Titel: | Untersuchungen über die Verbrennung der Steinkohlen in Dampfkessel-Feuerungen; von A. Scheurer-Kestner und C. Meunier. |
Fundstelle: | Band 196, Jahrgang 1870, Nr. IX., S. 22 |
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IX.
Untersuchungen über die Verbrennung der
Steinkohlen in Dampfkessel-Feuerungen; von A. Scheurer-Kestner und C. Meunier.
Im Auszug aus dem Bulletin de la Société industrielle de
Mulhouse, 1868 et 1869, t. XXXVIII p. 195, 311, t. XXXIX p. 385 (nach den
Annales du Génie
civil).
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Scheurer und Meunier, über die Verbrennung der Steinkohlen in
Dampfkessel-Feuerungen.
A. Scheurer-Kestner, Mitglied der Société industrielle de Mulhouse, hat sehr
eingehende Untersuchungen über die Verbrennung der Steinkohle auf Dampfkesselherden ausgeführt, von denen
wir im Nachstehenden eine gedrängte Uebersicht geben.
Nachdem der Verfasser die von seinen Vorgängern bei diesen Untersuchungen erzielten
Resultate skizzirt hat, geht er zur näheren Begründung des bedeutenden Unterschiedes
über, welcher sich zwischen dem absoluten Heizvermögen und dem praktischen
Heizeffect der Kohle herausstellt.
„Zur Nachweisung dieser Differenz, bemerkt er, dienten verschiedene
Rechnungselemente; die wichtigsten derselben sind:
Die chemische Zusammensetzung der Steinkohle, als Basis der Berechnung der
absoluten Heizkraft; die chemische Zusammensetzung der Steinkohlenasche, als
Rechnungselement zur Bestimmung des Verlustes an nicht verbranntem Kohlenstoff;
die Menge des verdampften Wassers und die Temperatur des erzeugten Dampfes; das
Volum der unter den Rost geführten Gase und die Temperatur derselben bei ihrem
Eintritte in die Esse.
Der aus der Berechnung dieser Daten sich ergebende theoretische Verlust besteht
selbst wieder aus verschiedenen Elementen; diese sind: die Bildung brennbarer,
der Verbrennung aber entgangener Gase und ihr Entweichen in die Esse; der durch
das Entweichen des gleichfalls der Verbrennung entzogenen Kohlenstoffes (des Rußes) in die Atmosphäre bedingte Verlust; die
Temperatur der Asche in dem Zeitpunkt wo sie durch den Rost fällt; endlich der
durch Ausstrahlung in die Kesselmauerung verursachte Wärmeverlust.
Diese letzteren Verlustquellen, deren Wichtigkeit einleuchtend ist, sind bisher
noch nicht näher bestimmt worden. Die drei ersten derselben können auf
experimentellem Wege festgestellt werden. Die vierte dürfte nur schwierig direct
zu bestimmen seyn, man wird daher ihren Betrag noch immer durch Differenz
bestimmen müssen, bis neue Versuche eine zuverlässige Methode zur Berechnung
ihres Werthes ergeben.
A. Scheurer-Kestner unternahm seine Untersuchungen
zu dem Zwecke, den Antheil zu bestimmen, welchen jede dieser Verlustquellen an dem
Gesammtdeficit hat. Seine umfangreiche, im Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse mitgetheilte Abhandlung
zerfällt in drei Abtheilungen. Wir geben nachstehend von der ersten derselben einen
Auszug.
Ueber die Zusammensetzung der durch die
Verbrennung der Steinkohle in Kesselfeuerungen entwickelten Gase; von A.
Scheurer-Kestner.
Nachdem der Verfasser daran erinnert hat, daß die ersten über die Zusammensetzung der
Essengase veröffentlichten Untersuchungen von Péclet (1827) herrühren, mustert er die betreffenden Arbeiten von
Ebelmen, Sauvage, Debette, Commines de Marsilly und
Cailletet, und fährt dann fort:
Es handelte sich also darum, die Gase so aufzufangen, daß die zur Analyse bestimmte Probe die
Zusammensetzung der gesammten gasförmigen, von der Verbrennung der Steinkohle
während eines hinreichend langen Zeitraumes herrührenden Producte mindestens
annähernd repräsentirte.
Die Probe muß die in sämmtlichen Stadien der Heizung sich entwickelnden Gase
repräsentiren; diese verschiedenen Heizungsstadien aber sind von einander
verschieden hinsichtlich des mehr oder weniger häufigen Oeffnens der Herdthür, der
mehr oder weniger gleichmäßigen Vertheilung der Steinkohlen auf der Rostfläche, des
Schürens und Aufgebens, der Häufigkeit und des Volums der Kohlenchargen, der
Stellung der Register etc.
Dieser Bedingung suchte ich durch Anwendung besonderer Apparate zu entsprechen, und
ich glaube daß dieselben mir zuverlässige Resultate geliefert haben.
Beschreibung der Apparate. – Der zu diesen
Versuchen benutzte Dampfkessel hat drei Siederohren und
ist mit sechs cylindrischen Vorwärmern (Vorwärmrohren) von Eisenblech versehen. Die
Hauptdimensionen dieses Versuchskessels sind die nachstehenden:
Länge des Kessels
6,60
Met.
Durchmesser desselben
1,20
„
Heizfläche desselben
12,00
Quadratmet.
Durchmesser der Siederohre
0,50
Met.
Heizfläche derselben
28,00
Quadratmet.
Gesammtheizfläche des Kessels
40,00
„
Länge der Vorwärmer
7,90
Met.
Durchmesser derselben
0,50
„
Heizfläche derselben
71,00
Quadratmet.
Gesammtheizfläche des Kessels, der Siederohre undder
Vorwärmer
111,00
„
Verhältniß zwischen der Heizfläche der Vorwärmerund der
des Kessels
1,78 : 1
Länge des Rostes
1,28
Met.
Breite desselben
1,40
„
Abstand der Roststäbe von einander
0,008
„
Rostfläche ohne die Roststabköpfe
1,79
Quadratmet.
Leere Rostfläche
0,51
„
Volle Rostfläche
1,28
„
In Fig. 21 bis
25 sind
die verschiedenen von mir benutzten Apparate und ihre Aufstellung zum Zwecke des
Aufsammelns der Gase dargestellt.
Gasometer. – Als Recipient für die zur Analyse
bestimmten Gase konnte ich ein Wassergasometer nicht anwenden, wegen der Differenzen
in den
Absorptionsquotienten der die Verbrennungsproducte bildenden Gase. Um eine
Durchschnittsprobe zu erhalten, würde jedoch die directe Anwendung eines
Quecksilbergasometers wegen des großen demselben zu gebenden Volums und der hierbei
erforderlichen enormen Quecksilbermengen unmöglich gewesen seyn.
Ich suchte demnach einen Apparat zu construiren, welcher mir die Anwendung von Wasser
als Aspirationsmittel gestattete, dabei aber auch das Auffangen der zu analysirenden
Gase über Quecksilber, ohne dieselben, mit Wasser in Berührung zu bringen. Nach
zahlreichen Versuchen blieb ich bei folgenden Anordnungen stehen, mittelst deren ich
den beabsichtigten Zweck vollständig erreichte.
Da ich gleichzeitig die eudiometrische sowohl, als die Wägungsmethode anwenden zu
können wünschte, so mußte das zu benutzende Gasometer eine sehr genaue Messung des
in ihm enthaltenen Gases gestatten.
In Figur 21
ist mein Quecksilbergasometer dargestellt. Dasselbe besteht aus einer am oberen, wie
am unteren Theile tubulirten Flasche von starkem Glase von beiläufig drei Liter
Fassungsraum, welche vierzig Kilogrm. Quecksilber enthält und ein Mariotte'sches Gefäß bildet, in welchem das Wasser durch
Quecksilber ersetzt ist. Die obere Tubulatur wird mit einem zweifach durchbohrten
Korkpfropfen verschlossen, durch den die Glasröhren a
und b hindurchgehen, und der unten schräg abgeschnitten
ist, so daß das Rohr b am oberen Theile des Kegels
mündet.
Bei dieser Anordnung läßt sich das Gasometer leicht mit Quecksilber füllen, ohne daß
eine Luftblase anhaften bleiben kann, wenn der Hahn des Rohres b offen ist. Das Manometerrohr c dient zur Bestimmung des Druckes im Inneren des Apparates. Das Rohr d ist ebenso wie das Manometerrohr in einem
Kautschukpfropfen befestigt, welcher die untere (horizontale) Tubulatur des
Gasometers verschließt, und läßt sich im Pfropfen drehen, so daß man ihm die in Fig. 21 oder
die in Fig.
25 gezeichnete Stellung geben kann. Zum Messen des Gasvolums dient eine in
das Glas gravirte Millimetertheilung. Das Rohr a ist mit
geringer Reibung in den Korkstopfen eingepaßt und läßt sich unter allen Umständen in
demselben auf- und abschieben, ohne daß dadurch ein Gasverlust verursacht
wird.
Sämmtliche Verbindungen werden mit Paraffin überzogen; nur das Rohr a wird eingefettet, damit es sich im Korkstopfen
leichter bewegen läßt.
Zum Aichen, wozu Wasser benutzt wurde, stellte ich das Gasometer auf eine horizontale
Ebene und drückte das gerade Rohr a hinab, bis sein unteres Ende den
Boden der Flasche erreichte, damit ich ihm auch beim Messen der Gase diese Stellung
geben konnte. Nachdem das Gasometer mit Wasser gefüllt war, verschloß ich die obere
Mündung des Rohres a mit ein wenig Wachs, damit es mit
Wasser gefüllt bleibt, während die Flasche sich entleert; durch diese
Vorsichtsmaßregel werden ganz dieselben Bedingungen erreicht, wie sie beim Messen
des aus dem Gasometer für die Analyse ausgetriebenen Gases obwalten; das Volum des
in diesem Rohre befindlichen Gases wird selbstverständlich von demjenigen des
Gasometers abgezogen.
Auf diese Weise wurden fünfzehn Aichungspunkte bestimmt; der Parallelismus der
Flaschenwandungen zwischen denselben schien mir genügend, um die Zwischenpunkte
durch Interpolation bestimmen zu dürfen.
Rohr zum Auffangen der Gase. – Fig. 22 stellt das Rohr
zum Aspiriren oder Auffangen der Gase (das Aspirationsrohr) dar. Es besteht in einem
Platinrohr a, b von 10 Millimeter Durchmesser und 700
Millim. Länge, welches im Sinne seiner Länge mit einer Nuth c, d von einigen Zehntelmillimetern Oeffnung versehen ist. Das Ende b ist mittelst eines Platinmuffes verschlossen; an das
Ende a ist ein Kupferrohr a,
e gelöthet, welches durch einen Liebig'schen
Kühler f, g hindurchgeht; letzterer ist mit den zum
Ein- und Austritt des Wassers dienenden Tubulaturen o und r versehen.
Das Rohr a, e ist bei e offen
und mit einen: Tubulus h versehen. Die Aspiration
erfolgt durch die Nuth des Platinrohres. Da sich diese Nuth oft durch Ruß verstopft,
wodurch Unregelmäßigkeiten in der Aspiration verursacht und häufige Unterbrechungen
nothwendig werden, so habe ich an dem Apparate einen beweglichen Drahtstab i, k angebracht, an dessen Ende k ein Platinblech befestigt ist, welches auf dem Cylinder l aufliegt und in die Nuth paßt. Dieser Draht geht durch
zwei an den Kühlapparat gelöthete ringförmige Halter m
und n, sowie durch die Scheibe p hindurch; letztere dient zum Festhalten des Kittes für die Verbindung
des Apparates mit den Wandungen der Kesselmauerung. Um während des Auffangens der
Gase die äußere Luft auszuschließen, geht der Draht n, m
durch eine zwischen den Scheiben p und q eingepreßte Kautschukplatte; mittelst des Ringes an
seinem Ende i führt man ihn in die Nuth ein, um diese
reinigen zu können ohne den Gang des Apparates zu beeinträchtigen.
Der Schnitt nach A, B zeigt die Anordnung des
Platinplättchens k in der Nuth und seine
Befestigungsweise am Drahtstabe.
Aspirationsapparat. – Bei meinen ersten Versuchen
wendete ich zwei Gasometer von je 50 Liter Inhalt an und ließ dieselben abwechselnd
als Aspiratoren
fungiren. Da aber meine Versuche die Ansaugung von mehreren Kubikmetern Gas
innerhalb einiger Stunden erforderten, so war die Arbeit hierbei sehr anstrengend;
ich ersetzte dieselben daher durch einen leicht zusammenzustellenden continuirlich
wirkenden Aspirationsapparat, welcher für Versuche von längerer Dauer sehr
zweckmäßig ist.
In Fig. 23 ist
die ganze Anordnung zum Nehmen der Gasproben in der Vorderansicht, und in Fig. 24 in der
Seitenansicht dargestellt. Das Rohr e, b (Fig. 24) wird
in eine zu diesem Zwecke im Mauerwerke ausgesparte Oeffnung eingeführt; der mit a, b (Fig. 24) bezeichnete
Theil desselben kommt in den Zugcanal für die Verbrennungsgase zu liegen. Das
Rohrende e wird mit dem Bleirohr V (Fig.
23) mittelst eines Kautschukrohres in Verbindung gesetzt. V ist mit einem anderen, gleichfalls aus Blei
bestehenden Rohre Y, Z (Fig. 23) durch Löthung
verbunden. Wird der Hahn Y geöffnet, so strömt aus einem
höher liegenden Behälter Wasser zu und fließt bei Z ab.
Durch geeignete Regulirung der beiden Hähne Y und X wird in dem Rohre V,
folglich auch im Apparate e, a, b (Fig. 23) eine Aspiration
hergestellt, deren Stärke von der Länge des Rohres Y, Z
und von der Menge des bei Y zufließenden Wassers
abhängt. Das durch e, V, X aspirirte Gas wird durch das
Wasser in den Behälter Z mitgerissen und kann hier
gemessen werden.
Allgemeine Anordnungen. – In Fig. 24 und 25 ist die
Aufstellung des ganzen Apparates dargestellt. Das Gasometer kommt auf eine mit
aufgebogenem Rande versehene Blechplatte zu stehen, welche zum Auffangen des bei
seiner Füllung ausfließenden Quecksilbers dient; letzteres fließt durch das
Schwarzblechrohr a', b' in einen Behälter ab. Die beiden
in einen Werkstein eingekitteten Träger c', c' dienen
dem zum Füllen des Gasometers angewandten Quecksilbergefäße als Halter; das Füllen
geschieht mittelst eines gläsernen Heberrohres durch den Tubulus a des Gasometers (Fig. 21). Die Röhren d', e' dienen zur Speisung des Kühlers mit Wasser.
Der mit a, b bezeichnete Theil des Aspirationsrohres
(Fig. 24)
wird in den Strom der abziehenden Verbrennungsgase eingeführt; bei der Aspiration
ziehen die Gase durch die Nuth ein, und zwar in der ganzen
Länge derselben; ich betone dieß, weil die Aspiration in dieser Weise auf
einem größeren Querschnitt des Ableitungscanales stattfindet. Um diese Ansaugung auf der ganzen Länge der Nuth herzustellen, muß man im
Inneren des Aspirationsrohres continuirlich eine Depression von mehreren Millimetern
Quecksilbersäule unterhalten; bei der kräftigen Aspiration des angewandten Systemes ist
diese Bedingung leicht zu erfüllen.
Die Stellung der Hähne V und X wird durch Messen der in der Zeiteinheit in Z eintretenden Gasmenge regulirt; sie betrug bei meinen Versuchen 4 bis 5
Liter per Minute.
Indem man den Hahn am Ausflußrohr d des Gasometers (Fig. 21)
regulirt, erzeugt man bei h eine Aspiration, durch
welche ein constanter Antheil des durch das Rohr a, e
(Fig. 24)
strömenden Gases weggenommen wird; bei meinen Versuchen schwankte dieser Antheil
zwischen 1/250 und 1/500.
Details des experimentellen Verfahrens. – Wie ich
bereits bemerkte, besteht mein Zweck bei Anwendung dieser Apparate darin, in dem
Quecksilbergasometer ein Gasvolum zu sammeln, welches möglichst genau die chemische
Zusammensetzung der Gesammtmenge der in die Esse tretenden Gase repräsentirt. Hierzu
schien es mir unerläßlich, nachstehende Bedingungen zu erfüllen:
1) continuirlich und während der ganzen Dauer eines Versuches von dem in die Esse
tretenden Gasstrome ein hinlänglich großes Volum aufzusammeln;
2) das Gas in einer den ganzen Querschnitt des zur Esse führenden Canales umfassenden
Erstreckung zu sammeln;
3) von diesen Gasen selbst eine neue Quantität in der Art zur Probe zu ziehen, daß
dieselbe deren durchschnittliche chemische Zusammensetzung repräsentirt.
Durch die Arbeiten von Ebelmen wurde nachgewiesen, daß die
Gase in den Hohöfen ein ziemlich inniges Gemisch bilden; bei der Untersuchung der
Gase hingegen, welche sich in einer Dampfkesselfeuerung entwickeln, erkennt man
schon am Ansehen, daß sie Ströme enthalten, welche nicht homogen sind; um eine
wirkliche Durchschnittsprobe zu erhalten, hätte ich daher ein Gasometer von mehreren
Kubikmetern Inhalt aufstellen müssen – eine Bedingung, deren Erfüllung
beinahe unmöglich ist, da die Gase nicht über Wasser aufgefangen werden dürfen.
Ich umging diese Schwierigkeit mittelst des zweifachen Auffangens des Gases; nämlich
erstens mittelst des Rohres b, a, e (Fig. 22 und 24), und
zweitens mittelst des Rohres a des Gasometers und der
Tubulatur h (Fig. 22 und 24).
Gewöhnlich sammelte ich ungefähr 1/1000 des Gesammtvolums der in die Esse tretenden
und 1/250 bis 1/500 des Volums der durch das erste Rohr angesogenen Gase auf. Das
Quecksilbergasometer enthielt somit ungefähr 1/500,000 der bei der Verbrennung der
Steinkohle entwickelten Gase; dieses Fünfhunderttausendtel repräsentirt aber sehr wahrscheinlich eine
wirkliche Durchschnittsprobe; die Uebereinstimmung der erhaltenen Resultate
bestätigt auch diese Annahme.
Zunächst bringt man das Aspirationsrohr b, a, e in die in
der Steinplatte angebrachte Oeffnung. Die punktirte Linie m,
u in Fig.
24 bezeichnet die Grenze zwischen dem Zugcanale und der Mauer. Die Scheibe
p, q (Fig. 22) wird auf ihrer
inneren Seite mit Kitt bestrichen, dann das Kautschukrohr h,
a (Fig.
23 u. 24) bei a mit einem Glasstöpsel verschlossen.
Hierauf wird der Aspirator in Gang gesetzt.
Es handelt sich nun darum, das Gasometer mit dem Rohre h
in Verbindung zu bringen, ohne daß Luft eindringt. Zu diesem Zwecke öffnet man die
Hähne der Röhren b und c,
Fig. 21, und
schließt den Hahn d; wenn das Quecksilber bei b auszufließen beginnt, schließt man den Hahn dieses
Rohres und läßt das Niveau des Quecksilbers bis zur Höhe von a (Fig.
21) steigen. In diesem Moment sind Gasometer und Röhren mit Quecksilber
gefüllt; man bringt nun das Rohr a mit der Tubulatur h (Fig. 24) mittelst eines
Kautschukrohres in Verbindung; um aber die in diesem und in h etwa vorhandene Luft zu entfernen, nimmt man den Glaspfropfen weg, indem
man das Kautschukrohr zwischen den Fingern zusammenpreßt und saugt mit dem Munde an,
bis das Gas aus dem Aspirationsrohre e, a, b das
Kautschukrohr anfüllt; nun braucht man nur die Verbindung zwischen h und dem Gasometer herzustellen. Läßt man jetzt das
Quecksilber durch die Mündung des Rohres d (Fig. 23)
abfließen, so tritt das Gas durch das Rohr a in das
Gasometer ein.
Bei meinen ersten Versuchen war das untere Ende des Rohres a (Fig.
21) ganz offen und das Gas drang stoßweise in das Gasometer; die
Aspiration erfolgte daher unregelmäßig. Die Beseitigung dieser Schwierigkeit gelang
mir dadurch, daß ich das Rohr am unteren Ende auszog, wornach das Gas in einem
continuirlichen Strahle eintrat.
Nachdem der Apparat vorgerichtet und der Ausfluß des Wassers und des Quecksilbers
regulirt worden, braucht man nur während des Ganges von Zeit zu Zeit den Draht i (Fig. 24) in die Nuth des
Aspirationsrohres zu schieben, um diese vom Ruße zu reinigen. Es genügt, die
Differenzen des Quecksilberstandes im Gasometer und im Manometerrohre zu beobachten,
um zu erfahren ob sich die Nuth verstopft hat oder nicht. Die Niveaudifferenz
schwankte bei meinen Versuchen zwischen 1 und 3 Millimet.; sobald die Nuth sich zu
verstopfen begann, nahm diese Differenz merklich zu; durch Hantirung mit dem
Drahtputzer i brachte man das Quecksilber auf seinen
ursprünglichen Stand zurück.
In dieser Weise kann der Apparat während mehrerer Stunden functioniren, ohne einer
weiteren Controlle als der angegebenen und der Ueberwachung des Wasser- und
Quecksilberabflusses zu bedürfen; in den meisten Fällen braucht man nur den Draht zu
handhaben.
Nach Beendigung der Operation, d.h. wenn das Gasometer mit Gas hinlänglich gefüllt
ist, schließt man den Hahn d (Fig. 23), nimmt das
Kautschukrohr a, h ab und dreht das Abflußrohr d in die in Fig. 25 angegebene
Stellung; man kann alsdann das Gasometer transportiren, ohne einen Verlust oder ein
Eindringen von Luft befürchten zu müssen. Zur Vermeidung von Absorptionen in Folge
von Temperaturänderungen ist es zu empfehlen, vorher eine geringe Menge Quecksilber
in das Rohr a zu gießen und dadurch im Gasometer eine
Spannkraft von einigen Millimetern zu erzeugen.
Behufs der Messung des Gases stellt man das Gasometer auf eine horizontale Fläche;
man schiebt das Rohr a (Fig. 21) bis zum Boden
der Flasche hinab, so daß es wieder die Stellung wie beim Aichen erhält; ein in
dieses Rohr eingeführtes Thermometer zeigt die Temperatur des Gases im Momente der
Beobachtung an und man berechnet den Druck des Gases, indem man die mittelst des
Kathetometers gemessene Niveaudifferenz zwischen dem Manometerrohre und dem
Quecksilberstande im Gasometer, zum Barometerstande addirt oder von demselben
subtrahirt. Da das aufgefangene Gas stets mit Wasser gesättigt ist, so muß man bei
den Berechnungen die Correction für die Spannkraft des Wasserdampfes bei der
Temperatur der Beobachtung vornehmen. Dasselbe System von Beobachtungen gibt das
Volum des Gases, welches nach der Entnahme der für die Analyse bestimmten Probe
zurückbleibt.
In Fig. 25 ist
der Apparat zur Ausführung der Gewichtsanalyse nach dem
(modificirten) Ebelmen'schen Verfahren abgebildet.
Hinsichtlich dieses bekannten Verfahrens bemerke ich nur, daß ich, um das Gas aus
dem Gasometer zu verdrängen, einen Glasheber S
anwendete, der das Quecksilber aus dem Gefäße O mittelst
des Trichterrohres a' in das Gasometer a überführte (Fig. 25).
Die Verbindung des Gasometers mit diesem Apparate bietet keine Schwierigkeit dar. Um
den Apparat in Gang zu bringen, braucht man nur den Hahn b zu öffnen und den Heber S mit Quecksilber
anzusaugen.
Dieser Apparat gibt direct das Gewicht der Kohlensäure; die brennbaren Gase werden
nämlich in Kohlensäure und Wasser umgewandelt und diese von den Röhren t, t' und t''
zurückgehalten. Die auf diese Weise erhaltenen Data rechnete ich zu Kohlenstoffdampf
und Wasserstoff um.
Anstatt den Sauerstoff durch Wägung zu bestimmen (was nicht zu genauen Resultaten führt),
ermittelte ich denselben auf eudiometrischem Wege.
Nach dem Vorstehenden glaube ich berechtigt zu seyn, die von mir analysirten
Gasproben als wirkliche Durchschnittsproben zu betrachten, welche mir gestatten die
zur Verbrennung einer Steinkohle von bekannter chemischer Zusammensetzung
verbrauchte Luftmenge zu berechnen, ferner den Verlust in Folge der Bildung der
durch die Esse entweichenden brennbaren Gase zu berechnen, und – da diese
Analysen mit den Producten sorgfältig geleiteter und absichtlich unter
verschiedenartigen Bedingungen ausgeführter Verbrennungen angestellt wurden –
die theoretischen Bedingungen festzustellen, denen entsprochen werden muß, um zu der
(hinsichtlich der Zusammensetzung der gasförmigen Verbrennungsproducte) in
ökonomischer Beziehung vortheilhaftesten Verwendung der Steinkohle zu gelangen.
Theorie der Rauchbildung. – Eine Frage blieb
jedoch noch zu erledigen: nämlich das Entweichen von sehr fein zertheiltem
Kohlenstoff in Form von Ruß.
Bekanntlich erzeugt reiner Kohlenstoff beim Verbrennen, selbst bei ungenügendem
Luftzutritt, niemals Rauch; Holzkohle und Kohks erzeugen keinen Rauch; die
kohlenwasserstoffhaltigen Körper hingegen verbreiten Rauch, wenn sie bei
unzureichendem Luftzutritte verbrennen; manche von denselben lassen sich gar nicht
anzünden, ohne eine ruhende Flamme zu geben.
Da seit mehreren Jahren in dieser Beziehung neue Thatsachen beobachtet worden sind,
so ist es möglich, mit Hülfe der gemachten Entdeckungen eine rationelle Theorie der
Rußbildung aufzustellen.
Wie H. Sainte-Claire Deville nachgewiesen hat,
trennen sich, wenn ein zusammengesetztes Gas zu einer genügend hohen Temperatur
erhitzt wird, die Elemente desselben von einander; wird das aus dieser Dissociation
(dem Zerfallen) resultirende Gasgemisch rasch abgekühlt,
so findet man in den kalten Gasen an Stelle der ursprünglichen Verbindung ein bloßes Gemisch. Bei langsamem Erkalten hingegen verbinden sich die getrennten
Elemente wieder, so daß die ursprüngliche Verbindung hergestellt wird. Auf diese
Beobachtung werde ich mich bei Aufstellung meiner Theorie zunächst stützen.
Ferner hat Berthelot gezeigt, daß wenn gewisse
zusammengesetzte Körper, namentlich die Hydrocarbüre, der Einwirkung einer höheren
Temperatur unterworfen werden, sich auf Kosten ihrer Bestandtheile neue Verbindungen
bilden können und daß diese Zersetzung von Kohlenstoff-Ablagerung begleitet
seyn kann.
Mit der Kenntniß dieser beiden Thatsachen ist die theoretische Frage der Rußbildung
fast gelöst. Worin besteht nämlich der Vorgang auf einem mit Steinkohle beschickten
Roste? Ich nehme an, der Rost sey mit zur Hälfte verbrannter Kohle bedeckt und
enthalte daher nur noch glühende Kohks; alsdann bildet sich kein Ruß. Wird nun
frische Kohle aufgegeben, so bedeckt sich die Masse sofort mit schwarzem Rauche,
welcher in die Zugcanäle tritt. Die Menge dieses Rauches nimmt bald ab und
schließlich verschwindet er, um bei erneuertem Aufgeben von Kohlen wieder zu
erscheinen.
In diesem Falle findet nachstehender Vorgang statt. In dem Augenblick wo die
Steinkohle, eine kohlenwasserstoffhaltige Verbindung, auf die glühenden Kohks
gelangte, erleiden die in ihr enthaltenen Hydrocarbüre die Einwirkung einer hohen
Temperatur; es tritt sogar eine Destillation dieser Substanzen ein. Sobald die in
Folge der Erhitzung entstandenen Dämpfe mit der Luft in Berührung kommen, entzünden
sie sich und vermehren den sie umgebenden Sauerstoff. Wird der Sauerstoff nicht
durch neu hinzutretende Luftmengen ersetzt, so bildet sich eine Gasschicht, welche
in die Esse in demselben Zustande entweicht, worin sie den Rost verließ, d.h. im
unvollkommen verbrannten; daher rührt die Gegenwart von Hydrocarbüren in den
gasförmigen Verbrennungsproducten der Steinkohle.
Dieß ist die erste Hypothese, welche sich uns darbietet. Die zweite beruht auf Deville's Beobachtung. In dem Augenblick wo die
Hydrocarbüre in Folge der Einwirkung einer sehr hohen Temperatur sich aus der
Steinkohle entwickeln, verhalten sie sich wie ein Gemisch von Kohlenstoffdampf und
Wasserstoff. Wird diesem Gasgemisch eine genügende Luftmenge dargeboten, so erfolgt
eine vollständige Verbrennung; im entgegengesetzten Falle wird die Verbrennung
unvollständig seyn und alsdann haben wir bei langsamem Erkalten wieder den ersten
Fall vor uns. Erkalten aber die Gase rasch, was durch ihre Berührung mit den Wänden
und dem Gewölbe der Feuerung, oder selbst durch den zutretenden Strom kalter Luft
verursacht werden kann, so scheidet sich Kohlenstoff in Form von Ruß aus und es
bleibt freier Wasserstoff zurück. Daher die Gegenwart von freiem Wasserstoff in den
gasförmigen Verbrennungsproducten, sowie diejenige einer Quantität von Neuem
gebildeter Hydrocarbüre.
Die dritte Hypothese endlich beruht auf Berthelot's
Beobachtung. Das von der Steinkohle abdestillirende Hydrocarbür wird durch die hohe
Temperatur des Herdes zersetzt, und es entstehen unter Abscheidung von fein
zertheiltem Kohlenstoff, mit anderen Worten, unter Rußbildung
neue Verbindungen. Bei
genügendem Luftzutritte verbrennt Alles; mangelt es aber an Luft, so bleibt sowohl
der Ruß, als das entstandene neue Hydrocarbür bestehen.
Auf diese Weise bildet sich der Rauch. Wie wir gesehen haben, ist stets ein Mangel an
Luft, wenn nicht die einzige, so doch mindestens eine nothwendige Ursache der
Rauchbildung. Diese Behauptung könnte Verwunderung erregen, insofern nachgewiesen
worden ist, daß die gasförmigen Producte der Steinkohlenverbrennung stets einen
Ueberschuß von Luft enthalten; dieser Einwurf ist aber unbegründet. Wenn wir sagen,
daß ein Mangel an Luft vorhanden ist, so bezieht sich dieß nur auf eine gegebene
„Gasader“ (Gasschicht). Nun können wir aber die aus einer
Feuerung entweichenden Gase als eine Masse von parallel circulirenden Gasadern
betrachten, von denen die einen reich an Sauerstoff sind, die anderen arm, und
wieder andere desselben gänzlich beraubt sind; nachdem sich diese verschiedenen
Gasschichten in Folge ihrer Bewegung um den Apparat vermischt haben, können sie
schon so weit erkaltet seyn, daß der Sauerstoff auf die brennbaren Gase ohne Wirkung
bleibt. Auf diese Weise findet ungeachtet des in der Gesammtheit der
Verbrennungsproducte vorhandenen Luftüberschusses, doch wegen des Luftmangels in
gewissen Gasschichten eine Rußbildung statt.
Aus der Theorie ergibt sich, daß es zur Vermeidung oder Verminderung der Rauchbildung
hinreichen würde, die Gase, sobald sie den Rost verlassen, mit einander zu mischen.
Dieses Resultat ist auch wirklich erreicht worden.
Nachstehenden Versuch habe ich oft und stets mit denselben Resultaten wiederholt.
Führt man ein Metallrohr durch eine im Mauerwerke in geringer Entfernung von der
Feuerbrücke angebrachte Oeffnung in den Strom der aus dem Herde entweichenden Gase
ein, so setzt sich, wenn das Rohr durch kaltes in ihm circulirendes Wasser kühl
erhalten wird, an seiner Außenfläche eine sehr große Menge Ruß ab, welcher nicht
verbrennt und dessen Menge fortwährend zunimmt, bis die von ihm gebildete Schicht so
dick wird, daß das Kühlwasser auf die Außenfläche des Rohres nicht mehr wirkt.
Unterbricht man darauf den Zufluß von frischem Wasser und entleert man das Rohr
durch Neigen desselben vollständig, so verschwindet der auf demselben abgelagerte
Ruß allmählich und nachdem das Rohr die Temperatur des es umgebenden Mediums
angenommen hat, bildet sich auf demselben keine neue Rußablagerung. Läßt man dann
aber wieder kaltes Wasser in das Rohr treten, so überzieht es sich von Neuem mit
einer dicken Rußschicht.
Diese Thatsache ist nach dem, was wir vorher über die Rauchbildung gesagt haben, leicht zu
erklären: die momentan zerfallenen Gase kommen mit einer kalten Fläche in Berührung;
der durch dieselbe abgekühlte Kohlenstoff schlägt sich auf diese Fläche nieder und
wird dann, sobald er wieder eine genügend hohe Temperatur angenommen hat, von dem
vom Roste herbeikommenden Sauerstoff aufgelöst und in Kohlensäure umgewandelt.
Bestimmung des Rußes. Ich wandte zu diesem Zwecke ein
Rohr an, dessen eine Oeffnung in den zur Esse führenden Zugcanal mündete. Da ich, um
eine Durchschnittsprobe zu erhalten, die bei der Analyse der Gase befolgten Methoden
hier nicht anwenden konnte, so nahm ich die Gasproben in möglichst großer Entfernung
vom Herde. Die zur Analyse bestimmten Gase waren in dem Augenblicke aufgefangen
worden, wo sie den Kessel verlassen, um das Eindringen äußerer Luft durch die Fugen
der Register zu vermeiden. Zur Bestimmung des Rußes fing ich die Gase an der Stelle
auf, wo sie unter den Vorwärmern hervortreten; in dieser Entfernung vom Roste haben
sie viermal um sich selbst circulirt und sind weit vollständiger gemischt.
Anfänglich bediente ich mich eines an einem Ende ausgezogenen (und an der Spitze
abgebrochenen), mit Quarzpulver gefüllten Glasrohres, in
welches das Gas mittelst eines gleichzeitig zum Messen desselben dienenden
Gasometers eingesogen wurde; der Ruß setzte sich auf den Quarztheilchen ab.
Dieses Verfahren ist jedoch nicht so praktisch wie das nachstehende. Es wurde mir
mitgetheilt, daß der Bergingenieur Minary zu
Besançon zu dem gleichen Zwecke Amianth (Asbest)
anzuwenden und den Ruß durch Wägung zu bestimmen beabsichtigte. Diesem Plane
entlehnte ich die Benutzung des Amianths an Stelle des Quarzes.
Das von mir angewandte Glasrohr ist dem bei organischen Elementaranalysen üblichen
Verbrennungsrohre ähnlich und enthält auf eine Länge von 20 Centimeter eine
Asbestschicht, welche im mittleren Theile des Rohres durch zwei Spiralen aus
Kupferdraht festgehalten wird. Das weite Rohrende wurde in den Canal eingeführt und
dann nebst dem ausgezogenen Ende mit dem Aspirator in Verbindung gesetzt.
Die Nothwendigkeit, den Asbest in die Mitte des Rohres zu bringen, ist durch die von
mir anstatt der directen Wägung angewandte Bestimmungsmethode bedingt. Ich zog es
nämlich vor, den Ruß in Kohlensäure umzuwandeln und die Menge derselben durch Wägung
zu ermitteln. Zu diesem Zwecke erhitzt man das den Ruß enthaltende Rohr in einem
gewöhnlichen Verbrennungsofen zum Rothglühen, leitet einen Strom trockenes Sauerstoffgas hindurch
und fängt die entstandene Kohlensäure nach vollständigem Austrocknen in einem
gewogenen Kali-Apparate auf.
Die Ausführung dieses Versuches ist leicht, da sich fast gar nichts von dem Ruße an
das Glas anhängt und derselbe vom Asbest sehr vollständig zurückgehalten wird. Bei
den zwei von mir ausgeführten Versuchen war der ganze Rußgehalt des durch das Rohr
hindurchgeleiteten Gases vom Asbest vollständig zurückgehalten worden und hatte
denselben nur bis zur Tiefe von einigen Centimetern durchdrungen. –
Der im Vorstehenden auszugsweise mitgetheilten Abhandlung ist ein sehr eingehender
Bericht über vierzehn Analysen beigefügt, den wir hier nicht wiedergeben können. Wir
beschränken uns auf die Mittheilung der für die Praxis sich ergebenden
Schlußfolgerungen, zu denen Hr. Scheurer-Kestner
gelangt ist.
„Es ergibt sich also aus diesen Versuchen, daß man das Minimum von
brennbaren Gasen in den gasförmigen Verbrennungsproducten der Steinkohle
erhält:
1) durch Zuführung einer hinlänglichen Menge atmosphärischer Luft, welche
mindestens 10 Kubikmeter per Kilogrm. Steinkohle
betragen muß; die Verluste welche, wenn das Volum der per Kilogr. Kohle zugeführten Luft nicht mehr als 8 Kubikmeter
beträgt, sehr bedeutend sind, können durch Zuführung von 15 Kubikmet. auf 3
Proc. reducirt werden;
2) durch häufigeres Aufgeben der Kohlenchargen bei gleichzeitiger Verminderung
ihres Gewichtes; auf diese Weise lassen sich bis zu 6 Procent des gesammten
Kohlenstoffgehaltes der Steinkohle am Verlust ersparen;
3) durch Niedrighalten der auf dem Roste liegenden Kohlenschicht; die zwei nach
dieser Richtung hin abgeführten Versuche ergaben eine Differenz von 5 Procent
Kohlenstoff. Sorgt man dafür, daß die Kohlenschicht auf dem Roste stets eine nur
geringe Dicke hat, so vermeidet man zum großen Theile die Bildung von
Kohlenoxyd. Dieses Gas entsteht nicht in der Weise wie die Hydrocarbüre; es
entwickelt sich nur in Folge der Einwirkung der gebildeten Kohlensäure auf den
zum Rothglühen erhitzten Kohlenstoff; daher kann man durch Verminderung der Höhe
der von dem glühenden Material gebildeten Schicht auch den Contact der
gebildeten Kohlensäure mit demselben vermindern. Es ergibt sich daraus, daß es
vortheilhaft ist, den Rost etwas öfter zu reinigen, als es gewöhnlich
geschieht.“
Wie der Verfasser selbst bemerkt, führen diese Schlüsse zu gar
keiner neuen Thatsache; sie bestätigen nur die Ergebnisse früherer
Untersuchungen derselben Art. Wenn wir hier einen großen Theil der Scheurer'schen Arbeit wiedergaben, so geschah es
hauptsächlich in der Absicht, die von diesem Chemiker angewandten analytischen Methoden mitzutheilen.
Scheurer-Kestner setzte seine Untersuchungen
später in Gemeinschaft mit dem Bergingenieur C. Meunier
fort; wir geben im Nachstehenden die Haupt-Schlußfolgerungen ihrer
Arbeit.
Resultate über den Heizeffect der
Steinkohlen bei Dampfkessel-Feuerungen; von A. Scheurer und C.
Meunier.
I. Zum Probiren einer Steinkohle auf ihren Heizeffect kann man mit Vortheil ein Calorimeter anwenden. Die mittelst dieses Apparates
erhaltenen Resultate sind genauer als die durch Heizen eines Dampfkessels erzielten.
Während das erstere Verfahren eine Annäherung bis auf einige Tausendtel gestattet,
liefert die Probe unter einem Dampfkessel Resultate welche um 2 bis 3 Procent von
einander abweichen.
Nachdem die Verbrennungswärme der zu prüfenden Steinkohlensorten bestimmt worden,
genügt es, eine kleine Menge derselben auf einem gewöhnlichen Herde und ohne
besondere Vorsichtsmaßregeln zu verbrennen, um mittelst der in unserer Arbeit
enthaltenen Daten und der bei dieser Verbrennung zurückbleibenden Asche ihren
relativen Werth zu erfahren.
Wir nehmen keinen Anstand, diese Probirmethode für alle die Fälle zu empfehlen, wo
der Werth eines Brennmateriales mit strenger Genauigkeit festgestellt werden
soll.
II. Unsere Versuche gestatteten uns zu entdecken, welche Mängel dem von uns
angewandten Heizsystem anhaften, indem sich aus denselben ergab, wo und wie die
Wärmeverluste stattgefunden haben:
60 Proc. des in der Steinkohle disponiblen Wärmestoffes werden zur Dampferzeugung
verwendet;
7 Proc. gehen in Folge fehlerhafter Verbrennung verloren;
5 Proc. werden durch die gasförmigen Verbrennungsproducte in die Esse
mitgerissen;
2 1/2 Proc. sind in diesen Gasen selbst enthalten und entsprechen der Verdampfung des
durch die Verbrennung des Wasserstoffes der Steinkohle gebildeten Wassers;
25 1/2 Proc., welche noch fehlen, müssen dem Verluste durch Ausstrahlung des
Mauerwerkes zugeschrieben werden.
III. Da die wirklichen Verlustquellen bekannt sind, so ist nunmehr das
Untersuchungsfeld genau begrenzt; man braucht nicht mehr auf's Gerathewohl zu
experimentiren und ist nicht mehr der Gefahr ausgesetzt, unerreichbare Resultate zu
verfolgen. Man erkennt auf den ersten Blick, daß man es aufgeben muß, eine bessere
Benutzung des Wärmestoffes erreichen zu wollen durch besondere Formen des Kessels
oder der Siederohre, oder
durch Abänderungen in den Einrichtungen der RosteWir reden hier nur von gewöhnlichen Rosten und lassen die Feuerungen zur
Gaserzeugung unberücksichtigt. oder der Vorwärmer etc. Der Hauptfehler der
Generatoren mit drei Siederohren, welche im Elsaß gebräuchlich sind,
besteht in der enormen Fläche, welche die Flamme und die Verbrennungsgase rein zum
Verluste erhitzen. Das Mauerwerk leitet die Wärme allerdings schlecht; der vierte
oder fünfte Theil derselben kann sich aber wohl in eine Oberfläche verlieren, welche
manchmal das Doppelte von derjenigen des Kessels erreicht.
Ferner ergaben unsere Untersuchungen, daß die Abkühlung
(Wärme-Transmission) bei dem von uns angewendeten Generator die
hauptsächlichste Verlustquelle bildet. Zur Beseitigung derselben bieten sich nach
unserer Ansicht zwei Mittel dar:
1) die Anwendung von Kesseln mit innerer Feuerung;
2) Verbesserungen in der Einmauerung der mit äußerer Feuerung versehenen Kessel.
Eine zweckmäßige Verbindung dieser beiden, sich keineswegs ausschließenden Mittel
würde vielleicht zu günstigen Resultaten führen und eine bedeutende Verbesserung
herbeiführen. Wir wollen keineswegs behaupten, daß nur Generatoren mit innerer
Feuerung das Maximum von Nutzeffect zu geben vermögen.
Kann man annehmen, daß bei einem Elsasser Dampfkessel, der jetzt durch Strahlung 20
bis 22 Proc. verliert, durch Abänderungen in der Einmauerung dieser Verlust sich auf
10 bis 12 Procent herabbringen läßt? Die ganze Frage reducirt sich darauf, welchen
Einfluß werden die Verbesserungen des Mauerwerkes haben, und welche Differenzen
werden sich dann noch zwischen dem System mit innerer und dem mit äußerer Feuerung
herausstellen?
Die Verluste durch Abkühlung sind beträchtlich und erreichen der unseren Elsasser
Kesseln 20 Procent.
Bei den Kesseln mit innerer Feuerung hingegen scheint dieser Verlust weniger
beträchtlich zu seyn.
Wenn unsere Berechnungen richtig sind, so würden die Röhrenkessel eine Verwerthung
von 74,5 Procent der gesammten Wärmemenge geben, während der beste Kessel mit
äußerer Feuerung nicht über 65 Procent liefern würde.
IV. Wir suchten die Summe der Wärmeeinheiten zu bestimmen, welche durch die
Beseitigung der abkühlend wirkenden Flächen zur Verwerthung gebracht werden können. Diese
Verbesserung ist aber nicht die einzige, welche möglich ist; es ließe sich auch ein
Theil der Verluste vermeiden, welche durch die Entwickelung der brennbaren Gase
veranlaßt werden; zu diesen gehört der Ruß, dessen Bildung mit derjenigen der
brennbaren Gase innig verknüpft ist.
Es ergibt sich aber aus der durch Einen von uns (Scheurer)
in der ersten Abtheilung seiner Untersuchungen aufgestellten Rußbildungstheorie, daß
man eine Beseitigung des Rußes nicht hoffen kann, ohne eine vollständige Abänderung
des Verbrennungssystemes. Die Anwendung gewisser Verfahrungsarten, wie derjenigen
von Thierry, gestattet allerdings eine Verminderung der
Rußbildung, verursacht aber einen beträchtlichen Dampfaufwand. Andererseits sind die
Wärmeverluste in Folge der Rußbildung von so geringer Bedeutung, daß man die
Hoffnung aufgeben muß, in der Vermeidung derselben jemals einen Vortheil finden zu
können.
Nur die Gasöfen würden diese Vortheile realisiren. Leider wissen wir, daß die bisher
gemachten Versuche, dieses Verbrennungssystem bei den Dampfgeneratoren anzuwenden,
keine günstigen Resultate gegeben haben.