Kupferblöckchen A
und das Bügel-Ende C sind
nämlich auf den Enden zweier einander gegenüberstehenden
Streifen dicken Kupferbleches (K)
aufgelöthet, welche die aus dem Elemente aufgenommene Wärme
entweder in ein Gefäß mit Kühlwasser ableiten oder sie an die
Luft abgeben können. In dem letzteren Falle sind, um eine
hinreichend große Oberfläche zu erzielen, an die dicken
Kupferstreifen K noch breite
Streifen dünnen Kupferbleches (K')
angelöthet; diese letzteren sind winkelförmig nach auswärts
gebogen, um an Raum für die gedrängtere Anordnung der
Säulenbestandtheile zu sparen.
An der Säule sind die Wärmeableiter K
auf einem isolirenden Gestelle in zwei einander
gegenüberstehenden Reihen so befestigt, daß bei dem Auflöthen
der Elemente die mittelsten Querschnitte der Heizcylinder (H) in eine lothrechte Ebene zu
liegen kommen. (Siehe das Schema Fig.
2). Die Heizung geschieht durch eine gemeinschaftliche
Lampe mit gerader Feuerlinie.
Als Heizmaterial kann entweder Spiritus oder Leuchtgas angewendet
werden.
Die Spirituslampe (Fig.
3) hat folgende Einrichtung: In der Mitte eines weiten,
Kühlwasser enthaltenden Blechgefäßes (G) befindet sich ein enges spaltförmiges Gefäß (B), welches als Brenner dient und
den aus mehreren Lagen Fließpapier bestehenden Docht enthält. In
diesen Brenner gelangt der Spiritus durch das
Communicationsrohr (C) aus dem
außerhalb des Kühlgefäßes angebrachten Reservoir (D), worin der Spiritus mittelst der
Niveau-Flasche (E) auf
gleichem Stande erhalten wird. Da der Brenner bis nahe an den
oberen Rand überall von Kühlwasser umspült ist, so bleibt die
Erhitzung der Wände des Brenners auf ein bestimmtes Maaß
beschränkt, und ist daher auch die Größe der Spiritusflamme eine
constante, wofern nur die Temperatur des Kühlwassers nicht
erheblich steigt. Die Gleichmäßigkeit der Kühlung wird
selbstverständlich am zweckmäßigsten durch Eisstücke erzielt; es
kann dieß aber auch durch einen Strom kühlen Wassers erreicht
werden. Für diesen Fall ist durch Anbringung einer Abflußrinne
an dem obersten Rande des Kühlgefäßes G vorgedacht. Wird das zuströmende Wasser (mittelst
eines Trichters) auf den Boden des Kühlgefäßes geleitet, so ist
das an der Oberfläche gesammelte warme Wasser genöthigt, durch
jene Rinne abzufließen.
Bei den für Spiritus-Heizung eingerichteten Säulen tauchen
auch die kupfernen Wärmeabieiter in das Kühlgefäß G. Diese Ableiter sind nämlich auf
der unteren Fläche eines steifen hölzernen Rahmens befestigt und
nach abwärts gebogen. Der Rahmen steht nicht in unzertrennlicher
Verbindung mit der Lampe, sondern wird von vier in den Ecken
angebrachten Füßen getragen, so daß die Säule ein für sich
bestehendes Ganzes bildet und mit aller Bequemlichkeit in das
Kühlgefäß gestellt oder aus demselben gehoben werden kann. Die
in das Kühlwasser tauchenden Enden der Wärmeabieiter sind mit
Firniß überzogen, um Nebenschließungen des Stromes durch das
Kühlwasser hindurch hintanzuhalten. Figur
4 Versinnlicht den Querschnitt einer Säule mit
Spiritusheizung. G bedeutet das
Kühlgefäß, die punktirte Linie WW das Niveau des Kühlwassers, B den Brenner, R die
Querschnitte der Langseiten des Rahmens, F, F die Stellfüße, + M
– M das Element, K,
K die Wärmeableiter.
Die Gaslampe (Fig.
5) beruht auf dem Principe der vorgängigen Mischung des
Leuchtgases mit atmosphärischer Luft und hat folgende
Einrichtung:
Aus dem Firste eines dachförmigen, unten offenen Blechmantels A ragt eine Reihe senkrecht
stehender Messingröhrchen hervor. (Die Anzahl und Stellung der
Röhrchen entspricht jener der Elemente.) Im Inneren des
Blechmantels, gerade unter der Röhrchenreihe, liegt das Gasrohr
(C), welches an den der Achse
eines jeden Röhrchens entsprechenden Stellen je eine
Ausströmungsöffnung enthält. Jedes Röhrchen wird somit für sich
abgesondert gespeist und stellt eine Art Bunsen-Brenner dar. (Die
Lampe ist auf einem tragbaren Bretchen (B) befestigt, in dessen Ecken Stellschrauben behufs
beliebiger Hebung und Senkung der Lampe angebracht sind.)
Die zur Heizung mit Leuchtgas bestimmten Säulen (Fig.
6) sind auf die früher schon beschriebene Luftkühlung eingerichtet. Bei
denselben besteht das Gestell wesentlich aus einem als
Grundplatte dienenden steifen Brete (B), in welchem der Länge nach zwei parallel und
senkrecht stehende Bretchen (C)
eingesalzt sind. Diese beiden Wände sind an den Enden durch
starke in die Grundplatte eingezapfte und überdieß an der oberen
Kante paarweise durch eiserne Spangen (E) verbundene Streben (D)
gestützt. Die Wärmeableiter (K) sind
in ihrem horizontalen Theile auf der oberen Kante der
bezeichneten senkrechten Wände (C)
und mit dem Ende ihres abwärts gerichteten Theiles an die
Seitenkanten der Grundplatte festgenagelt, woraus eine weitere
ausgiebige Versteifung des Gestelles resultirt. L deutet die Stellung der Lampe an.
Bei dem Anfassen der Säule dienen die Spangen (E) als Handhaben.
Die größeren Säulen besitzen eine pachytropische Einrichtung
(Fig.
7), mittelst welcher die Elemente zu 1, 2 und 4 combinirt
werden können und die in Folgendem besteht. Die Elemente sind
auf dem gemeinschaftlichen Gestelle in 4 gleichzählige Serien so
abgetheilt, daß jede derselben für sich eine kleinere Säule
bildet; jeder der hiermit gegebenen 8 Pole ist leitend mit einer
aus federndem Kupferdraht gebildeten Klemme verbunden; die
beiden äußersten Pole überdieß auch mit den Säulenpolen.
Die Verbindung der Klemmen unter einander geschieht jeweilig
mittelst kupferner Bügel, deren Zinken in die Klemmen
eingezwängt werden.
Bezeichnet man die Klemmen mit den Zahlen 1 bis 8, von denen die
geraden die + Pole, die ungeraden die – Pole angeben, so
müssen
für
die
Kombination
zu
1 die
Klemmen
(2, 3),
(4, 5),
(6, 7)
„
„
„
„
2 „
„
(1, 3),
(2, 4, 5, 7),
(6, 8)
„
„
„
„
4 „
„
(1, 3, 5, 7)
(2,
4, 6, 8).
leitend verbunden werden.
Damit dieß leicht geschehen könne, sind die Klemmen in einer
geraden Zeile an einer Holzleiste (B) so befestigt, daß die Zinken gleich gerichtet sind und
auf diese Art eine Art Kamm mit 16 paarweise convergirenden
Zähnen gebildet wird.
Die zur Verbindung der Klemmen nach dem angegebenen
Zahlen-Schema erforderlichen Bügel sind – für jede
der drei Combinationsweisen abgesondert – in einer
Holzleiste (A, B, C) so eingefügt,
daß die herausragenden Zinken ebenfalls in einer Reihe stehen
und auf diese Art ein Kamm entsteht, dessen Zähne in die
Klemmenreihe passen. Durch diese Anordnung ist es ermöglicht, die
für jede der drei Combinationsweisen nöthigen Bügel allemal mit
Einem Griffe in die Klemmen einzuschalten.
Der Bequemlichkeit wegen sind übrigens diese 3 Verbindungsleisten
(A, B, C) zu einem einzigen
Körper verbunden, welcher in seiner äußeren Form ein
dreiseitiges, an den Längenkanten mit je 8 normal stehenden
Stiften besetztes Prisma darstellt. (In der für die Combination
zu 1 bestimmten Stiften-Reihe steht der 1. und der 8.
blind und sind beide nur darum vorhanden, um die richtige
Einschaltung der übrigen 6 Stifte zu leiten.) Fig. 8
gibt eine perspectivische Ansicht eines solchen
„Schlüssels.“ In Figur
6 ist durch P die Stellung
des Pachytropes an der Säule angedeutet.
Soweit die Beschreibung des Erfinders. – Zur Erprobung der
Wirksamkeit der Säule habe ich zunächst einzelne Elemente in
Bezug auf elektromotorische Kraft und Widerstand untersucht.
Sechs Messungen an fünf verschiedenen Elementen nach der Ohm'schen Methode mittelst einer Siemens'schen Tangentenbussole
ausgeführt, gaben für die elektromotorische Kraft e eines Elementes Zahlenwerthe von
e = 1,24 bis e = 1,36, welcher letztere Werth
durch Erhitzen des Heizkolbens bis zum Hellrothglühen erreicht
wurde, wobei zugleich ein Ausschmelzen kleiner Metallperlen an
der Fuge zwischen dem positiven Metall und dem Heizkolben
eintrat, während bei den anderen Versuchen nur ein kaum
bemerkbares schwaches Glühen (theils mit, theils ohne Austreten
von Metallperlen) stattfand. Diese Zahlen beziehen sich auf die
Jacobi-Siemens'schen
Einheiten, nach welchen ich die elektromotorische Kraft eines
Daniell'schen Elementes D = 12 gefunden habe. Hieraus ergibt
sich, daß 9 bis 10 (genauer 9,23) Noë'sche Elemente die elektromotorische Kraft
eines Daniell'schen ersetzen, während
hierzu von den Marcus'schen Elementen
nach Stefan
Sitzungsberichte der Wiener Akademie, Bd. LI, Abtheil. 3,
S. 261 und 281. 18 erforderlich sind, wenn man die stärkste zulässige
Erhitzung (bis zum Ausschmelzen von Metallperlen) anwendet.
Allerdings kann man bei einer vielelementigen Säule nicht darauf
rechnen, jedes Element auf seine volle elektromotorische Kraft
e = 1,3 zu erhitzen, wenn man
nicht eine stellenweise Ueberhitzung riskiren will. Daß man aber
auch bei normaler Heizung einer vielementigen Säule auf die
elektromotorische Kraft 1 per
Element rechnen kann, was im Vergleiche mit der Marcus-Säule, welche unter
gleichen Umständen nach meinen Versuchen auch nur höchstens 1/20
Daniell
per Element liefert, noch immer
einen Gewinn von wenigstens 66 Proc. an
elektromotorischer Kraft bei gleicher Elementezahl ergibt, haben
meine nachstehenden Versuche außer Zweifel gestellt.
Die untersuchte Säule besteht aus 72 Elementen, welche in 4
Gruppen von je 18 Elementen getheilt sind und mittelst des oben
beschriebenen Pachytropes so verbunden werden können, daß
folgende Combinationen entstehen:
I. vier einfache
Gruppen,
II. zwei doppelte Gruppen,
IV. eine vierfache Gruppe.
Diese Säule gab an einer Siemens'schen
Tangentenbussole, deren Reductionsfactor für chemisches Maaß am
Beobachtungsorte = 40 war, die in nachstehender Tabelle
verzeichneten Ablenkungen bei den angegebenen
Schließungswiderständen, woraus sich für die drei Combinationen
I, II und IV die entsprechenden elektromotorischen Kräfte E und Widerstände U der Säule ergeben.
Combination
Schließungs-Widerstand
Ablenkung
ElektromotorischeKraftder Säule
Widerstandder Säule
I
1,054–––––––––––6,054
19° 51'–––––––––10° 12'
71,74
3,91
II
1,054–––––––––––6,054
24° 9'––––––––– 7° 21'
36,22
0,96
IV
1,054–––––––––––6,054
19° 14'––––––––– 4°
5'
17,95
0,23
Hieraus ist ersichtlich, daß in jeder Combination die
elektromotorische Kraft = 1 per
Element wirksam war.
Was den Widerstand eines einzelnen Elementes betrifft, so ergibt
sich derselbe aus allen drei Versuchsreihen übereinstimmend u = 0,05; nämlich
aus
I
mittelst der Gleichung
72 u
= 3,91,
„
II
„
„
„
36/2 u
= 0,96,
„
IV
„
„
„
18/4 u
= 0,23.
Diese Daten ermöglichen die Berechnung des Effectes der
Thermosäule oder einzelner Elemente für jeden Fall nach Maßgabe
des dabei einzuschaltenden äußeren Widerstandes.
Eine Angabe, wie viele galvanische Elemente von bestimmter
Gattung durch eine solche Thermosäule von bestimmter
Elementezahl ersetzt werden, ist im Allgemeinen nicht möglich,
weil die inneren Widerstände galvanischer Elemente zu
verschieden sind.
Constante Kohlenzinkelemente mit concentrirter Salpetersäure und
auf etwa 1/10 verdünnter Schwefelsäure haben eine
elektromotorische Kraft = 20 und bei sehr guter Beschaffenheit
der Thonzellen auch einen verhältnißmäßig sehr geringen
Widerstand, bei Elementen mittlerer Größe etwa 0,3 und manchmal
auch darunter.
Ist der äußere Widerstand groß, so daß es auf den Widerstand der
Stromquelle nicht ankommt, so werden also circa 20 Noë'sche
Elemente ein Bunsen'sches ersetzen;
zeigt sich ein gleicher Effect nicht, so ist dieß nicht etwa
einer geringeren elektromotorischen Kraft der Noë'schen Elemente, sondern
lediglich dem Umstande zuzuschreiben, daß bei kleinem äußeren
Widerstande der innere Widerstand (der Stromquelle) nicht mehr
gleichgültig ist und daher – weil 20 Noë'sche Elemente einen
größeren Widerstand haben als 1 Bunsen'sches – das letztere stärker wirken muß.
– Dem läßt sich aber, wenn man eine größere Säule hat,
durch entsprechende Kombination mittelst des Pachytropes
abhelfen. Nimmt man z.B. bei einer 80elementigen Noë'schen Säule Combination IV
(zu einer vierfachen Gruppe von 20 Elementen), deren Widerstand
dann nur 0,25 seyn wird, so wird dieselbe auch bei sehr kleinem
äußeren Widerstande die Wirkung eines Bunsen'schen Elementes übertreffen, und andererseits
wird bei großem äußeren Widerstände Combination I angezeigt seyn
und in diesem Falle eine Wirkung von vier Bunsen'schen Elementen ausüben.
Wollte man die elektromotorische Kraft auch nur eines einzigen
Noë'schen Elementes durch
eine gewöhnliche Wismuth-Antimon-Thermosäule (von
0° C. und 100° C. Löthstellen-Temperatur)
ersetzen, so würden ungefähr 11 solche Elemente dazu
erforderlich seyn, indem nach meinen Versuchen mit
mehrelementigen Wismuth-Antimon-Thermosäulen bei
obiger Temperaturdifferenz die durchschnittliche
elektromotorische Kraft eines solchen Elementes selten über 0,09
hinausgeht.Eine andere directe Bestimmung dieser elektromotorischen
Kraft nach einem absoluten Maaße liegt meines Wissens
nicht vor; doch habe ich aus den Bestimmungen von Matthiessen und Wheatstone einerseits und aus
jenen von Matthiessen und Pouillet andererseits
– indem ich dabei die von J. Regnauld und Poggendorff beziehungsweise
für das Wheatstone'sche und
das Wollaston'sche Element
angegebenen Verhältnisse zum Daniell'schen benutzte – die
elektromotorische Kraft eines
Wismuth-Antimon-Elementes gerechnet und
dafür einerseits den Werth = 0,129 und andererseits =
0,108 gefunden.
In der That kann man schon mit einem einzigen Noë'schen Elemente
überraschende Effecte, z.B. mittelst eines geeigneten
Inductionsapparates, dessen Unterbrecher (Blitzrad) man mit der
Hand bewegt, bedeutende physiologische Wirkungen erzielen.
Meine 72 elementige Säule bringt mit Combination I sehr lebhafte
Wasserzersetzung hervor, setzt mit Combination II Ruhmkorff'sche Apparate mittlerer
Größe in Thätigkeit und erzeugt mit Combination IV (bei
Anwendung von Spiralen aus dickem Drahte) sehr starke
Elektromagnete.
Eine solche Säule gewährt daher die Bequemlichkeit –
namentlich bei Vorlesungsversuchen – in vielen Fällen die
galvanischen Elemente entbehrlich zu machen.
Zugleich ist die Noë'sche
Thermosäule nicht nur viel wirksamer, sondern auch entschieden
von größerer Dauerhaftigkeit als die Marcus'sche. Dafür spricht schon ihre bessere
Transportfähigkeit in Folge der immerhin bedeutend geringeren
Zerbrechlichkeit der dabei verwendeten positiven Legirung, und
andererseits der Umstand daß ich an derselben nach häufigem
Gebrauche noch keine Wirkungsabnahme – wie bei der Marcus'schen – wahrgenommen
habe.
Ein Versuch über den Gasbedarf meiner 72elementigen Noë'schen Säule ergab bei
voller Wirkung einen Verbrauch von 14 Kubikfuß per Stunde, was ungefähr der
Konsumtion von drei gewöhnlichen Straßenflammen (zu je fünf
Kubikfuß gerechnet) nahe kommt. Hinsichtlich des Preises muß ich
nähere Angaben dem Erfinder (Wien, Fünfhaus, Tellgasse 12)
überlassen. Wenn ich aber beispielsweise anführe, daß meine
mehrfach erwähnte Noë'sche
Säule 40 Gulden gekostet hat, so geht schon daraus hervor, daß
diese Thermosäulen nicht nur die wirksamsten, sondern auch die
billigsten sind.
Nachschrift. Nachdem der vorstehende
Aufsatz bereits geschlossen war, habe ich mich durch wiederholte
Versuche überzeugt, daß die neue Thermosäule – bei
entsprechender Einstellung und Regulirung der Feuerlinie
– ohne Schaden eine stärkere Erhitzung verträgt, als
diejenige war, bei welcher die in obiger Tabelle
zusammengestellten mit den Combinationen I, II und IV erzielten
Resultate gewonnen wurden. Ich erhielt auf diese Art
beträchtlich höhere Werthe für die elektromotorische Kraft der
Säule und zwar, was sehr bemerkenswerth
ist, ohne gleichzeitige Vergrößerung des Widerstandes,
wie nachstehende Tabelle zeigt. In derselben sind die Werthe für
elektromotorische Kraft und Widerstand der Säulen –
Kombinationen beziehungsweise mit E
und U und die auf ein Element
entfallenden Durchschnittswerthe dieser
Größen mit e und u bezeichnet, und beziehen sich alle
Zahlen auf die bereits angegebenen Einheiten.
Combination
Schließungs-Widerstand
Ablenkung
E
U
e
u
I
1,054–––––––––––6,054
23°
0'–––––––––11° 48'
82,27
3,79
1,14
0,054
II
1,054–––––––––––6,054
26° 48'––––––––– 8° 18'
41,02
0,98
1,14
0,054
IV
1,054–––––––––––3,054
21° 30'––––––––– 8° 48'
20,40
0,24
1,13
0,053
Bei diesen Versuchen kam die durchschnittliche elektromotorische
Kraft eines Elementes dem bei separater Heizung eines Elementes
erreichbaren Werthe (1, 3) noch näher und stellt sich sonach die
Gesammtleistung der neuen Säule noch günstiger heraus, als im
vorstehenden Aufsatze aus einer anderen Versuchsreihe gefolgert
wurde.