Titel: | Ueber die Wirksamkeit des amorphen Phosphors bei den Sicherheitszündhölzern; von Wladimir Jettel. |
Autor: | Wladimir Jettel [GND] |
Fundstelle: | Band 195, Jahrgang 1870, Nr. C., S. 369 |
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C.
Ueber die Wirksamkeit des amorphen Phosphors bei
den Sicherheitszündhölzern; von Wladimir Jettel.
Jettel, über die Wirksamkeit des amorphen Phosphors bei
Zündhölzchen.
Die Reibfläche an den Schachteln der sogen.
„Sicherheitszündhölzer“ besteht aus Gemengen von amorphem
Phosphor mit Grauspießglanz, oder Schwefelkies, oder Braunstein und Glaspulver,
welche Körper in fein
pulverisirtem und geschlämmtem Zustande gemischt, mit Leimwasser angerührt und an
den Seitenflächen der Schachteln aufgetragen werden. Bedingung für leichte, sichere
Entzündung ist ein solcher Zusatz von Leim, daß die Masse nach dem Trocknen nicht
glänzend, sondern matt röthlich-graubraun erscheint, ohne jedoch beim Reiben
mit dem Finger abzufärben. Ich verwendete ein Gemenge aus gleichen Theilen amorphem
Phosphor, Schwefelkies und Grauspießglanz.
Zum Bestreichen von 1000 Stück Schiebeschachteln (à 50 Hölzchen Inhalt) auf beiden Längsseiten reichten (im
Durchschnitt nach einem Quantum von 150,000 Schachteln) 5 Loth = circa 80 Grm. des (trockenen) Gemenges aus. Die damit
bestrichene Fläche beträgt also fast genau 2500 Quadratzoll. Eine Schachtel enthielt
demnach 0,08 Grm., eine Reibfläche derselben 0,04 Grm. trockene Masse. Dieß
entspricht einem Gehalt von 0,013 Grm. amorphem Phosphor, und da auf jeder Seite 25
Hölzchen entzündet werden können, ehe die Reibfläche unbrauchbar wird, so erfordert
die Zündmasse an einem Hölzchen nicht mehr als 0,0005 Grm. Phosphor.
Um die Hölzchen, welche in 1000 Schachteln enthalten sind, zu tunken, sind (nach
einem Durchschnitt des Verbrauches für 15,000 Packete à 10 Schachteln) 1,75 bis 1,8 Pfd. Zündmasse (trocken gedacht)
nothwendig. Diese 1,8 Pfd. Masse können, in 50,000 Köpfen vertheilt, an obigen 1,7
Loth = 26,6 Grm. Phosphor zur Entzündung gebracht werden. Enthielte die Zündmasse
selbst diesen Phosphor, so müßte sie demnach an jeder beliebigen Reibfläche
entzündlich seyn. Der Phosphorgehalt derselben würde in diesem Falle 3,2 Proc.
betragen.
Daraus folgt ferner, daß die von Camaille
Feuerzeugfabrication von Dir. H. Wagner, Weimar
1869. angegebenen Recepte:
Leim
100
oder
75
oder (Gummi)
60
chlorsaures Kali
50
40
40
amorpher Phosphor
25
40
40
Glaspulver
–
–
25
nie in der Praxis, oder nur nach höchst unvollkommener
Bereitung versucht worden seyn können, denn der Phosphorgehalt dieser Massen würde
betragen:
14,3 – 25,8 und 24,2 Proc.
Eine von mir versuchsweise hergestellte Masse, bestehend aus:
Gummi
1
Thl.
chlorsaurem Kali
4
„
Schwefel
1
„
amorphem Phosphor
0,5
„
Ambra
1,5
„
enthielt bloß 6,25 Proc. Phosphor, entzündete sich aber schon
bei der geringsten Reibung der Hölzchen untereinander, und explodirte beim
Anstreifen an der Wand etc. so heftig, daß brennende Theile des Kopfes 7–8
Schritte weit, sowie bis an die Decke des 15 Fuß hohen Locales geschleudert
wurden.
Obige Recepte von Camaille würden sich, meiner Ansicht
nach, weit eher als Zündsatz der sogen. Schlagröhren bei groben Geschützen, ähnlich
der Armstrong'schen Mischung verwenden lassen.