Titel: | Ueber das Schneiden mit Scheren von façonnirtem anstatt geradem Schnitt; von Ingenieur Jos. Thoma in Memmingen. |
Fundstelle: | Band 195, Jahrgang 1870, Nr. LXXVIII., S. 298 |
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LXXVIII.
Ueber das Schneiden mit Scheren von
façonnirtem anstatt geradem Schnitt; von Ingenieur Jos. Thoma in
Memmingen.
Mit Abbildungen.
Thoma, über das Schneiden mit Scheren von façonnirtem
Schnitt.
Mit der gewöhnlichen Schere kann man alle weichen Stoffe genau nach vorgeschriebener
Zeichnung schneiden, weßhalb es nicht nöthig ist, derselben eine andere Façon
oder Einrichtung zu geben.
Etwas Anderes ist es aber, wenn Bleche, schwaches Eisen etc. nach einer
vorgeschriebenen Zeichnung mittelst einer Schere zu schneiden sind. Entweder
erreicht man den Zweck nur durch unnöthigen Abfall und Mühe, oder man erreicht den
Zweck gar nicht, wenn convexe Formen vorkommen, welche nur durch Ausfeilen oder
Ausstanzen erhalten werden können.
Textabbildung Bd. 195, S. 298
Nebenstehende Formen aus Bandeisen zu schneiden, kommt sehr häufig vor, wozu ich
eine façonnirte Schneidschere anwende, welche dem Zweck vollkommen
entspricht. In vielen gewöhnlichen sogenannten Stockscheren, wie sie meist in
größeren Schlosserwertstätten vorhanden sind, befinden sich Backen, welche ganz
von Stahl sind, und um dieselben leicht schleifen zu können, durch Schrauben zum
Abnehmen befestigt sind. Die Schnittflächen sind gewöhnliche gerade.
Textabbildung Bd. 195, S. 298
Macht man nun diese Backen nach einer krummlinigen Façon, indem man solche
genau ineinander feilt, so kann man in einem Schnitte jede 2 bis 4'' lange
beliebig gekrümmte Schnittlinie erhalten.
Noch auffallender zeigt sich der Vortheil dieser façonnirten Schnitte beim
Schneiden von symmetrischen Formen, wo in einem Schnitte durch die Mitte zwei
gleiche Theile erhalten werden, wie bei einem Wellenschnitte oder z.B. beim
Ausschneiden der Strigelfache etc. Die Erfahrung hat gezeigt, daß Bleche nach
nebengezeichneten Schnittflächen sehr wohl mit einer gewöhnlichen Schere
geschnitten werden können. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1870, Nr.
3.)