Titel: | Bestimmung des Kohlenstoffes im Roheisen, Stahl und Stabeisen; von Boussingault. |
Autor: | Boussingault |
Fundstelle: | Band 197, Jahrgang 1870, Nr. XXXVII., S. 152 |
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XXXVII.
Bestimmung des Kohlenstoffes im Roheisen, Stahl
und Stabeisen; von Boussingault.
(Schluß von S. 42 des vorhergehenden
Heftes.)
Boussingault, über Bestimmung des Kohlenstoffes im Roheisen, Stahl
und Stabeisen.
Indem man den Kohlenstoff des Roheisens durch Vermittelung des Quecksilberchlorids
isolirt, bestimmt man genau sein Gewicht und constatirt gleichzeitig seine Natur;
man weiß, ob der Kohlenstoff, welchen man wägt, gebundener Kohlenstoff, Graphit oder ein Gemenge der beiden Arten ist, was
die Verbrennung der Eisencarburets nicht lehrt, obgleich diese Bestimmungsmethode
(welche dem Verfahren bei der Elementaranalyse der organischen Substanzen entlehnt ist) mit großer
Genauigkeit das Gewicht des Gesammt-Kohlenstoffgehaltes im Roheisen und im
Stahl gibt, wie Regnault bewiesen hat. Ich glaubte die
Resultate der Kohlenstoffbestimmung durch die directe
Verbrennung des Metalles mit denjenigen vergleichen zu müssen, welche ich
erhielt, indem ich den Kohlenstoff nach seiner Isolirung
mittelst Quecksilberchlorid in der Luft oder im Sauerstoff verbrannte. Zu
diesem Zwecke benutzte ich den Apparat, dessen sich Dumas
und Stas zur Verbrennung des Diamantes und des Graphits
bedienten, mit der Abänderung daß ich das Porzellanrohr durch ein Rohr aus
böhmischem Glase ersetzte.
Das diesen vergleichenden Versuchen unterworfene weiße Roheisen wurde in Pulverform
und das Graueisen in dünnen Spänen auf dem Boden eines Platinschiffchens
ausgebreitet und dieses im Glasrohre in einem Sauerstoffstrome zum Rothglühen
erhitzt.
Anfänglich sieht man deutlich wie die Oxydation sich verbreitet und kann ihr
Vorschreiten gut verfolgen. Bald aber verschwindet jedes Anzeichen, ob die
Verbrennung noch fortdauert oder aufgehört hat. Dieß ist ein ernstlicher Uebelstand.
Bei der Verbrennung von Diamant, von reinem Graphit, kann die Operation unterbrochen
werden bevor sämmtlicher Kohlenstoff verschwunden ist; es genügt, nach dem Erkalten
des Rohres den Sauerstoffstrom fortzusetzen um die Kohlensäure aus dem
Verbrennungsrohre in den Kaliapparat zu treiben, worauf man das Schiffchen auf die
Waage bringt; der Gewichtsverlust welchen dasselbe erlitt, gibt die Menge des
verbrannten Kohlenstoffes. Beim Verbrennen einer Verbindung des Kohlenstoffes mit
Eisen läßt sich hingegen diese Methode nicht anwenden; denn man hat in der That kein
anderes Erkennungszeichen für die Beendigung der Verbrennung, als das Aufhören der
Bildung von Kohlensäure. Glücklicherweise wurde dessen Constatirung durch die
Einrichtung des Apparates ermöglicht.
Wenn man mit einigen Grammen Roheisen operirt, so muß der Sauerstoffstrom drei bis
vier Stunden hindurch unterhalten werden; im Allgemeinen ist diese Zeit zur
Verbrennung eines graphitfreien Roheisens hinreichend. Man unterbricht dann den
Sauerstoffstrom, erhält aber das Rohr noch länger auf derselben Temperatur. Dann
nimmt man die Condensationsapparate ab, wägt sie und notirt das Gewicht der
Kohlensäure sowie des Wassers. Hierauf bringt man sowohl den Kaliapparat als auch
das mit Bimsstein und Schwefelsäure gefüllte Rohr zur Wasserbestimmung wieder an
ihre Stelle, und läßt von Neuem eine Stunde lang Sauerstoff durch den Apparat
strömen. Nimmt das Gewicht der Condensatoren während dieser Zeit noch zu, so war bei
der ersten Wägung die Verbrennung noch nicht vollendet; man läßt dann so lange
Sauerstoff durchströmen, bis keine Kohlensäurebildung mehr stattfindet.
Bestimmung des Kohlenstoffes im
Roheisen.
XI. Weißes Roheisen von Ria. – Von diesem Eisen
wurden 2,0 Grm. in Sauerstoff verbrannt; die Verbrennung war nach drei Stunden
beendet. Ich erhielt:
Kohlensäure
0,293 Grm. = 0,0799 Grm. Kohlenstoff
Wasser
0,005 „
Somit kommen auf 1 Grm. Roheisen 0,03995 Grm. Kohlenstoff.
Dieses Resultat stimmt mit dem bei der Bestimmung des Kohlenstoffgehaltes derselben
Roheisensorte mittelst Quecksilberchlorides erhaltenen sehr nahe überein.
Das condensirte Wasser habe ich als zufällig betrachtet, weil bei einem vorläufigen
Versuch das Gewicht des Bimsstein-Schwefelsäurerohres um 0,003 Grm.
zugenommen hatte.
Da das Sauerstoffgas und das Kupferoxyd vollkommen trocken waren, so rührte das
erschienene Wasser vielleicht von dem Korkstopfen des Condensationsrohres her. Die 2
Grm. des zum Versuche verwendeten Roheisens haben durch ihre Verbrennung sicherlich
nicht 0,002 Grm. Wasser erzeugt, welche 0,0002 Grm. Wasserstoff repräsentiren.
XII. Graues, mit kaltem Winde erblasenes Roheisen von Ria.
– 2 Grm. des mit der Hobelmaschine in Späne verwandelten Eisens wurden in
Sauerstoff verbrannt. Die Verbrennung dauerte zehn Stunden. Die Wägung des
Kaliapparates wurde fünfmal vorgenommen. Das Wasser wurde nicht gesammelt.
Nachdem der Apparat drei Stunden im Gange gewesen war:
Kohlensäure:
Grm.
Erste Wägung
0,218
zweite „
0,010
dritte „
0,016
vierte „
0,012
fünfte „
0,004
–––––––
0,260 = 0,071 Grm. Kohlenstoff.
Demnach ergab sich der Kohlenstoffgehalt von 1 Grm. dieses grauen Roheisens, in
Uebereinstimmung mit der Bestimmung durch Quecksilberchlorid, zu 0,0355 Grm.
Bei der Behandlung mit Aetzsublimat wird der aus dem Kohleneisen ausgeschiedene
Kohlenstoff gewogen und eingeäschert; der durch die Verbrennung veranlaßte Verlust
gibt die Gewichtsmenge desselben. Es bleibt noch zu untersuchen, ob die verbrannte Substanz reiner Kohlenstoff ist, wie
ich dieß bisher angenommen habe.
XIII. Aus dem weißen Roheisen von Ria ausgeschiedene Kohle wurde unmittelbar nach
ihrer Entfernung aus dem Wasserstoffstrom in welchem sie erkaltet war, gewogen, dann
rasch in das Verbrennungsrohr gebracht und in demselben durch trockenes
Sauerstoffgas verbrannt; die im Platinschiffchen zurückgebliebene Asche wurde vor
dem Wägen im Wasserstoffstrome reducirt.
Ich erhielt:
Kohle
0,0565 Grm.
weiße, aus Kieselsäure
bestehende
Asche
0,0035 „
––––––––––
verbrannte Substanz
0,0530 Grm.
entstandene Kohlensäure
0,189 „
= 0,0515 Grm. Kohlenstoff
Wasser
0,015 „
=
0,0017 „ Wasserstoff
––––––––––––––
0,0532 Grm.
Demnach enthielt die aus dem Roheisen abgeschiedene Kohle beinahe 2 Milligrm. = 3,2
Proc. Wasserstoff.
War dieser Wasserstoff mit dem Kohlenstoffe chemisch verbunden, oder in der als
poröser Körper wirkenden Kohle zurückgehalten?
XIV. Aus weißem Holzkohlenroheisen von Ria abgeschiedene Kohle wurde, sogleich nach
ihrem Erkalten in Wasserstoffgas, zwei Tage lang in ein trockenes Vacuum gebracht,
und dann im Sauerstoff verbrannt.
Dabei wurde erhalten:
Kohle
0,235 Grm.
reducirte Asche
0,023 „
–––––––––
verbrannte Substanz
0,212 Grm.
Kohlensäure
0,760 „
= 0,2073 Grm. Kohlenstoff
Wasser
0,040 „
=
0,0044 „ Wasserstoff
–––––––––––
0,2117 Grm.
Demnach war der Wasserstoff durch das Vacuum nicht vollständig ausgetrieben worden,
die Kohle enthielt davon noch 2 Proc.
Es ist nicht wahrscheinlich, daß dieser Wasserstoff den Kohlenstoff in den
Eisencarbureten begleitet, man fand ihn im weißen Roheisen nicht in so bedeutender
Menge; das bei der Verbrennung von 2 Grm. dieses Roheisens entstandene Wasser wog,
ohne daß eine Correction vorgenommen wurde, 0,005 Grm. entsprechend 0,0005 Grm. Wasserstoff;
nach der allerdings sehr berechtigten Correction aber 0,002 Grm., welche 0,0002 Grm.
Wasserstoff repräsentiren. In den 2 Grm. Roheisen wurden 0,08 Grm. Kohlenstoff
verbrannt, in denen sich, wenn wir das Mittel der vorhergehenden Analysen nehmen, 2
Milligrm. Wasserstoff hätten finden müssen, welche bei ihrer Verbrennung 2 Centigrm.
Wasser geben mußten, also zehnmal mehr als erhalten wurde. Wir werden übrigens
sogleich sehen, daß die aus dem Roheisen extrahirte Kohle, wenn man sie in einem
anderen gasförmigem Medium erhitzt und erkalten läßt, keinen Wasserstoff mehr
enthält.
XV. Ich erhitzte das von der Behandlung des weißen Roheisens von Ria mit
Quecksilberchlorid herrührende Quecksilberchlorür, anstatt in Wasserstoff, in einem
Strome von trockenem Stickstoffgas zum Rothglühen, und ließ die von dem
verflüchtigten Quecksilbersalze zurückgelassene Kohle in diesem Gase erkalten. Zur
Erzeugung eines anhaltenden Stromes von sauerstofffreiem Stickstoff ließ ich
trockene, von Kohlensäure befreite atmosphärische Luft über metallisches Kupfer
streichen, welches durch Reduction gerösteter Feilspäne dargestellt war; dasselbe
füllte ein Rohr von 1 Meter Länge, welches zur beginnenden Rothgluth erhitzt war.
Das Kupfer fixirt in einem solchen porösen Zustande den Sauerstoff bei einer sehr
wenig erhöhten Temperatur, weßhalb dieses Absorptionsmittel von Dumas und mir bei der Gewichtsanalyse der atmosphärischen
Luft benutzt wurde und ich glaube nicht, daß es ein besseres Mittel gibt um größere
Mengen von Stickstoffgas darzustellen.
Nach der Verflüchtigung des Quecksilberchlorürs wurde das die Kohle enthaltende
Platinschiffchen in das Verbrennungsrohr gebracht. Um die vollständige Austrocknung
des zur Verbrennung bestimmten Sauerstoffgases zu constatiren, hatte man hinter dem
Reinigungsapparate ein Proberohr eingeschaltet, welches
mit Schwefelsäure durchfeuchtete Bimssteinstückchen enthielt; das Gewicht dieses
Rohres nahm während der Dauer des Versuches nicht zu. Ich erhielt nachstehende
Resultate:
Kohle, in Stickstoffgas erhitzt
und erkaltet
0,0675 Grm.
nach der Verbrennung blieb
reducirte Asche
0,0065 „
––––––––––
verbrannte Substanz
0,0610 Grm.
Kohlensäure
0,223 „
= 0,0608 Grm. Kohlenstoff
Wasser
0,005 „
=
0,0005 „ Wasserstoff
Die gesammelte Kohlensäure enthielt, bis auf nahezu zwei Zehntelmilligrm., die im
Platinschiffchen verbrannte Kohle: dieß ist der beste Beweis für die Abwesenheit des
Wasserstoffes. Was die erhaltenen fünf Milligrm. Wasser anbetrifft, so läßt sich mit
allem Grund annehmen, daß dessen Anwesenheit nur eine zufällige ist; seine Menge
entspricht genau der bei der Verbrennung von 2 Grm. weißem Roheisen in trockenem
Sauerstoffgase (XI) erhaltenen Quantität. Wenn wir diese geringe Wassermenge als ein
Product der Verbrennung betrachten und die durch dieselbe repräsentirte
Wasserstoffmenge dem gefundenen Kohlenstoff hinzuaddiren, so haben wir einen
Gewichtsüberschuß von drei Zehntelmilligrammen.
Es läßt sich übrigens nicht wohl annehmen, daß die durch Vermittelung von
Quecksilberchlorid aus dem Roheisen extrahirte Kohle Wasserstoff enthält, denn
selbst wenn in dem Metalle verschluckter Wasserstoff zugegen wäre, so würde die
starke Verwandtschaft des Chlors zu diesem verbrennbaren Körper denselben sicherlich
von dem inmitten des Quecksilberchlorürs abgelagerten Kohlenstoffe ausschließen. Ich
folgere daraus, daß die bei den beschriebenen Versuchen gefundene geringe
Wasserstoffmenge dem Umstande zuzuschreiben ist: daß die Kohle in Wasserstoff zum
Rothglühen erhitzt wurde und in diesem Gase erkaltete. Uebrigens will ich noch
bemerken, daß bei den Bestimmungen des Kohlenstoffes im Roheisen, besonders aber im
Stahl und Stabeisen, der durch die Gegenwart von Wasserstoff bedingte
Gewichtsüberschuß sicherlich vernachlässigt werden kann; es war jedoch von Nutzen,
denselben zu bestimmen, denn er erklärt uns, warum wir bei Behandlung von 2 bis 3
Grm. Roheisen mit Quecksilberchlorid und Erkaltenlassen der ausgeschiedenen Kohle in
einem Wasserstoffstrom, ein wenig mehr Kohlenstoff finden können, als die directe
Verbrennung des Metalles geben würde. Bei Stahl würde die Differenz sicherlich nicht
zwei Zehntelmilligramme erreichen.
Ich betonte oben die Nothwendigkeit, das Schiffchen, welches die vom
Quecksilberchlorür zurückgelassene Kohle enthält, in ein Glasrohr (Fig. 1, Seite 31) einzuschließen, um dasselbe bei
Luftabschluß wägen zu können. Dieß ist übrigens eine Vorsichtsmaßregel, welche bei
allen pulverförmigen Substanzen beobachtet werden muß, namentlich wenn dieselben so
hygroskopisch sind, wie die aus einem Eisencarburet abgeschiedene Kohle. Nachstehend
folgt ein Beleg für die Schnelligkeit womit diese Kohle den Wasserdampf der
Atmosphäre anzieht.
XVI. Kohle aus weißem Roheisen, welche in einem Strom von trockenem Wasserstoff
erkaltet war, wog:
unmittelbar nach der Entfernung aus dem Gasstrom
0,077 Grm.
nachdem sie eine Stunde lang der Luft ausgesetzt war
0,087 „
––––––––––
demnach hatte sie in einer Stunde an Feuchtigkeit
absorbirt
0,010 Grm.
nach zweistündigem Verweilen an der Luft wog sie
0,091 „
––––––––––
sie hatte also in der zweiten Stunde an Feuchtigkeit
aufgenommen
0,004 Grm.
Stahl und Stabeisen.
Beim Stahle, welcher weniger Kohlenstoff enthält als das Roheisen, wird das Eisen
durch das Quecksilberchlorid sehr rasch chlorirt.
XVII. Cementstahl. – Die Probe wurde von einer aus
dem Ofen kommenden Stange genommen. Es war ein Blasenstahl; das Stabeisen, welches
zur Cementation gedient hatte, war aus Roheisen von Ria erzeugt und die Probe war
von dem ganzen Querschnitte einer Bruchfläche genommen worden.
Die Späne wurden mit 20 Grm. Quecksilberchlorid behandelt.
1 Grm. von Nr. 1 gab:
schwarze, sehr zertheilte Kohle
0,009 Grm.
nach der Verbrennung und der Reduction, weißer
kieselsäurereicher
Rückstand
0,0015 „
––––––––––
verbrannten Kohlenstoff
0,0075 Grm.
1 Grm. von Nr. 2 gab:
Kohle
0,010 „
nach der Verbrennung und
Reduction, Rückstand
0,002 „
––––––––––
verbrannten Kohlenstoff
0,008 Grm.
1 Grm. von Nr. 3, stark gekohlt, gab:
0,016 „
Kohlenstoff
XVIII. Stabeisen, aus Roheisen von Ria dargestellt.
– Das in einem Holzkohlenhohofen erblasene Roheisen war mit Steinkohlen
verpuddelt worden.
Die Probe wurde mit dem Quecksilberchlorid im Achatmörser zusammengerieben. 1 Grm.
derselben gab:
schwarze, leichte Kohle
0,0025 Grm.
nach dem Verbrennen und der Reduction, weißen
0,0015 „
kieselsäurereichen
Rückstand
––––––––––
verbrannten Kohlenstoff
0,0010 Grm.
Stabeisen, aus Ria-Roheisen im Frischherde mit
Holzkohlen dargestellt. – Die Probe wurde mit dem Reagens im
Glasmörser zusammengerieben.
1 Grm. gab: schwarze voluminöse Kohle
0,009 Grm.
nach dem Verbrennen und der Reduction, weiße
0,008 „
KieselerdeDieser bedeutende Kieselsäuregehalt rührt zum großen Theile vom Glase
der Reibschale her.
–––––––––
verbrannten Kohlenstoff
0,001 Grm.
Bei einer vierzehn Tage währenden Cementation (acht Tage lang wurde das Eisen
erhitzt, und acht Tage lang währte das Erkalten) nahm das Metall nur 8 Tausendtel
und ausnahmsweise 16 Tausendtel Kohlenstoff auf. Man ersteht daraus, mit welcher
Langsamkeit der Kohlenstoff beim Contact rothglühender Holzkohle mit Eisen in eine
Eisenstange von ungefähr 1 Centimeter Dicke eindringt.
XIX. Cementstahl. – Derselbe war aus schwedischem
Stangeneisen erster Marke auf dem Werke von J. Holtzer zu
Unieux im Loire-Departement dargestellt. Beim Demontiren des Ofens wurden
drei Proben ausgewählt; die durch dieselben repräsentirten Sorten waren:
Nr. 1, Eisen welches für das am schwächsten gekohlte angesehen wurde;
Nr. 2, Eisen welches mehr gekohlt war als Nr. 1;
Nr. 3, Eisen welches am stärksten gekohlt war.
Die Proben wurden mit der Hobelmaschine von dem Querschnitt des Bruches jeder
Blasenstahlbarre abgelöst und die Späne im Glasmörser mit Quecksilberchlorid
behandelt.
1 Grm. der Probe Nr. 1 gab:
Kohle
0,015 Grm.
nach der Verbrennung und der
Reduction,
kieselsäurereichen
Rückstand
0,007 „
–––––––––
verbrannten Kohlenstoff
0,008 Grm.
1 Grm. von Nr. 2 gab:
0,022 „
Kohle
nach der Verbrennung und der
Reduction,
kieselsäurereichen Rückstand
0,009 „
––––––––
verbrannten Kohlenstoff
0,013 Grm.
1 Grm. von Nr. 3 gab:
0,025 „
Kohle
nach der Verbrennung und der
Reduction,
kieselsäurereichen
Rückstand
0,005 „
––––––––––
verbrannten Kohlenstoff
0,020 Grm.
XX. Schwedisches Stabeisen vor der Cementirung. –
Das zu dieser Probe verwendete Material wurde mittelst eines Bohrers aus der ganzen
Dicke einer Stange genommen; zum Zusammenreiben mit Quecksilberchlorid wurde ein
Achatmörser benutzt. 1 Grm. der Probe gab:
schwarze voluminöse Kohle
0,005 Grm.
nach dem Verbrennen und der Reduction,
kieselsäurereichen
0,002 „
Rückstand
–––––––––
verbrannten Kohlenstoff
0,003 Grm.
Eine Probe von einem anderen Stabe genommen gab:
Kohlenstoff 0,0026 Grm.
Eine in den Sammlungen des Pariser Conservatoriums der Künste und Gewerbe
aufbewahrte, nicht mit Angabe der Marke versehene Probe gab:
Kohlenstoff 0,002 Grm.
In den vierzehn Tagen, während welcher das Stabeisen zu Unieux behufs seiner
Umwandlung zu Blasenstahl im Cementirkasten blieb, hat es an Kohlenstoff
aufgenommen:
Die Stäbe, welche in demselben Grade gekohlt waren
wie
Nr. 1
5 Tausendtel
Nr. 2
10 „
Nr. 3
17 „
Wenn man erwägt, mit welcher Langsamkeit der Kohlenstoff in das in die Kästen des
Cementirofens eingesetzte Eisen eindringt, so begreift man daß es keineswegs
gleichgültig ist, ob das Eisen schon vor der Operation 3 Tausendtel Kohlenstoff
enthält, also ein Drittel von dem Kohlenstoffgehalt gewisser Stahlsorten.
XXI. Puddelstahl. – Aus Roheisen der Hohöfen von
Ria dargestellt. Beim Puddeln erhält man, indem man den Frischproceß bis zu einer
gewissen Grenze treibt, Luppen welche noch so viel Kohlenstoff enthalten daß das
Eisen die Eigenschaften des Stahles besitzt. Diese Luppen werden unter dem
Stempelhammer gezängt und zu Stäben geformt.
Die Proben wurden mittelst der Hobelmaschine von der ganzen Querschnittsfläche eines
Stahlstabes genommen; zum Zusammenreiben der Späne mit dem Quecksilberchlorid diente
ein Glasmörser.
1 Grm. des Stahles gab:
Kohle
0,016 Grm.
nach dem Verbrennen und der Reduction,
kieselsäurereichen
0,004 „
Rückstand
–––––––––
verbrannten Kohlenstoff
0,012 Grm.
Den Puddelstahl in Stäben unterwirft man zuweilen der Cementation, um einen
gekohlteren Stahl zu erhalten.
Weicher cementirter Puddelstahl. – 1 Grm. dieses
Stahles gab:
Kohle
0,0253 Grm.
nach der Verbrennung und der Reduction, Rückstand
0,0105 „
––––––––––
verbrannten Kohlenstoff
0,0148 Grm.
Harter cementirter Puddelstahl. – Das Korn dieses
Puddelstahles glich dem des grauen Roheisens; er zeigte einen bedeutenden
Härtegrad.
1 Grm. dieses Stahles gab:
Kohle
0,040 Grm.
nach der Verbrennung einen grauen Rückstand, der vom
0,015 „
Magnete nicht angezogen wurde
–––––––––
an der Luft
verbrannten Kohlenstoff
0,025 Grm.
Es ist möglich daß der Rückstand etwas Graphit enthielt.
XXII. Gußstahl. – Der Blasenstahl wird zu kleinen
Stücken zerbrochen und diese werden in mehrere Classen gesondert, nach dem Ansehen
des Bruches. Für ein geübtes Auge wird dieses Ansehen zum Kennzeichen des
Kohlungsgrades; auch ist diese Sortirung ohne allen Zweifel der delicateste Theil
der Stahlfabrication wegen ihres Einflusses auf die Qualität der Producte. Loose von
15 bis 16 Kilogr., mit verschiedenen Verhältnissen der classificirten Stücke
gebildet, werden im Tiegel eingeschmolzen und in Formen zu Zainen gegossen; letztere
werden ausgeschweißt und unter dem Hammer zu Stäben von jeder Stärke ausgeschmiedet.
Durch die Bearbeitung unter dem Hammer wird das Korn des Zaines bedeutend verändert
und erlangt zuweilen eine solche Feinheit, daß der Gußstahl auf dem Bruche ganz
homogen und compact erscheint.
Werkzeugstahl in Zainform; mit Glockenmarke.
Probe Nr. 1. – 1,5 Gram, gaben:
0,015 Grm.
Kohle
nach der Verbrennung und der
Reduction,
weiße Asche
0,0005 „
––––––––––
verbrannten Kohlenstoff
0,0145 Grm.
also auf 1 Grm. Stahl
0,0097 „
Probe Nr. 2. – 1,5 Grm. gaben:
Kohle
0,0165 Grm.
nach der Verbrennung und der
Reduction, Asche
0,0010 „
––––––––––
verbrannten Kohlenstoff
0,0155 Grm.
Auf 1 Grm. Stahl verbrannter
Kohlenstoff
0,0103 „
Derselbe Stahl, ausgeschweißt und ausgereckt.
1,5 Grm. gaben:
Kohle
0,018 Grm.
nach der Verbrennung und der
Reduction, Asche
0,005 „
–––––––––
verbrannten Kohlenstoff
0,013 Grm.
Auf
1 Grm. Stahl
0,0087 „
Stahl in Zainform, ohne Marke.
1 Grm. gab:
Kohle
0,018 Grm.
nach der Verbrennung und der
Reduction, Asche
0,005 „
–––––––––
verbrannten Kohlenstoff
0,013 Grm.
Derselbe Stahl, nach dem Ausschweißen und Ausrecken.
1 Grm. gab:
Kohle
0,010 Grm.
nach dem Verbrennen,
Asche
0,002 „
–––––––––
verbrannten Kohlenstoff
0,008 Grm.
Werkzeugstahl, in Zainform; mit Glockenmarke.
1 Grm gab:
Kohle
0,032 Grm.
nach dem Verbrennen und der
Reduction, Asche
0,014 „
–––––––––
verbrannten Kohlenstoff
0,018 Grm.
Derselbe Stahl, ausgeschweißt und zu dünnen Stäben
ausgereckt.
1 Grm. gab:
Kohle
0,0165 Grm.
nach der Verbrennung und der
Reduction, Asche
0,0045 „
––––––––––
verbrannten Kohlenstoff
0,0120 Grm.
Es ist nicht wahrscheinlich, daß die von mir einer Stahlstange von 15 bis 16 Kilogrm.
entnommene Probe die durchschnittliche Zusammensetzung des Metalles repräsentirt.
Jedenfalls hat man nach den im Vorstehenden mitgetheilten Resultaten allen Grund
anzunehmen: daß beim Ausschweißen, dessen Zweck die Beseitigung der Blasen ist,
sowie beim Ausrecken des Stahles zu Stäben und Ruthen, eine gewisse Menge
Kohlenstoff verschwindet, so daß dieser Theil der Arbeit eine Art von Frischen ist. Aus den vorstehenden Versuchen würde sich
ergeben, daß beim Ausschweißen und Ausschmieden der Stahl 2 bis 6 Tausendtheile
Kohlenstoff verloren hat.
XXIII. Zu Stäben ausgeschmiedeter und cementirter
Gußstahl. – Für gewisse Zwecke wird der Gußstahl cementirt, in manchen
Fällen sogar zweimal hinter einander. Beim Herausnehmen aus den Cementirkästen hat
der Stab das charakteristische feine Korn des ausgeschmiedeten Gußstahles verloren.
Die zur Untersuchung verwendete Probe war zweimal cementirt worden, sie besaß ein
groß- und zugleich krummblätteriges Gefüge, silberweiße Farbe und eine große
Härte. Von der Hobelmaschine wurde dieser Stahl nur sehr schwierig angegriffen.
1,5 Grm. dieses Stahles gaben:
Kohle
0,030 Grm.
nach dem Verbrennen an der
Luft und der Reduction
blieb
ein schwarzer, offenbar graphitischer Rückstand,
welcher
wog
0,013 „
––––––––––
an der Luft verbrannten Kohlenstoff
0,017 Grm.
Nach der Verbrennung des
Rückstandes in Sauerstoff
und
der Reduction hinterblieb eine kieselsäurereiche,
graulich
gefärbte Masse, welche wog
0,005 „
––––––––––
Menge
des in Sauerstoff verbrannten
Kohlenstoffes (Graphit)
0,008 Grm.
–––––––––––
Demnach kommt auf 1 Grm. Stahl:
gebundener
Kohlenstoff
0,0113 Grm.
Graphit
0,0053 „
––––––––––
Gesammtmenge des Kohlenstoffes
0,0166 Grm.
Dieser doppelt cementirte Gußstahl enthält nicht mehr Kohlenstoff als mehrere der
untersuchten Blasenstahlsorten, unterscheidet sich jedoch von denselben durch sein
Ansehen und durch die Gegenwart von Graphit, welchem er wahrscheinlich seine größere
Härte verdankt.
XXIV. Wolframhaltiger Gußstahl (Wolframstahl). –
Der Zusatz von Wolfram beim Umschmelzen des Cementstahles ertheilt dem Gußstahl
Zähigkeit; derselbe erhält nämlich dann ein so dichtes Korn, daß er nach dem Hämmern
auf dem Bruche compact erscheint.
Der Wolframstahl, dessen Kohlenstoffgehalt ich bestimmte, war von Hrn. J. Holtzer auf dem Hüttenwerke zu Unieux (Loire-Dep.)
dargestellt worden und bildete prismatische Stäbe von nicht ganz 1 Centimeter
Seite.
A. – Ein Stück von 1,23 Grm. wurde mittelst einer
Platindrahtspirale in 100 K. C. Wasser von 80° C. eingehängt, in welches 20
Grm. Quecksilberchlorid gebracht worden waren. Nach Verlauf von 24 Stunden war die
Reaction beendigt; es hatte sich Quecksilber reducirt.
Der Rückstand, gewaschen und getrocknet, wog 5,25 Grm.; am Filter waren 0,20 Grm.
haften geblieben.
Kohle
0,018 Grm.
nach der Verbrennung und der Reduction blieb ein
0,007 „
grauer Rückstand von
––––––––––––
verbrannter Kohlenstoff
0,011 Grm.
Demnach kommen auf 1 Grm. Stahl
0,009 „Genauer 0,0092, wenn man den 0,011 Grm. verbrannten Kohlenstoffes die
0,0004 Grm. Kohlenstoff hinzurechnet, welche das dem Filter
anhaftende Quecksilberchlorür zurückhielt.
Der Rückstand von der Verbrennung des Kohlenstoffes (0,007 Grm.) wurde vom Magnet
angezogen; er enthielt daher Eisen. Als er verbrannt wurde, verwandelte er sich in
ein rothes Pulver, in welchem einige gelbe Punkte zu bemerken waren.
B. – 1 Grm. von einem Wolframstahlstabe mittelst
einer stark gehärteten Feile abgelöster Späne wurden in einem Achatmörser mit 20
Grm. Quecksilberchlorid und Wasser zusammengerieben. Die Chlorirung war nach einer
halben Stunde beendigt; merkliche Mengen von Quecksilber hatten sich nicht reducirt.
Das entstandene Chlorür wog nach dem Auswaschen und Trocknen 8,3 Grm.; 0,16 Grm.
waren auf dem Filter zurückgeblieben. Es wurde erhalten:
Kohle
0,015 Grm.
nach der Verbrennung, gelbliche Asche
0,005 „
––––––––––
verbrannter Kohlenstoff
0,010 Grm.
Die gelbe Asche nahm bei der Reduction durch Wasserstoff eine grauliche Farbe an,
ohne ihr Gewicht zu ändern; ihre Färbung wurde also durch eine sehr geringe Menge
von Wolframsäure veranlaßt. Das Wolfram war ausgeschieden worden, da der Stahl sonst
beiläufig 1 Proc. von diesem Metalle hätte enthalten müssen, in der von der Kohle
zurückgelassenen Asche aber nur Spuren desselben zugegen waren.
XXV. Uhrfederstahl. – Zwei zusammen 1,92 Grm.
wiegende Uhrfedern wurden mit 100 K. C. Wasser von 80° C. behandelt, in
welchem 28 Grm. Quecksilberchlorid zerrührt worden waren. Man erhielt:
Kohle
0,032 Grm.
nach dem Verbrennen und der Reduction, graue Asche
0,011 „
–––––––––
verbrannten Kohlenstoff
0,021 Grm.
Auf 1 Grm. Stahl: 0,0109 Grm. Kohlenstoff.
Die reducirte Asche wurde vom Magnete angezogen.
XXVI. Stahl von einem Geschützrohre. – Die zu
dieser Untersuchung bestimmten Späne wurden an verschiedenen Stellen desselben
Rohres abgelöst.
2,045 Grm. dieser Stahlprobe wurden mit 35 Grm. Quecksilberchlorid und 100 K. C.
heißem Wasser behandelt. Man erhielt:
Kohle
0,040 Grm.
nach der Verbrennung und der Reduction, graue
0,028 „
magnetische
Asche
–––––––––
verbrannten Kohlenstoff
0,012 Grm.
Somit kommt auf 1 Grm. Stahl: 0,0059 Grm. Kohlenstoff.
XXVII. Stahl zur Fabrication von Gewehrläufen. – 1
Grm. Späne, auf der Drehbank abgelöst, wurden im Achatmörser mit 15 Grm.
Aetzsublimat und der nöthigen Menge Wasser zusammengerieben; zur Chlorirung war kaum
eine halbe Stunde erforderlich. Das Quecksilberchlorür lieferte:
Kohle
0,0055 Grm.
nach der Verbrennung und der Reduction, weiße
Kieselsäure
0,0010 „
––––––––––
verbrannten Kohlenstoff
0,0045 Grm.
Wie man sieht, besitzt diese Stahlsorte einen nur sehr geringen Kohlenstoffgehalt und
weicht in dieser Beziehung von gewissen Stabeisensorten kaum ab, da in schwedischem
Eisen von guten Marken ein Gehalt von 2 bis sogar 3 Tausendtheilen Kohlenstoff
nachgewiesen worden ist. Nach Mittheilungen welche ich dem Artillerie-Major
Caron verdanke, darf der Kohlenstoffgehalt des zur
Fabrication von Gewehrläufen bestimmten Stahles nicht über 4 bis 5 Tausendtheile
betragen. Dieses Verhältniß genügt, um dem Eisen die Eigenschaft zu verleihen sich
schmelzen und gießen zu lassen, indem es in einen sehr weichen Stahl verwandelt
wird. Man versichert, daß wenn es in der Technik möglich wäre, Stabeisen zu gießen,
die aus Stabeisen gegossenen Gewehrläufe den aus weichem Stahl angefertigten
vorzuziehen wären. Die Schmelzung von Stabeisen – ich sage nicht des chemisch
reinen Eisens – läßt sich im Windofen wohl ausführen.
Hr. J. Holtzer hat 14 Kilogr. Stabeisen, welches aus
Roheisen von Ria gefrischt war, in meiner Gegenwart geschmolzen und zu einem Zaine
vergossen. Der Guß wird jedoch dadurch schwierig, daß die zum Schmelzen
erforderliche Temperatur die besten Schmelztiegel so erweicht, daß sie dem vom
flüssigen Eisen auf ihre Wände ausgeübten Drucke nachgeben. Die Operation ist nur
dadurch im Großen ausführbar, daß das Eisen durch Zusatz von einigen Tausendteln Kohlenstoff
schmelzbarer gemacht wird, sich also in seiner Zusammensetzung dem weichen Stahl
nähert. Uebrigens ist es möglich, daß man bisher noch kein reines Eisen geschmolzen
hat, selbst nicht in chemischen Laboratorien; nicht weil diese Schmelzung unmöglich
wäre – denn mittelst des Schlösing'schen
Löthrohres läßt sich ja selbst Platin mit Leichtigkeit schmelzen, und wie ich selbst
constatirt habe, sogar verflüchtigen –, sondern weil das Eisen bei hoher
Temperatur die Kieselerde der Tiegel reducirt und Silicium aufnimmt; auch nimmt es
erwiesenermaßen Kohlenstoff auf, wenn es in einer Atmosphäre erhitzt wird, welche
gekohlte Gase – mit Einschluß eines der Verbrennungsproducte der Kohle,
nämlich des Kohlensäuregases – enthält. Aus diesem Grunde enthält das
Stabeisen nach dem Umschmelzen stets ein wenig mehr Kohlenstoff als vorher.
XXVIII. Mittelst des Schlösing'schen Löthrohres geschmolzenes Stabeisen. – Ich war in der École normale, im Laboratorium meines Freundes H.
Sainte-Claire Deville bei einem Versuche zugegen,
bei welchem 1 Kilogrm. Stabeisen geschmolzen, dann in eine Zainform gegossen und
hierauf zu einem Stabe ausgeschmiedet wurde. Dieses Eisen zeigte sich weich und
hielt alle Proben ab, welche ein Schmiedeeisen von guter Qualität verträgt.
2 Grm. Späne von diesem geschmolzenen Eisen wurden im Glasmörser mit 30 Grm.
Quecksilberchlorid zusammengerieben. Man erhielt:
Kohle
0,010 Grm.
nach der Verbrennung und der Reduction, an weißem
0,004 „
Rückstande
–––––––––
verbrannten Kohlenstoff
0,006 Grm.
Somit kommt auf 1 Grm. geschmolzenes Eisen 0,003 Grm. Kohlenstoff.
Einen solchen Kohlenstoffgehalt zeigt auch das schwedische stahlartige Stabeisen, und
man würde nur 1 1/2 Tausendtel Kohlenstoff zuzusetzen brauchen, um dieses Eisen in
weichen Stahl für Gewehrläufe umzuwandeln.
XXIX. Krempeleisen (Kratzendraht). – Die im
Verlaufe dieser Arbeit untersuchten Stabeisenproben zeigten einen Kohlenstoffgehalt
von 1 bis 3 Tausendteln. Sollten weniger gekohlte vorkommen? Ich hoffte in dem sehr
feinen, außerordentlich biegsamen und zähen Drahte, welcher unter dem Namen fer de carde vorkommt, ein kohlenstofffreies Eisen zu
finden.
1 Grm. dieses Drahtes wurde mit 16 Grm. Quecksilberchlorid und Wasser im Achatmörser
zusammengerieben. Man erhielt:
schwarze, sehr leichte Kohle
0,0010 Grm.
nach dem Verbrennen und der Reduction, Rückstand
0,0006 „
––––––––––
verbrannten Kohlenstoff
0,0004 Grm.
Dieß ist das an Kohlenstoff ärmste Eisen, welches ich bisher unter den
Industrieproducten angetroffen habe.
Durch die Behandlung eines kohlenstoffhaltigen Eisens mit Quecksilberchlorid wird der
Kohlenstoff abgeschieden; dann wird derselbe gewogen und verbrannt. Durch
vergleichende Versuche habe ich nachgewiesen, daß derselbe sich mittelst dieses
Verfahrens ebenso genau bestimmen läßt, wie (in Form von Kohlensäure) durch directe
Verbrennung des Roheisens und Stahles. Die Anwendung des Quecksilberchlorides bietet
außerdem den Vortheil dar, daß eine Verwendung des Materiales in Form eines sehr
zarten Pulvers – eine Bedingung welcher sich stets nur schwierig, zuweilen
gar nicht entsprechen läßt – nicht erforderlich ist. Die Verbrennungsmethode
wird keineswegs vereinfacht, wenn man den Kohlenstoff in dem von dem Eisencarburet
hinterlassenen Rückstande concentrirt, indem man denselben mit Jod, Brom,
Chlorsilber, Kupferchlorid oder schwefelsaurem Kupferoxyd behandelt. Die Wirkung
dieser Agentien erweist sich oft als zum Verzweifeln langsam, während bei Benutzung
von Netzsublimat das Eisen, wie wir gesehen haben, binnen weniger als einer Stunde
in Lösung geht.Zum Chloriren eines auf geschmolzenes Chlorsilber gelegten Stückchens Eisen
ist eine verhältnißmäßig sehr lange Zeit (von acht bis vierzehn Tagen)
erforderlich; überdieß ist es nothwendig, den Zutritt der atmosphärischen
Luft zu vermeiden. Durch die Kupfersalze wird sehr sein gepulvertes Roheisen
in einem bis zwei Tagen chlorirt. Der, sey es mit Silber oder mit Kupfer gemengte Kohlenstoff, wird dann nach
den Methoden der organischen Analyse bestimmt, aber diesen Kohlenstoff sieht man
nicht, man weiß nicht ob er in chemisch gebundenem
Kohlenstoff besteht, welcher an der Luft wie Zunder verbrennt, oder in Graphit, welcher selbst in einer Sauerstoffatmosphäre nur
schwierig bei höherer Temperatur verbrennt, oder endlich, ob dieser Kohlenstoff,
welchen man sämmtlich als Kohlensäure bestimmt, nicht ein Gemenge dieser beiden
Modificationen ist. Wenn es sich aber um metallurgische Untersuchungen handelt, so
ist es von Wichtigkeit nicht allein die Menge, sondern auch die Natur des Kohlenstoffes zu ermitteln.
So besaßen die Cementstahlproben XVII und XXIII sehr verschiedene physikalische
Eigenschaften; die letztere zeichnete sich vor der ersteren durch glänzenden
großblätterigen Bruch, besonders aber durch eine weit größere Härte aus. Gleichwohl
enthielt jede dieser Stahlsorten 16 Tausendtel Kohlenstoff. Bei Anwendung der Methode der directen
Verbrennung zur Bestimmung des Kohlenstoffes würde dieß Alles seyn, was man erfahren
hatte: von jeder Probe würde man eine Kohlensäuremenge welche 16 Tausendtel
Kohlenstoff anzeigt, erhalten haben. Die mittelst Aetzsublimat ausgeführte
Kohlenstoffermittelung ergab gleichfalls einen Gehalt von 16 Tausendteln, aber
dieser Kohlenstoff war isolirt worden und es ließ sich erkennen, daß im Stahl XVII
nur gebundener Kohlenstoff enthalten war, während die im
Stahl XXIII vorhandenen 16 Tausendtel Kohlenstoff zum dritten Theile in Graphit
bestanden. Auch lassen sich bei Anwendung von Aetzsublimat noch Kohlenstoffmengen
bestimmen, welche so gering sind, daß sie bei der directen Verbrennungsmethode
sicherlich übersehen würden. So erhielt ich aus 1 Grm. Kratzendraht 0,0004 Grm.
Kohlenstoff; hätte ich dieses Eisen verbrannt und dazu 3 Grm. Metall verwendet, so
würde die erzeugte Kohlensäure das Gewicht der zu ihrer Absorption dienenden
Kaliapparate nicht merklich beeinflußt haben; während diese 4
Zehntel-Milligramme, welche nach Verflüchtigung des Quecksilberchlorürs sich
fanden, ganz deutlich sichtbar waren, denn dieser schön schwarze Kohlenstoff
bedeckte den Boden des Platinschiffchens in einer Länge von 2 Centimeter; er würde
immer noch wahrzunehmen gewesen seyn, wenn er zwanzigmal weniger gewogen hätte. Man
ist daher durch Anwendung des Quecksilberchlorids im Stande, nicht nur den
Kohlenstoff mit großer Genauigkeit zu bestimmen, sondern auch die geringsten Mengen
desselben im Stabeisen nachzuweisen, weil er in Folge seines fein zertheilten, dem
des leichtesten Flatterrußes vergleichbaren Zustandes ein verhältnißmäßig großes
Volum einnimmt.