Titel: | J.Gjers' Winderhitzungsapparat; von Tunner. |
Fundstelle: | Band 198, Jahrgang 1870, Nr. LXXV., S. 300 |
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LXXV.
J.Gjers'
Winderhitzungsapparat; von Tunner.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Gjers' Winderhitzungsapparat.
Behufs Erzeugung hoher Windtemperatur beim Hohofenbetriebe der Clevelandhütten hat J.
Gjers, Ingenieur der Linthorpe Eisenwerke,
nachstehenden sehr zweckmäßigen Apparat construirt. Jeder Hohofen hat einen aus fünf
einzelnen Räumen bestehenden Apparat, deren jeder sein besonderes Röhrensystem und
seine directe Communication mit den außerhalb befindlichen Zu- und
Ableitungsröhren auf der einen Seite durch die Röhre a
(Fig. 15)
und auf der anderen Seite durch die Röhre b mit der
Leitung des heißen Windes hat. Jede dieser fünf Abtheilungen enthält zwei
horizontale viereckige Canäle c, an ihren Enden mit den
Röhren a und b verbunden.
Jeder derselben trägt sechs Sifonröhren d und ist durch
sechs verticale Querwände e dergestalt abgetheilt, daß
der Wind, um von a nach b zu
gelangen, sämmtliche Heizröhren d passiren muß. Der vom
Gebläse durch die Hauptleitung kommende Wind wird sonach durch die fünf einmündenden
Röhren a in die zehn horizontalen Röhren c mit den dazu gehörigen 60 Sifonröhren geleitet, von
welchen jedes einzelne Lufttheilchen aber nur je sechs zu passiren hat. Der erhitzte
Wind verläßt den Apparat durch die fünf Röhren b, welche
sämmtlich in die zum Hohofen führende Hauptleitung münden. Sollte die eine oder
andere Abtheilung in Reparatur zu nehmen seyn, so kann sie abgesperrt werden,
während die anderen in Function bleiben. Zur Vergrößerung der Heizfläche haben die
16 1/2 Fuß hohen Sifonröhren von 16 1/2 Zoll und 4 Zoll Weite eine gewellte
Oberfläche (Fig.
17) bei etwas über 1 Zoll Fleischstärke. Das Gesammtgewicht eines solchen
Apparates für 6000 Kubikfuß Windmenge mit 66 Röhren beträgt 2500 Centner.
Jede der fünf Abtheilungen ist mit einer Gasheizung versehen (Fig. 18 und 19). Die Gase
werden durch weite rechtwinkelig abgebogene Röhren herbeigeführt, deren nach außen
gekehrte kreisrunde Stirnfläche mit sechs an beiden Enden offenen Eisenröhren b verbunden ist, durch welche die zur Verbrennung
erforderliche Luft eingesaugt wird. Zur Regulirung der Luftmenge ist die kreisrunde
Stirnfläche mit einer Scheibe bedeckt, welche um das Centrum c drehbar und mit sechs Löchern d versehen
ist, die den offenen Enden der sechs Röhren b
entsprechen. Wird die Scheibe so gestellt, daß die sechs Löcher in derselben genau
auf die Mündungen der sechs Röhren passen, so wird die größte Menge Luft den zu
verbrennenden Gasen zugeführt und es vermindert sich die Luftmenge, je mehr die
Mündungen der sechs Röhren durch Verdrehung der Scheibe geschlossen werden. Durch
zwei kleine Essen in dem den Apparat umgebenden Mauerwerke werden die
Verbrennungsproducte abgeführt. Der Gasverbrennungsraum unter den zwei horizontalen
Fuhröhren c (Figur 16) ist durch ein
durchlöchertes Gewölbe abgeschlossen, durch welches die Flamme zum Apparat gelangt.
Beim Ausgange aus demselben hat der Wind 600° C., an den Düsen etwa
50° weniger. Dadurch daß die Temperatur in dem Apparat gleichförmig vertheilt und die
Berührung desselben mit der Stichflamme vermieden ist, erlangt derselbe eine
fünf- bis sechsjährige Dauer. Zur dauernden Erhaltung einer höheren
Temperatur und zur Mittheilung der Wärme tragen die hohen, flachen, gewellten und
relativ dünnen Wandungen der Sifonröhren bei; der Wind muß einen langen Weg
zurücklegen, bis er sechs derselben durchlaufen hat; durch ihre Lage wird der
Ablagerung von Staub und Asche wenig Gelegenheit geboten; die Construction bietet
die geringste Veranlassung zum Entstehen einer Luftlässigkeit, sowie zum Ausbiegen,
Spannen und Springen, und es wird nur ein geringer Verlust an der Windpressung
verursacht, weil die Querschnittsfläche einer Sifonröhre einer kreisrunden Fläche
von nahe 9 1/2 Zoll Durchmesser entspricht und die Windmenge in jeder der fünf
Abtheilungen durch zwei, in allen fünf zusammen also gleichzeitig durch zehn
derselben passirt. (Zeitschrift des berg- und hüttenmännischen Vereines für Kärnthen, 1870, Nr. 1.)