Titel: | Wasserstrahl-Regulator; von Franz Ritter von Schwind. |
Fundstelle: | Band 198, Jahrgang 1870, Nr. V., S. 24 |
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V.
Wasserstrahl-Regulator; von Franz Ritter von
Schwind.
Mit einer Abbildung.
Schwind's Wasserstrahl-Regulator.
Zu Untersuchungen über die Lösbarkeit des Steinsalzes bedurfte ich eines durch
längere Zeit ganz gleichmäßig rinnenden Wasserstrahles und gab für diesen Zweck
einen Apparat an, welcher auf dem in den österreichischen Salzbergen von mir
eingeführten System des „schwimmenden Troges“ basirt, und da er
sehr einfach ist, vielleicht für Laboratorien u. dgl. erwünscht seyn könnte.
Man fertigt einen langen schmalen Kasten vol. passenden
Dimensionen an, welcher das Reservoir bildet, und aus
Holz, Weißblech oder Kupfer hergestellt werden kann.
Ich wählte eine Weite von 20, auf eine Länge von 50 Centimeter, bei 25 Centimet.
Tiefe, wornach ein Sinken oder Steigen des Inhaltes um 1 Centimet. den kubischen
Inhalt von 1000 Kubikcentimeter oder 1 Liter ergab, also an einem, im Inneren des
Gefäßes oder in einer äußeren communicirenden Glasröhre angebrachten metrischen
Maaßstabe der jeweilige Inhalt und seine Aenderungen abgelesen werden können.
Ganz nahe am Boden des Gefäßes ist eine der kurzen Seitenwände mit einer runden
Oeffnung versehen, in welcher wasserdicht ein 5 Millimeter weites Röhrchen steckt, das
innen wie außen um 1,5 bis 2 Centimeter vorragt. Dieß ist die Abgabsöffnung des
Wassers.
Der zweite Hauptbestandtheil ist der Schwimmer. Er besteht
aus einem quadratischen Rahmen von 15 Centimet. äußerer Weite, gebildet aus 2
Centimet. weiten Blechröhren, wasserdicht verlöthet.
In den inneren Raum dieses Rahmens ist ein 11 Centimet. weites quadratisches Kästchen
von 4 Centimet. Tiefe eingesenkt und eingelöthet.
In der halben Tiefe einer der verticalen Wände dieses Kästchens wird ein Loch gebohrt
und in dieses eine fein gearbeitete Pipe von etwa 4 Millimet. Bohrung horizontal
eingesetzt, so daß sie im Inneren des Schwimmers liegt und von oben gehandhabt
werden kann.
In der gegenüberliegenden Verticalwand des Schwimmers wird hart am Boden eine zweite
Oeffnung gemacht und diese ist außen mit einem Ansatzrohr von Blech, 5 Millimet.
weit und 15 Millimet. lang, versehen.
Versieht man nun den inneren Ansatz der Abgabsöffnung des Reservoirs mit einem nahezu
30 Centimet. langen, 5 Millimet. weiten Schlauche von Gutta-percha und bindet
dessen anderes Ende um das äußere Ansatzröhrchen am Boden des Schwimmers, so ist der
Apparat fertig.
Für andere Zwecke wird sich Jeder leicht andere Dimensionen bestimmen können; das
System bleibt dasselbe.
Textabbildung Bd. 198, S. 24
Füllt man das Reservoir mit Wasser, so steigt der Schwimmer mit der Oberfläche und es
kann das Wasser nur durch die Pipe in den Schwimmer fließen, aus welchem es durch
das biegsame Rohr und die Abgabsöffnung des Reservoirs austritt.
Die Drehung der Pipe bedingt die Menge des Ausrinnens;
dieses Ausrinnen bleibt aber ungeändert, bis der Schwimmer auf dem Boden aufsitzt,
denn eben weil der Schwimmer schwimmt, bleibt die bedringende (wirksame) Stauhöhe, das ist die
Tieflage des Centrums der Pipe unter der Oberfläche des Wassers fortwährend gleich
groß.
Diese Bedingung ändert sich aber auch dann nicht, wenn man das Reservoir, bevor der
Schwimmer aufsitzt wieder nachfüllt; man kann also durch rechtzeitiges periodisches
Nachfüllen den Wasserstrahl beliebig lange Zeit hindurch vollständig ununterbrochen
gleichmäßig erhalten.
Wo aber ein rinnendes Wasser zu Gebot steht, wenn es auch selbst ungleichförmig
fließt, dort braucht man nur das Reservoir mit zwei Oeffnungen zu versehen, einer am
Boden und einer zunächst am Oberrande, und den Brunnen oder einen Theil desselben,
durch das Reservoir zu leiten, also unten ein- und oben austreten zu lassen,
um vollständig Herr eines ganz stetigen Wasserstrahles zu seyn, dessen Größe man
mittelst der Pipe ganz beliebig herstellen kann.
Messen kann man aber die Abgabe nur bei intermittirender
Nachfüllung, wenn man nämlich die Höhenstände am Anfang und Ende der Operation, und
vor und nach jeder Nachfüllung notirt.
Der Apparat kann ohne Weiteres zur Speisung von großen Lampen, bei größeren
Dimensionen auch von Wasserrädern oder als Tropfapparat etc. benutzt werden, und
dürfte noch zu manchem anderen Gebrauche (z.B. für Petroleumfeuerungen) verwendbar
seyn.
Anmerkung. Bei hohem Stande des Schwimmers wird ein
kürzerer Theil des biegsamen Rohres mit Wasser gefüllt seyn, als wenn der Schwimmer
tief steht. Dieß kann eine kleine Differenz verursachen. Sie wird um so weniger
ändernd wirken, je absolut schwerer der Schwimmer ist; es muß also das Kästchen so
schwer hergestellt werden daß der hohle Rand gut zur Hälfte eintaucht, oder es muß
Letzteres dadurch hervorgebracht werden, daß man den Boden beschwert, was am besten
mit flachen Bleistückchen geschieht.
Je länger der schwimmende Rahmen in der Richtung des
Schlauches, und je länger dieser selbst gemacht werden, desto sicherer ist man vor
Schwankungen, und für Aufgaben welche größere
Genauigkeit erfordern, wird man am besten thun, den Rahmen (allenfalls von Holz) so
groß zu machen als das Gefäß zuläßt, das kleine Schiffchen sammt Pipe aber an dem
vom Ausflusse entferntesten Querstück des Rahmens anzuschrauben.