Titel: Field's Dampfkessel.
Fundstelle: Band 195, Jahrgang 1870, Nr. CXXIX., S. 483
Download: XML
CXXIX. Field's Dampfkessel. Mit einer Abbildung auf Tab. IX. Field’s Dampfkessel. Ueber den Röhrendampfkessel von Field findet man ausführliche Mittheilungen in diesem Journal Bd. CLXXVII S. 258 und Bd. CLXXXVI S. 81. Das Urtheil über Field's Kesselsystem ist noch kein feststehendes. Von einer Seite wird seine allgemeine Anwendung als wünschenswerth erkannt;113) eine andere gelangte zu dem Endschlusse, daß, bevor längere und mehrfache Erfahrungsresultate über die Vortheile und Nachtheile dieser Kesselgattung entschieden haben würden, deren allgemeine Verwendung nicht zu rathen und höchstens für gewisse Gattungen kleiner Dampfbetriebe ihre Anwendung zu empfehlen sey.114) In Fig. 46 ist nach dem Mechanics' Magazine, Januar 1870, S. 65 ein Durchschnitt durch den Field'schen Kessel skizzirt, auf welche Anordnung kürzlich von Field und Wise ein Patent genommen wurde. Die auf dem Rost R entwickelten Verbrennungsgase steigen aufwärts, umspielen die in den Feuerkasten hineinragenden Röhren, Passiren den durch die verticale Wand K gebildeten Canal und gelangen endlich in den Schornstein.115) Bei den getheilten Ansichten über das Field'sche Kesselsystem sind die im „Civilingenieur,“ 1869 S. 418 von F. C. Glaser, Ingenieur in Paris, nach amtlichen Quellen gelieferten Mittheilungen über drei Field'sche Dampfkessel nicht ohne Werth und Interesse. Dieselben sind seit einiger Zeit in den Maschinenwerkstätten der französischen Ostbahnen, und zwar zu Epernay, Mahon und Montigny aufgestellt. (Genaue Zeichnungen sind in der bezeichneten Quelle beigegeben.) Die Epernayer und Mahoner Kessel werden durch die verloren gehenden Gase eines Schweißofens geheizt; der Montignyer Kessel dagegen durch Gase, welche in einem Ofen aus Holzspänen und Sägemehl erzeugt werden. Ueber sämmtliche Kessel wird ein günstiges Urtheil ausgesprochen und es muß bemerkt werden, daß dasselbe auf einen mehr als einjährigen Gebrauch hinsichtlich der beiden erstgenannten Generatoren gestützt ist. Die Inbetriebsetzung des Kessels in der Wertstätte zu Montigny ist neueren Datums, indessen kann schon jetzt behauptet werden, daß sein Verhalten wie seine Production wenigstens ebenso befriedigend seyn wird, als dasjenige der beiden anderen. Bestimmt und unbestreitbar für den Berichterstatter steht fest, daß die drei Kessel kräftige und unersetzliche Hülfsapparate geworden sind.“ Der Kessel zu Epernay ist Ende April 1868 in Gang gebracht worden und hat seit dieser Zeit, d.h. seit fünfzehn Monaten ohne Unterbrechung gearbeitet. Oefters wurde der Kessel aufgemacht, um den Stand der Röhren zu untersuchen; dieselben wurden aber immer rein und ohne Kesselsteinabsatz, fast blank vorgefunden. Es liegt dieß an der Heftigkeit, mit welcher das Wasser die Röhren durchströmt und welche so groß ist, daß die Strömung selbst Bleikörner auswirft. Hierdurch werden die Unreinigkeiten und schwimmenden Theilchen aufwärts und abwärts gerissen und finden nirgends Ruhe, als in den Seitentheilen des Kastens, von wo sie alsdann in Schlammform mit der größten Bequemlichkeit durch Hähne oder Pfropfen abgelassen werden können. Dieselben Resultate wurden auch in Mahon erzielt, wo der Kessel erst gegen Ende 1868 aufgestellt wurde. Die Montignyer Anlage ist, wie schon oben bemerkt wurde, neueren Datums, so daß über dieselbe noch nichts weiter zu bemerken ist. Weder in Epernay noch in Mahon ist bisher an die Erneuerung der Röhren gedacht worden und ist auch kein Grund vorhanden, eine derartige Nothwendigkeit bald zu erwarten. Zwei vorgekommene Unfälle sind zu erwähnen, obwohl sie den Werth des Field'schen Systemes nicht beeinträchtigen können; es kann aber aus diesen Erfahrungen Nutzen gezogen werden. Zu Mahon wurde am ersten Tage des Betriebes der Kopf einer der Röhren verbrannt; der Gang wurde hierdurch unterbrochen und es fand sich bei der Untersuchung, daß auf dem Boden ein Knäuel Lumpen befindlich war, welche beim Ausputzen hereingefallen seyn mochten. Die Ersetzung der Röhre durch eine neue hat sofort und mit der größten Leichtigkeit stattgefunden. Bei dem Epernayer Kessel kam ebenfalls eine Röhrenverbrennung vor. Die Untersuchung ergab, daß das Mundstück eines Rohres durch allerlei Unrath und kalkigen Absatz verstopft war, welcher von dem diesem Rohre nahe liegenden Mundstücke der Dampfstrahlpumpe herrührte. Die Speisung der Kessel erfolgt bei jedem mittelst eines an der Seite aufgeschraubten Giffard'schen Injectors. Der über dem Roste in der Mitte des Feuerkastens aufgehängte Obturator – ein starker Cylinder aus feuerfestem Thon zur Verhinderung des directen Abzuges der Verbrennungsproducte – hatte anfänglich einige Zweifel über seine Dauer eingeflößt; doch haben bisher diese Stücke auch nicht im Geringsten gelitten. Bei directer Rostfeuerung dürfte es zweckmäßig sein, den Obturator theils aus Eisen, theils aus feuerfesten Steinen herzustellen. J. Z.

Tafeln

Tafel Tab. IX
Tab. IX