Titel: | Ueber ein Nebenproduct bei der Alizarinfabrication; von C. Liebermann. |
Fundstelle: | Band 199, Jahrgang 1871, Nr. CIX., S. 414 |
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CIX.
Ueber ein Nebenproduct bei der
Alizarinfabrication; von C.
Liebermann.
Aus den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft zu
Berlin, 1871, Nr. 2.
Liebermann, über ein Nebenproduct der
Alizarinfabrication.
Je nach der Art, in welcher der Schmelzproceß der Anthrachinonsulfosäure mit Kali
geleitet wird, erhält man verschiedene Producte. Während bei energischer Einwirkung
des Alkalis Alizarin und Monooxyanthrachinonsulfosäure entstehen, bildet sich, wenn
die Wirkung des Alkalis gemildert wird, indem man ihm größere Mengen indifferenter
Körper z.B. Kochsalz oder Kreide beimischt, eine nur C,
H und O haltige, vom Alizarin völlig
verschiedene Substanz,Dieselbe ist schon früher von Hrn. Dr. Glaser in Mannheim beobachtet worden. deren bemerkenswertheste Eigenschaft darin besteht, beim Schmelzen mit
unvermischten Aetzalkalien in Alizarin überzugehen. Diese Verbindung findet sich in
geringen Mengen fast in
jedem künstlichen Alizarin. Von demselben läßt sie sich leicht durch ihre
Löslichkeit in Barytwasser, dem sie eine rothbraune Farbe ertheilt, trennen; man
reinigt den aus der Barytlösung durch Salzsäure erhaltenen gelben gallertartigen
Niederschlag durch Sublimation, welche gelbe Flocken oder Blättchen liefert, die aus
Eisessig leicht in gelben Nadeln krystallisiren. Alkalien lösen die Verbindung mit
rothbrauner Farbe, sie färbt die Beizen nicht an, gibt aber mit Bleizucker einen
hellgelben Niederschlag.
Die so gewonnene Substanz wurde mir von Hrn. Caro in Mannheim zu weiterer Untersuchung
zugestellt.
In ihren Eigenschaften ähnelt dieselbe dem Rochleder'schen
IsoalizarinPolytechn. Journal, 1870, Bd. CXCVII S. 357. so sehr, daß wir hofften, diesem Begleiter des natürlichen Alizarins auch in
der Kalischmelze des künstlichen begegnet zu seyn. Eine ätherartige Verbindung
zweier Alizarinmolecüle, welche sich von der Rochleder'schen Formel nur um 1 H unterschiede,
könnte zudem in der Kalischmelze leicht zu Alizarin zerfallen. Die Analyse zeigte
aber, daß die Verbindung Monooxyanthrachinon
Textabbildung Bd. 199, S. 415
ist. Der Uebergang derselben in Alizarin beim Schmelzen mit
Kali (der wegen der eintretenden Farbenreaction dazu dienen könnte, die Oxydation in
der Kalischmelze anschaulich zu machen)
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erklärt die früher von Graebe und
mir beobachtete Thatsache, daß Monobromanthrachinon beim Schmelzen mit Kali nicht in
das Mono-, sondern in das Bioxyderivat übergeht.
Ob eine der Bisulfosäure beigemischte Anthrachinonmonosulfosäure das beschriebene
Product entstehen läßt, oder dasselbe auch aus reiner Anthrachinonbisulfosäure sich
bildet, konnte bisher nicht sicher festgestellt werden. Einige Versuche sprechen für
letztere Reaction; daß sie nicht unmöglich, beweist die in jeder Alizarinschmelze
stattfindende Rückbildung von Anthrachinon.