Titel: | Joh. Haag's Alarm-Apparat für den Heizer bei Central-Wasser- oder Dampfheizungen. |
Fundstelle: | Band 199, Jahrgang 1871, Nr. LXXIV., S. 262 |
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LXXIV.
Joh. Haag's Alarm-Apparat für den Heizer
bei Central-Wasser- oder Dampfheizungen.
Mit Abbildungen auf Tab.
VIII.
Haag's Verbesserungen an Heißwasserheizungen.
Der Maschinen- und Röhrenfabrikant Joh. Haag in
Augsburg versieht in neuester Zeit die von ihm ausgeführten
Central-Wasser- oder Dampfheizungen mit einem sehr zweckmäßigen
Apparat, durch welchen auf elektromagnetischem Wege dem Heizer im Souterrain oder
Erdgeschoß, wo die Heizöfen gewöhnlich angeordnet sind, die gewünschten
Minimum- und Maximum-Temperaturen der geheizten Zimmer mittelst eines
Glockengeläutes und eines in einem Tableau erscheinenden Zeichens angezeigt
werden.
In jedem beheizten Zimmer ist nämlich ein Feder Thermometer A
(Figur 1) angebracht,
oberhalb dessen die Temperatur in Réaumur'schen Graden durch einen Zeiger
angezeigt wird, während unterhalb desselben zwei drehbare Zifferblättchen sich
befinden, auf welchen man rechts das Maximum und links das Minimum der gewünschten
Temperatur feststellt. Will man z.B. in einem Zimmer die Temperatur nicht niedriger
als 10° R. und nicht höher als 20° haben, so wird das
Maximum-Zifferblatt auf 20° und das Minimum-Zifferblatt auf
10° gerichtet. Von diesen zwei Zifferblättern gehen elektromagnetische Drähte
zu dem im Souterrain befindlichen Glockenapparat B und
Tableau C (Figur 2). Erscheint im
Tableau in einem leeren Viereck das Zeichen „Maximum“ oder
„Minimum,“ so weiß der Heizer, durch das beginnende
Glockengeläute aufmerksam gemacht, sogleich in welchem Zimmer es zu warm oder zu
kalt ist. Erst nach Wiederherstellung der gewünschten Temperatur in dem betreffenden
Zimmer kann er durch Anziehen eines unter dem Tableau befindlichen Knopfes das
Zeichen wieder zurückbewegen. Es kann daher von Seite des Hausmeisters oder der
Zimmerbewohner stets genau controllirt werden, ob der Heizer seine Schuldigkeit
gethan hat. (Haag's Heißwasserheizungen sind derart
construirt, daß höchstens 2–3 Zimmer durch eine OfenspiraleZimmerspirale geheizt werden und deren Erhitzung sich schon vom Ofen aus reguliren
läßt.) Der Heizer hat also bei dieser Einrichtung nicht mehr nöthig in die
verschiedenen Etagen zu steigen und die temperaturanzeigenden Thermometer in den
Zimmern zu besichtigen – eine große Annehmlichkeit, besonders für
Privathäuser, – sondern nur seine Oefen im Souterrain zu überwachen und sein
Brennmaterial herzurichten.
Eine andere Verbesserung welche Hr. Haag bei der
Heißwasserheizung eingeführt hat, ist die Verbindung derselben in jedem beheizten
Zimmer mit einer Ventilation durch frische Luft, welche jedoch nicht kalt, sondern
erwärmt eintritt. Dieser Zweck wird durch Anbringen von Zimmerspiralen erreicht,
innerhalb welcher sich ein Blechcylinder befindet; in diesen, von der ihn umgebenden
Röhrenspirale stark erhitzten Blechcylinder wird die äußere frische Luft, deren
Zutritt durch eine Klappe zu reguliren ist, geleitet. Die verdorbene Luft wird durch
einen gegenüberliegenden, über dem Dache ausmündenden Dunstschlott abgezogen;
derselbe darf jedoch nicht in der äußeren Hauptmauer, sondern muß in einer inneren
Scheidewand angelegt seyn, damit er seine Function erfüllen kann.
Die Heißwasserheizungen, wie sie vom Fabrikant Joh. Haag
jetzt hergestellt werden, finden immer mehr Verbreitung, besonders in
Norddeutschland, wo ein gewisser Comfort in den bewohnten Räumlichkeiten verlangt und vorzugsweise auf
eine gesunde, angenehme und gleichmäßige Erwärmung derselben gesehen wird.
Die besonderen Vorzüge der Heißwasserheizung sind: Feuersicherheit, Raumersparniß und
bedeutende Ersparung an Brennmaterial, welche erwiesenermaßen gegen die beste
Ofenheizung 30 bis 40 Proc. beträgt. Die Anlagekosten der Heißwasserheizungen haben
sich gegen früher bedeutend vermindert, ohne daß deren Solidität und Zweckmäßigkeit
dadurch im Geringsten beeinträchtigt wird. Sie sind gegenüber feinen und schön
weißen Kachelöfen eher geringer als höher, besonders wenn die große Solidität der
Heißwasserheizungen dabei in Betracht gezogen wird, bei welchen keine Reparaturen
vorkommen und jährlich nur einmal eine Kaminreinigung erforderlich ist.
Gegenüber der Luftheizung ist die Heißwasserheizung eine viel gesündere und
feuersicherere. Bei allen Luftheizungen wird durch die dunkelrothglühend gewordenen
gußeisernen Oefen unvermeidlich Kohlenoxyd gebildet, welches der Gesundheit so
nachtheilige Gas sich daher der in den beheizten Räumen einzuathmenden Luft
beimischt. Die Feuersgefahr ist bei der Luftheizung sehr beträchtlich, indem die
gußeisernen Oefen durch das Ueberheizen bei großer Kälte leicht Risse bekommen
können, wornach durch die überhitzten Luftcanäle das Feuer sofort im ganzen Hause
verbreitet wird.Dieß war die Ursache der großen Feuersbrünste im Regierungsgebäude zu
Schwerin, in dem herzoglichen Schlosse zu Braunschweig und anderen
derartigen Gebäuden. Eine ursprünglich ganz solid angelegte Luftheizung muß nothwendig von Jahr
zu Jahr unsolider und dadurch gefährlicher werden, indem die Luftcanäle mit der Zeit
ganz kleine, anfangs kaum sichtbare Risse erhalten.
Dagegen sind erwiesenermaßen bei der Heißwasserheizung die Röhren, selbst die dem
Feuer ausgesetzten, noch nach 30 Jahren ganz gut erhalten. Von einer Entzündung
durch die Röhren kann keine Rede seyn, weil bei Haag's
Mitteldruck Heißwasserheizungssystem die heißesten Röhren höchstens eine Temperatur
von 90–95° R. erhalten; ebensowenig sind Explosionen bei dieser
Erhitzung möglich, da die Röhren auf den zwanzigfachen Druck erprobt werden, welchen
sie auszuhalten haben.
Auch für Brodbackofen, Malzdarren und alle Arten Trockenanstalten hat sich die
Heißwasserheizung bereits hinreichend bewährt.
Fabrikant Haag hat schon gegen 1000 Heißwasserheizungen
hergestellt, außer für Privatgebäude hauptsächlich für Krankenhäuser, Schulen,
Gefängnisse und andere öffentliche Anstalten, für Fabriken, Gewächshäuser etc., und
sich dadurch einen weit verbreiteten Ruf erworben.