Titel: | Weed's Nähmaschine. |
Fundstelle: | Band 198, Jahrgang 1870, Nr. XCIII., S. 381 |
Download: | XML |
XCIII.
Weed's Nähmaschine.
Nach Engineering, September 1870, S.
223.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Weed's Nähmaschine.
Die von der North American Sewing Machine Company in St.
John's (New Brunswick) fabricirte und kürzlich durch den
Patentagent E. L. Newton (in London, 9 Newgate-street) in England eingeführte
Nähmaschine ist in Figur 16 in der Ansicht abgebildet und die einzelnen Bestandtheile
derselben sind, mit fortlaufenden Nummern versehen, um Figur 16 vertheilt.
Die Grundplatte dieser Nähmaschine ist hinten am Tisch mittelst Scharnieren befestigt
und kann aufgehoben werden, wenn man die unter der Grundplatte gelegenen Mechanismen
zu besichtigen oder einzuölen wünscht. An der Vorderseite des Tisches befinden sich
zwei kleine Gummibuffer, auf welchen die Grundplatte beim Zurückschlagen aufruht,
wodurch die Maschine ohne Stoß wieder in die ursprüngliche Stellung gelangt.
Das Maschinengestell A hat die in Figur 16 veranschaulichte
Form. Im durchbrochenen Obertheil ist die Welle K (9)
gelagert und an der Vorderseite die Kopfplatte D (3)
angeschraubt.
Die Bewegung wird von einem Tritt auf ein Schwungrad und von diesem auf die Rolle U auf der Antriebswelle V
übertragen.
Die Rolle U bildet mit der Kurbelscheibe T ein Stück; an dem Zapfen der letzteren greift die
Verbindungsstange S, welche die Bewegung auf die Kurbel
R der Welle K und auf
die am anderen Ende sitzende Kurbel L weiterleitet.
Die Kurbel L verbindet ein kurzer Hebel mit dem
Nadelführer I, dessen Zapfen mit M bezeichnet
ist. Es wird demnach zufolge der Anlage durch die Drehung der Welle V eine auf- und abgehende Bewegung des
Nadelführers I mit der am unteren Ende desselben
befestigten Nadel hervorgebracht.
An der Rückseite der Kopfplatte D ist ein kleines Lager
P, welches das untere Ende des vorwärts gebogenen
Hebels N trägt. Ein kleiner Zapfen O ist an dem Nadelführer I
angeschraubt.
Hinter dem Nadelführer und durch die Kopfplatte D
hindurchgehend ist die Drückerstange J, in 4 besonders
gezeichnet. Der untere Theil von J ist so dick wie das
Führungsloch in D weit ist; oben auf dem schwächeren
Theil sitzt eine Spiralfeder, welche durch Ein- und Ausschrauben des Knopfes
J' in ihrer Wirkung regulirt werden kann.
Durch die Deckplatte D ist am unteren Ende ein Schlitz
nach der Höhlung gebohrt, durch welche die Drückerstange geht, und ein kleiner
Zapfen an letzterer geht durch jenen Schlitz. Unterhalb diesem ist an der
Vorderplatte D ein Hebel k
(22) mit einem Excenter angebracht, welches auf den so eben genannten Zapfen in der
Weise einwirkt, daß durch Heben oder Niederlassen des Hebels k der Drückerfuß von dem zu nähenden Zeuge gehoben oder auf denselben
gepreßt wird. In 27 ist der Drückerfuß l ersichtlich
gemacht.
Was nun die Mechanismen für den Unterfaden anbelangt, so sitzt an der Welle V eine Rolle W, mit einer in
sich zurückkehrenden Nuth versehen, wie dieß aus Fig. 16 sowohl als auch
in 6 zu ersehen ist. Neben dieser Rolle befindet sich das Wellenlager an der
Grundplatte angegossen und weiterhin der Kamm Z für den
Zeugschieber.
Auf einer verticalen, unterhalb in die Grundplatte eingeschraubten Spindel steckt der
Arm a (24) mit dem Frictionsröllchen b, welches in die Nuth der Rolle W eingreift und demzufolge eine schwingende Bewegung des Armes a veranlaßt.
Das Ende von a ist scharnierartig mit dem Hebel c und dieser mit dem kurzen Arm d verbunden, dessen Drehachse zugleich jene der kreisförmigen
Schiffchenbahn g bildet. Die im Grundriß in 17
dargestellte Schiffchenbahn paßt in einen Einschnitt der Grundplatte, welcher oben
mit dem Schiebplättchen überdeckt ist.
Die zwei wohl abgerundeten Arme, welche auf der Drehspindel (zugleich Drehachse für
den Arm d) des Schiffchenschlittens sitzen, nehmen das
Schiffchen auf, welches in 5 und 16 im Grundriß und im Schnitt skizzirt ist.
Die eiserne Schiffchenspule f¹ (18) läuft auf der
Spindel f² (16) und wird durch eine mit Hülfe
des Schräubchens f⁴ zu regulirende Spannfeder f³ in ihrer Lage erhalten.
Der Zeugschieber H ist in 12 näher ersichtlich gemacht.
Der oberste Theil h, ist mit Kerben versehen, welche
über die Nähplatte i vorragen. Der Zeugschieber ist in
einem Lager unterhalb der Grundplatte angebracht und erhält die Verschiebung von dem
Kamme Z auf der Antriebswelle, nach dessen Einwirkung
der Schieber H aber durch eine Feder (siehe 15)
zurückgeführt wird.
Die Stichregulirung erfolgt mit Hülfe des Griffes Y.
Dieser ist mit einem kleinen Keil verbunden, welcher sich mit dem Zapfen oberhalb
des Griffes Y dreht. Es steht nun dieser Keil in
Beziehung mit dem geschlitzten Ende des Zeugschiebers, in der Art daß die Stichlänge
mit der Verstellung des Keiles verändert wird.
Die Zuleitung des Oberfadens erfolgt auf bekannte Weise. Die Spule mit dem Oberfaden
steckt auf der Spindel E (Fig. 16) und ruht auf der
Filz- oder Gummischeibe F. Die Spannvorrichtung
ist mit G bezeichnet und in der Seitenansicht in 8
dargestellt. Die in einem Rahmen gelagerte Frictionsrolle ist mit einer
schraubenförmigen Nuth, sowie mit einer diagonal durchgebohrten Höhlung versehen,
durch welche der Oberfaden gezogen ist. Je nachdem die Kopfschraube gedreht wird,
passirt der Faden die Rolle in mehrfachen Windungen, wodurch die Spannung
entsprechend geregelt werden kann. Von dem Apparat G
geht der Oberfaden durch die Oehren Q, Q und durch die
Oese des Hebels N zur Nadel.
Wie schon früher erwähnt, wird die Spannung des Schiffchenfadens durch die
Stellschraube f⁴ geregelt.
Zur Aufwindung des Fadens auf die Schiffchenspule dient der in Figur 16 bei X angedeutete Apparat bekannter Einrichtung.
Was die Wirkungsweise der beschriebenen Nähmaschine anlangt, so wird sie in unserer
Quelle – ohne die weiteren Bestandtheile, welche in der Zeichnung noch
enthalten sind, näher zu bezeichnen – nachstehend dargestellt. Die Kurbel L schiebt den Nadelführer auf und ab. Die Nadel passirt
beim Niedergang das Stichloch in der Nähplatte i, in
welchem Momente der Zapfen O auf den Hebel N trifft und denselben niederzieht. Während damit die
Schlingenbildung eingeleitet wird, hat das Schiffchen den äußersten Punkt seines
Rücklaufes erreicht, lehrt um, geht durch die gebildete Schlinge des Oberfadens und
vollführt die Versicherung derselben in bekannter Art.
Als Vorzüge dieser Nähmaschine können Billigkeit und Einfachheit in der Einrichtung
angeführt werden, derzufolge die Mechanismen nicht leicht in Unordnung gerathen;
überdieß Bequemlichkeit beim Betriebe. Bei nicht ganz präciser Herstellung arbeitet
die Maschine jedoch mit zu viel Geräusch; insbesondere soll der Zapfen O nicht auf den Hebel N
schlagen, sondern letzterer dahin abgeändert werden, daß der Zapfen O ununterbrochen den Hebel berührt und zur rechten Zeit
niederführt.