Titel: | Notizen über Torfverbesserung nach dem Schlickeysen'schen System; von Dr. Robert Schmidt, Civilingenieur in Berlin. |
Autor: | Robert Schmidt |
Fundstelle: | Band 195, Jahrgang 1870, Nr. CI., S. 371 |
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CI.
Notizen über Torfverbesserung nach dem Schlickeysen'schen System; von Dr.
Robert Schmidt,
Civilingenieur in Berlin.
Schmidt, über Torfverbesserung nach dem Schlickeysen’schen
System.
Wir haben im Jahrgang 1867 dieses Journals, Bd.
CLXXXIII S. 174, die Schlickeysen'sche
Ziegelmaschine ausführlich beschrieben und daselbst bemerkt, daß dieselbe Maschine
mit einigen Abänderungen in neuerer Zeit auch dazu benutzt wird, um Torf, welcher in
einem Zustande vorkommt, wobei er zum Transport nicht geeignet ist (oder wenn
Stichdorf zu leicht ist, um mit Vortheil verwendet werden zu können, wo größere
Hitze erforderlich ist), zu verbessern, ihn transportabel, fester, überhaupt als
Brennmaterial werthvoller zu machen. Nachdem sich diese Methode der Torfverbesserung
mehrseitig wohl bewährt hat, nachdem auch wir mehrseitig von Industriellen
aufgefordert wurden, ihnen Rentabilitätspläne für solche Anstalten auszuarbeiten und
deßhalb uns dafür näher interessirten, wollen wir im Nachfolgenden den obenerwähnten
Aufsatz durch Aufstellung eines Rentabilitätsplanes vervollständigen, welchen wir
unlängst für einen größeren Industriellen zu machen den Auftrag erhielten.
Um hierbei verständlicher zu seyn, bemerken wir in Bezug auf den Gang der Operation
zunächst Folgendes: Die aufrechtstehende Torfpreßmaschine und die dieselbe treibende
Dampfmaschine werden in geeigneter Entfernung aufgestellt; ihr Ort wechselt je nach
dem Orte des Torfstiches, beide sind also transportabel angeordnet. Der Torf wird
vom Stichorte aus auf einer Schienenbahn per Achse bis
in die Nähe der Torfpreßmaschine geführt und hier gewöhnlich von einem mit der Maschine
verbundenen Elevator nach der oberen Oeffnung der Maschine gebracht. Die Maschine
durcharbeitet den Torf, welcher in Strängen mit einem Querschnitt von 3 1/2 Zoll im
Quadrat aus der Maschine tritt, und hier in Längen von 10 Zoll abgestochen wird.
Jungen empfangen hier diesen Torf, stellen ihn, je nach dem Wetter, für 5 bis 8 Tage
in's Freie auf, um ihn alsdann nach einem aufgestellten Schuppen zu bringen, welcher
für fernere Zeit als Lagerraum des Torfes dient. Der Torf trocknet im Freien auf
etwa ein Viertel seines Volumens zusammen und erscheint dann als fester, harter
Körper, dessen Heizkraft natürlich je nach der Qualität des angewendeten
Rohmateriales verschieden ausfällt. Der Torfstich, um dessen Umarbeitung es sich
hier handelte, lieferte einen sehr leichten Stichtorf, der zur Dampfkesselheizung zu
leicht sich zeigte. Die Besitzer desselben, zugleich Fabrikbesitzer, wollten dessen
Torf zu künstlichem Torf umarbeiten lassen, welcher ihren bisherigen Bedarf an
Steinkohlen, per Tag 60 bis 70 Centner, ersetzte. Diese
Kohlen wurden per Centner mit 11 1/2 Sgr. bezahlt, was
per Jahr, zu 300 Arbeitstagen gerechnet, die Summe
von (300 × 70)/30 × 23/2 gleich 8050 Thaler repräsentirt.
Da uns der gezahlte Werth des Torfstiches nicht bekannt ist, so wollen wir im
Nachfolgenden zu berechnen versuchen, welche Summe per
Jahr erforderlich ist, um aus dem Torfstiche künstliche Torfmasse zu liefern, welche
gleiche Wärmeleistung wie jene Steinkohlenmasse zu geben im Stande ist.
I. Capitalanlage für die
Torfbereitungsanstalt.
Für
eine Schlickeysen'sche Torfpresse
Nr. 8
900
Thlr.
„
einen Elevator
200
„
„
eine 4–5pferdige Dampfmaschine
850
„
„
einen Schuppen
500
„
„
6 Transportwagen à 75
Rthlr. u. 1 Pferd dazu
500
„
„
Fracht und Aufstellung
200
„
––––––––––
Summa
3150
Thlr.
II. Kosten für die Umarbeitung einer
Torfmasse, welche per Jahr gleiches leistet als
300 × 70 Ctr. Steinkohlen.
Zur Berechnung derselben werde angenommen, daß die Presse Nr. 8 täglich 24,000
Torfstücke von erwähnter Größe herstellt, daß, um gleiche Wärmemengen zu erzeugen,
von der Torfkohle das 1 1/2 fache Gewicht der Steinkohle nothwendig ist, und daß ein
fertiges Stück Torf das
Gewicht von 1 1/2 Pfund habe. – Diese Angaben fordern ein Gewicht Torfkohle
per Tag von 70 × 100 × 1 1/2 Pfund
oder 70 × 100 × 1 1/2 : 5/4 = 8400 Stück Torf täglich. Da die
angenommene Presse aber über das Dreifache an Torfstücken täglich macht, so folgt,
daß dieselbe den erforderlichen Torf in 4 Monaten recht wohl zu liefern im Stande
seyn wird, welche Arbeitszeit auch in der Folge angenommen werden mag. Ebenso wollen
wir das Jahr zu 300 Tagen und den Monat zu 25 Tagen rechnen.
Rth.
Sgr.
5 Proc. Zinsen für das Anlagecapital 3150 . 1/20
157
15
10 Proc. Armortisation 3150 . 1/10
315
–
Kohlen für Heizung der Maschine à 1 1/2 Rth.
168
–
Heizer à Tag 15
Sgr.
56
–
5 Mann zum Torfstechen à
12 1/2 Sgr. (5 . 4 . 28 . 25)/(30 . 2)
233
10
1 Pferd und 1 Junge zum Transport der Wagen (per Tag 20) (4 . 28 . 2)/3
74
20
4 Mann zur Bedienung der Maschine (4 . 4 . 28 . 25)/(30 .
2)
186
20
8 Jungen zur Fortschaffung des Torfes (8 . 4 . 28 .
10)/30
298
20
–––––––––
Summa der Kosten per Jahr
1489
25
Genauere Resultate für eine solche Rechnung ließen sich freilich erst erzielen, wenn
mit verschiedenen künstlichen Torfmassen bereits Heizversuche wie mit vielen
Kohlensorten vorlägen, und die Rentabilität solcher Anstalten würde hervorgehen wenn
gleichzeitig derartige Versuche gemacht würden mit dem rohen und dem daraus
gewonnenen künstlichen Torfe. (Der königl. preußische Staat hat bekanntlich eine
Anstalt gebaut, welche jedem Interessenten für solche Versuche freigestellt
ist.)