Titel: | Analyse der Normalthone, welche zur Werthstellung der feuerfesten Thone nach meinem Verfahren dienen; von Dr. Carl Bischof. |
Autor: | Carl Bischof [GND] |
Fundstelle: | Band 196, Jahrgang 1870, Nr. CXXII., S. 438 |
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CXXII.
Analyse der Normalthone, welche zur Werthstellung
der feuerfesten Thone nach meinem VerfahrenPolytechn. Journal Bd. CXCIV S. 420;
erstes Decemberheft 1869. dienen; von Dr. Carl
Bischof.
Bischof, Analyse der Normalthone, welche zur Werthstellung der
feuerfesten Thone dienen.
Beschreibung des Ganges der
Thonanalysen.
Zunächst beschreibe ich den Gang, welcher sich bei meinen zahlreichen in den letzten
Jahren ausgeführten Thonanalysen bewährt hat.
Von der regelrecht aus mindestens einigen Pfunden
dargestellten Durchschnittsprobe des lufttrockenen Thones
werden, nachdem eine hinreichende Menge in dem Achatmörser auf das Allerfeinste zerrieben und dieselbe gesiebt worden ist,
5–6 PortionenDie abgesonderten Bestimmungen sind aus doppeltem Gesichtspunkte zu
rechtfertigen und in gewisser Hinsicht empfehlenswerth.Zuerst ist das Augenmerk aus die möglichst absolute Bestimmung der Thonerde
zu richten, resp. deren reine Abscheidung und vollkommenste Auswaschung, welche letztere bei der Kieselsäure
nicht minder streng zu beachten ist; ferner sind die bekanntlich in relativ
meist sehr geringfügiger Menge vorkommenden aber immerhin mitentscheidenden
Beimengungen von Magnesia, Kalk, Eisen, Alkalien schärfer zu ermitteln aus
Bestimmungen, welche einzig die stricte
Abscheidung der einen Substanz bezwecken.Besteht ein Thon aus einem augenscheinlichen Gemenge von Thon und Sand oder
sonstigen gröberen auch sandartigen Theilen, so empfiehlt es sich als sehr
zweckmäßig, vor der chemischen Analyse erst eine mechanische anzustellen.
(Man s. die Abhandlung von Fresenius im Journal
für praktische Chemie Bd. LVII S. 65.) von circa 1–2 Grm. abgewogen.
Das hygroskopische Wasser wurde durch vorsichtiges
längeres Trocknen bei einer Temperatur welche 110° C. nicht überschritt, bis
zwei eine Stunde aus einander liegende Wägungen übereinstimmten, ermittelt und
darnach die Probe zur Bestimmung des Anziehungswassers unter einer Glocke in eine
feuchte Atmosphäre gebracht und nach etwa 8–10 Tagen wiederholt gewogen, bis
das Maximum der Gewichtszunahme erreicht war. Hierauf fand man den Totalglühverlust
resp. Wasser, Organisches und Flüchtiges durch heftiges (bei größerem Kohlegehalt länger
fortgesetztes) Glühen bis das Gewicht constant blieb, wozu entweder dieselbe oder
eine neue Portion diente. – Zeigte sich eine größere Beimengung von Kohle, so
wurde dieselbe indirect ermittelt. 1 Grm. des Thonpulvers wurde in einem
Kohlentiegel dicht eingeschlossen, letzterer ebenso in einem zweiten und alsdann 15
Minuten geglüht. Aus der Differenz mit der Bestimmung des Totalglühverlustes
berechnete sich hiernach der Kohlegehalt. Nach der von Gintl (polytechn. Journal Bd. CLXXXIX S.
234) angewandten einfachen und deßhalb sich empfehlenden Methode zur
Bestimmung des Kohlenstoffgehaltes in Graphitsorten vermochte ich keine
übereinstimmenden Resultate zu erhalten.
Eine neue, vorher scharf getrocknete Menge wurde alsdann zur Bestimmung der
Kieselsäure in der bekannten Weise mit der 5–6fachen Menge trockenen
kohlensauren Natron-Kalis versetzt und im Platintiegel durch allmähliches
einstündiges bis zur völligen Schmelzung gesteigertes
Glühen aufgeschlossen.
In der mit Wasser aufgeweichten und sorgfältig mit Salzsäure versetzten Masse schied
sich die Kieselsäure aus der klar werdenden salzsauren Lösung ab. Nach völligem Eindampfen im Wasserbade wurde die Masse einige
Minuten lang in einem heißen Luftstrome unter Umrühren stärker erhitzt, dann mit
mäßig concentrirter Salzsäure durch und durch angefeuchtet eine Stunde stehen
gelassen. Hiernach wurde sie auf dem Wasserbade erwärmt und nach Verdünnung
4–5mal digerirtDas erstemal wird die Flüssigkeit gehörig aufgekocht und man läßt die
Kieselsäure sich völlig absetzen. und decantirt, wobei auf die von der klar abgegossenen Flüssigkeit
zurückgebliebene Kieselsäure 2–3mal einige Tropfen Salzsäure gegossen werden;
alsdann wird die Kieselsäure auf ein Filter gebracht und schließlich heiß
ausgewaschen, bis die angestellte Uhrglasprobe keinen oder keinen größeren Rückstand
als das destillirte Wasser zeigt.
Bei der so erhaltenen und nach möglichst starkem Glühen
wiederholt gewogenen Kieselsäure darf nicht versäumt
werden sie mit Flußsäure zu behandeln und im seltenen, bei kieselreichen Thonen
vorkommenden Falle, daß ein merklicher Rest (von mehreren
Milligrammen) verbleibt, wurde derselbe quantitativ und eventuell qualitativ
bestimmt.
Das Filtrat wurde stets mit einigen Tropfen rauchender Salpetersäure aufgekocht und
dann in bekannter Weise die Thonerde nebst dem Eisenoxyd aus der heißen ziemlich
verdünnten Lösung durch ganz wenig
überschüssiges Ammoniak
gefällt; die Flüssigkeit wird dann so lange siedend erhalten als noch Ammoniak zu
riechen ist, wornach man unter anfänglichem Luftabschluß mit warmem Wasser bis zur
20 tausendfachen Verdünnung decantirt. Das abgegossene Waschwasser ließ ich sämmtlich durch das Filter laufen und der
Thonerdeniederschlag wurde schließlich auf dasselbe gespült, um mit kochendem Wasser
das Auswaschen zu beendigen.Sammelt man das erste Filtrat für sich, lauert es an und dampft es ein, so
gibt zuweilen Ammoniak einen neuen wenn auch sehr geringen flockigen
Niederschlag von Thonerde mit Spuren von Kieselerde, selbst wenn das
Eindampfen in einem Platingefäß stattfindet. Beim Eindampfen in einem
Porzellangefäße ist derselbe beträchtlicher.
Bei den letzten Analysen bediente ich mich des Bunsen'schen Schnellfiltrirapparates mit dem besten Erfolge und wesentlicher
Zeitersparniß; das Auswaschen wurde dabei bis zum 12fachen Volum des
Thonerdeniederschlages fortgesetzt, stets aber das Filtrat geprüft, ob es chlorfrei
war.
Das Glühen der Thonerde nebst dem Eisenoxyd geschieht mit Vorsicht in einer
hinreichend heftigen Oxydationsflamme und sie wird
gleichfalls wiederholt gewogen.
Zur Controlle der Reinheit der Thonerde schmolz ich dieselbe mit saurem
schwefelsaurem Natron, nachdem die harten Stückchen unter Wasser auf das
Allerfeinste zerrieben worden waren. Die Schmelze wurde durch Digestion mit einer
reichlichen Menge Wasser gelöst; der alsdann
bleibende Rückstand wird, sofern er nicht flockig ist, nochmals mit verdünnter
bleifreier Schwefelsäure erhitzt, dann bis zur völligen Concentration abgedampft und
wieder in einer sehr reichlichen Wassermenge gelöst,
wobei sich die Kieselsäure in wolligen Flöckchen ausscheidet. Dieselbe wird
abfiltrirt, ausgewaschen und gewogen, und deren Menge, wenn sie sich mittelst
Flußsäure als rein erwies, in Abzug gebracht und der oben gefundenen Quantität
zugerechnet.Diese Correctur ist für eine genaue Feststellung
des Verhältnisses zwischen Thonerde und Kieselerde stets erforderlich. Das Filtrat von der Thonerde wurde wegen der sehr großen Verdünnung nicht
weiter benutzt.
Zur Ermittelung der nicht chemisch gebundenen Kieselsäure oder der Sandbeimengung wie der Menge des Kalkes, der Magnesia und
des Eisens, wurde eine neue Portion von circa 2 Grm. mit
einer reichlichen Menge ziemlich concentrirter reiner
(bleifreier) Schwefelsäure wiederholt und andauernd 12 Stunden lang in einem nicht
zu engen Platintiegel erhitzt, bis die überschüssige Säure fast, aber nicht völlig
abgeraucht war, alsdann gehörig verdünnt und digerirt, das Klare abgegossen, der Rückstand nochmals mit Schwefelsäure aufgekocht und endlich die
abgeschiedene Kieselsäure nebst dem Sande auf einem getrockneten und gewogenen
Filter abfiltrirt. Völlig rein ausgewaschen, getrocknet und gewogen kann dieselbe
zur wechselseitigen Controlle dienen; jedoch wird dabei häufig, bei sehr
thonerdereichen Thonen in der Regel, ein kleiner Ueberschuß gefunden (zuweilen von
durch die Schwefelsäure nicht zersetztem Mineral herrührend), welchen ich sobald er
1/2 bis höchstens 1 Procent nicht überstieg, vernachlässigte. Betrug der erhaltene
Ueberschuß mehr, so wurden ergänzende Bestimmungen mittelst Aufschließen durch
Flußsäure vorgenommen.
Aus dieser Kieselsäure, welche vorher nicht zu glühen, sondern bei 100° C. zu
trocknen ist,Zur Berechnung der Kieselsäure dient ein abgewogener aliquoter Theil von dem
bei 100° getrockneten Gemenge, welches scharf geglüht wird.Bei einem vorher geglühten Gemenge von chemisch gebundener und mechanisch
beigemengter Kieselsäure wird der Sand resp. die in kohlensaurem Natron
unlösliche Kieselsäure meist in größerer, mitunter sogar in beträchtlich größerer Menge gefunden.Die Temperatur der Glühhitze ist dabei nicht etwa allein bestimmend. Von zwei Thonen, deren so erhaltene
Gesammt-Kieselsäure gleich heftig geglüht worden, war bei dem einen
die Löslichkeit der Kieselsäure in kohlensaurem Natron wesentlich
vermindert, dagegen bei dem anderen nur wenig. wird der Sand abgeschieden durch drei- bis viermaligesBei sehr sandreichen Thonen setzt man das Kochen mit kohlensaurem Natron so
lange fort, bis Salmiak keinen Niederschlag mehr gibt. Einkochen mit gelöstem kohlensaurem Natron, bis sich eben ein Salzhäutchen
zu zeigen beginnt, aber nicht weiter. Hierauf wird verdünnt und bis zur völligen
Klärung stehen gelassen, wornach erst der Sand, der ein vorwiegend körniges Ansehen haben muß, auf das Filter kommt.
In dem reichlich verdünnten und mit einigen Tropfen Salpetersäure (was nie zu
verabsäumen) vorher aufgekochten Filtrat von der Gesammtkieselsäure fiel nach
allmählicher Sättigung mit zweifach-kohlensaurem Natron, das Eisenoxyd und
die Thonerde nieder, wobei der Kalk, die Magnesia und allenfallsige kleine Mengen
von Mangan als Bicarbonate in Lösung gingen. Hierauf wurden in bekannter Weise in
der angesäuerten und der genügend eingeengten Flüssigkeit die weiteren Bestimmungen
ausgeführt mittelst oxalsaurem Ammoniak, phosphorsaurem Ammoniak etc. unter den
üblichen Vorsichtsmaßregeln und Stehenlassen der Fällungen während beiläufig 24
Stunden.Versetzt man diese eingeengte Flüssigkeit mit einigen Tropfen Ammoniak, so
scheidet sich bei merklich eisenhaltigen Thonen stets ein geringer, oft
eigenthümlich wolliger, anfangs weißlicher flockiger Niederschlag aus,
welcher vorherrschend aus Eisen besteht, nebst ein wenig Kieselerde und
zweifelhaften Spuren von Thonerde. Spuren von Mangan waren darin zuweilen
nachweisbar. Der Niederschlag wird obigem Eisen vor dessen Bestimmung
hinzugefügt.Die abgeklärte Kalkfällung wurde, ehe sie auf das Filter kam, nochmals mit
heißem Wasser decantirt. Gewogen wurde der Kalk bei vorhandenen kleinen
Mengen als Aetzkalk. – Die Magnesia wurde stets in der genügend
salmiakhaltigen Flüssigkeit gefällt, die nur gelinde warm gehalten war; ausgewaschen wurde sie mit 3 Theilen
Wasser und 1 Theil Ammoniak.Versucht man das Eisen, den Kalk und die Magnesia mittelst einfacher
Behandlung des Thones mit concentrirter Salzsäure und selbst bei
wiederholter längerer Digestion mit derselben zu extrahiren, so fällt
namentlich bei den mit Kohle (und Organischem überhaupt) stark erfüllten
Thonen, die Eisenbestimmung stets und oft wesentlich
geringer aus. Auch die Kalk- und Magnesiamenge findet sich
gewöhnlich etwas kleiner; während bei vorheriger Zersetzung mit
Schwefelsäure und weiterem oben angegebenen Verfahren die Menge des Eisens
wie der genannten Erden nicht oder nur unerheblich
geringer als durch Aufschließen gefunden wurde.
Der Eisengehalt wurde maaßanalytisch ermittelt;Fresenius' quantitative Analyse, fünfte Auflage,
S. 242. nachdem nämlich aus dem frischen jedoch ausgewaschenen, von der
Sandbestimmung herrührenden Eisenoxyd- und Thonerdeniederschlag der größte
Theil der Thonerde mittelst Kali abgeschieden war, wurde derselbe in Salzsäure
gelöst, chlorsaures Kali zugesetzt, das Chlor vollständig ausgekocht und nun
mittelst eben überschüssigen Normal-Zinnchlorürs in stark saurer und
kochender Lösung, zuletzt mit Jodlösung, das Eisen bestimmt.
Zu einer zweiten Controlbestimmung diente in gleicher Weise der von der nachfolgenden
Alkalienbestimmung abfallende Eisenniederschlag.
Die Alkalien wurden gefunden durch Aufschließen von circa
2 Grm. des Thones mit gasförmiger Flußsäure in bekannter Weise,Man s. Fresenius' quantitative Analyse, fünfte
Auflage, S. 375 und folgende. bis kein oder höchstens ein kohliger aber keinenfalls knirschender Absatz
bei nachheriger Lösung in Salzsäure stattfand. Hierauf wurden mit reiner wenig
überschüssiger Aetzbarytlösung die Schwefelsäure, Thonerde, Eisenoxyd und Magnesia
abgeschieden; das Filtrat der Fällungen wurde mit kohlensaurem Ammoniak bei gelinder
Wärme behandelt. Nach dem Abfiltriren des neuen Niederschlages wurde die angesäuerte
Flüssigkeit eingedampft, der Salmiak bei gelindem Glühen verjagt, dann der gelöste
Rückstand nochmals mit kohlensaurem Ammoniak ebenso behandelt, und so wiederholt
verfahren bis die Chloralkalien rein erhalten wurden.
In dem Falle wo sich Anzeichen von Titansäure erkennen ließen, wurde ein etwaiger
Rückstand von der Behandlung mit Flußsäure nebst dem sich ergebenden
Thonerdeniederschlag (nachdem das Eisen abgesondert) mit saurem schwefelsaurem Kali
behandelt und nach Will's
Vorschrift weiter bestimmt.Will's Anleitung zur
chemischen Analyse, S. 262.
Die qualitative und eventuell quantitative Prüfung auf Schwefel wurde stets in einer besonderen
größeren Portion von wenigstens 5 Grm. Thon vorgenommen. Derselbe wurde mit
pulverisirtem chlorsaurem Kali und allmählich zugegossener mäßig concentrirter
Salzsäure (beide schwefelsäurefrei) gemengt, und das Ganze gelinde digerirt bis
alles Chlor ausgetrieben war. Die Schwefelsäure wurde nach dem Verdampfen des
Säureüberschusses in der hinreichend verdünnten Flüssigkeit durch Chlorbaryum
gefällt.Wegen der leichteren qualitativen Prüfung zog ich diese Methode derjenigen
mittelst Schmelzen mit kohlensaurem Kali und Salpeter vor.
Die freie Thonerde ergab sich durch Schmelzen mit kohlensaurem Kali-Natron,
Auslaugen mit Wasser, Abdampfen zur Trockne, hierauf Lösen in Salzsäure und Fällen
durch Schwefelammonium.
Die freie Kieselerde oder das Kieselsäurehydrat wurde durch wiederholtes Auskochen
von 5 Grm. des Thones mit einer concentrirten Lösung von kohlensaurem Natron
bestimmt.
Hinsichtlich der Reihe, in welcher sich die gefundenen Bestandtheile aufführen
lassen, um einen rascheren und bequemeren Ueberblick zu gewinnen, leiteten mich
folgende Gesichtspunkte.
An erste Stelle setzte ich wie bisher die Thonerde, als den unbestreitbar werthvollsten Bestandtheil der Thone; dann möge die
Kieselsäure als nächster Hauptbestandtheil folgen.
Die sogenannten flußbildenden Bestandtheile sind nach dem von Richters festgestellten Gesetze resp. nach den Aequivalentgewichten
geordnet, wenn auch dieses Gesetz einer Einschränkung in gewissem Sinne, namentlich
für die Praxis, bedarf. Nachfolgend erläutere ich dieß weiter.
Zuletzt folgen der Glühverlust und die sonstigen Beimengungen wie Kohle, Schwefel,
Titan etc., welche in den Thonen nicht selten gefunden werden.
In Betreff der Wirkung der verschiedenen Basen, welche bei den Thonen als Flußmittel
auftreten, ist nicht nur der Endpunkt des Glühergebnisses
in Betracht zu ziehen, sondern es sind auch, und gerade für die technische Anwendung
ist dieß von Bedeutung, frühere, bestimmt erkenntliche Zeichen der Einwirkung des
Flußmittels dabei zu berücksichtigen.
Beobachtet man der Zeitdauer nach ein solches einem hohen
Hitzegrade ausgesetztes Thongemenge, so gibt sich als erste deutliche Wirkung ein Ueberziehen der Probe mit einer Flußrinde zu
erkennen, erst später folgt Erweichung unter Aenderung der äußeren Form und endlich
ein Zerfließen mit
gänzlichem Verschwinden der gegebenen Gestalt. Drei Stadien lassen sich so
kennzeichnen:
1) das der Glasirung, welche sich durch ein glänzendes Aussehen der Probe im
Gegensatz zu einem matten, auch körnigen charakterisirt;
2) das der Erweichung mit Umwandlung der Form resp. des Prisma's in eine
kegelähnliche Gestalt, und
3) das des Zerfließens zu einem runden oder sich mehr oder weniger ausbreitenden
Tropfen.
Sowie bei verschiedenen Proben ein geringerer oder größerer Grad einestheils der
Glasirung und andererseits der Erweichung sich kenntlich macht, so läßt sich beim
Zerfließen ein mehr zähflüssiger Zustand von einem dünnflüssigeren
unterscheiden.
Um diese Stadien bei den ausgezeichneten Richters'schen
Versuchen in Betreff des Einflusses der verschiedenen Flußmittel zu verfolgen,
wiederholte ich dieselben genau in der von Richters beschriebenen Weise.
1 Grm. kieselsaurer Thonerde (entsprechend der Formel Al²O³,
2SiO³) wurden auf das Allerinnigste beigemengt
0,04 Grm. Magnesia, Kalk, Eisenoxyd und Kali.
Aus je einem solchen Gemenge wurden kleine gleich große vierseitige Prismen geformt,
dieselben genau in der vorgeschriebenen Weise in den Probetiegel gebracht und unter
der ausführlich beschriebenen Controlle geglüht. Die vier verschiedenen Prismen
nebst einem derartigen aus reiner kieselsaurer Thonerde klebte ich hierbei
kreisförmig mittelst des besten feuerfesten Thones auf
die Peripherie einer in den Tiegel eingesetzten Thonscheibe. Die Proben bis zum
Momente des abschmelzenden Drahtes (normirter Schmiedeeisen-Schmelzhitze)
ausgesetzt, sind nach dreimaliger Wiederholung desselben Versuches:
glasirt, glänzend: – die Kalk- und
Kaliprobe, erstere stärker als letztere;
wenig oder nicht glasirt, d.h. ohne glasglänzende Rinde:
– ist die Magnesiaprobe;
von mattem Ansehen: – ist das reine kieselsaure
Thonerdeprisma, aber auch ebenso oder fast ebenso das Eisenprisma, welches nur mehr
schmutzig gefärbt ist.
Ein gleiches Resultat wird erhalten, wenn man mehrmals (selbst 6mal hintereinander)
dieselben Proben demselben
normirten Hitzegrade unterwirft.
In geringerer Temperatur, etwa Gußstahlschmelzhitze, gibt sich keine in die Augen
fallende Veränderung der Proben zu erkennen. Sie sind nur zusammengesintert, wobei
allerdings das Kalk- und Magnesiaprisma von festerem Zusammenhalt erscheint
als das Eisen- und Kaliprisma.
Wird die Temperatur wesentlich höher, bis zur Schmelzhitze
des Platins gesteigert, so beginnen erst andere und zwar die
gleichen Verhältnisse sich einzustellen (mit charakteristischer
Ausnahmestellung des Eisens eventuell), wie sie von Richters entdeckt wurden. In diesem Hitzegrade und zwar wenn ein in einer
Thonerdekapsel eingeschlossenes Platin-Drahtgeflecht völlig zur hämmerbaren Kugel zusammenschmolz und der Tiegel aus dem besten schlesischen Thon schon entschiedene Anzeichen von
Erweichung verräth, ist:
am meisten erweicht, zerflossen zu einem Email: –
die Magnesiaprobe;
erweicht unter Aenderung der Form, glasirt: – das
Kaliprisma; und
matt oder kaum glasirt, höchstens ein wenig pockig:
– die Eisenprobe.
Das Eisenprisma hält sich also selbst in diesem heftigsten
Hitzegrade noch verhältnißmäßig am unverändertsten, annähernd gleich der reinen
kieselsauren Thonerde.
Erst wenn die völlige Weißgluth noch höher getrieben wurde, so daß der die Proben
enthaltende Tiegel seine Dienste zu versagen begann, glückte es, wenn nicht der
bereits zusammengehende Tiegel die Proben mit vernichtete, daß das Eisenprisma
kegelähnlich erweichte, die Kanten völlig sich abrundeten und der Bruch ein
bläuliches Email mit kreisrunden Löchern zeigte, während das Kaliprisma sich noch
ziemlich scharfkantig erhalten hatte und innen porzellanartig dicht und kaum porig
war.
Also erst in diesem höchsten Hitzegrade, in welchem
endlich das Eisen das Kali in seiner flußbildenden Wirksamkeit einholt, ja überholt,
kam für die angestellten Proben das Gesetz der Aequivalente zur vollen Geltung.
Es erübrigt noch die Frage, wie gestalten sich diese beschriebenen Verhältnisse
– der gewissermaßen ungleichen Verzögerung des endlichen Schmelzpunktes
– bei einer noch größeren Vermehrung des Zusatzes der Basen und umgekehrt. Zu
dem Zwecke steigerte ich den Zusatz der vier Basen noch auf 6 und 8 Procent.
Nachdem die Proben wie oben sorgfältigst dargestellt
worden, ergaben sich auf Grund gleichfalls dreifach wiederholten Versuches folgende
Resultate: Bei 6 Procent Zusatz bleibt das Verhältniß zu Gunsten der Magnesia gegen
den Kalk wie für das Eisen gegen das Kali in normirter
Schmiedeeisen-Schmelzhitze dasselbe; wird dagegen der Hitzegrad höher gesteigert, so kann es
zutreffen, daß sich gewissermaaßen das Gesetz der Verzögerung und das der
Aequivalente das Gleichgewicht halten, bis dann in annähernder Platin-Schmelzhitze letzteres Gesetz vorherrscht. Bei 8
Proc. Zusatz hingegen beginnt schon in der normirten
Schmiedeeisen-Schmelzhitze das Gesetz der Aequivalente die Oberhand zu
gewinnen.
Es folgt daraus daß, je größer der Zusatz ist, in verhältnißmäßig um so geringerer
Temperatur sich schon das Gesetz der Aequivalente geltend macht und der beschriebene
Spielraum der Zeitdauer noch ein um so mehr verschwindender ist. Umgekehrt, je
geringer der Zusatz ist, um so höhere Temperatur ist erforderlich für den Richters'schen Endpunkt und ein um so größerer Abstand
bleibt zur Beobachtung der bezeichneten verzögernden Verhältnisse übrig.
Für die Praxis im Großen ergibt sich aus diesen Versuchen – besonders
entschieden und deutlich bei einem angenommenen Gehalte von 4 Procent Flußmittel
– für die meisten Fälle wo ein so höchst
bedeutender Hitzegrad wie Platin-Schmelzhitze nicht erreicht wird, Folgendes:
Am indifferentesten verhält sich das Eisenoxyd. Am ehesten bewirkt andererseits einen glasigen Ueberzug der
Kalk und alsdann das Kali, wodurch also z.B. namentlich der Flugasche um so frühere
wie gewiß festere Angriffspunkte zur Zerstörung gegeben werden. Die Magnesia nimmt
hinsichtlich unmerklicher Glasirung in demselben Feuersgrade eine mittlere Stellung
zwischen den genannten Basen ein.
Je mehr die Menge des Flußmittels über 4 Procent steigt, in um so
geringerer Temperatur wie Temperaturdifferenz machen sich die bezeichneten
Verschiedenheiten überhaupt geltend, bis sie sich endlich verwischen und in das
Gegentheil umschlagen.
So höchst werthvoll es ist, das Gesetz kennen gelernt zu haben, welches schließlich in der Wirkungsweise der Flußmittel
entscheidend ist, so wird dennoch durch die aufgedeckten eigenthümlichen
Verhältnisse von Neuem die eigentlich selbstverständliche Regel bestätigt, daß für die relativen Anforderungen der Technik im Großen bloß mit
einem absoluten Maaßstab nicht immer gedient und damit die Erklärung
mancher sonst widersprechenden Erscheinungen wie Erfahrungen nicht gegeben ist.
I. Classe.
Grad der FeuerfestigkeitDas Vielfache des Gewichtes des Thones an Normalgemenge-Zusatz resp.
dessen Zahl mit 10 multiplicirt und das Product von 100 abgezogen, gibt den
Grad der Feuerfestigkeit oder Feuerbeständigkeit
in Procenten ausgedruckt; man s. Seite 433 meiner Abhandlung in Bd. CXCIV
dieses Journals. = 100.
Garnkirk-Thon.
Der Vollständigkeit wegen lasse ich hier meine frühere Analyse,Polytechn. Journal Bd. CLXIX S.
485. deren sämmtliche Bestimmungen aus wenigstens je zwei
gut übereinstimmenden im Mittel berechnet, folgen.
Procentische Zusammensetzung des bei
100° C. getrockneten Thones.
SauerstoffBerechnet nach der neuesten (fünften) Auflage von Fresenius' quantitativer Analyse. Ich
führe die bez. Factoren speciell an, da sich Richters älterer, abweichender Zahlen bediente.Thonerde × 0,46602 = O³Kieselsäure (wenn SiO³) × 0,63158 =
O³Magnesia × 0,39970 = OKalk × 0,28571 = OEisenoxyd × 0,9 =EisenoxydulEisenoxydul × 0,22222 = OKali × 0,16982 = O.
Thonerde
35,98
16,767 O³
Kieselsäure, mech.
geb. „
als Sand
39,63Durch Auskochen mit kohlensaurer Natronlösung ließ sich 0,25 Proc.
freie Kieselsäure ausziehen. 4,63
44,26
27,954 O³
MagnesiaKalkEisenoxydBerechnet stets als Oxydul.AlkalienBerechnet stets als Kali.
0,85 0,42 1,00 1,60
0,3400,1200,2000,272
0,932 O(= 2,796 O³)
Glühverlust
14,99Darin 4,5 Proc. Kohle.
–––––
99,10Eine nachträgliche Prüfung auf Titansäure ließ deren Anwesenheit wie
auch die von Schwefel deutlich erkennen.
Hiernach ergibt sich folgende chemische Formel, der Gleichförmigkeit wegen in derselben Weise wie von Richters aufgestellt:
6,00 (Al²O³, 1,67 SiO³) + RO
oder in Worten ausgedrückt: In dem Garnkirk-Thon kommen
hinsichtlich gleichwerthiger Sauerstoffmengen auf 1 Theil Flußmittel 6,00 Thonerde
und 10,00
Kieselsäure. Das Verhältniß zwischen Thonerde und Kieselsäure ist 1 : 1,67.
Zur maaßgebenden Beurtheilung eines feuerfesten Thones sind stets die drei Factoren:
Thonerde, Kieselsäure und Flußmittel, resp. deren Verhältniß unter einander, in
Betracht zu ziehen.
Das Bindevermögen dieses Schieferthones ist = 2.
Wegen des bereits erwähnten immer selteneren Vorkommens des besten
Garnkirker-Thones in ungemischter Qualität
empfiehlt sich als vorzüglicher Ersatzthon der von Richters beschriebene und analysirte Thon Nr. I von
Saarau.Polytechn. Journal Bd. CXCI S.
230. Die frühere Analyse dieses Thones, von mir im Jahre 1863 unternommen, resp.
einer damaligen Durchschnittsprobe aus einigen tausend Centnern, ergab:
Thonerde
33,14
15,444 O³
Kieselsäure, chem.
geb.
„
als Sand
41,02 8,20
49,22
31,086 O³
MagnesiaKalkEisenoxydAlkalien
0,14 0,25 0,46 0,56
0,0560,0710,0920,095
0,314 O
Glühverlust
15,95
–––––
99,72
Diese Zusammensetzung gibt die chemische Formel:
16,39 (Al²O³, 2,01 SiO³) + RO
oder 1 Theil Flußmittel kommt auf die sehr bedeutende Menge
von 16,39 Thonerde, aber auch noch größere von 32,98 Kieselsäure. Das Verhältniß
zwischen Thonerde und Kieselsäure ist 1 : 2,01.
Gemäß neuerdings ausgeführter Analyse einer aus einem Quantum von einigen Centnern
besonders ausgesuchten Probe hat das wohl reinste Material die nachfolgende
Zusammensetzung.
Zu den Probestücken wurde ausgelesen eine derbe, eigenthümlich linsenförmig sich
absondernde Masse von sehr feinem, zarten Korn, tiefdunkler Färbung wie überhaupt
recht gleichmäßigem, hornartigen Ansehen. Unreinigkeiten
oder fremde Beimengungen sind darin keine oder höchst selten zu bemerken.
Gefunden wurde in dem bei 110°
C. getrockneten Thone:
Thonerde
36,30Mittel aus zwei Bestimmungen, wovon die eine genau in der
beschriebenen Weise ausgeführt 36,10 Proc. (incl. 3 Milligrm.
Thonerde, welche durch Eindampfen des ersten Filtrates erhalten
wurden), die andere, wobei das Auswaschen mittelst Schnellfiltration
nach Bunsen vorgenommen worden, 35,99
Proc. (incl. 5 Milligrm. nachträglicher Thonerde aus dem ganzen Waschwasser) ergab. Erstere
Thonerde löste sich durch Behandlung mit schwefelsaurem Natron und
Schwefelsäure bis auf einen Rückstand von 7 Milligrm. auf, der aber
mit Flußsäure geprüft keine Kieselerde
gab, sondern als ein gleicher Rest Thonerde genau bestimmt wurde.
Ebenso gab die schnellfiltrirte Thonerde einen Rückstand von 5
Milligrm., welcher gleichfalls Kieselerde nur undeutlich, wohl aber
einen Rest von Thonerde von 4 1/2 Milligrm. nachweisen ließ. Ein bei
der Gesammtkieselsäure vorgefundener Rest von 0,0025
zurückgebliebener eisenfreier Thonerde wurde obiger Thonerde noch
hinzugerechnet.
16,917 O³
Kieselsäure, chem.
geb.
„
als Sand
38,94Die Prüfung mittelst Flußsäure auf die Reinheit der Kieselsäure gab
einen unaufgeschlossenen, funkelnden und wohl aus feinsten
Glimmerblättchen bestehenden Rest von 2 Milligrm., welcher nicht
weiter berücksichtigt wurde und einen Gehalt von zurückgehaltener
eisenfreier Thonerde von 2 1/2 Milligrm., der von der
Gesammtkieselsäure in Abzug kam. 4,90In dem Sande lassen sich Glimmerschüppchen wahrnehmen.
43,48
27,688 O³
MagnesiaKalkEisenoxydKali
(vorherrschend)
0,19Mittel aus den getrennten zwei Bestimmungen: 0,1727 und 0,1976
Proc. 0,19Mittel aus den zwei getrennten Bestimmungen: 0,1778 und 0,2032
Proc. 0,46Mittel aus den zwei getrennten Bestimmungen: 0,40 und 0,52 Proc. 0,42Mittel aus den zwei gesonderten Bestimmungen: 0,37 und 0,47 Proc.
0,0760,0540,0920,071
0,293 O
Glühverlust
17,78Mittel aus den zwei Bestimmungen: 17,73 und 17,83 Proc. Die Masse war
weiß geworden mit einem Stich in Grau. Das hygroskopische Wasser des
lufttrockenen Thones beträgt 1,55 Proc.; der Kohlegehalt 1,95
Proc.
––––––
99,18Von Schwefel wurde gefunden 0,008 Proc. = 0,031 Schwefelkies. Kocht
man den Thon mit Salpetersalzsäure und prüft die saure Lösung mit
Schwefelwasserstoff, so scheidet sich eine höchst geringe Menge
eines dunklen Niederschlages ab, welcher vor dem Löthrohr geprüft,
eine Boraxperle gab, die in der Oxydations- wie
Reductionsflamme mit einem Stich in's Bräunliche
opalisirte.
Diese Zusammensetzung gibt die chemische Formel:
19,25 (Al²O³, 1,64 SiO³) + RO
oder 1 Theil Flußmittel kommt auf die höchst bedeutende Menge
von 19,25 Thonerde, aber auch die beträchtliche Menge von 31,50 Kieselsäure. Das
Verhältniß zwischen Thonerde und Kieselsäure ist 1 : 1,64.
Die ausgesuchte reinste Varietät unterscheidet sich demnach von dem früheren
Durchschnittsvorkommen durch ihren größeren Gehalt an Thonerde und geringeren an
Kieselsäure, namentlich an Sand; während die einzelnen flußbildenden Bestandtheile
innerhalb der Grenzen der möglichen Fehlerquellen in sehr naher Uebereinstimmung als constant
anzunehmen sind.
Hinsichtlich der bevorzugten Thonerdemenge, wie auch hinsichtlich der
Kieselsäuremenge, nähert sich der von Richters analysirte
Thon dieser reinsten Varietät. In Betreff der Flußmittel zeigt sich ein abweichendes
Verhalten.
II. Classe.
Grad der Feuerfestigkeit = 70–60 Procent.
Geschlämmter Kaolin von Zettlitz in
Böhmen.
Thonerde
38,54Bei der Prüfung der Thonerde auf ihre Reinheit (mittelst Lösung
derselben durch schwefelsaures Natron und Schwefelsäure, und des
verbleibenden Rückstandes mittelst Flußsäure) fand sich eine Menge
von 1,10 Proc. Kieselsäure, welche der Gesammtkieselsäure
hinzugerechnet wurde. Andererseits fand sich bei der Kieselerde ein
genau bestimmter, und ebenso abgerechneter Rest von 0,75 Proc.
bräunlich gefärbter Thonerde. Die Prüfung derselben vor dem Löthrohr
ließ darin kein Mangan erkennen. In dem eingedampften Filtrat wurden
nachträglich 2 1/2 Milligrm. Thonerde gefunden.
17,960 O³
Kieselsäure, chem.
geb. „
als Sand
40,53, 5,15
45,68
28,851 O³
MagnesiaKalkEisenoxydKali
(vorherrschend)
0,38 0,08 0,90 0,66
0,1520,0230,1800,112
0,467 O
Glühverlust
13,00Das hygroskopische Wasser des lufttrockenen Thones betrug 1,10
Proc.
––––
99,24
Diese Zusammensetzung gibt die chemische Formel:
12,82 (Al²O³, 1,61 SiO³) + RO
oder
1) 1 Theil Flußmittel kommt auf (die große Menge)
12,82 Thonerde
2) 1
„ „ „
„
20,59 Kieselsäure
und
3) auf 1 Theil Thonerde kommen 1,61 Kieselsäure.
Bei diesen günstigen Verhältnissen ist es auffallend, daß der Kaolin pyrometrisch
nicht einen noch höheren Platz einnimmt. In chemischer
Hinsicht übertrifft er fast durchweg den Garnkirker-Thon. Es dürfte dieß
darauf hinweisen, daß außer den chemischen Verhältnissen die physikalischen auch ein
Wort mit zu sprechen haben, ja bei sonstiger Aehnlichkeit entscheidend seyn können. Die außerordentlich feine Zertheilung wie der
aufgelockerte Zustand des geschlämmten Kaolins gegenüber dem körnigen, besonders
dichten des Schieferthones, resp. dessen merklich höheres specifisches Gewicht,Eine vergleichende Bestimmung des specifischen Gewichtes der Normalthone
folgt später nach. dürfte hierbei den Ausschlag geben, wozu auch der innigst verbundene
Kohlegehalt des letzteren kommt.
Nachweislich wirkt die Kohle, diese in unseren Oefen unschmelzbare Substanz, so lange
sie sich unverbrannt erhält, erhöhend auf die Schwerschmelzbarkeit eines Thones.
III. Classe.
Grad der Feuerfestigkeit = 50 Procent.
a. Normalthon unter den sehr kieselreichen aber vorzüglich
reinen Rohkaolinen, – der weiße ungeschlämmte
Thon von Saarau (bez. Nr. III von Richters).
Nach der Analyse von RichtersPolytechn. Journal Bd. CXCI S. 232. ist seine
Zusammensetzung:
Thonerde
17,31
8,067 O³
Kieselsäure, chem.
geb.
„
als Sand
19,9955,89
75,88
47,924 O³
EisenoxydKali
0,56 0,46
0,1120,078
0,199 O
Wasser
5,70
–––––
99,91
Diese Zusammensetzung gibt die chemische Formel:
14,15 (Al²O³, 5,94 SiO³) + RO
oder
1) 1 Theil Flußmittel kommt auf
14,15 Thonerde,
2) 1
„
„ „
„
84,07 Kieselsäure,
3) auf 1 Theil Thonerde kommen
5,94 Kieselsäure.
b. Normalthon unter den durch
größte Fettigkeit wie Bildsamkeit am meisten
hervorragenden Thonen – der beste und vorzüglichste
belgische Thon bei Andennes (zweite Reihe von Strud-Maiseroul).
Thonerde
34,78Mittel aus den zwei gesonderten Bestimmungen; 34,98 und 34,58 Proc.
Freie Thonerde fand sich in dem Thone 2,15 Proc. Die Prüfung auf die
Reinheit der Thonerde wurde übersehen.
16,208 O³
Kieselsäure, chem.
geb.
„
als Sand
39,69 9,95
49,64Mittel ebenso aus: 49,73 und 49,55. Die Prüfung auf die Reinheit der
Kieselsäure ergab nur einen Thonerderest von 1–2 Milligrm.,
welcher unberücksichtigt blieb.
31,352 O³
MagnesiaKalkEisenoxydKali
(vorherrschend)
0,41Mittel deßgl. aus: 0,46 und
0,36. 0,68Mittel deßgl. aus: 0,75 und
0,60. 1,80Mittel deßgl. aus: 1,97 und
1,63. 0,41Mittel deßgl. aus: 0,47 und 0,35.
0,1640,1940,3600,070
0,788 O
Glühverlust
12,00Wasser, Kohle und Schwefel. Der Schwefel beträgt weniger als 0,01
Proc. Das hygroskopische Wasser macht 6,40 Proc. aus; das
Anziehungswasser 10,73.
––––
99,72Eine specielle Prüfung auf Titansaure ergab in 1 Grm. Thon höchstens
1/2 Milligrm.
Diese Zusammensetzung gibt die chemische Formel:
6,86 (Al²O³, 1,93 SiO³) + RO
oder
1) 1 Theil Flußmittel kommt auf
6,86 Thonerde,
2) 1
„ „
„ „
13,26 Kieselsäure,
3) auf 1 Theil Thonerde kommen
1,61 Kieselsäure.
IV. Classe.
Grad der Feuerfestigkeit = 45 Procent.
Thon von Mühlheim bei Coblenz (beste
Durchschnittsqualilät), Ersatzthon für den belgischen.
Thonerde
36,00
16,777 O³
Kieselsäure, chem
geb.
„
als Sand
41,00 6,74
47,74
30,151 O³
MagnesiaKalkEisenoxydKali
(vorherrschend)
0,33 0,40 2,57 1,05
0,1320,1140,5140,178
0,938 O
Glühverlust
11,81Wasser und Kohle nebst Spuren von Schwefel resp. Schwefelkies.
Hygroskopisches Wasser enthält der lufttrockene Thon 13,00 Proc.
–––––
99,90Ein Gehalt von Titansäure ist darin deutlich nachweisbar.
Diese Zusammensetzung gibt die chemische Formel:
5,96 (Al²O³, 1,80 SiO³) + RO
oder
1) 1 Theil Flußmittel kommt auf
5,96 Thonerde,
2)
1 „ „
„ „
10,72 Kieselsäure.
3) auf 1 Theil Thonerde kommen
1,80 Kieselsäure.
V. Classe.
Grad der Feuerfestigkeit = circa 30 Procent.
Grünstädter Hafenerde, Repräsentant
kaolinartiger Thone auf secundärer Lagerstätte.
Thonerde
35,05
16,334 O³
Kieselsäure, chem.
geb.
„
als Sand
39,32 8,01
47,33
29,893 O³
MagnesiaKalkEisenoxydKali
(vorherrschend)
1,11 0,16 2,30 3,18
0,4440,0460,4600,540
1,490 O
Glühverlust
10,51Wasser, Kohle und Schwefel. Gefunden wurde 0,084 Proc. Schwefel.
Hygroskopisches Wasser enthielt der lufttrockene Thon 5,80 Proc.
–––––
99,64Von Titansäure waren nur undeutliche Spuren zu bemerken.
Diese Zusammensetzung gibt die chemische Formel:
3,65 (Al²O³, 1,83 SiO³) + RO
oder
1) 1 Theil Flußmittel kommt auf
3,65 Thonerde,
2) 1
„ „
„ „
6,69 Kieselsäure,
3) auf 1 Theil Thonerde kommen
1,83 Kieselsäure.
VI. Classe.
Grad der Feuerfestigkeit = 20 Procent.
Thon von Oberkaufungen bei Cassel; im
Handel bekannt als Thon vom Mönchsberg. Repräsentant mittelmäßiger feuerfester Braunkohlenthone.
Thonerde
27,97
13,035 O³
Kieselsäure, chem.
geb.
„
als Sand
33,5924,40
57,99
36,625 O³
MagnesiaKalkEisenoxydKali
(vorherrschend)
0,54 0,97 2,01 0,53
0,2160,2770,4020,090
0,985 O
Glühverlust
9,43Wasser und Organisches nebst Spuren von Schwefel. Das hygroskopische
Wasser betrug 4,30 Proc.
–––––
99,44
Diese Zusammensetzung gibt die chemische Formel:
4,73 (Al²O³, 2,81 SiO³) + RO
oder
1) 1 Theil Flußmittel kommt auf
4,73 Thonerde,
2)
1 „
„
„ „
13,29 Kieselsäure,
3) auf 1 Theil Thonerde kommen
2,81 Kieselsäure.
VII. Classe.
Grad der Feuerfestigkeit = 10 Procent.
Thon von Niederpleis an der Sieg.
Repräsentant der gewöhnlichen aber feuerfesten
Braunkohlenthone.
Thonerde
28,05
13,072 O³
Kieselsäure, chem.
geb.
„
als Sand
30,7127,61
58,32
36,834 O³
MagnesiaKalkEisenoxydKali
(vorherrschend)
0,750,721,891,39
0,3000,2060,3780,236
1,120 O
Glühverlust
8,66
–––––
99,78
Diese Zusammensetzung gibt die chemische Formel:
3,89 (Al² O³, 2,82 SiO³) + RO
oder
1) 1 Theil Flußmittel kommt auf
3,89 Thonerde,
2)
1 „ „
„ „
10,96 Kieselsäure,
3) auf 1 Theil Thonerde kommen
2,82 Kieselsäure.
Eine Zusammenstellung der Analysen der Normalthone enthält
die Tabelle S. 455 und 456.
Gefällige Mittheilungen nehme ich im Interesse der Sache stets mit vielem Danke
entgegen und stelle es Industriellen anheim, mir Thonproben zur Prüfung zukommen
lassen zu wollen.
Wiesbaden, im Mai 1870.
Zusammenstellung der Analysen der
Normalthone.
Textabbildung Bd. 196, S. 455
Die Anziehung betrug unter 3 verschiedenen Bestimmungen im Minimum 3,11
Procent.
Unter 6 Bestimmungen des zu verschiedenen Zeiten unter einer mit Wasser
abgesperrten Glasglocke ausgesetzten trockenen Thones wurde als geringste
Anziehung 9,55 Proc. beobachtet.
I. Classe. Thon von Saarau Nr. I,
ausgesucht reinste und strengflüssigste Varietät; II. Classe. Geschlämmter
Kaolin von Zettlitz in Böhmen; III. Classe. Rohkaolin, Thon von Saarau Nr. III,
analysirt von Richters; Bester belgischer Thon, zweite Linie von
Strud-Maiseroul bei Andennes; Thonerde; Kieselsäure, chem. geb.; als
Sand; Magnesia; Kalk; Eisenoxyd; Kali (vorherrschend); Glühverlust;
Wasseranziehung des bei 100° C. getrockneten Thones, erreichtes Maximum;
Chemische Zusammensetzung; Grad der Feuerfestigkeit; Grad des
Bindevermögens;
Zusammenstellung der Analysen der
Normalthone.
Textabbildung Bd. 196, S. 456
Unter 4 Bestimmungen ergab sich als Minimum 9,87 Proc.
Unter 4 verschiedenen Bestimmungen war das Minimum 6,15 Proc.
Unter 4 verschiedenen Bestimmungen war das Minimum 5,94 Proc.
IV. Classe. Thon von Mühlheim bei
Coblenz, beste Durchschnittsqualität; V. Classe. Thon von Grünstadt in der
Pfalz; VI. Classe. Thon vom Mönchsberg bei Cassel; VII. Classe. Thon von
Niederpleis a. d. Sieg; Thonerde; Kieselsäure, chem. geb.; als Sand; Magnesia;
Kalk; Eisenoxyd; Kali (vorherrschend); Glühverlust; Wasseranziehung des bei
100° C. getrockneten Thones, erreichtes Maximum; Chemische
Zusammensetzung; Grad der Feuerfestigkeit; Grad des Bindevermögens