Titel: | J. Haag's patentirter hydraulischer Teleskop-Aufzug. |
Fundstelle: | Band 199, Jahrgang 1871, Nr. XLVIII., S. 169 |
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XLVIII.
J. Haag's patentirter hydraulischer
Teleskop-Aufzug.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Haag's patentirter Teleskop-Aufzug.
Die bisher in England und Frankreich ausgeführten hydraulischen Aufzüge bestanden aus
einem hydraulischen Cylinder, dessen Länge der totalen Höhe auf welche der Aufzug
sich heben sollte, vollkommen entsprechen mußte. Für ein Haus mit 4–5 Etagen,
deren jede 15 Fuß Höhe hat, muß also der hydraulische Cylinder 60 bis 75 Fuß Länge
erhalten. Die Bohrung der Löcher für so lange Cylinder, und das Versenken derselben
ist in den meisten Fällen, besonders bei schon bestehenden Gebäuden kaum ausführbar,
und wenn auch, ungemein kostspielig.
Der Hrn. Joh. Haag, Maschinen- und Röhrenfabrikant
in Augsburg, patentirte hydraulische Teleskop-Aufzug ist der Art construirt,
daß man bei einer Höhe von 60 bis 75 Fuß nur eine Tiefe von 15 bis 20 Fuß nöthig
hat, je nachdem man ein drei- oder mehrfaches Teleskop anwendet. Eine Tiefe
von 15 Fuß kann aber in jedem Haus mit Leichtigkeit hergestellt werden, da schon das
Souterrain dieser Höhe beinahe entspricht und daher unter dem Souterrain höchstens noch
eine Vertiefung von 6 bis 8 Fuß erforderlich ist.
Diese hydraulischen Aufzüge lassen sich auf zweierlei Art herstellen, nämlich mit und ohne Gegengewicht. Bei
Aufzügen ohne Gegengewicht muß der hydraulische Druck ein
höherer resp. stärkerer werden, als bei denen mit Gegengewicht; dagegen haben die
Aufzüge ersterer Art den Vorzug, daß keinerlei Seile und Gewichte angewendet zu
werden brauchen, wodurch man die Sicherheit erlangt, daß eine Zerstörung eines
solchen hydraulischen Aufzuges lohne Gegengewicht) absolut unmöglich ist, wohingegen
bei Aufzügen mit Gegengewicht eine böswillige Beschädigung der Seile, woran das
Gegengewicht hängt, stattfinden kann.
Der im „Hôtel zu den vier Jahreszeiten“ in München von
dem Patentträger nach der beigegebenen Zeichnung (Fig. 8 und 9) ausgeführte
hydraulische Teleskop-Aufzug kann ganz ohne Gegengewicht functioniren, je
nachdem man den Accumulator beschwert. Im vorliegenden Falle wird durch eine Turbine
ein liegendes Pumpwerk in Bewegung gesetzt, welches das Wasser in den Accumulator
pumpt, dessen Cylinder-Volumen derart berechnet ist, daß der Aufzug bis auf
seine höchste Höhe von demselben gehoben werden kann. Dieser Accumulator vertritt
die Stelle eines sehr hoch gelegenen Reservoirs, denn je höher ein Reservoir liegt,
oder je stärker der hydraulische Druck ist, eine um so größere Last kann bei
gleicher Geschwindigkeit mit kleinen Dimensionen des hydraulischen Cylinderkolbens
gehoben werden. In Fällen wo man sich den hydraulischen Druck erst durch eine
mechanische Kraft herstellen muß, ist es eher möglich mit einem stärkeren
hydraulischen Druck zu arbeiten, ohne dieselbe verhältnißmäßig zu steigern; man
erhält dadurch kleine Dimensionen, welche die Anlage weniger kostspielig machen. In
den Fällen wo städtischer Wasserdruck verfügbar ist, fällt die mechanische Kraft
sowie der Accumulator weg und diese Anlagen werden die billigsten, vorausgesetzt daß
der Bezug des Wassers in einem günstigen Verhältniß zu den erforderlichen
Quantitäten steht.
Aus Fig. 8 und
9 ist
ersichtlich, wie der Aufzug in jeder Etage sowohl von außen als im Inneren desselben
in Bewegung gesetzt oder zum Stillstand gebracht werden kann.
Um außerhalb des Aufzuges denselben in irgend eine Etage zu versetzen, entweder von
unten nach oben oder umgekehrt, braucht nur der Hebel H
in Bewegung gesetzt zu werden. Derselbe hebt das Stängelchen S auf- und abwärts, je nachdem man den Aufzug bewegen will. Im
Inneren des Aufzuges wird derselbe durch die in ihm laufenden Stängelchen x, x mittelst Auf- und Abwärtsziehens bewegt und
das Stillstehen in einer
beliebigen Etage durch Zurückstoßen der Stifte beim Register p bewerkstelligt, wo jede Etage auf- oder abwärts ihren eigenen
deutlich bezeichneten Knopf hat.
Bei diesem Aufzug ist auch die Vorsichtsmaßregel getroffen, daß die Thür am
Aufzugskasten, wenn sie geöffnet ist, den Zug derart festhält, daß, so lange sie
offen ist, derselbe nicht auf- und abwärts bewegt werden kann; erst wenn die
Thür geschlossen ist, kann die auf- und abwärtsgehende Bewegung wieder
stattfinden. Auf diese Weise ist dem Unfalle vollständig vorgebeugt, daß der Zug in
Bewegung kommt während die Thür des Aufzugskastens geöffnet ist und Personen
Gelegenheit haben ein- oder auszusteigen. Eine weitere Sicherheitsvorrichtung
ist die, daß die Etagethüren von dem Zug selbst geschlossen werden, sobald sich
derselbe auf- und abwärts bewegt, und daß diese Thüren nur von dem Wärter,
welcher mit einem besonderen Mechanismus bekannt ist, geöffnet werden können.
Der Zug geht mit einer Geschwindigkeit von 50 bis 60 Fuß per Minute, und hebt sechs Personen oder das entsprechende Gewicht
Gepäck.
Die ganze Construction ist sehr frei und offen, und nicht in ein Dunkel gehüllt wie
bei den französischen Aufzügen, wo man am hellen Tage Licht brennen muß, um nicht in
gänzlicher Finsterniß zu sitzen.
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Der Patentträger empfiehlt sich zur Lieferung solcher hydraulischen
Teleskop-Aufzüge, indem er für solide und zweckmäßige Ausführung bei
möglichst billigen Preisen Garantie leistet.