Titel: | Grüne's Verfahren zur Darstellung eingebrannter Photographien. |
Fundstelle: | Band 198, Jahrgang 1870, Nr. CXXIII., S. 521 |
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CXXIII.
Grüne's Verfahren zur Darstellung eingebrannter
Photographien.
Aus dem photographischen Archiv, September 1870, S.
229.
Grüne's Darstellung eingebrannter Photographien.
Wharton Simpson theilt über dieses Verfahren in der Photographic News Folgendes mit:
Die Operationen des Verfahrens, wie wir sie von Hrn. Grüne ausgeübt sahen, sind einfach und sicher;
sie liefern sehr schöne Resultate. Zunächst wird in der Camera ein gutes Transparent
auf feuchtem Collodium gemacht. Das Negativ muß gut modellirt, detailreich und
hinlänglich kräftig seyn. Zur Erzeugung des Transparentes braucht man Collodium mit
drei Procent löslicher Wolle. Gutes käufliches Collodium, dem man auf die Unze noch
sechs bis acht Gran Wolle zusetzt, ist anwendbar. Diese Wolle muß eine starke feste
Schicht liefern. Silberbad wie gewöhnlich. Belichtung reichlich. Zum Entwickeln
nimmt Grüne:
Eisenvitriol
15
Theile,
Eisessig
20
„
Alkohol
20
„
Wasser
480
„
Dieser Entwickler wirkt am besten wenn er etwas alt ist; er soll ziemlich langsam
arbeiten und kräftige Bilder mit feiner Abstufung und klaren Schatten geben.
Gewöhnlich wird das Bild mit Pyrogallussäure und Silber verstärkt, und von der
hierdurch erzielten Niederschlagdicke hängt die Schönheit und Brillanz des
eingebrannten Bildes ab Fixirt wird mit Hyposulphit oder Cyankalium.
Nach dem Fixiren legt man die Platte in Wasser, wenigstens eine halbe Stunde, besser
einige Stunden. Dann taucht man sie für einige Minuten in eine Schale mit 1 Theil
Schwefelsäure und 25 Theilen Wasser; hierin löst sich die Schicht und zugleich wird
sie fester. Man bringt die Platte dann in reines Wasser, um die Säure auszuwaschen.
Sollte sich hier die Schicht nicht von selbst ablösen und schwimmen, so hilft man mit einem
Kameelhaarpinsel von der Dicke eines Gänsekieles nach, den man von der Seite
zwischen Schicht und Glas geschickt einschiebt. Wenn die Schicht ganz abgelöst ist,
schreitet man zum Tonen. Grüne verwandelt das Silberbild
jedesmal zuerst in ein Platinbild. Hierzu braucht er eine Auflösung von
Platinchlorid
1 Theil,
Wasser
4800 bis 7200 Theile.
Diese Lösung wird durch kohlensaures Natron neutralisirt, und durch sehr wenig
Salpetersäure angesäuert. Grüne verfährt beim Ansetzen
so: 1 Gramm Platinchlorid wird in 60 Grammen Wasser gelöst, durch kohlensaures
Natron neutralisirt und mit Salpetersäure versetzt, bis die Lösung blaues
Lackmuspapier eben röthet. Dieß dient als Vorrathslösung. Das Platinchlorid ist sehr
zerfließlich, am besten löst man es sogleich auf, indem es später schwierig
abzuwiegen wäre. Gewöhnlich enthält es Ueberschuß von Salzsäure und verwandelt, wenn
man es nicht wie angegeben neutralisirt, das Bild in Chlorsilber, ohne ihm eine Spur
von Platin abzugeben.
Die gewaschene Bildschicht wird in die verdünnte Platinlösung gebracht, worin sie
sich ziemlich rasch schwärzt. Wenn das Bild intensiv genug ist, nimmt es ein sehr
tiefes, warmes Schwarz an. Das durch den Platin-Niederschlag freigewordene
Chlor greift das Silber in dem Bilde an und verwandelt es in Chlorsilber. So lange
das Bild noch Silber enthält, geht die Platinablagerung vor sich. Das Chlorsilber
ertheilt dem schwarzen Platin eine graue Färbung. Wenn das Bild ausgetont ist, d.h.
wenn es seine tiefschwarze Farbe nicht mehr ändert, bringt man es mit Hülfe des
Pinsels in Wasser und von da in verdünnte Lösung von unterschwefligsaurem Natron.
Nach einer Minute hat sich das Chlorsilber gelöst, wodurch der Ton des Bildes
sammtartig wird. Auf Papier übertragen ist es eine haltbare Photographie und gleicht
einem Kupferstiche. Auf eine Emailplatte gebracht und eingebrannt, liefert es ein
grauschwarzes Bild. – Zieht man einen purpurschwarzen, braunen oder
purpurbraunen Ton vor, so sind noch andere Metallniederschläge zu verwenden. Ein
warmes Purpur oder Braunschwarz liefert eine Modification der Selle'schen Verstärkungsflüssigkeit mit Uran. Eine Vorrathslösung von
salpetersaurem Uranoxyd und eine solche von Ferridcyankalium, jede ein Procent
stark, werden besonders aufbewahrt. Vor dem Gebrauch gibt man von jeder 4 Gram. auf
600 Gram. Wasser. Die schwimmende Schicht mit dem Platinbild wird gewaschen und in
diese Lösung gebracht. Das Bild nimmt einen warmbraunen Ton an und wird schließlich
ganz braun. So lange aber darf man es nicht in der Lösung lassen, da schon ein ganz geringer bräunlicher
Stich das Bild beim Einbrennen ganz braun macht. Es ist etwas Erfahrung nöthig, um
den richtigen Moment zu treffen; auf das Auge kann man sich hierbei kaum verlassen,
da die Veränderung nur eine unmerkliche seyn darf. – Anders ist es, wenn die
Bilder nicht eingebrannt werden sollen. Dann tont man einfach weiter, bis man die
gewünschte Schokoladenfarbe eintreten sieht. Zu diesem Zweck kann man auch ein Bad
von je 2 Gram. Uran- und Ferridcyankalium-Lösung mit 120 Gram. Wasser
und 0,06 Gram. ChlorgoldOder je 1/2 Drachme der beiden Lösungen, 4 Unzen Wasser und 1 Gran
Chlorgold. anwenden.
Ein anderes Verfahren, nach dem Einbrennen einen schönen reichbraunen Ton zu
erlangen, besteht darin, auf das schwarze Platinbild Manganoxyd niederzuschlagen.
Eine Lösung von 1 bis 2 Thln. übermangansaurem Kali in 50 Thln. Wasser wird
angewendet, bis das Bild eine ziemlich braune Färbung angenommen hat.
Durch Verbindung mit Eisen und Platin erhält man auch hübsche braunschwarze Töne. Man
bereite zwei Lösungen:
Nr. 1.
Ferridcyankalium
1
Gram.,
Wasser
150
„
Nr. 2.
Eisenchlorid
1
„
Wasser
150
„
Gleiche Theile hiervon werden gemischt. Das Platinbild wird
darin Berlinerblau gefärbt. Beim Einbrennen wird es tief braunschwarz.
Die bisher erwähnten Metalle sind die nützlichsten. Iridium, welches für den
Porzellanmaler so überaus wichtig ist, hat bei dem hier beschriebenen Verfahren
wenig Werth, da der durch Chloriridium erhaltene Niederschlag beim Brennen kein
intensives Schwarz liefert. Auch Chlorpalladium liefert kein so schönes Schwarz wie
Chlorplatin allein, und ist zudem viel theurer.In dem Verfahren der HHrn. Maréchal in Metz finden die Palladium- und
Iridiumsalze reichlich Anwendung.