Titel: | Selbstthätige rauchverzehrende Feuerung von T. und T. Vicars, Ingenieure in Liverpool. |
Fundstelle: | Band 199, Jahrgang 1871, Nr. XXXII., S. 107 |
Download: | XML |
XXXII.
Selbstthätige rauchverzehrende Feuerung von T.
und T. Vicars,
Ingenieure in Liverpool.
Nach dem Engineer, September 1870, S.
216.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Vicars' selbstthätige rauchverzehrende Feuerung.
Bei Gelegenheit eines Vortrages über mechanische Feuerungen in der Versammlung der
British Association zu Liverpool beschrieb Smith
die in Figur 6 bis 8 dargestellte
Kesselfeuerung mit selbstthätiger Aufschüttung der Ingenieure Vicars.
Als Bedingungen für den günstigen Erfolg solcher mechanischen Feuerungsanlagen wurden
aufgestellt, daß das Brennmaterial fortwährend in gleichförmigen, entsprechend
dicken Schichten auf dem Rost ausgebreitet werde, und daß die Rostöffnungen
gleichmäßig frei bleiben, d.h. die sich bildende Asche und Schlacke etc. sofort
entfernt werde. Außerdem soll das Brennmaterial an der Vorderseite des Ofens
eingeführt und successive gegen die Feuerbrücke weitergebracht werden. Von
Wichtigkeit ist es auch, daß die mechanische Aufschüttung leicht stellbar und
controllirbar sey, um die Kohlenzuführung der zu verrichtenden Arbeit gemäß zu
reguliren; endlich darf der Mechanismus nicht leicht in Unordnung gerathen oder sich
rasch abnutzen.
Diesen Bedingungen soll die von Vicars entworfene Anlage
– für einen Cylinderkessel in Figur 6 und 7, für einen
Cornwallkessel in Figur 8 gezeichnet – entsprechen.
Die Aufschüttung des Brennmateriales erfolgt in den Füllkasten A. Die Kohle wird in den Ofenraum durch die Plunger oder Schieber B gebracht, welche sich über der Rostfläche etwa 6 Zoll
entfernt hin- und herbewegen. Bei sehr weiten Feuerungen werden statt (wie in
der Abbildung) zwei, drei Kohlenschieber angewendet.
Der Antrieb der letzteren geht von dem Schaltmechanismus O und P aus, eine einfache Bewegungsanordnung,
welche gestattet durch Stellung des Excenters N die
Größe der Zuführung zu reguliren.
Das aufgegebene Brennmaterial erhält eine fortschreitende Bewegung, indem die
Roststäbe durch die Welle F gleichzeitig vorwärts
geschoben und dann einzeln zurückgeführt werden. Hierdurch werden zugleich die
Rostspalten rein gehalten. Die Vorschiebung der Stäbe beträgt 3 Zoll und ist ein
Hin- und Hergang im Mittel innerhalb zwei Minuten beendet.
Zur Erhaltung der Roststäbe ist unterhalb eines jeden ein Kühltrog D mit Wasser gefüllt angebracht, in welches eine am
Roststab angegossene Mittelrippe eintaucht, während der Obertheil gleichsam als
Deckel das Einfallen von Asche u. drgl. verhindert. Diese Kühlgefäße werden von
einem gemeinschaftlichen Reservoir aus gespeist und der Wasserspiegel in denselben
durch einen Schwimmer und Ventil stets auf gleicher Höhe erhalten.
In Folge der langsamen Bewegung ist die Abnutzung der beweglichen Theile eine
unbedeutende und ebenso sind dieselben wenig der schädlichen Einwirkung des Feuers
preisgegeben. Mit der besten Handfeuerung verglichen, soll die besprochene Feuerungsanlage eine
Ersparniß von 10 bis 12 Procent aufweisen. Gleichwie bei jener wird häufig und in
kurzen Intervallen beschickt, ohne aber hierbei Verluste in Folge des häufigen
Oeffnens der Heizthüren sowie Unterbrechungen beim Reinigen des Rostes zu
erleiden.
Ganz besonders tritt der Vortheil dieser mechanischen Ofenbeschickung beim billigsten
Brennmaterial (Staubkohle) hervor, wo sich je nach der Localität eine Ersparniß von
20 bis 100 Procent ergeben soll.
Für die praktische Bewährung der Feuerungsanlage von Vicars wird angeführt, daß seit der ersten Einrichtung derselben, vor etwa
18 Monaten, mehr als 120 Stück in Betrieb gebracht wurden, und zur Zeit monatlich 20
Stück nach Bradford zur Aufstellung abgesendet werden; in einer Straße dieser Stadt
(Thornthon-road) sind allein 50 bis 60 solche
Anlagen einzurichten.