Titel: | Atwood'sche Fallmaschine von Chr. Oechsle, Mechaniker in Pforzheim. |
Autor: | Christian Ferdinand Oechsle [GND] |
Fundstelle: | Band 196, Jahrgang 1870, Nr. XXX., S. 110 |
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XXX.
Atwood'sche Fallmaschine von Chr. Oechsle, Mechaniker in Pforzheim.
Mit einer Abbildung auf Tab. II.
Oechsle's Atwood'sche Fallmaschine.
Bei den Fallmaschinen der bisherigen Construction ließ die Auslösung des fallenden
Gewichtes, sowie der Secundenschlag Manches zu wünschen übrig. Aus diesem Grunde
wende ich schon seit einigen Jahren eine kleine elektromagnetische Vorrichtung an,
welche den Zweck hat, die beiden Momente, nämlich den Beginn des Falles des einen
Gewichtes und den ersten Schlag auf die Glocke auf einen und denselben Moment zu
vereinigen, sowie dem fallenden Gewichte jede seitliche Schwankung zu benehmen,
welche letztere bei den Maschinen bei welchen das fallende Gewicht auf einer
Fallbrücke arretirt ist, oft sehr störend bei den Versuchen einwirkt. Die mit meiner
Maschine gemachten Versuche werden dadurch um Vieles zuverlässiger und genauer.
Die Einrichtung der von mir construirten Maschine besteht in Folgendem:
Auf dem oberen Theile des Statives A, Figur 30, befindet sich
ein aufrechtes Holzstück B, welches den Elektromagnet
M, M und die Glocke trägt, und außerdem zur
Befestigung des kleinen Hebels a dient. Vor dem
Elektromagnet M, M befindet sich der bewegliche Anker
b, welcher an seinem oberen Ende den auf die Glocke
schlagenden Hammer c trägt. An den Ankerhalter ist der
rechtwinklich umgebogene Draht eingeschraubt, welcher dazu dient, den die Laufrolle
R, arretirenden Hebel a
auszulösen. Der drehbare Hebel a hat oben bei e einen seitlichen Stift, auf welchen der an der
Peripherie der Laufrolle angebrachte Arretirungsstift aufschlägt, f ist eine kleine Spiralfeder, welche den Anker bei
unterbrochenem Strome stets gegen die Stellschraube g
zurückzieht.
Das Secundenpendel P hat folgende Einrichtung. Die Achse
h ruht in der in einem Bügel von Messing
angebrachten Stahlpfanne. An diesem Bügel ist eine Drahtklemme i befestigt. Das obere Ende der Pendelstange ist
spitzwinklich zugerichtet und mit Platin überzogen. Auf der Schärfe dieses Winkels
ruht mit geringer Federung der an der Messingfeder l
befestigte Platinstift. Letztere Feder ist an ein Messingklötzchen m festgeschraubt. An der Holzstange S, welche das Pendel trägt, ist an ihrem unteren Ende
eine bei o gegen vorn rechtwinklich abgebogene
Messingschiene n angebracht, welche ihren Drehpunkt bei
p
hat. s, s sind die verkürzt gezeichneten Stangen des
Statives; K, K ist der Kloben zwischen welchem sich die
Laufrolle R, R. mit Leichtigkeit dreht.
Dieses vorausgeschickt, ist der Gang der Maschine nun folgender.
Die Drahtklemmen i und q
werden mit einem einfachen galvanischen Element (Daniell'schen, Meidinger'schen oder Wollaston'schen) verbunden.
Das Pendel P wird so weit auf die Seite gezogen, daß sich
sein unteres Ende gegen o an der drehbaren
Messingschiene n anlegt und dadurch arretirt wird. Die
Laufrolle R wird so gestellt, daß ihr Arretirungsstift
e auf dem Stifte des Hebels a aufschlägt, und das fallende Gewicht auf den Null-Punkt der
Eintheilung der Stange S' eingestellt.
Sobald nun die Messingschiene n gegen unten gedrückt
wird, wird das Pendel frei, wobei es einen Augenblick mit dem Platinstift k in Berührung kommt und den elektrischen Strom
fortleitet, den Elektromagnet in Wirksamkeit setzt und das Anziehen des Ankers
bewirkt. Hat das Pendel seine verticale Lage verlassen, so wird der Strom wieder
unterbrochen und der Anker von dem Elektromagnet durch die kleine Spiralfeder wieder
abgezogen.
Dieses Spiel wiederholt sich natürlich bei jeder Schwingung des Pendels.
Da nun am Anker der Hammer c, sowie der Auslösungsdraht
d angebracht ist, so muß der erste Schlag auf die
Glocke, sowie die Auslösung der Laufrolle R in einem und
demselben Moment geschehen, in welchem der Anker angezogen wird.
Der kleine Hebel a ist an seinem unteren Ende mit einer
dünnen Schnur versehen; durch Anziehen derselben kann er wieder in seine arretirende
Stellung gebracht werden, wenn das Pendel arretirt ist und kein elektrischer Strom
durch dasselbe eingeführt wird.
Alles Uebrige ist wie an den gewöhnlichen Atwood'schen
Fallmaschinen.
Daß das Secundenpendel mit seinem lauten Schlage zu manchen anderen Versuchen
verwendet werden kann, ist selbstverständlich.
Der Preis der Maschine ist, ohne Verpackung, fl. 66.