Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 198, Jahrgang 1870, Nr. , S. 89 |
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Miscellen.
Miscellen.
Tabelle über die Verhältnisse verschiedener
Dampfkessel.
Für manchen der Leser dieser Zeitschrift dürfte die nachstehende kleine
Zusammenstellung über Verhältnisse verschiedener Dampfkessel in ihrer Gestalt nicht
ohne Interesse seyn, wenn sie auch gerade nicht viel Neues bietet. Die Daten über
die Verdampfungsfähigkeit der Kessel an Puddel- und Schweißöfen basiren zum
größten Theil auf eigenen Messungen und dürften um so erwünschter seyn, als
„Des Ingenieurs Taschenbuch“ über diesen Gegenstand gar
nichts, der „Ingenieurkalender“ sehr niedrige Angaben
enthält.
Stündlicher Verbrauch verschiedener
Dampfkessel.
Textabbildung Bd. 198, S. 89
Steinkohlen; Wasser und Dampf; Bei
einer Heizfläche; Leistung; Kilogrm.; Quadratmeter; Pferdestärken; Kleine
billige Hochdruckmaschinen mit 0,6 Cylinderfüllung; Größere Hochdruckmaschinen
mit 0,3 Füllung; Größere Condensationsmaschinen mit 0,2 bis 0,1 Füllung und
beabsichtigtem geringem Kohlenverbrauch; Ein Puddelofen, heizt mit abziehenden
Gasen; Ein Schweißofen; Puddel- und Schweißöfen; Schwere
Walzwerkmaschinen
G. Heim in Wasseralfingen.
(Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1870, Bd. XIV S.
444.)
Pimont's
nichtleitende Belegung für Dampfkessel etc.; von Professor A. Payen.
Seit länger als zwölf Jahren beschäftigt sich Pimont mit
den Mitteln zur Verminderung der Wärmeverluste, welche in den verschiedenen
Industriezweigen durch das Wegfließenlassen kochender oder noch sehr heißer
Flüssigkeiten, sowie durch die aus Dampfkesseln oder Maschinen entweichenden Dämpfe
und durch Strahlung von der Oberfläche der Dampfkessel oder der Wasser-,
Dampf- und Heißluftleitungen, wenn dieselben schlecht oder gar nicht umhüllt
sind, verursacht werden.
Pimont's Methoden, welche er bis zur neuesten Zeit immer
mehr zu vervollkommnen suchte, sind in zahlreichen Anlagen, selbst bei den
Heizapparaten der französischen Marine eingeführt worden; dieselben ermöglichen auch
in der That eine bedeutende Brennmaterialersparniß und machen die Beschäftigung der
Arbeiter weniger angreifend und gesundheitsnachtheilig.
Eines der am allgemeinsten in Anwendung gekommenen Verfahren von Pimont besteht in der Benutzung eines eigenthümlich
zusammengesetzten Kittes, des von ihm sogen. „calorifuge plastique,“ mit welchem die Außenflächen der
Dampfkesselröhren und Trockenräume überzogen werden. Dieser Kitt, dessen Basis aus
Thon besteht,Dieser Kitt besteht aus etwas wandelbaren Mengen von Thonbrei, Oelkuchen
(ebenfalls in Breiform, Rückständen und Trübe vom Reinigen fetter Oele,
Dégras, Kuhhaar, Holzkohlenlösche, Ruß und Sägespänen. Diese
Substanzen werden mittelst geschickter Handgriffe innig mit einander
gemengt; das Gemenge schwindet allmählich und regelmäßig, ohne daß Risse
entstehen; auf größeren Flächen wird der Ueberzug durch Zwischenlegen von
dünnem Drahte und von schwachen Holzblättern befestigt. leitet
die Wärme so wenig, daß die Arbeiter vor der strahlenden Wärme, von welcher sie in
hohem Grade belästigt werden, und die sehr nachtheilig für ihre Gesundheit ist,
geschützt sind. Ueberdieß wird durch diesen schützenden Ueberzug der Uebelstand
vermieden, daß der auf größere Entfernungen fortgeleitete Dampf sich an zu vielen
Stellen condensirt und Stöße und Erschütterungen verursacht, welche die Festigkeit
und Haltbarkeit dieser Leitungen gefährden und in manchen Fällen Brüche veranlassen
würden, deren Reparirung mehr oder weniger schwierig und gefährlich, stets aber
kostspielig ist.
Es ist dem Erfinder auch gelungen, die Arbeiter vor den lästigen und
gesundheitsschädlichen Ausdünstungen zu schützen, welche unter gewissen Umständen
beim Trocknen der Wolle sich entwickeln; zu diesem Zwecke läßt er die Operation in
einem geschlossenen Apparate ausführen, wodurch die Arbeiten leichter und billiger
geworden sind.
Von Seiten der französischen Akademie wurde Pimont für die
Erfindung seines „calorifuge
plastique“ ein Preis von 2500 Frcs. zuerkannt. (Comptes rendus, t. LXXI p.
129 et 135; Juli 1870.)
Man s. die Mittheilung über Leroy's nichtleitende Belegung
für Dampfkessel etc., im polytechn. Journal Bd.
CXCVII S. 184 (zweites Juliheft 1870).
Bandsäge für Metall, von Samuel Worssam u. Comp. zu Chelsea.
Schon seit längerer Zeit wird die Bandsäge auch zum Schneiden der Metalle mit gutem
Erfolge angewendet; die Blätter für diesen Zweck unterscheiden sich nur dadurch von
den für Holz üblichen, daß die Zähne geringere Zwischenräume haben, weniger
geschränkt sind und die Härte sich der überhaupt für Metallbearbeitung
erforderlichen nähert. Verschiedene derartige Maschinen stehen im Arsenal zu
Woolwich, wo sie gute Dienste leisten. In der Artillerieabtheilung der Pariser
Ausstellung waren Arbeiten einer solchen Maschine ausgestellt; das gesägte Material
war Schmiedeeisen und über 6 Zoll dick.
Kürzlich haben die bekannten Werkstätten von Sam. Worssam
und Comp., Oakley Works,
Chelsea, eine große derartige Bandsäge für die Krupp'schen Stahlwerke geliefert, wo sie zum Schneiden von Eisen und Stahl für
Kanonenlaffetten etc. verwendet werden soll. Dieselbe ist sehr stark gebaut und hat einen
Tisch von etwa 8 Fuß im Geviert.
Um die Gefahr des Zerspringens des Sägeblattes in Folge der aus Erhitzung und
Abkühlung hervorgehenden Ausdehnung und Contraction zu vermeiden, ist die obere
Scheibe der Säge auf einem verticalen Schlitten gelagert, welcher durch einen Hebel
mit Gegengewicht unterstützt wird. Dieser Schlitten kann der Zusammenziehung der
Säge nachgeben und das Blatt behält gleichzeitig fast völlig gleiche Spannung. Die
Säge liegt über 2 großen Scheiben, deren untere in einen Trog mit Seifenwasser
eintaucht, um das Blatt bei der Arbeit kühl zu halten. Das Arbeitsstück wird der
Säge durch einen eisernen oder hölzernen Hebel entgegengeführt, welcher mittelst
einer Kette an die Führung der Säge gerade oberhalb der Tafel angeschlossen ist.
Beim Schneiden großer Platten werden Kugeln von Eisen zwischen diese und die Tafeln
gebracht, um die Reibung zu vermindern und das Arbeitsstück bequem dirigiren zu
können. Die Geschwindigkeit der Säge ist 200 bis 250 Fuß per Minute und die Schnittlänge beträgt bei 3/4zölligen Platten 4 bis 6
Fuß per Stunde, bei 3/8zölligen circa 10 Fuß. Man möchte auf den ersten Blick glauben, daß die Säge sehr
häufig geschärft werden müsse; im Mittel läuft sie aber 4 bis 5 Stunden, bis
Schärfen nöthig wird. Bei gehöriger Vorsicht reißt die Säge nicht leicht; das Löthen
ist nicht schwierig, und die Löthstellen gehen fast niemals auf.
Die Maschine zu Woolwich war kürzlich beschäftigt Platten zu den Laffetten der Moncrieff-Kanonen zu schneiden, sowie die Zähne
vom Zahnquadranten für dieselben. Letztere sind über 2 Zoll stark, und die Kosten
des Ausstoßens derselben in gewöhnlicher Weise (auf der Shapingmaschine) würden
beträchtlich die der Bandsägearbeit überschritten haben. (Engineer, März 1870, S. 172; polytechnisches Centralblatt, 1870 S.
748.)
Der Mont Cenis-Tunnel.
Die Arbeiten an der Durchbrechung des Mont Cenis sind bereits so weit vorgeschritten,
daß nunmehr nur noch 892,80 Met. zu durchörtern sind, während die Länge des
vollendeten Theiles auf der Südseite 6603,65 Met. und auf der Nordseite 4723,55 Met.
beträgt. Man hofft den Durchschlag noch im December d. J. erreichen zu können und
bis zum 1. Juli 1871 den Tunnel für Locomotiven fahrbar zu machen. Bis zu derselben
Zeit sollen auch die beiden im Anschluß an den Tunnel neu zu erbauenden Strecken
Bussolino-Bardonnèche auf italienischer und St. Michel-Modane
auf französischer Seite fertig gestellt werden.
Verfahren zum Entschwefeln der Kohks, von Grandidier und Rue.
Das Verfahren zum Entschwefeln der zur Eisengewinnung bestimmten Kohks, welches Grandidier und Rue sich in
Frankreich und in anderen Ländern haben patentiren lassen, besteht darin, daß man
die Kohks in einem Strome von Luft, welche auf 2 1/2 Atmosphären comprimirt ist, auf
250 bis 300°C. erhitzt. Bei dieser Temperatur geräth die Kohle selbst nicht
in Brand, aber das Schwefeleisen wird dabei durch den Sauerstoff der comprimirten
Luft vollständig oxydirt. Während ein Theil des Schwefels in Form von schwefliger
Säure entweicht, geht der andere in Schwefelsäure über, welche sich nach Grandidier und Rue erst mit
Eisenoxyd und dann mit Thonerde, die in allen Kohks in genügender Menge enthalten
ist, verbindet (die Kohks enthalten nachher gewöhnlich kein schwefelsaures Eisen).
Der Schwefel der schwefelsauren Thonerde geht nicht in das Roheisen über. Die Kohks
verlieren übrigens einen Theil dieses Salzes; denn beim Austritt aus dem
Entschwefelungs-Apparat gelangen sie in Behälter mit Wasser, welches die
schwefelsaure Thonerde theilweise auflöst. Sorgfältige Analysen haben ergeben, daß
so behandelte Kohks keinen Schwefel (kein Schwefeleisen) mehr enthalten.
Die Einwirkung auf den Kohk ist nach Grandidier und Rue
nicht bloß eine chemische, sondern zugleich eine mechanische. Unter dem Einflusse
der comprimirten Luft tritt eine Compression der Molecüle und eine Vermehrung der
Blasen ein. Erstere erhöht das Reductionsvermögen des Kohk; letztere macht, indem sie das Eindringen
der Luft begünstigt, den Kohk leichter verbrennlich. Während entzündeter
gewöhnlicher Kohk in einem Strom kalter Luft schwarz wird, bringt dieser den
entschwefelten Kohk zum blendenden Weißglühen. Letzterer ist specifisch schwerer als
Wasser, während der gewöhnliche Kohk auf dem Wasser schwimmt, sein
Reductionsvermögen verhält sich zu dem des letzteren, wie 31 zu 27.
Der Apparat zum Einschwefeln, welcher je nach den localen Verhältnissen verschieden
eingerichtet seyn kann, besteht aus der Pumpe und dem Entschwefler. Die Kosten der
Herstellung des Apparates sind je nach dem Umfange des Hüttenwerkes verschieden; für
einen Apparat welcher täglich 30 bis 35 Tonnen Kohks entschwefelt, betragen sie kaum
mehr als 7000 bis 8000 Francs. Auf den Hüttenwerken welche ihre Kohks nicht selbst
produciren, soll der Apparat mittelst der aus den Hohöfen abgeleiteten Gase erhitzt
werden. Auf denjenigen Hüttenwerken welche ihre Kohks selbst erzeugen, wird die
Behandlung noch einfacher seyn; denn man wird hier bloß die aus den Oefen kommenden
Kohks eine Stunde lang in den Entschwefler zu bringen brauchen.
Der entschwefelte Kohk liefert bei Anwendung reiner Erze Roheisen erster Qualität,
ähnlich dem mit Holzkohle erblasenen. Das Product kommt überdieß wohlfeiler zu
stehen, als gewöhnlich; denn die Kosten des Entschwefelns, welche übrigens auf etwa
0,70 Frcs. per Tonne herab gebracht werden können,
werden durch Ersparnisse verschiedener Art mehr als gedeckt. Außer der besseren
Qualität des Productes zählen Grandidier und Rue noch folgende Vortheile auf, welche die Anwendung
entschwefelter Kohks gewährt: 1) Der Verbrauch an Kohks ist wegen des größeren
Reductionsvermögens geringer; wenn man z.B. zur Production einer Tonne Roheisen 1200
Kilogr. gewöhnliche Kohks nöthig hat, so braucht man von den entschwefelten Kohks
nur 1045 Kilogr. 2) Der Proceß im Hohofen wird beschleunigt. 3) Die Kohks Hohöfen
brauchen nicht höher zu seyn als die Holzkohle-Hohöfen. 4) Wegen der
Leichtverbrennlichkeit der entschwefelten Kohks braucht man weniger Kalkzuschlag und
erzielt eine gut geschmolzene Schlacke und einen guten Gang des Ofens. 5) Wegen der
Leichtverbrennlichkeit der Kohks kann man minder kräftige Gebläsemaschinen anwenden.
(Armengaud's
Génie industriel, April 1870, S. 190.)
Zum Verfahren des Umgießens eiserner Gegenstände.
Zu dem Artikel des Hrn. Dr. E. F. Dürre in Berlin (polytechn. Journal Bd. (CXCVII S. 220, erstes Augustheft
1870) bemerkt C. Bollé in Manchester, daß eine der
wesentlichsten Anwendungen dieses Verfahrens in der Fabrication eiserner Bettstellen
stattfindet, wo die die Kopf- und Fußenden bildenden Winkel- und
Rundeisen in eine Form gelegt und an den Berührungsstellen und freien Enden durch
mittelst Umgießens hergestellte Rosetten, Blätter etc. verbunden und abgeschlossen
werden. Die Herstellung wird dadurch sehr billig und finden diese Bettstellen ihres
niedrigen Preises und ihrer Reinlichkeit wegen viel Absatz.
Die Anwendung des beschriebenen Verfahrens zur Herstellung von Gittern dürfte
besonders zu empfehlen seyn, wo es sich um Stärke im Verein mit leichtem Aussehen
handelt. Hr. Bollé bezog vor mehreren Jahren eine
Anzahl solcher Stäbe für Balcongeländer in Madrid. Dieselben waren 5/8 Zoll stark,
oben und unten zum Vernieten auf 3/8 Zoll abgesetzt, hatten Capitäl und Sockel und
in der Mitte zwei gegliederte Wulste, und stellte sich der Preis derselben pro Centner engl. um 2 Sh. 6 P. (25 Sgr.) höher als der
damalige Preis des gewalzten Stabeisens; im Ganzen nur wenig mehr, als was gegossene
ähnliche Artikel kosteten. (Deutsche Industriezeitung, 1870, Nr. 29.)
Kupferraffinirverfahren von Guillemin.
Der Propagation industrielle, 1869 S. 263, entnehmen wir
folgende Beschreibung des neuen Verfahrens, welche sich an eine allgemeine
Darstellung der bisher gebräuchlichen Raffinirmethode des Schwarzkupfers unter
Luftzuführung anschließt.
Die neue Erfindung beruht auf einer besonderen Art der Oxydation, bei welcher man
statt des Luftstromes einen Wasserdampfstrahl auf die Schmelzmasse einwirken läßt,
durch dessen
Zersetzung die Metalle oxydirt und dann schnell als Schlacke (Gekrätz) entfernt
werden; die sich dabei bildenden Wasserstoffverbindungen ziehen durch den
Schornstein ab. Der Wasserdampf wird durch feuerfeste Canäle oder mit unschmelzbarem
Material umgebene Metallröhren auf der Sohle des Metallbades eingeführt. Aus der
Bruchprobe wird durch die charakteristische ziegelrothe Farbe ersehen, daß das
Kupfer etwas Kupferoxydul absorbirt hat und daher rein von nennenswerthen Spuren
fremder Metalle ist.
Diese Erfindung erinnert zwar sehr an das Leclerc'sche
Verfahren (polytechn. Journal, 1868, Bd. CXC S. 74), ist aber auch auf der anderen
Seite ganz verschieden von demselben. Leclerc wendete
Wasser in Form eines feinen Regens beim Einschmelzen und
Luft durch in das Metallbad eintauchende Röhren nach dem
Einschmelzen eingebracht als Oxydationsmittel für den Schwefel wie für die fremden
Metalle an, während Guillemin beim Einschmelzen
vielleicht mit Luft und nach dem Einschmelzen mit
Wasserdampf, welcher ebenfalls durch einzutauchende Röhren eingeführt wird,
oxydirt.
Unserer Meinung nach dürfte eine combinirte Methode beider Erfinder zweckmäßig seyn;
nämlich die Anwendung des feinen Wasserregens beim und des Wasserdampfes nach dem
Einschmelzen. Die Oxydation der fremden Metalle und die Reinigung des Kupfers von
denselben würde auf diesem Wege sehr vollkommen bewirkt und dabei zugleich die
Bildung von schwefliger Säure vermieden werden, welche bekanntlich beim gewöhnlichen
Verfahren des Schwarzkupferraffinirens einer späteren besonderen Manipulation behufs
ihrer Entfernung aus dem Metallbade bedarf, um das sogenannte Steigen des Kupfers
nach dem Ausgießen zu beseitigen. Nwk. (Zeitschrift des
Vereines deutscher Ingenieure, Bd. XIV S. 463.)
Reaction auf Chloroform; von Prof. A. W. Hofmann.
Wenn es sich darum handelt, kleine Mengen von Chloroform
nachzuweisen, zumal in Gegenwart anderer, dem Chloroform nahestehender Verbindungen,
deren Eigenschaften denen des Chloroforms gleichen, so kann man sich mit großem
Vortheil seines Verhaltens zu den Monaminen in Gegenwart von Alkohol und
Natriumhydrat bedienen. Der Geruch des entstehenden Isonitrils ist ein unfehlbares
Merkmal der Anwesenheit des Chloroforms.
Man stellt den Versuch einfach in der Weise an, daß man die zu prüfende Flüssigkeit
in eine Mischung von Anilin – jedes andere primäre Monamin, fett oder
aromatisch, leistet denselben Dienst – und alkoholischem Natriumhydrat
eingießt. Ist Chloroform vorhanden, so erfolgt alsbald, jedenfalls aber bei gelindem
Erwärmen heftige Reaction unter Entwickelung des charakteristisch riechenden
Isonitrils.
Ich habe eine große Anzahl von dem Chloroform ähnlichen Körpern der angeführten
Reaction unterworfen – aber keinen gefunden, welcher im Stande war, Körper
von dem eigenthümlichen Geruch der Isonitrile zu entwickeln.
Es versteht sich von selbst, daß Bromoform und Jodoform genau dasselbe Verhalten
zeigen wie Chloroform; auch beobachtet man die Reaction mit sämmtlichen bei
Einwirkung des Alkalis; Chloroform, Bromoform und Jodoform liefernden Körpern,
Versetzt man z.B. eine Auflösung von Chloral in Anilin mit alkoholischer Kalilösung.
so entwickelt sich sofort mit großer Heftigkeit der Dampf des Isonitrils.
In neuester Zeit hat man für anästhetische Zwecke statt des Chloroforms das Chloräthyliden vorgeschlagen. Beide Substanzen sind
sowohl hinsichtlich des Geruches, als auch hinsichtlich der Siedepunkte (Chloroform
61°, Chloräthyliden 60°C.) nur schwierig von einander zu
unterscheiden. Nichts ist aber leichter, als in einem solchen Falle das Chloroform
alsbald zu charakterisiren. Das Chloräthyliden liefert mit alkoholischem
Natriumhydrat und Anilin kein Isonitril.
Die hier empfohlene Reaction ist so empfindlich, daß sich 1 Th. Chloroform in 5000
bis 6000 Th. Alkohol gelöst noch mit Sicherheit erkennen läßt. (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1870, Nr.
14.)
Färben mit Jodgrün.
Nach einer Erfahrung von G. Merz in Chemnitz läßt sich
Baumwolle und Wolle intensiv mit Jodgrün färben, wenn man die Stoffe vorher stark
mit Zinnoxyd beizt, z.B. durch Einlegen der Baumwolle in Präparirsalz-Lösung
und hierauf Durchnehmen durch Salmiaklösung, und für Wolle durch Behandeln mit einer
Zinnchlorid-Lösung. Hierauf werden die Stoffe gespült, einige Stunden lang in
eine kalte Sumach-Abkochung eingelegt und dann in das heiße Färbebad
gebracht. (Deutsche Industriezeitung, 1870, Nr. 27.)
In England ertheilte neue Patente auf Farbstoffe.
1) Grüne Farbe von A. Poirrier, C. Bardy und C. Lauth in Paris; Patent datirt vom
28. September 1869.
Diese Erfindung besteht in der Darstellung einer neuen grünen Farbe, Pariser-Grün genannt, welche man erhält durch
Einwirkung von oxydirenden Substanzen, wie Chlor, Brom, Jod, Salpetersäure oder
deren Salze, chlorsauren Salzen, Ariensäure etc. auf Benzyl- und
Dibenzyl-Anilin, Tolyl- und Ditolyl-Anilin, Benzyl- und
Dibenzyl-Toluidin, Tolyl- und Ditolyl-Toluidin, oder Mischungen
derselben.
2) Farbsubstanz von W. H. Perkin in Sudbury (England);
Patent datirt vom 18. November 1869.
Der Erfinder behandelt gechlortes Anthracen mit Schwefelsäure, unterwirft das Product
zuerst der Einwirkung eines passenden Oxydationsmittels und erhitzt es dann mit
caustischem Kali oder Natron, um den Farbstoff zu erhalten.
Gebromtes Anthracen kann statt des gechlorten Anthracens angewendet werden, oder auch
eine Mischung beider.
3) Farbstoff von Th. Reissig in Manchester; Patent datirt
vom 29. November 1869.
Diese Erfindung besteht in der Darstellung einer neuen Amidverbindung aus
Carbolsäure, die auf den Zeug gebracht und auf passende Weise oxydirt, verschiedene
Schattirungen von Braun oder Schwarz liefert. Der Patentträger bereitet zuerst
Binitrophenol und führt dieses durch nascirenden Wasserstoff in die neue
Amidverbindung über.
4) Farbstoffe von A. C. Girard und G. E. C. de Laire in Paris; Patent datirt vom 18. December
1869.
Dieses Patent bezieht sich erstens auf die Darstellung neuer farbloser Substanzen,
welche erhalten werden durch Einführung von aromatischen Alkoholradicalen, wie
Benzyl, Tolyl etc. in secundäre Monamine, wie Methylanilin, Methyltoluidin,
Diphenylamin, Ditoluylamin, oder deren Homologe.
Der zweite Theil dieser Erfindung hat zum Zweck die Ueberführung dieser farblosen
Körper in Farbstoffe mit Hülfe von Oxydationsmitteln. (Berichte der deutschen
chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1870, Nr. 14.)
Anwendung der schwefligen Säure zur Reinigung von Zucker und
Syrup; von A. Seyferth in Braunschweig.
Der Erfinder mischt in der Vacuumpfanne 100 Theile einer concentrirten Zuckerlösung
von 28–420 Baumé mit 3–15 Theilen einer Lösung von schwefliger
Säure, die nicht mehr als 1–1 1/4 Proc. Säure enthält. Die Mischung wird
hierauf zur nöthigen Concentration gebracht, wobei die schweflige Säure vollständig
entweicht. Die Zuckerlösungen bekommen durch diese Behandlung einen so reinen
Geschmack, wie er selbst durch Anwendung großer Mengen Thierkohle nicht zu erreichen
ist, besonders verschwindet auch der unangenehme Geschmack der aus Runkelrüben
erhaltenen Zuckerlösungen vollständig. (Englisches Patent vom 22. September 1869.
– Aus den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft
zu Berlin, 1870, Nr. 14.)
Neuer Verdampf-Apparat für die Zuckerfabrication,
Patent von A. Kux.
Der Apparat ist ein verticaler mit doppelter Wirkung, unterscheidet sich aber von dem
als Robert'schen bekannten wesentlich dadurch, daß er
doppelte Röhren statt der einfachen hat und außerdem eine mechanische Vorrichtung,
behufs möglichst rascher Saft-Circulation, in Anwendung bringt.
Als Vortheile des neuen Apparates werden hervorgehoben: Der Heizdampf befindet sich
im Zustande heftiger Strömung um ein erstes Rohrsystem und durch ein zweites,
welches letztere mit dem ersteren die Safträume einschließt. Hierdurch wird bei
sonst gleicher Rauminanspruchnahme des Apparates die Verdampffähigkeit desselben
bedeutend erhöht.
Beide Rohrsysteme sind leicht zu reinigen und bleiben sonach stets metallisch
rein.
Endlich bewirkt die erwähnte rasche Saft-Circulation, daß in der ganzen Masse
des Apparates gleich hohe Temperatur erhalten und die Dampfbildung wesentlich
befördert wird.
Der betreffende Apparat ist durch die Prager
Maschinenbau-Actien-Gesellschaft (vormals Ruston und Comp.), deren
General-Director der Erfinder ist, zu beziehen. C. L. (Technische Blätter,
1870 S. 187.)
Erfahrungen über die Weinbehandlung nach Pasteur.
Herr Leibenfrost, Weingroßhändler in Wien-Döbling,
der mit dem größten Interesse alle Mittheilungen über das Pasteur'sche Verfahren verfolgt, war behufs der Anstellung von Versuchen
im Großen zunächst darauf bedacht, einen praktischen Apparat zu construiren.
Derselbe ist so eingerichtet, daß der erwärmte Wein von dem noch zu erwärmenden
abgekühlt wird, indem er an diesen seine Wärme abgibt, ein System welches in den
Branntweinbrennereien durch die Vorwärmer mit Maische repräsentirt ist. Nach dieser
Beschreibung macht der Versuchsansteller nachfolgende Mittheilungen.
Was die Resultate betrifft, welche derselbe während der Zeit von fünf Monaten, die er
mit dem Apparat arbeitete, wahrgenommen hat, so waren dieselben nur erfreuliche.
Jeder erwärmte Wein wird, was ein Hauptmoment ist, um ein Bedeutendes älter und
fertiger, sowohl im Geschmack als Geruch, so daß verhältnißmäßig junge unausgebaute
Weine in kürzester Frist dem Handel übergeben werden können. Beweis dessen das
riesige Depot, was der erwärmte Wein nach der ersten Schönung macht und dem eines
dreimal gezogenen und geklärten unerwärmten Weines gleich kommt. Die Klärung, welche
nach beiläufig 8 bis 10 Tagen nach dem Pasteurisiren einfach mit Hausenblase oder
Gelatine, je nachdem der Wein es erfordert, zu geschehen hat, geht verhältnißmäßig
viel rascher von statten, da das Depot welches der Wein macht, specifisch schwerer
ist, als bei nicht erwärmten Weinen.
Eine gefehlte Behauptung aber ist es, wenn man sagt, daß der Wein, wenn er aus dem
Apparate kommt, sogleich auf Flaschen gefüllt werden kann. Leibenfrost überzeugte sich vom Gegentheil und fand bei den circa 4000 (österr.) Eimern Wein verschiedener Jahrgänge
und Gegenden, die er bereits pasteurisirte, daß beinahe jeder unmittelbar, wie er
aus dem Kessel kam, gänzlich zusammenbrach und gleich anfing sich abzusetzen, er
mochte früher noch so klar gewesen seyn. Es ist dieß ein Beweis, daß die hohe
Temperatur, welcher ein Wein ausgesetzt wird, Theile ausscheidet, die vielleicht
sonst nur durch jahrelanges Liegen und immerwährendes Schönen und Abziehen sich erst
nach und nach langsam absetzen. Leibenfrost hatte z.B.
100 Eimer Nußberger 1863r pasteurisirt, von dem lange Zeit Probeflaschen im
Probirzimmer standen, in welchem derselbe ganz klar blieb, so daß er ihn für
vollkommen flaschenreif hielt.
Er erwärmte diesen Wein und fand nach der ersten Schönung und Abzug beinahe einen
ganzen Eimer dicken Absatzes.
Erwärmte Weine, die nach der Schönung einen wiederholten Abstich erhielten, blieben
sich ganz gleich und haben sich noch nicht gebrochen.
Leibenfrost nahm ferner von verschiedenen pasteurisirten
Weinen Proben, zog sie auf Flaschen, ließ sie im Freien Tag und Nacht auf einem
Blechdache liegen, wo sie
einer Sonnenhitze von beiläufig 30°R. ausgesetzt waren, gab sie dann in einen
Eiskeller, ließ sie hier wiederum acht Tage und dann wieder in der Sonnenhitze
liegen, so daß die Korke durch die erhöhte Temperatur herausgetrieben wurden; die
Weine setzten wohl ein wenig ab, blieben dabei jedoch spiegelklar. Ein ferneres
günstiges Resultat erzielte er mit kranken Weinen.
Weiche Weine, die zähe oder schwer wurden, ja selbst solche mit Beginn des
Stichigwerdens, machten sich nach dem Pasteurisiren wieder ganz vorzüglich. Von
einer Krankheit keine Spur, und wenn sie vor dem Erwärmen kaum zum Reinbringen
waren, so bekamen sie nach dem Pasteurisiren mit Leichtigkeit die nöthige
Klarheit.
Ferner fand er bei vor vier Monaten erwärmten Weinen und jetzt angestellten
Vergleichen eine unbedeutende Abnahme von Zuckergehalt und eine kleine Steigerung
des Alkohols. Dieß ist wohl die natürliche Folge des raschen Alt- und
Fertigwerdens des Weines und wird erst die Zeit lehren, in wie weit dieß auf die
Dauerhaftigkeit desselben Einfluß hat. (Weinlaube.)
Ein Mittel gegen die Rebenlaus.
Im jüngst erschienenen Vigneron du Midi für 1870 gibt J.
E. Planchon Bericht über Versuche zur Unschädlichmachung
des Rebenverwüsters Phylloxera, welche während des
verflossenen Winters in Montpellier angestellt worden sind; ihnen zufolge scheint
nun endlich das ersehnte Ziel erreicht und ein Mittel gefunden zu sehn, das dem
Parasiten tödtlich, den Reben aber unschädlich ist und dabei ohne große Kosten
angewandt werden kann. Es ist die Kalkschwefelleber (bisulfure de calcium), die selbst in sehr bedeutender Verdünnung von
ungewöhnlich energischer Wirkung auf das schädliche Insect ist: die gewöhnliche
Auflösung derselben, 20 Theile des Salzes auf 100 Theile Wasser enthaltend, kann um
das Vierzigfache ihres Volumens verdünnt werden, ohne an ihrer tödtenden Kraft
einzubüßen. Man machte die ersten Versuche in der Weise, daß man inficirte
Wurzelstöcke in solch verdünnte Lösung brachte, und nachdem man den guten Erfolg
constatirt, schritt man dazu, Erde, in die solche Wurzeln gepflanzt waren, mit dem
Phylloxeratod zu begießen und erhielt auch auf solche Weise günstige Resultate.
Dieses Salz zersetzt sich sehr leicht und läßt dann Schwefel in sehr fein
zertheilter Form aus seiner Lösung fallen; es geschieht das besonders rasch in der
Erde, so daß die getödteten Parasiten mit einer wahren Kruste solchen
Schwefelniederschlages (Schwefelmilch unserer Apotheker) überzogen erscheinen. Planchon glaubt aus diesem Grunde die Wirkung dieser
Schwefelleber mit der, welche die Schwefelblumen auf Oïdium üben, vergleichen
zu dürfen und nennt den Proceß, den er vorschlägt, „unterirdische
Schwefelung;“ sey dem nun, wie ihm wolle, so werden ihm die
geängstigten Winzer des Rhonethales und des Bordelais Dank genug wissen, wenn die
Entdeckung bei ausgedehnterer Anwendung sich bewährt.
Derselbe Forscher fand den Tabaksabsud, von dem neulich viel Aufhebens gemacht wurde,
nur bei starker Concentration erfolgreich.