Titel: | Aenderung des Colt'schen, Verbesserung des Adams-Deane'schen und Einrichtung des Wichnewski'schen Revolvers. |
Fundstelle: | Band 195, Jahrgang 1870, Nr. CXV., S. 417 |
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CXV.
Aenderung des Colt'schen, Verbesserung des Adams-Deane'schen und
Einrichtung des Wichnewski'schen Revolvers.
Mit Abbildungen auf Tab.
VIII.
Colt und Wichnewski’s Revolver.
Das Mechanics' Magazine vom 23. Juli und der Engineer vom 16. Juli 1869 bringen Mittheilungen über
eine von der „Colt
Firearms Company, 14 Pall
Mall, London“ vorgenommene Aenderung des als tüchtige Waffe
bekannten Colt'schen Revolvers mit gewöhnlicher Patrone
und gewöhnlicher Percussionszündung in einen (wie jene Mittheilungen sich
ausdrücken) Hinterladungs-Revolver (breech-loading revolver) mit
Kupferhülsenpatronen-Centralzündung, wornach diese durch die Figuren 2–4 versinnlichte
Umänderung (nach wörtlicher Uebersetzung) in Folgendem besteht:
„Fig.
2 zeigt die ganze Pistole, Fig. 3 die Stoßscheibe
(breech disc) und Fig. 4 einen
Durchschnitt der Kupferhülsenpatrone. Um den gewöhnlichen
Vorderladungs-Colt zur Hinterladungswaffe umzugestalten, ist nichts
nöthig, als das hintere mit den Pistons versehene Kammerende abzuschneiden und
an deren Stelle die in Fig. 3 dargestellte
Scheibe (disc) zu setzen. Diese Scheibe enthält
sowohl den Schläger (striker), als auch den
Patronenauszieher (extractor).Im Mechanics' Magazine auch einmal
„injector“
genannt, was mit „Eintreiber“ zu übersetzen seyn
durfte. Hinsichtlich des Schlägers, welcher lediglich in einem gewöhnlichen
Stift (pin) besteht, ist nichts besonders zu
bemerken; der Extractor aber erfordert eine Erläuterung. Die Patronen werden von
vorn (from the front) wie die alten
Haut-Patronen (skin cartridges) eingesetzt
und nach dem Feuern die Patronenhülsen (shells) in
folgender Weise ausgezogen: Vor Allem wird die Scheibe (disc) selbst, vermittelst des aus ihr vorspringenden Ohres (lug) c, um eine kurze
Strecke gedreht, bis der Kopf d des Extractors unter
den Hammer kommt, wo früher sich der Schläger (striker) befand. Wenn nun der Abzug (trigger) angezogen wird, treibt der Hammer den Kopf des Schlägers (head of the striker), sowie die schmale Stange (bar) welche bei c im
Scharnier geht, nach vorwärts und veranlaßt in derselben Zeit den Extractor b kräftig (smartly)
gegen den Boden der Patronenhülse anzuschlagen und dieselbe so vorwärts aus der
Kammer heraus zu treiben. Die Feder f zieht den
Extractor zurück, sobald der Hammer wieder aufgezogen wird.“
Wie hierin eine Aenderung der bisherigen Vorderladung in Hinterladung, sowie eine
Verbesserung der früheren Percussionswaffe zu finden sein soll, dürfte schwer
einzusehen, vielmehr dadurch nur das Einsetzen der mit Centralzündung versehenen
Kupferhülsenpatrone vom vorderen Kammerende her gefährlicher geworden seyn, als
dieses früher bei den gewöhnlichen Patronen der Fall war, nach deren Einführung erst
die Armirung der Waffe mit Zündhütchen geschah, wie weiter auch das noch einer
deutlicheren Erklärung bedürfende Austreiben der Patronenhülsen die Nothwendigkeit
von Hand-Nachhülfe wohl nicht ganz ausschließen möchte.
Rationeller gehalten scheint in diesen Beziehungen jedenfalls die, dem Engineer vom 17. Juli 1868 zu Folge, für John Adams patentirte und vom englischen Gouvernement
adoptirte Umänderung des Adams-Deane'schen
Revolvers mit Vorderladung und gewöhnlicher Piston-Percussionszündung in eine
wirkliche Hinterladungswaffe mit Boxer'schen
Kupferhülfenpatronen zu sein, welche Verbesserung dem hinteren Theile des
Lade-Cylinders erweiterte Kammer-Aufbohrungen gibt, die zur Aufnahme
der vom hinteren Theile des Kammer-Cylinders her einzuführenden
Boxer-Patrone dienen, womit noch der Vortheil erlangt wird, dem Projectil
durch den vorderen engeren Theil dieser Kammern beim Schusse schon vor dem Eintritt
in den Lauf ein gewisses Forcement geben zu können, was bei einem zu Woolwich
angestellten Schießversuch 765 Schüsse ohne störende Verschmutzung der Waffe
abzugeben gestattete, während bei einem nicht abgeänderten Revolver Adams-Deane'scher Construction der Mechanismus
schon nach 200 abgegebenen Schüssen bedeutend durch Pulverschleim etc. gehemmt
erschien.
Dieselbe Einrichtung der Revolverwalzen-Kammern findet sich aber schon bei dem
bereits im November 1867 in Armengaud's Génie industriel veröffentlichten
„russischen Pistolet-Revolver“ des Petersburger
Waffenfabrikanten F. Wichnewski vor, wie aus den
Durchschnittszeichnungen
Fig. 6 und
8 der
diese Waffe nebst ihrer Munition darstellenden Figuren 5 bis 11 zu ersehen
ist. Fig. 5
stellt die Seitenansicht dieses Revolvers dar, während die Figuren 6 bis 9
Längendurchschnitte und hintere Ansichten seiner für sechs Patronen berechneten
Kammer T, sowie des Verschluß- und
Schloß-, beziehungsweise Kammerrotations Mechanismus liefern; die Figuren 10 und
11
endlich zeigen Längendurchschnitte von eigens für dieses System construirten
Metallhülsen-Patronen mit Centralzündung, deren ersterer eine zum einmaligen
Gebrauch bestimmte Metallhülse mit den Zündsatz enthaltendem Carton- oder
Filzboden, der zweiten aber eine zum wiederholten Gebrauch bestimmte Stahlhülse mit
eingeschraubtem Stahlboden, welcher in seiner Mitte den Zündsatz enthält, gegeben
wurde.
Die schließliche Feststellung des an den Kammerdorn D
(Fig. 6)
angeschraubten Laufes C geschieht durch eine ohne
Schraubenschlüssel mit den Fingern zu handhabende Schraube v (Fig.
5); K ist ein durch die Feder s im Laufband c (Fig. 5)
festzuhaltender Entladestock, welcher, unten geschlitzt, eine mit
Kammerreinigungs-Schwamm oder Lappen versehene Zange in sich aufzunehmen
vermag, sowie, oben ausgehöhlt und durch den Schraubendeckel b verschließbar, den zum Auseinandernehmen und Zusammensetzen der Waffe
dienenden Schraubenschlüssel in sich aufzunehmen hat, welcher letztere aus zwei
Armen besteht, die sich demgemäß zusammenklappen lassen. P, Fig.
9, stellt die mit einer Schließfeder r
versehene Klappe über der Verschlußplatten-Ladeöffnung dar, und Fig. 8 zeigt
den Mechanismus vermittelst dessen dieser Revolver wie der Adams-Deane'sche durch bloße Abzugsbewegungen wiederholt zum
Schusse zu bringen ist.
Darapsky.