Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 195, Jahrgang 1870, Nr. , S. 374 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber Selbstölung der Transmissionen; von Ingenieur Jos. Thoma in Memmingen.
Als es sich um die Anlage einer neuen großen Weberei in Volkertshausen handelte, die
über 400 Webstühle nebst einer dazu gehörigen Spinnerei hatte, wurden, ehe die Transmission gefertigt
wurde, umfassende Versuche über verschiedene Selbstöler vorgenommen.
Das Ergebniß dieser Resultate war folgendes:
Der Selbstschmierapparat von Ziegler erwies sich als ganz
unbrauchbar, indem derselbe durch seinen an und für sich sinnreichen Mechanismus
zufällig gerade in dem Moment zum Oelen geöffnet werden kann, wo die Transmission
abgestellt wird, in welchem Falle alsdann alles Oel aus dem Reservoir abläuft.
Die gewöhnlichen Selbstschmierer mittelst eines Dochtes, welche das Oel durch eine
Röhre dem Lager zuführen, gaben ebenfalls kein zuverlässiges Resultat, indem der
eine Schmierapparat viel, der andere weniger Oel consumirte, je nachdem der Docht
etwas dichter oder loser in die Röhre paßte, wodurch die erste an den
Selbstschmierapparat zu stellende Bedingung unerfüllt blieb, nämlich die, daß allen
gleich großen Lagern in gleicher Zeit gleich viel Oel zugeführt werden könne.
Da die Unternehmer schon früher eine besondere Art Selbstschmierer eingeführt hatten,
so wurden die verschiedenen Beobachtungen, über gleichmäßige Oelung sowohl als über
Oel- oder Fettverbrauch zusammengestellt, und gefunden, daß die
vortheilhafteste, billigste und sicherste Selbstölung in folgender Anordnung
bestehe: Bei jedem gewöhnlichen oder Hänglager ist die obere sogen. Deckelschale in
der Mitte mit einem länglichen Schlitz versehen, welcher bei jeder Lagergröße 1/3
der ganzen Lagerlänge bildet; dieser Schlitz ist je nach dem Lager 2–5 Linien
breit. In diesen Schlitz steckt man aus Weißblech gefertigt eine passende flache
Röhre circa, 2–4 Zoll hoch ein, in welche ein
Deckel von Eisenblech, mit einem Knopf versehen, so paßt, daß derselbe sich darin
herabbewegen kann. Diese Röhre nun wird mit einem Gemenge von gewöhnlichem
Schmieröl, Schweineschmalz und Unschlitt etc., zu gleichen Gewichtstheilen
geschmolzen, ganz angefüllt, was am besten mit einem schmalen Schäufelchen
geschieht. Der nun aufgesetzte Deckel drückt auf die Schmiere und hierdurch wird das
Fett direct mit der Welle in Berührung gebracht, wodurch die letztere etwas fettig
wird. Zeigt nun die Welle die leiseste Spur von Warmwerden, so wird das Fett
flüssig, fließt nach und schmiert die Welle.
Je nach der Temperatur des Saales, welche nach der Jahreszeit etwas wechselt, nimmt
man etwas mehr oder weniger Oel zu der Fettmischung, damit diese nur fließt, sobald
eine Temperaturerhöhung der Welle über die des Saales eintritt. Die Nachfüllung des
Schmiermateriales findet alle Wochen nur einmal statt. (Württembergisches
Gewerbeblatt, 1870, Nr. 6.)
Verwendung des Wasserglases bei Spinnereimaschinen.
In neuester Zeit verwendet man Wasserglas, um dem Cylinderleder bei
Spinnereimaschinen die ursprüngliche Glätte und Geschmeidigkeit, wenn es diese
Eigenschaften im Gebrauche schon verloren hat, wieder zu geben. Aus einem Schreiben,
das die k. k. priv. Spinnerei von Haidenschaft an Hrn. Wagemann-Seybel richtete, entnehmen wir,
daß die mit Wasserglas in dieser Richtung angestellten Versuche nicht nur allen
Erwartungen entsprochen, sondern dieselben sogar übertroffen haben. Die durch
Wasserglas hervorgebrachte Glätte soll viel anhaltender seyn, als jene, welche durch
arabisches Gummi oder dergleichen klebrige Stoffe beigebracht wird. (Zeitschrift des
österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines, 1869 S.
277.)
Remington's Verfahren zum Ueberziehen der Metalle mit Nickel auf
galvanischem Wege.
Die Anwendung des Nickels zum Ueberziehen der Metalle auf galvanischem Wege, anstatt
der galvanischen Versilberung derselben, gewährt große Vortheile; das Nickel ist
nämlich außerordentlich hart und einer schönen Politur fähig; ferner läuft es mit
der Zeit an der Luft nicht an; auch widersteht es der Einwirkung einer starken Hitze
weil es schwer schmelzbar ist, und überdieß ist sein Gestehungspreis im Vergleich
mit demjenigen des Silbers ein unbedeutender. Bisher war es jedoch nicht möglich das
Nickel auf eine praktische Weise anzuwenden, weil man es nur in kleinen Theilchen
erhalten und aus
demselben wegen seiner Unschmelzbarkeit keine als positive Elektrode verwendbare
Platte herstellen kann, wie sie erforderlich ist, um die nothwendige Oberfläche
darzubieten; versucht man aber das Nickel mit Kupfer oder einem anderen Metall, zu
welchem es Verwandtschaft hat, zusammenzuschmelzen, so ist die so gebildete Platte
nicht benutzbar, weil man mit derselben keine reine Ablagerung erhält.
Remington's Erfindung bezweckt diese Schwierigkeiten zu
beseitigen. Sie besteht erstens darin, eine Masse von Nickeltheilchen in der Lösung
suspendirt erhalten zu können, welche also eine große Oberfläche darbieter, und
dieselben mit dem positiven Pol der Batterie vermittelst Platin oder anderer Leiter
der Elektricität zu verbinden, welche durch den elektrischen Strom oder durch die
angewandte Lösung nicht angegriffen werden.
Zweitens besteht die Erfindung darin, das Innere des die Lösung enthaltenden Gefäßes
ganz oder zum Theil mit Kohlenstoff oder einem anderen Leiter der Elektricität zu
füttern, welcher durch den Strom oder durch die Lösung nicht angegriffen wird;
hierbei können die Nickeltheilchen, anstatt suspendirt zu seyn, auf die Fütterung
des Bodens gelegt werden, welche mit dem positiven Pol der Batterie in Verbindung
steht.
Drittens besteht die Erfindung in der Anwendung einer Platte aus Metall, Kohlenstoff
oder einem sonstigen Leiter der Elektricität, auf welche eine Nickelschicht
abgelagert worden ist, die man in gewöhnlicher Weise als Elektrode aushängt und mit
dem positiven Pol der Batterie in Verbindung bringt (anstatt Nickeltheilchen zu
suspendiren oder auf den Boden des gefütterten Troges zu legen).
Viertens besteht die Erfindung in einer neuen (in unserer Quelle nicht angegebenen)
Lösung des Nickels, welche als galvanoplastisches Bad angewendet wird. Armengaud's Génie
industriel, Januar 1870, S. 31.)
Verfahren, Messinggegenstände mit schönen Lüsterfarben
mittelst Schwefelzinn zu überziehen; von C. Puscher.
Herr Puscher theilte im Jahre
1868 (polytechn. Journal Bd. CXC S. 421) ein
Verfahren mit, messingene Gegenstände mit Lüsterfarben zu überziehen, bei welchem
jedoch mittelst Schwefelzinn die Färbung nicht glücken wollte; nach seinen neueren
Versuchen kann man aber auch durch diese Verbindung verschiedene Lüsterfarben
hervorbringen. Man löst 2 Loth präparirten Weinstein in 2. Pfd. = 1 Maaß heißem
Wasser auf, fügt dieser Lösung ein Loth Zinnsalz in 8 Loth Wasser gelöst hinzu,
erhitzt zum Kochen und läßt den entstandenen geringen Niederschlag absetzen. Die
klare Lösung schüttet man nun langsam unter stetem Umrühren zu einer Auflösung von 6
Loth unterschwefligsaurem Natron in 1/2 Pfd. oder 1 Schoppen Wasser, erhitzt das
Ganze abermals zum Kochen, wobei sich der durch die Einwirkung der freien Weinsäure
auf das unterschwefligsaure Natron ausgeschiedene Schwefel abscheidet. Die nun klare
kochende Flüssigkeit ertheilt Messing je nach der Dauer des Eintauchens die
verschiedensten Lüsterfarben. Zuerst erscheint auf demselben eine helle bis
tiefgoldgelbe Farbe, dann folgen alle Farbentöne von Kupfer- bis
Carmoisinroth, hernach ein Dunkel bis Hellblau, hierauf Braun mit Irisfarben und
zuletzt ein Hellbraun. Während Schwefelkupfer, aus unterschwefligsaurem Natron
abgeschieden, fast gleiche Farbenerscheinungen hervorbringt, schließt das
Schwefelblei nach dem Hellblau sofort mit Grauweiß ad. Ob die Schwefelzinnfarben
größere Dauer besitzen als die Schwefelkupfer- und Schwefelbleifarben, welche
viel einfacher herzustellen sind, darüber fehlt zur Zeit noch die Erfahrung.
(Versammlung des Nürnberger Gewerbevereines vom 7. December 1869.)
Galvanischer Ueberzug von Wismuth auf Messing; von C. Puscher.
Fügt man zu einer aus 1 Loth Wismuth bereiteten salpetersauren Wismuthoxydlösung 2
Loth in einer Maaß heißem Wasser aufgelösten Weinstein und 3 bis 4 Loth gepulvertes
Wismuth, so erhalten Messinggegenstände durch Behandlung mit der kochenden
Flüssigkeit einen weißen Ueberzug von metallischem Wismuth, der jedoch wegen des
hohen Wismuthpreises dem aus Britanniametall bestehenden Ueberzug keine Concurrenz
machen wird. (Mitgetheilt in derselben Vereinsversammlung.)
Mineralischer blauer Farbstoff, von Tessié du Mothay in Paris.
Einen mineralischen blauen Farbstoff stellt der bekannte Chemiker Tessié du Mothay in Paris (französisches Patent)
auf folgende Weise dar. Es werden
10
Theile
wolframsaures Natron,
8
„
Zinnsalz.
5
„
gelbes Blutlaugensalz,
1
„
Eisenchlorid
nach einander in Wasser aufgelöst, nach gutem Umrühren wird
der entstehende Niederschlag durch Filtriren oder Decantiren von der Flüssigkeit
abgeschieden, abtropfen gelassen und in dünnen Schichten auf flachen Tellern einige
Tage lang dem Sonnenlichte ausgesetzt. Hierbei entwickelt sich die Farbe allmählich
zu einem reinen Blau. Zur Beschleunigung der Reaction kann man nach 2 oder 3 Tagen
durch Auswaschen die löslichen Theile entfernen und damit gleichzeitig eine innigere
Mischung bewirken, sowie die dem Sonnenlichte ausgesetzte Oberfläche erneuern; nach
wiederholtem zwei- oder dreitägigem Aussetzen an das Sonnenlicht ist die
Farbenbildung vollendet. Die Farbe zeigt dann ähnliches Ansehen und ähnliche
physikalische Eigenschaften wie das Berlinerblau, nur ist sie weit ächter und
lichtbeständiger. Eine Analyse derselben ergab folgende Zusammensetzung:
Wasser
7,85
Proc.
Zinn
31,69
„
Eisen
5,13
„
Cyan
19,41
„
blaues Wolframoxyd
35,60
„
–––––––––––
99,68
Proc.
Tessié du Mothay hält darnach den neuen Farbstoff
für eine Verbindung von Wolframoxyd mit einem Doppelcyanid von Zinn und Eisen; Alfraise dagegen spricht im Moniteur scientifique, t. XII p. 92 die
Ansicht aus, daß es vielmehr eine Verbindung von wolframsaurem Zinnoxyd oder
zinnsaurem Wolframoxyd mit einem Doppelcyanid von Eisen und Zinn sey. Der Preis des
Farbstoffes dürfte sich nach Alfraise's Ansicht etwa
doppelt so hoch wie der des Berlinerblau stellen, was aber allerdings kein Hinderniß
wäre, wenn die außerordentliche Aechtheit desselben neue Anwendungen gestattete.
(Deutsche Industriezeitung, 1870, Nr. 6.)
Die Reductionsmittel für das Nitrobenzol zur Gewinnung des
Anilins.
Das zweckmäßigste Reductionsmittel für das Nitrobenzol war bisher unzweifelhaft
Essigsäure mit Eisendrehspänen, Substanzen welche Béchamp vorgeschlagen hatte. Da die Essigsäure in Folge ihres hohen
Preises die Gewinnung des Anilins nicht unbedeutend vertheuerte, so war man von
jeher bemüht, die Menge dieser Säure auf ein Minimum herabzusetzen.
Dieß ist auch thatsächlich gelungen; denn während man in Frankreich auf 100 Theile
Nitrobenzol 60–65 Theile Essigsäure und 150 Theile Eisendrehspäne anwendet,
wird in England zumeist nur mit 8 bis 10 Theilen Essigsäure der Reductionsproceß
durchgeführt, dagegen ist eine größere Menge von Eisen (200 Theile) und die
Mitwirkung von Wasserdampf erforderlich. Indeß kann man auch Salzsäure statt
Essigsäure mit gutem Erfolg anwenden, wie dieß gegenwärtig häufig geschieht.
Man hat es auch versucht, die Anwendung einer Säure ganz zu umgehen, und die
Sammlung, welche die Firma Coblenz
Frères (Usine de la
Briche. St. Denis) auf die letzte Welt-Ausstellung zu Paris
geliefert hatte, enthielt ein Muster von verkupfertem
Roheisen, welches Chalamel in Puteaux
(Seine-Depart.) zu diesem Zweck zuerst verwendete. Die grob gepulverten
Eisendrehspäne werden in eine Kupfervitriollösung gebracht, wodurch sich
metallisches Kupfer an ihrer Oberfläche ablagert, wobei man übrigens vorsichtig
verfahren muß, um die Eisentheilchen nicht vollständig aufzulösen. Wird nun dieses
so präparirte Eisenpulver zu einer ungefähr gleichen Quantität von nicht
verkupferten Eisendrehspänen gebracht, die sich in einer genügenden Menge Wassers
befinden, und wird dann das Nitrobenzol zugesetzt, so entsteht in Folge des
Contactes dieser beiden Metalle ein elektrischer Strom, welcher sofort eine Wasser
zersetzung einleitet.
Der Sauerstoff bemächtigt sich des Eisens, während der Wasserstoff den Nitrokörper
in die entsprechende Amidverbindung überführt. (Aus Dr.
Schrötter's Bericht über die chemischen Producte auf
der letzten Welt-Ausstellung zu Paris, im österreichischen officiellen
Ausstellungsbericht.)
Neue Farbstoffe.
Im Verfolg ihrer Arbeiten über die secundären Monamine der Phenyl- und
Toluylreihe haben G. de Laire und C. A. Girard auch die tertiären Monamine dieser Reihen, nämlich
Diphenyltoluylamin, Ditoluylphenylamin und Tritoluylamin dargestellt, und ist ihnen
die Gewinnung verschiedener Farbstoffe aus diesen Körpern, namentlich eines grünen
Farbstoffes aus dem Diphenyltoluylamin gelungen. Zur Darstellung der tertiären
Monamine wird in einem Autoclavenapparat 1 Aequiv. Chlorbenzyl mit 1 Aequiv.
Diphenylamin oder Phenyltoluylamin oder Ditoluylamin erhitzt. Die Reaction tritt
rasch ein; für Diphenyltoluylamin beginnt sie z.B. bei 100° C. Man erwärmt 5
bis 6 Stunden lang unter allmählicher Verstärkung, doch darf jedenfalls nicht die
Temperatur von 260° C. überschritten werden. Nach Beendigung der Operation
behandelt man die erhaltene Masse mit überschüssigem Wasser, dann mit Natronlauge
und rectificirt endlich durch Destillation oder reinigt durch Lösen in Benzin oder
einem anderen Lösungsmittel und durch Auskrystallisiren. Zur Erzeugung der
Farbstoffe bringt man nun 2 Theile von einem der genannten tertiären Monamine mit 3
Theilen Anderthalb-Chlorkohlenstoff in einen geeigneten Destillirapparat und
erwärmt allmählich, indem man die Temperatur auf circa
200° C. erhält. Die grüne Farbe entwickelt sich allmählich, und nach drei bis
vier Stunden ist die Operation vollendet. Der Farbstoff wird durch Alkohol
ausgezogen, die Lösung filtrirt, mit einer Säure gefällt und der Niederschlag auf
dem Filter gesammelt; er löst sich in Alkohol mit blaugrüner Farbe. Die saure, mit
einem Alkali fast gesättigte, alkoholische Lösung gibt einen Niederschlag, der sich
in angesäuertem Alkohol mit grüner Farbe löst; diese Lösung kann direct in der
Färberei verwendet werden. (Deutsche Industriezeitung.)
Verfahren zum Entfetten der Wollabfälle in Spinnereien; von
Zuber, Rieder und Norenberg.
Die Abfälle werden in ein großes Reservoir, mit doppeltem Boden und einem Deckel
eingelegt. In das Innere dieses Apparates tritt sowohl von oben als von unten her
Benzin in Dampfform. Dieses geht in Berührung mit dem Körper welchen es durchdringt,
in den flüssigen Zustand über, während auch Luftcirculationen die Wände des Gefäßes
kühl halten. Das Verhalten des Benzins zu Fetten und Harzen ist allgemein bekannt.
Sobald seine Wirkung genug vorgeschritten ist, läßt man in den Doppelboden
Wasserdampf einströmen. Dadurch wird das Benzin gasförmig, in diesem Zustande durch
eine Röhre fortgeführt und in einer gekühlten Schlange condensirt, um später wieder
verwendet zu werden. Die Abfälle werden herausgenommen, mit siedendem Wasser
ausgewaschen und mit etwas Lauge behandelt, darauf gewaschen und getrocknet.
Neue Appretur für Gewebe.
Nach dem Technologiste benutzt man ziemlich häufig eine
weiße Appretur für Gewebe, welche das Ansehen weißer baumwollener Stoffe nicht wenig
verbessert. Man kann diese Art Appretur indessen auch als eine Täuschung des Käufers
über das ihm wirklich gelieferte Gewicht Waare betrachten.
Diese neue Art Appretur besteht darin, daß man die Baumwollen- oder
Leinenstoffe durch die Auflösung eines Barytsalzes
passirt, z.B. durch die Auflösung von Chlorbaryum. Darauf
bringt man sie in ein Bad von schwacher Schwefelsäure
oder eine Auflösung
irgend eines schwefelsauren Salzes und führt sie
schließlich durch eine alkalische Lösung.
Das Barytsalz wird durch die Schwefelsäure oder das
schwefelsaure Salz in sogenanntes Blanc fixe verwandelt,
welches sich mit seiner schönen Weiße auf dem Stoffe niederschlägt und dadurch der
Appretur ein schöneres Ansehen verleiht. Zu gleicher Zeit nimmt auch die Dichtigkeit
des Stoffes zu.
Was aber für den Käufer höchst nachtheilig ist, ist die colossale Vermehrung des
Gewichtes des Stoffes; denn der schwefelsaure Baryt hat ein vielen Metallsalzen
gleichstehendes specifisches Gewicht, und die Stücke bekommen durch diese Appretur
einen Anschein von Solidität und Schwere, welchem sie in Wahrheit nicht entsprechen.
Musterzeitung für Färberei etc., 1870, Nr. 4.)
Leuchtgas und Wasserstoffgas aus Cloakenabfällen.
Vor Kurzem machte durch die Tageszeitungen die Nachricht die Runde, daß man in Indien
nach irgend einer neuen Methode die Cloakenabfälle zur Darstellung von Leuchtgas
verwerthe. Jetzt nun hat der Civilingenieur R. G. Hickey,
welcher dieses System in Indien eingeführt hat, eine Beschreibung desselben
veröffentlicht, wornach dasselbe nach der einen Abänderung darin besteht, daß
Wasserstoffgas für Beleuchtungszwecke mittelst Ueberleiten von überhitztem Dampf
über die in einer Retorte erhitzten Cloakenmassen dargestellt wird; ähnlich wie Gillard
Polytechn. Journal, 1850, Bd. CXVI S. 222. 1846 in Passy bei Paris und später (1859) in Holloway bei London Wasserstoff
durch Zersetzung von Wasserdampf mittelst Hindurchleitens des letzteren durch eine
Retorte mit glühenden Kohlen darstellte, um denselben dann nach dem Reinigen auf ein
Netzwerk von Platindraht strömen zu lassen, das, nachdem es weißglühend geworden,
die Gasflamme leuchtend machte (sogen. Platinga beleuchtung). Eine andere Abänderung
des Hickey'schen Verfahrens besteht darin, daß aus den
Cloakenmassen Leuchtgas zur Beleuchtung und Heizung dargestellt wird Hickey beabsichtigt auf diese Weise, Kothabfälle aller
Art unschädlich zu machen, indem er sie in verschlossenen Retorten verkohlt und den
in den Retorten verbleibenden Rückstand sowohl zur Entfernung des Geruches frischer
Abfälle vor deren Einbringung in den Apparat, wie auch mit den
Destillationsproducten als Dünger benutzt, während das Gas entweder zur Beleuchtung
oder zur Heizung oder für beide Zwecke zugleich benutzt wird. Je nach dem Zwecke
wird das Verfahren etwas abgeändert. Für den Transport der Cloakenabfälle nach den
Vergasungsanstalten werden Eimer von kreisförmigem oder elliptischem Querschnitt
verwendet, die sich oben in einem 3–4 Zoll tiefen Hals zusammenziehen;
letzterer wird zur Verhütung der Ausdünstungen mit geglühter Poudrette gefüllt und
kann auch mit Wasserverschluß versehen werden. Aus den Cloakenmassen werden, bevor
sie in die Retorten gebracht werden, die flüssigen Bestandtheile theilweise
entfernt, indem letztere gleichzeitig durch geglühte Poudrette geruchlos gemacht
werden. Es wird dazu das Gemisch in ein cylindrisches Gefäß gebracht, dessen
durchlöcherter Boden mit einer Schicht geglühter Poudrette bedeckt wird; nach dem
Füllen wird oben eine dichtschließende Platte aufgelegt und durch einen
Schraubenmechanismus unter mäßigem Druck ein großer Theil der Flüssigkeit in völlig
unschädlichem Zustand herausgepreßt.
Die Retorten, in welche die abgepreßten Cloakenmassen gebracht werden, sind von Thon
oder Schmiedeeisen, am besten förmig und an jedem Ende mit einer Oeffnung
versehen, die beim Gebrauch durch einen fest aufgesetzten und mit Lehm verschmierten
Deckel verschlossen wird; die Retorten werden unter 15–25° schräg
gelegt. Soll das Gas nur zur Heizung dienen, so läßt man die Dämpfe und Gase in
Röhren auf und dann nieder in einen Wasserbehälter steigen, der in verschiedene
Abtheilungen getheilt ist; auf diese Weise werden sie vollständig gewaschen und die
Ammoniaksalze etc. größtentheils abgeschieden. Das Gas geht dann durch einen
Condensator und darauf in einen kleinen Gasometer, aus dem es durch ein mit
Regulirungshahn versehenes Rohr, das in einem brausenartigen Kopf endet, nach dem
Ofen geführt wird; hier wird es unter Beifügung von theilweise verkohlten Abfällen
verbrannt. Soll das Gas zur Beleuchtung verwendet werden, so wird es sorgfältiger gereinigt. Es
tritt aus der Retorte, ähnlich wie bei der Steinkohlengasbereitung, in eine Vorlage,
die verhältnißmäßig ziemlich groß seyn muß, geht dann durch Codensatoren, in welchen
durch den wiederholten Durchgang durch Wasser die Ammoniak- und anderen Salze
abgeschieden werden, darauf durch einen Scrubber – einen mit Ziegeln,
Steinen, Holzkohlen oder größeren Stücken von Retortenrückstand gefüllten Cylinder,
– und endlich durch einen trockenen Reiniger, der auf Fächern über einander
abwechselnd Schichten von Aetzkalk und Retortenrückstand enthält und aus dem es in
den Gasometer eintritt. – Soll das in Retorten erzeugte Gas zur Heizung
benutzt und daneben Wasserstoffgas für Beleuchtungszwecke erzeugt werden, so wird
das zunächst übergehende Gas wie im ersten Fall abgeführt; sobald die
Gasentwickelung aufgehört hat, wird die Verbindung mit den nach dem Condensator
führenden Röhren durch einen Hahn abgesperrt und nun aus einem kleinen in den Ofen
gebrachten Kessel, der mit der aus den Abfällen ausgepreßten Flüssigkeit gestillt
werden kann, mittelst einer durchlöcherten Röhre überhitzter Dampf über die in der
Retorte befindliche glühende Poudrette strömen gelassen. Es bildet sich hierbei fast
vollständig reines Wasserstoffgas und Kohlensäure, welche letztere in einem
trockenen Kalkreiniger entfernt wird, während das Wasserstoffgas in einem
Argandbrenner unter Anwendung eines Platindrahtnetzes verbrannt wird. – Das
aus Menschlichen Excrementen erzeugte Gas gibt ein sehr glänzendes Licht; der in der
Retorte bleibende Rückstand ist ein schwarzes, vollständig geruchloses Pulver,
welches sich ausgezeichnet eignet, um festen und flüssigen Cloakenabfällen den üblen
Geruch zu benehmen und ebenso wie die Rückstände in dem Condensator etc. einen
irefflichen Dünger abgibt. Aus dem Rückstande in der Vorlage läßt sich durch
Abdampfen derselben Pfanne auf dem Ofen unter Zusatz von Salzsäure Salmiak in großen
Mengen gewinnen. (Deutsche Industriezeitung, 1870, Nr. 5.)
Ueber Petroleum und über Explosionen der Petroleumlampen; von
Robert Jacobi.
Von Woche zur Woche berichten die Zeitungen über Unglücksfälle, welche durch
Explosionen von Petroleum, Petroleum-Lampen, Flaschen u.s.w. veranlaßt
werden. Die große Zahl derartiger betrübender Vorfälle legt die Vermuthung nahe, daß
das im Hantel vorkommende Petroleum, wie es zur Beleuchtung verwendet wird, nicht rein, das heißt, nicht
frei von der sogenannten Naphta ist, deren
Verdampfungsresp. Entzündungstemperatur so tief liegt,
daß Verdampfung und Entzündung, beziehentlich Explosion, schon bei Zimmerwärme
eintreten, sobald eine Flamme dem Oelgefäß genähert wird.Wir verweisen auf die Mittheilung „über
Petroleumfälschung“ im vorhergehenden Heft S. 286.A. d. Red.
Nach den polizeilichen Vorschriften aller Länder, welche Petroleum einführen, soll
dasselbe Naphta nicht enthalten. In diesem reinen Zustande kann es als ungefährlich
bezeichnet werden, vernünftige Behandlung vorausgesetzt. – Die Vermischung
mit Naphta ist dem Petroleum beim Import gewöhnlich nicht eigen; sie erfolgt
vielmehr erst nach dem Import durch die Händler. Diese gewissenlose und
gemeingefährliche Manscherei ist ein lohnendes Geschäft, da der Preis der Naphta
gewöhnlich um 50 bis 60 Proc. geringer ist als der des Petroleums.
Vor einiger Zeit wurden mir verschiedene Sorten Naphta und Petroleum zur Untersuchung
auf ihre Verwendbarkeit für technische Zwecke übergeben. Die Untersuchungen blieben
für diese Zwecke zwar resultatlos; aber sie lieferten klare Belege für die hohe
Gefährlichkeit des Petroleums im Allgemeinen, und mögen bei der Wichtigkeit der
Sache der Veröffentlichung wohl werth seyn.
Um nicht zu ermüden, gebe ich nachstehend nicht die Ergebnisse der einzelnen Sorten,
sondern nur die Minimal-, Maximal- und Durchschnittsresultate.
Die Naphta siedete bei 68–74°, im Mittel bei 72° Celsius. Im
Wasserbade langsam über die (+ 13° C. betragende) Zimmertemperatur erhitzt,
trat die Entzündung ein
bei 18–22°. im Mittel bei 20° C. Diese leichte Entzündbarkeit
machte weitere Versuche für vorliegenden Zweck entbehrlich.
Die Siedepunkte der Petroleumsorten lagen bei 159–171°, im Mittel bei
163° C. In gleicher Weise erhitzt als vorher die Naphta, trat Entzündung bei
38–43°, im Mittel bei 40,5° C. ein.
Diese Entzündungstemperatur liegt anscheinend so hoch, daß sie als ungefährlich
betrachtet werden könnte; denn sie übersteigt die auf circa 22° C. anzunehmende Temperatur bewohnter Räume um mehr als
20°. Wird das Petroleum im Zimmer nur aufbewahrt,
dann ist die Gefahr der Entzündung auch thatsächlich nicht sehr groß. Anders
gestaltet sich die Lage jedoch, wenn das Petroleum – besonders in den sogen.
Vasen-Lampen – gebrannt wird. Die von der Flamme ausstrahlende Wärme
erhöht die Temperatur der Vase und des Inhaltes, und zwar um so schneller, als der
Brenner kürzer und die Flamme der Vase näher ist. Die Entzündungstemperatur von
38–43° C. ist schnell erreicht, wird oft überschritten. Die im
Petroleum enthaltene Naphta beginnt nun lebhaft zu verdampfen und eine geringe
Unvorsichtigkeit oder Uebereilung führt Entzündung der reinen, und Explosion der mit
Luft vermischten Dämpfe herbei.
Um zu bestimmen, ob und wie viel Naphta in den Petroleumsorten enthalten sey, wurde
jede Sorte für sich der Destillation unterworfen. Die Destillate wurden nach
derselben Siedescala in je vier Portionen gesondert aufgefangen.
Es ergaben sich im Mittel:
20
Proc.
Nr.
1,
übergegangen
bei 159–200° C.
25
„
„
2,
„
„ 200–250° C.
30
„
„
3,
„
„ 250–300° C.
20
„
„
4,
„
von 3000 aufwärts und
3
„
kohliger Rückstand, Gase und Verlust.
Die gesonderten Destillate ergaben im Mittel:
Nr. 1,
Siedepunkt
120–121° C.,
Entzündung
20–21° C.
Nr. 2,
„
151–152° C.,
„
50–51° C.
Nr. 3,
„
214–215° C.,
„
98–99° C.
Der Siedepunkt von Nr. 4 lag so hoch, daß er durch das bei den Experimenten nur zu
verwendende Quecksilberthermometer nicht bestimmt werden konnte. Bei der Erkaltung
schieden diese Massen so viel Paraffin aus, daß sie fast völlig fest gestanden. Da
bei ihnen von irgend welcher Gefährlichkeit nicht die Rede seyn konnte, wurden die
Entzündungstemperaturen nicht bestimmt.
Die Petroleumsorten enthielten nach Vorstehendem im Mittel 20 Proc. einer
modificirten Naphta, deren Siedepunkt zwar um circa
48° C. höher liegt als bei der Original-Naphta, deren
Entzündungstemperatur der letzteren aber genau gleich und gleich ist der
Durchschnittstemperatur bewohnter Räume + 20–21° C. Diese modificirte
Naphta – auf die Ursachen der Modification soll hier nicht eingegangen
werden, da das den Zwecken fern liegt – ist daher ebenso gefährlich, als die
Original-Naphta selbst, und nur ihr sind die häufigen Unglücksfälle
zuzuschreiben.
Zum Vergleich mag hier noch das Verhalten der aus Braunkohle gewonnenen Producte: Photogen und Solaröl,
mitgetheilt werden.
Die Siedepunkte der verschiedenen, als Photogen in den Handel kommenden Oele liegen
bei 150–180°, im Mittel bei circa
165° C. Die Entzündung erfolgt bei 42–50°, im Mittel bei circa 46° C. Die Destillation liefert nur einige
Procente Oel, dessen Siedepunkt bei circa 1200 liegt und
dessen Entzündung bei circa 35° C. erfolgt; sie
sind daher wesentlich weniger gefährlich als das Petroleum, wenngleich sie als
absolut ungefährlich nicht zu bezeichnen sind.
Die Solaröle sieden bei 160–196°, im Mittel bei circa 178° C. Sie entzünden sich bei 90–120°, im
Mittel bei circa 98° C. Die fractionirte
Destillation scheidet aus ihnen Producte, deren Entzündungstemperatur unter
70° C. liegt, nicht ab. Sie müssen daher als absolut ungefährlich bezeichnet
werden, vorausgesetzt daß sie so zur Verwendung gelangen, wie sie von den Fabriken
geliefert werden. Werden auch sie von gewissenlosen Händlern durch Vermischung mit
Naphta gefälscht, dann können sie selbstredend ebenso gefährlich werden als
Petroleum.
Es gibt daher vorläufig nur zwei Wege, auf welchen der Consument sich vor den
beregten Explosionen schützen kann. Er untersuche oder lasse von Zeit zu Zeit
untersuchen sein Leuchtmaterial auf seine Entzündungstemperatur, oder er bediene
sich an Stelle der
gefährlichen Vasenlampen der weniger oder gar nicht gefährlichen Schiebelampen mit
constantem Niveau.
Durchgreifende und dauernde Hülfe ist aber nur dann zu erwarten, wenn jeder Consument
die Namen derjenigen Händler, welche gefälschte und gefährliche Oele verkaufen, der
Oeffentlichkeit rücksichtslos Preis gibt. Berechtigt hierzu ist Jedermann; denn das
Wohl der Allgemeinheit steht höher als der schwindelhafte Nutzen gewissenloser
Händler.
Halle, im Februar 1870
Die Bereitung autographischer Tinte.
Jede lithographische Tusche kann im Nothfalle zur Autographie angewendet werden,
jedoch muß man den Vorzug derjenigen geben, welche der Feder gestattet, die
fließendsten und feinsten Striche zu machen. Es muß daher in dieser Tinte eine
ziemlich große Quantität Harz vorhanden seyn, damit sie sich einige Monate lang in
flüssigem Zustande aufbewahren läßt. Man weiß, daß die Seife, wenn man sie in Wasser
auflöst, sehr bald klebrig wird; diese Tinte muß daher so wenig als möglich davon
enthalten und zwar nur so viel als durchaus nöthig ist, um die Auflösung der die
Tinte bildenden Materien im Wasser zu begünstigen. Diese Materien sind folgende:
16
Theile
Schellack,
10
„
Jungfernwachs,
8
„
Seife,
8
„
Drachenblut,
5
„
Talg.
Man wird bemerken, daß zu dieser Composition kein Kienruß verwendet wird. Da dieser
Körper nicht löslich ist, würde er sich in dem Gefäß, in welchem man diese Tinte
aufgelöst bewahrt, zu Boden setzen; die Hinzufügung des Drachenblutes gibt eine
Farbe, welche dunkel genug ist, um die Schrift sichtbar zu machen.
Man erhitzt in einem Kessel das Wachs und den Talg, bis sie nahe daran sind, sich zu
entzünden, dann wirft man die Seife in kleinen Stückchen hinein und fährt fort,
Hitze zu steigern, bis die Masse sich entstammt. Während sie brennt, fügt man den
Schellack und das Drachenblut hinzu. Wenn die Flamme zu heftig werden sollte, kann
man sie mäßigen, indem man sie von Zeit zu Zeit auslöscht und dann wieder anzündet.
So läßt man diese vereinigten Stoffe ungefähr fünf Minuten lang brennen. Wenn man
die ganze Quantität Tinte auflösen will, gießt man sogleich 150 bis 200 Theile
siedendes Wasser hinzu, mit Anwendung der nöthigen Vorsichtsmaßregeln, und läßt die
Masse kochen, bis die Tinte sich gut aufgelöst hat. Wenn man nicht sogleich das
ganze Quantum auflösen will, gießt man es auf einen mit Seife abgeriebenen Stein und
theilt es mit einem Messer in Stücke. Wenn man etwas davon auflösen will, nimmt man
einen Theil dieser Tinte und acht Theile Wasser, läßt sie in einem reinen irdenen
Gefäße sieden, bis sie um den vierten Theil eingekocht ist und bewahrt das Product
in wohlverstopften Flaschen auf.
Die auf diese Weise erlangte Tinte bleibt ziemlich lange flüssig; doch wird sie am
Ende auch zäh und klebrig. Man kann ihr dann ihre Flüssigkeit wiedergeben, indem Man
ein wenig Wasser hinzugießt und die Flasche in ein mit kaltem Wasser gefülltes
Casserol setzt, welches man sodann bis zum Siedepunkte erhitzt.
Ein ferneres Recept, welches für das vorzüglichste von allen gehalten wird, dessen
Zubereitung aber etwas umständlich ist, ist folgendes:
Copalgummi
3
Theile,
Wachs
5
„
gereinigter Hammeltalg
5
„
Steife
4
„
Schellack
5
„
Mastix
5
„
Schwefel
1/2
„
Man setze das Copalgummi in einem kupfernen Casserol über das Feuer; wenn es anfängt
zu sprudeln, füge man, um das Zergehen zu beschleunigen, zwei Eßlöffel voll Baumöl hinzu, und wenn es
gut geschmolzen ist, setze man das Wachs und den Talg zu. Wenn diese Substanzen
hinreichend erhitzt sind, entzünde man sie und werfe die Seife hinein, welche recht
trocken und in kleine Stücke zerschnitten seyn muß. Wenn die Seife geschmolzen ist,
füge man, während der Brand immer noch fortdauert, den Schellack und den Mastix zu.
Man verstärke die Flamme mit der Schwefelblume; diese Maßregel ist unerläßlich, weil
zu den Schwierigkeiten, welche die gute Anfertigung der lithographischen Tinten
darbietet, hier die noch weit größere der vollkommenen Vermischung des Copalgummis
mit den anderen Substanzen kommt, eine Vermischung welche nur auf diese Weise
bewirkt werden kann. Dann lösche man die Flamme, um die Masse ein wenig abzukühlen,
entzünde sie hierauf wiederum und lasse sie langsam brennen, bis sie auf ein Viertel
des Totalvolumens reducirt ist.
Wenn man die Reduction zu weit treibt, verkalken sich die fetten Körper und beim
Uebertrag hängt sich die Tinte nicht an den Stein an, oder wird beim Einschwärzen
von der Walze mit fortgenommen. Wenn die Komposition dagegen nicht hinreichend
gebrannt hat, gerinnt die Tinte sehr schnell. Es ist daher wichtig, den richtigen
Grad wahrzunehmen, um der Tinte ihre Flüssigkeit zu erhalten, ohne daß sie etwas von
ihrer Solidität verlöre.
Wenn man diese Tinte in Gebrauch nehmen will, löst man einen Theil davon in zehn
Theilen Wasser auf und läßt sie bis zu dem Augenblicke sieden, wo die Flüssigkeit
eine blaßgelbe Farbe annimmt. Dann taucht man eine geschnittene Feder hinein, um
sich zu überzeugen, daß sie nicht zu leicht fließt. Wenn man so weit gelangt ist,
probirt man die Tinte auf autographischem Papier und wenn die damit gemachten Züge
glänzend sind und beim Trocknen ein schönes Relief geben, so ist sie zum Gebrauche
wohl tauglich.
Wenn sie so zubereitet ist, kann man sie in eine Flasche gießen, die man mittelst
Schmirgel verschließt; sie wird sich Jahre lang halten, ohne sich zu verändern und
ohne daß sich Satz erzeugt. Die alte Tinte ist sogar der neuen vorzuziehen.
In Bezug auf das Uebertragen der Autographie hat man nicht nöthig, die Steine zu
erwärmen, wenn sie keine Feuchtigkeit enthalten; sollte dieß jedoch, wenn auch nur
in geringem Grade der Fall seyn, so ist es unumgänglich nöthig, dieses Hinderniß zu
beseitigen, welches die gewöhnliche Ursache des Mißlingens ist.
Wenn man sie etwa zu blaß finden sollte, kann man, wenn man sich ihrer bedienen will,
sie in ein Fläschchen gießen und entweder ein wenig Carmin oder etwas gut
abgeriebene chinesische Tusche hinzufügen. Man darf aber nur eine kleine Quantität
auf diese Art zubereiten, weil der Hinzutritt dieser fremdartigen Körper, welche der
Zersetzung fähig sind, sie in wenigen Tagen unbrauchbar macht.
Diese Tinte hat sich als die vorzüglichste bewährt; sie fließt gut und gestattet die
zartesten und feinsten Züge. Der Uebertrag läßt sich mit großer Reinheit bewirken.
Die Tinte hat Farbe genug, um zu sehen, was man schreibt. Um ihr noch mehr Farbe
zugeben, könnte man auch den Mastix durch Drachenblut, welches dunkelroth aussieht,
ersetzen. (Lithographia.)
Ueber die Conservirung und Verbesserung der Weine durch die
Elektricität; von Scoutetten.
In das Haus eines Weinbergsbesitzers zu Digne schlug der Blitz ein; das elektrische
Fluidum drang bis in den Keller und zerschmetterte darin mehrere Fässer; der in
denselben enthaltene Wein floß in eine kleine Grube, welche im Boden eigens
angebracht worden war, um die in Folge von Unfällen verbreitete Flüssigkeit zu
sammeln. Der Eigenthümer, welcher glaubte sein Wein sey verdorben, verkaufte
denselben anfänglich zu nur 10 Centimes den Liter; drei Monate später jedoch fand er
sein Getränk ausgezeichnet und verkaufte es zu 60 Centimes für den Liter.
Dieser Vorfall setzte den Eigenthümer in das größte Erstaunen; er theilte denselben
dem General Marey-Monge mit und dieser fragte
mich, ob ich diese Erscheinung erklären könne. Ich antwortete ihm, daß dieselbe nach
meiner Ansicht einer elektrischen Wirkung zuzuschreiben sey und daß man sich durch
directe Versuche leicht von der Richtigkeit derselben würde überzeugen können. Es
wurden nun solche Versuche begonnen; dieselben ergaben befriedigende Resultate; um aber
etwaigen Zweifeln und jeder Kritik zu begegnen, hat ich den General, mir die HHrn.
Bouchotte und Vignotti als Mitarbeiter beizugeben.
Harte und fast ungenießbare Weine wurden zu zarten und sehr angenehmen Weinen
umgewandelt; alle zu den Versuchen verwendeten Sorten wurden merklich
verbessert.
Durch Zufall gelangte Bouchotte zu einem merkwürdigen
Resultate. Er hatte in seinem Keller ein Stückfaß rothen Moselweines von
mittelmäßiger Qualität, welchen er einen Monat lang elektrisirte; eines Tages gab er
seinem Küfer den Auftrag, diesen Wein auf Flaschen abzuziehen, mit dem Bemerken
derselbe sey von geringer Qualität. Der Küfer jedoch fand den Wein vortrefflich, und
da er glaubte sein Herr habe sich geirrt, so theilte er demselben mit, daß das Faß
nicht einen mittelmäßigen Wein, sondern einen ausgezeichneten
Rancio (durch das Alter gelb gewordenen Rothwein) enthalte. Bouchotte wollte sich selbst davon überzeugen und fand
wirklich, daß der elektrisirte Wein sich umgewandelt und verbessert hatte.
Das anzuwendende Verfahren ist sehr einfach; eine constante Säule liefert den
elektrischen Strom.
Die Leitungsdrähte können aus Messing bestehen, müssen aber stets in einem
Platindraht enden, an welchem die aus Platin bestehende Elektrode befestigt ist. Die
beiden Elektroden tauchen in das den Wein enthaltende Gefäß; der Strom ist beständig
in Thätigkeit. (Comptes rendus, t. LXIX p. 1121; November 1869.)
Durch neue Versuche hat Scoutetten gefunden, daß die
Elektricität, unter welcher Form sie angewandt werden mag – sey es als
continuirlicher und directer Strom, oder als Inductionsstrom, oder als Funke
–, stets in derselben Weise auf die Weine wirkt; sie modificirt dieselben,
ertheilt ihnen die Eigenschaften der gealterten, und verbessert sie.
Hinsichtlich der Wirkungsweise der Elektricität glaubt er, daß die im Weine gelösten
salzigen Substanzen die Flüssigkeit leitend machen, das zweifach-weinsaure
Kali wird zersetzt: das in Freiheit gesetzte Kali sättigt die Säure des Weines, die
Weinsäure aber wirkt vielleicht auf die fette Substanz im Weine und begünstigt die
Bildung der Aether, welche ihm sein Bouquet verleihen. Endlich wird offenbar eine
gewisse Menge Wassers zersetzt, daher am negativen Pol Wasserstoff und am positiven
Pol Sauerstoff sich entbindet; da der Sauerstoff im Entstehungszustande kräftig
wirkend ist, so muß er sofort die neuen Verbindungen erzeugen, welche die alten
Weine charakterisiren und die zu ihrer Bildung viel Zeit und Sorgfalt erfordert
hätten. (Comptes rendus, t. LXX p. 169; Januar 1870.)
Mittel gegen die neue Krankheit des Weinstockes in
Südfrankreich.Man sehe in diesem Bande des polytechn. Journals
S. 95 (erstes Januarheft) die Mittheilung über die Wurzellaus des
Weinstockes, Aphis vastatrix Planch.
Als ein ganz untrügliches Mittel gegen diese verheerende Krankheit bezeichnet das
Präsidium der deutschen Gartenbau-Vereine in Erfurt das Nicotin, welches dem
die Wurzel umgebenden Boden durch Aufstreuen von Tabaksstaub und anderen
Tabaksabfällen beigebracht wird. Auch der Feldabraum der Tabaksfelder, vorher
zerkleinert und auf die Düngerhaufen zum Auslaugen gebracht, verhüte das
Ueberhandnehmen aller Aphisarten. In Gegenden wo weder Fabriken noch Tabaksbau im
Betriebe sind, baue der Weingärtner so viel, als er unbesteuert bauen darf, mische
dieses Product zerkleinert unter seinen Weinbergsdünger und er hat den sichersten
Schutz. Das Verfahren, den Tabak oder durch dessen Sauce präparirten Mist an die
Neben anzulegen, ist so einfach, daß es hier keiner weiteren Erklärung bedarf; ich
erwähne nur, daß das Präservativmittel so knapp wie möglich an den Stamm gebracht
und mit Erde überhäufelt werden muß; denn die lose, bastartige Rinde des Rebstockes
leitet von den Niederschlägen so viel Wasser an den Stamm herab, wie fast kein
anderer Strauch, führt so die aufgelösten Nicotintheile des Tabaks nach der Wurzel
herunter und verhütet jede Bruthecke dieses kleinen, aber wegen seiner rapiden Vermehrungskraft so
furchtbaren Inlettes.
Neu eingeführte Reben werden abgesondert eingeschlagen und mit einer mit Tabaksjauche
angefeuchteten Erde eingeschlämmt. Wie wenig die Aphisarten das Nicotin, auch bei
der schwächsten Verdünnung, vertragen, mag zum Schluß noch folgendes Beispiel
lehren.
Pfirsichbäume oder Spaliere, deßgleichen auch Spaliere und Bäume der Pflaumen werden,
wie den Cultivateuren bekannt ist, gar häufig an den jungen Trieben von den Aphis
förmlich überzogen und bisher kannte man nur äußerliche Mittel, diese Pest, leider
oft unter der Mitleidenschaft der befallenen Pflanzen, zu vertreiben, doch hat man
jetzt ein schlagendwirkendes inneres Mittel in dem Nicotin gefunden.
An den Bäumen und Spalieren, wo sich das sogenannte Befallen der Blattläuse
alljährlich wiederholt, braucht man nur im Herbst einige Pfund Tabaksstaub unter den
Boden zu mischen; die so gedüngte Pflanze nimmt, ohne in ihren Culturverhältnissen
sich zu schädigen, so viel Nicotin auf, daß sich keines jener schädlichen Insecten
an derselben erhalten kann. (Württembergisches Wochenblatt für Land- und
Forstwirthschaft, 1870, Nr. 4.)
Pepsin-Essenz (Verdauungsflüssigkeit).
Unter diesem Namen wird von der chemischen Fabrik von E. Schering in Berlin (Chausseestraße 21) nach einem neuen Verfahren des Dr. med. und Chemikers Oscar Liebreich (bekannt durch Einführung des Chloralhydrats als eines neuen
Schlafmittels) ein Präparat dargestellt, welches die größte Beachtung verdient.
„Pepsin“ wird bekanntlich derjenige wesentliche
Bestandtheil des Magensaftes genannt, welcher die Auflösung der Speisen im Magen,
das erste Erfordernis; zur richtigen Verdauung derselben, bewirkt. Bei
Verdauungsbeschwerden, die man gewöhnlich einem „schwachen
Magen“ zuschreibt, ist die verminderte Absonderung des Pepsins Schuld
an der fehlerhaften Verdauung der Speisen, deßhalb vermag eine Zufuhr von gelöstem
Pepsin diesen Mangel auszugleichen und den Verdauungsgang zu regeln. Die Anwendung
des Pepsins für diesen Zweck und die Darstellung verschiedener Pepsinpräparate (auf
der Pariser Ausstellung von 1867 sahen wir Pepsin in die verschiedensten Formen
gebracht, in Pillen, Tabletten, als Pepsinwein, Pepsinliqueur u.s.w.) ist nun zwar
keineswegs neu, diese Mittel sind aber sehr in Mißcredit gekommen und haben mit
Recht nicht diejenige Aufnahme gefunden, welche gerade von ärztlicher Seite
gewünscht wurde, einfach deßhalb, weil das Pepsin sich in denselben nicht unzersetzt
hielt, und diese Präparate bald unwirksam wurden, namentlich diejenigen in welchen
das Pepsin in fester Form enthalten war. Das Verfahren Liebreich's hat diesen Uebelstand beseitigt; das Pepsin bewahrt in dieser
Lösung dauernd seine Kraft. Von der Wirksamkeit einer Pepsinlösung kann man sich
leicht überzeugen, wenn man dieselbe in ein Reagensglas gibt, dieses in ein Gefäß
mit Wasser von 30° Cels. eintaucht und nun Blutfibrin in das Pepsin bringt.
Ist das Pepsin der Lösung wirksam, so muß der Blutfaserstoff bald aufgelöst werden;
zersetztes Pepsin vermag dieß nicht zu thun. Die Pepsin-Essenz hat einen
angenehmen, wenig säuerlichen Geschmack und soll zu 1 bis 2 Theelöffeln nach der
Mahlzeit genommen werden. (Industrie-Blätter, 1870 S.
6.)