Titel: | Kartenschneidmaschinen, sogenannte Rollscheren zum Schneiden von Spielkarten, Eisenbahnbillets, Patronenpapier etc.; von A. Hansse in Darmstadt. |
Fundstelle: | Band 196, Jahrgang 1870, Nr. LIX., S. 187 |
Download: | XML |
LIX.
Kartenschneidmaschinen, sogenannte Rollscheren
zum Schneiden von Spielkarten, Eisenbahnbillets, Patronenpapier etc.; von A. Hansse in
Darmstadt.
Mit Abbildungen.
Hansse's Kartenschneidmaschinen.
Rollscheren haben den wesentlichen Vortheil vor anderen Scheren zum Schneiden von
Spielkarten, Billets etc., wenn es darauf ankommt große Massen in kürzester Zeit zu
liefern, daß sie weniger Kraftanstrengung zum Schneiden bedürfen, daß die
angewendete Kraft so vollkommen als möglich ausgenutzt wird, und daß selbst
ungeübtere Arbeiter bedeutend mehr mit denselben leisten, als mit der gewöhnlichen
Hebelschere. Das Hin- und Herschieben des Roll- oder Kreismessers
erfordert weniger Kraft, als das Auf- und Niederdrücken des einen
Scherenhebels, ferner schneiden die Rollscheren nach beiden Richtungen sowohl
vor- als rückwärts, was bei der Hebelschere nicht der Fall ist, da hier nur
das Niederdrücken direct nutzbringend wirkt.
Fig. 1, Bd. 196, S. 187
Fig. 2, Bd. 196, S. 187
In Fig. 1 ist A ein Kasten
von Holz, unten offen, an dem die durch die Führungsstange c mit einander verbundenen beiden Träger b und
b' befestigt sind. Auf dieser Führungsstange wird
vermittelst des Griffes d der Schlitten a, welcher ein in horizontaler Achse drehbares rundes
Messer f trägt, an dem am Kasten angeschraubten
Längenmesser g entlang geführt. Die Schneiden dieser
Messer greifen ein klein wenig übereinander. Am hinteren Ende der Achse des
drehbaren Messers befindet sich eine Rolle e, um die
eine Schnur geschlungen ist, deren beide Enden um zwei Röllchen h oberhalb der Rolle e nach
den beiden Trägern b und b'
hinführen, an welchen sie befestigt sind. An einem dieser Träger b befindet sich eine Schraube o, mit welcher die Schnur gespannt werden kann. Ferner ist i ein verstellbarer Anschlag, der durch eine am hinteren
Ende des Kastens befindliche Scheibe m auf die
gewünschte Entfernung eingestellt und durch die Schrauben l festgebremst wird. In dem Anschlag sind schräge Stifte r
Fig. 2 eingesetzt, welche den vorgeschobenen
Kartenbogen genau in die Schnittebene bringen; k ist ein
anderer Anschlag, fest und rechtwinkelich zur Schneide des Messers, an dem der zu
schneidende Bogen angedrückt und entlang geschoben wird. Es wird wohl hieraus der
Gebrauch ohne weitere Erläuterung klar seyn.
Bei der alten Construction war die Schnurrolle vor und auf dem Rollmesser f festgeschraubt, so daß hier die Schnur nahe vor die
Schneide des Längemessers zu liegen kam, was oft hinderlich im Vorschieben des zu
schneidenden Cartons war; bei meiner Construction liegt die Schnur hinter der
Führungsstange, wie aus der Zeichnung ersichtlich, mithin ganz aus der Bahn des zu
schneidenden Materiales; auch war es sehr schwierig, die Messer so einzustellen daß
sie nach beiden Richtungen einen sauberen Schnitt lieferten; dem habe ich dadurch
abzuhefen gesucht, daß ich das Rollmesser auch ein wenig um eine verticale Achse
sich drehen lasse, was aus dem Durchschnitt Fig. 2 zu
ersehen ist, daher es dem Längenmesser sich leicht anschmiegen kann. Durch die Art,
wie die Schnur um Rolle e und Röllchen h geschlungen ist, hat das Kreismesser stets das
Bestreben sich nach der Seite am meisten anzulegen, nach welcher es hingezogen wird,
mithin nach der schneidenden Richtung, wodurch ein sauberer Schnitt entsteht, selbst
wenn die Schneide etwas abgenutzt ist.
Von einem hiesigen Fabrikanten wurde mir versichert, daß ein etwas geübter Arbeiter
40000 Schnitte pro Tag, mithin 40000 Blätter liefern
kann. Nach genaueren neueren Versuchen können 160 Schnitte pro Minute gemacht werden; mithin stellt sich die Zahl der Schnitte pro Tag auf mehr als das Doppelte dieser Angabe. Der
Preis einer Rollschere der beschriebenen Construction beträgt 22 Thaler und je nach
Größe mehr. (Gewerbeblatt für das Großherz. Hessen, 1870, Nr. 12.)