Titel: | Blechlochmaschine von G. Grillo, Ingenieur in Wien. |
Fundstelle: | Band 199, Jahrgang 1871, Nr. CXVII., S. 439 |
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CXVII.
Blechlochmaschine von G. Grillo, Ingenieur in Wien.
Aus der deutschen Industriezeitung, 1871, Nr.
1.
Mit Abbildungen auf Tab.
XI.
Grillo's Blechlochmaschine.
Der Zweck dieser Maschine ist, Blechtafeln von verschiedener Größe und verschiedener
Stärke gleichförmig zu lochen, und zwar so, daß die Löcher in beliebiger Größe und
Form, sowie in beliebigen Entfernungen hergestellt werden können. Die Lochung soll
aber auch geschehen, ohne daß menschliche Hülfe in Anwendung kommt; die Maschine
macht somit jede beliebige Tafel für die verschiedensten Lochungen von Anfang bis zu
Ende fertig.
Früher wendete man zu diesem Zwecke Bohrer an, später auch Stoßmaschinen; jedoch war
es bis jetzt nothwendig, daß Menschenhand die Tafel mit bewegen mußte. Daraus ist
erklärlich, daß derartig gelochtes Blech sehr theuer bezahlt wird; die hier
beschriebene Maschine stößt dagegen mehrere Löcher auf einmal, arbeitet schnell und
eine Person kann mehrere derartige Maschinen bedienen, so daß also die Herstellung
der gelochten Bleche durch diese Maschine beträchtlich billiger wird.
Der Verbrauch siebförmig gelochter Bleche ist jetzt schon ein ziemlich mannichfacher,
in Bierbrauereien für Malzdarrbleche, für Gersteputzmaschinen, für Bodenbleche der
Maischmaschinen, in Bergwerken und Hütten zu Waschtrommeln und zum Sortiren der
Erze, zum Sortiren körniger Kohlen, in Papierfabriken für
Hadern-Kochapparate, für Hadern-Staubmaschinen, für die inneren
Trommeln der Centrifugen, in Mahl- und Oelmühlen, sowie in Zuckerfabriken für
die Schlammpresse, für Böden in den Oelpressen, für Getreidereinigungsmaschinen, für
Mahlcylinder u.s.w.; außerdem werden viele Reibebleiche in Mühlen und Zuckerfabriken
verwendet, welche ebenfalls auf dieser Maschine gemacht werden können.
Fig. 1 ist die
Vorderansicht der Maschine nach der Breite der Bleche; Fig. 2 die Seitenansicht
nach der Länge der Bleche; Fig. 3 zeigt die
Stempelconstruction.
Die zwei Ständer A an beiden Seiten der Maschine, Fig. 1 und 2, tragen das
Ganze; sie sind durch eine obere Traverse B und eine
untere Traverse B¹ fest verbunden. Beide
Traversen sind an jedem Ende mit zwei Schrauben 26 mit den Ständern A verschraubt. Die obere Traverse
B trägt zwei Lagerböcke C,
welche mit den Lagern der Seitenständer A harmoniren und
die Antriebswelle c aufnehmen. Die Lagerböcke sind
mittelst der Schrauben 27 solid befestigt. Diese Traverse B trägt außerdem die zwei Führungssäulen o,
welche mit eigenem Gewinde eingeschraubt sind, und dann die zwei angegossenen Augen
p, die als Drehpunkte dienen. In der Mitte der
Traverse ist die Führung des Piston h angegossen und
genau ausgebohrt.
Die untere Traverse B' trägt in der Mitte auf einem hohen
Aufguß q den Formenstempel F
(Fig. 3b und 3c), welcher durch drei Stellschrauben 28 gegen den oberen
Formenstempel i (Fig. 3a) genau concentrisch gerichtet werden kann. Durch die Höhlung
des Formenstempels F und des Traversen-Aufgusses
q fallen die durchgestoßenen Blechstückchen zu
Boden. Außerdem trägt die untere Traverse B' auf jeder
Seite, also nach Fig. 1, rechts und links, je eine Schiene g,
welche mittelst der Schrauben 29 befestigt sind. Fest verbunden mit den beiden
Seitenständern A sind noch die zwei Traversen 25, welche
wie die Schiene g ebenfalls schwalbenschwanzförmig
gehobelt sind und an jedem Ende mittelst der Schrauben 30 angezogen werden. In der
Mitte der unteren Traverse B' ist seitwärts ein Lager
r befestigt, welches in Gemeinschaft mit den an die
Seitenständer A angegossenen Büchsen s₁ die Welle n
trägt.
Um zu zeigen, wie die Bleche gelocht werden, ist in Fig. 4 ein Theil einer
gelochten Tafel in verjüngtem Maaßstab dargestellt. Die Löcher sind so gezeichnet,
wie sie z.B. bei den Platten der Schlammpressen in Zuckerfabriken vorkommen. Es kann
entweder einfach gelocht werden, wobei mit jedem Stoß nur
Ein Loch gestoßen wird, also hier z.B. Loch 1 bis 36, worauf die Maschine die
Blechtafel auf 37 rückt und dann von hier bis Nr. 72 gelocht wird, hierauf auf 73
gelocht wird etc. Diese Art des Lochens soll aber nur bei größeren Löchern
angewendet werden. Oder man nimmt, um schneller zu arbeiten, z.B. gleich 2 oder 4
Löcher, hier z.B. 1 und 72 oder 1, 2, 71, 72. Bei schwächeren Blechen können noch
mehr Löcher mit einem Stoß erzeugt werden. Das Vorschieben der Blechtafeln muß dann
natürlich entsprechend geändert werden.
Die Bewegung der Maschine ist folgende. Die Antriebswelle c, auf der zwei Schwungräder b sitzen, erhält
ihre Bewegung mittelst der Riemenscheiben a, a', von
denen letztere leer läuft, um ein schnelles Ab- und Anstellen der Maschine zu
bewirken. Auf der Mitte der Welle c ist ein Excenter E mit Excenterring J
aufgekeilt, welcher abwärts das Gelenk k trägt, das
wieder mit der Stellschraube L verbunden ist. An diese Stellschraube wird
der Piston h aufgeschraubt, so daß er das Blech genau
durchstößt; unten ist der Piston h ausgebohrt, um dort
den Formenstempel i (Fig. 3a) aufzunehmen. Dieser Formenstempel i wird durch die Bewegung des erwähnten Excenters E mit seinen eingesetzten Stahlzapfen in die untere genau passende Form
gedrückt und so das Loch gestoßen.
Die Blechtafeln, in Fig. 1 und 2 mit t bezeichnet und zu 30 Zoll im Quadrat angenommen,
werden in den Rahmen d gelegt und mittelst der Leisten
u festgehalten. Der Rahmen d liegt mit Lappen auf den Schienen e (Fig. 1 u. 2), auf denen
er seitlich hin- und hergeschoben werden kann. Die Schienen e werden durch zwei gezahnte Stangen f (Fig. 1) genau
zusammengehalten und nach Fig. 1 vor- und
rückwärts bewegt. Man sieht, daß diese Schienen e
selbst, in denen der Rahmen d gleitet, auf den
Schienenträgern g aufliegen und darauf gleiten In Fig. 1 gleitet
also der Rahmen d in den Schienen e nach rechts und links, und mit den Schienen e auf der Schiene g nach vorn und hinten.
Diese Bewegungen werden auf folgende Weise hervorgebracht. Auf der Antriebswelle c befinden sich zwei Excenter G; diese bestehen jedes aus einem Muff 16, an welchen ein stellbares
Excenter angeschraubt ist, um welches sich wieder der Excenterring dreht. In dem
unteren Excenterring ist die Zugstange 31 befestigt; diese bewegt den Kopf 32, der
auf der Säule o auf- und niedergleitet; an dem
Kopfe 31 hängen die Hebel 1 und 2. Bei 5 ist ein Drehpunkt mit Zapfen, der durch die
Traverse B und die angegossenen Augen p geht. An dem Zapfen 5 ist der Hebel 3 befestigt, der
durch Gelenk mit dem Sperrhebel 4 verbunden ist. Bewegen sich also in Fig. 1 die
beiden Excenter G, so bewegen sich die beiden Sperrhebel
4, von denen der zweite hinter der Traverse liegt, nach rechts und links. Jeder der
zwei Sperrhebel greift in eine gezahnte Stange k; die
Zähne dieser beiden Stangen sind entgegengesetzt gerichtet, die der einen nach
rechts, die der anderen nach links. Die Zahnstange k
vorn in Fig. 1
wird nach rechts, die hintere dagegen nach links gestoßen. Der Stoß der Sperrhebel
erfolgt erst dann, wenn das Blech schon durchgestoßen ist und der obere
Formenstempel i dasselbe verlassen hat. Die beiden
gezahnten Stangen k sind auf den Rahmen l aufgeschraubt, der natürlich mit hin- und
hergehen muß; dieser Rahmen gleitet aber auch, wie schon erwähnt, auf zwei Schienen
25. Der Rahmen l hat rechts und links Lappen m, welche bei seiner Bewegung den Rahmen d, der die Blechtafel t
trägt und in den Schienen e gleitet, ebenfalls mit nach
rechts und links bewegen. Um das pünktliche Wechseln der Bewegung des Rahmens hervorzubringen,
dient folgende Vorrichtung. An den beiden Enden der Antriebswelle c befinden sich noch zwei Excenter H, welche ebenso wie die beiden Excenter G construirt sind, und zwar so, daß durch Verstellung
der Ringscheibe 15 der Hub nach Belieben geändert werden kann. Die Excenter bewegen
die Zugstangen 6 und durch Gelenkverbindung die Stangen 7, welche durch die an die
Ständer A geschraubten Führungslager 35 eine gerade
Führung erhalten. Diese Stangen 7 tragen stellbare Bügel 17, in deren Auge wieder
eine Zugstange befestigt ist. Diese Zugstange 18 hat einen Schlitz, in welchen sich
in dem Augenblicke wo der Rahmen l und der Rahmen d auf den letzten Punkt, also bis nahe zum Ständer A gelangt sind, ein Zapfen 19 steckt, welcher sofort
durch die Bewegung des Excenters in die Stellung nach oben gehoben wird. In Fig. 1 bemerkt
man an dem Rahmen l zwei Fixdrehpunkte 20, einen rechts
und einen links; daran sitzen die Zapfen 19, von denen einer nach oben, der andere
nach unten steht. Auf dem Fixdrehpunkte 20 sitzt noch ein zweiter kleiner Hebel 22,
der in seinem Drehpunkt die zwei Stangen 21 trägt. Durch diese Stangen 21 wird die
Bewegung der Drehpunkte 20 einander mitgetheilt, so daß sie sich gleichmäßig
bewegen. Auf diesem Drehpunkte 20 sind nun noch zwei Hebel jederseits angebracht,
bezeichnet mit 36. Diese Hebel tragen in zwei Drehpunkten je eine eiserne Traverse
23, durch welche sie mit einander verbunden werden und von denen die eine höher
liegt als die andere.
Es trägt auch jeder der beiden Sperrhebel 4 an der Seite eine kleine Rolle 24. Diese
zwei Rollen laufen auf den beiden Traversen 23. Die eine Traverse ist gehoben, also
auch die eine Rolle, folglich auch der Sperrhebel 4, mithin ist dieser aus dem
Eingriffe in die Zahnstange k gehoben und wirkt daher
nicht; in Fig.
1 ist dieß der hintere Hebel. Mittelst der Zapfen 19, die nun abwechselnd,
sobald sie an die Ständer A geschoben sind, gehoben
werden, werden die Sperrhaken aus- und eingehoben und dieses bewirkt somit
den regelmäßigen Gang des Rechts- und Linkswechsels.
Durch die Auf- und Niederbewegung der Stange 7 (Fig. 1 und 2) wird auch der
Sperrhakenkopf 8 (Fig. 2) mit auf- und abbewegt. Bei der continuirlichen Bewegung
ist der Sperrhakenkopf 8 durch eine Feder ausgerückt; er greift also noch nicht ein.
Wird aber der Rahmen d z.B. nach links gestoßen und ist
fast bis zum Seitenständer A gelangt, so stößt die
Schraube 27 des Rahmens d (Fig. 1) an den Federkopf
38 (Fig. 2);
dieser wird mittelst eines Stiftes hinausgedrückt, welcher die Feder des Sperrkopfes
8 aus dem Druck hebt, und der Sperrhaken fällt in die Stellung welche Fig. 2 zeigt. Hier dreht
er beim nächsten Aufzug das Sperrrad 11 um einen Zahn weiter. Der Stift geht nun
mittelst Feder zurück und der Sperrhaken kommt wieder in seine frühere Stellung, wie
die punktirten Linien angeben.
Durch die Bewegung des Sperrrades 11 bewegt sich das Stirnrad 12 und mit diesem das
eingreifende Stirnrad 13. Dieses ist beiderseits der Ständer A (Fig.
1) auf der Welle n befestigt. Das Sperrrad
dreht sich auf einem Zapfen, der an dem Ständer A
befestigt ist; das Stirnrad 12 hingegen sitzt fest aus der Nabe des Sperrrades 11.
– Auf der Welle n befinden sich nun noch zwei
Stirnräder 14, welche rechts und links in zwei gezahnte Stangen f eingreifen, die wiede um an die oben erwähnte
Gleitschiene e angeschraubt sind. Durch diese letzte
Bewegung findet also beiderseits ein jedesmaliges Vorwärtsstoßen statt, sobald ein
Rechts- oder Linksgang des Rahmens d beendet ist.
Hat der Blechrahmen seinen Weg von hinten nach vorn zurückgelegt, so ist das Blech
fertig gelocht.Auf etwaige Anfragen ist Hr. G.
Grillo, derzeit in Währing bei Wien, bereit, die
vollständigen Constructionszeichnungen der vorstehend beschriebenen Maschine
nach Uebereinkommen zu liefern.