Titel: | Ueber Alizarin und Purpurin; von C. Gräbe und C. Liebermann. |
Fundstelle: | Band 197, Jahrgang 1870, Nr. LXVI., S. 286 |
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LXVI.
Ueber Alizarin und Purpurin; von C. Gräbe und C. Liebermann.
Aus den Berichten der deutschen chemischen
Gesellschaft zu Berlin, 1870, Nr. 12.
Gräbe und Liebermann, über Alizarin und Purpurin.
Wir haben gefunden, daß man die Anthrachinonbisulfosäure aus Anthracen ohne
Oxydation, durch directe Einwirkung eines Gemisches von concentrirter und rauchender
Schwefelsäure auf Bibrom- oder Bichloranthracen darstellen kann. Beide
Verbindungen lösen sich in der kalten Säure mit prachtvoll grüner Färbung, welche in
wenigen Secunden in in eine schön fuchsinrothe übergeht. Wasser fällt aber die
Verbindungen unverändert wieder aus. Beim Erhitzen verschwindet die Farbe; die
Bromverbindung stößt rothe Dämpfe von Brom, die Chlorverbindung solche von Salzsäure aus und es
bildet sich Anthrachinonbisulfosäure nach den Gleichungen:
C¹⁴H⁸Br² + 4 SO⁴H² =
C¹⁴H⁶(O²)(SO³H)² + 2 SO² +
4H²O + 2Br;
C¹⁴H⁸Cl⁸ + 3 SO⁴H² =
C¹⁴H⁶(O²)(SO³H)² + 2 HCl + SO² +
2H²O.
Die so erhaltenen Sulfosäuren liefern beim Schmelzen mit Kali Alizarin.
Wir haben auch einige Versuche angestellt, Alizarin in Purpurin überzuführen.
Alizarin gibt, mit rauchender Schwefelsäure erwärmt, eine Sulfosäure, deren Salze
meist ähnliche Löslichkeitsverhältnisse wie die entsprechenden der Schwefelsäure
zeigen. Man fällt am besten mit kohlensaurem Blei und erhält dann beim Einleiten von
Schwefelwasserstoff die freie Säure in Lösung. Baryt und Bleizucker geben einen
roth-violetten, Thonerdesalze bei Zusatz von Ammoniak einen orangerothen
Niederschlag. In Wasser ist die Alizarinsulfosäure in jedem Verhältniß mit gelber,
in Kalilauge mit schön kirschrother Farbe löslich. Schmilzt man sie mit Kali, so ist
der Punkt schwer zu treffen, wo sie zersetzt wird, da man leicht überschmilzt. Man
erhält beim Uebersättigen mit Säure einen Niederschlag, von dem ein Theil leicht
löslich ist und beim Auswaschen verschwindet; der auf dem Filter bleibende Rest gab
bei der Sublimation eine geringe Menge eines aus gelbrothen Krystallen bestehenden
Sublimats, welches mit Kali die Farbenreaction des Alizarins zeigte. Wahrscheinlich
findet diese Rückbildung nach folgender Gleichung statt:
C¹⁴H⁵(O²)(OH²)²SO³K + HKO =
C¹⁴H⁶(O²)(OH)² + SO⁴K²
Purpurin konnte nicht nachgewiesen werden.