Titel: | Das combinirte Aräometer; von Dr. H. Bardeleben. |
Fundstelle: | Band 195, Jahrgang 1870, Nr. LX., S. 239 |
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LX.
Das combinirte Aräometer; von Dr. H. Bardeleben.Aus dem vom Verfasser H. Bardeleben, Director der königl. Provinzial-Gewerbeschule zu
Bochum, über diese Anstalt für das Schuljahr 1869 herausgegebenen Bericht.
Mit einer Abbildung auf Tab. IV.
Bardeleben, Combination des Scalen- mit dem
Gewichtsaräometer.
Die Bestimmung des specifischen Gewichtes fester Körper ist für die Technik von der
allergrößten Wichtigkeit. Der Werth von Metalllegirungen läßt sich annähernd nach
ihrem specifischen Gewichte beurtheilen. Der Metallgehalt der meisten Erze steht in
directem Verhältniß zu ihrem specifischen Gewichte. Die naheliegenden Beziehungen
zwischen dem Brennwerth der Kohks und Kohlen und ihrem specifischen Gewicht sind
nicht ohne Interesse. Die mehr oder mindere Brauchbarkeit verschiedener Thonarten
und gebrannter Steine läßt sich ebenfalls aus ihrem specifischen Gewichte annähernd
ermitteln. Das specifische Gewicht gibt Aufschluß über die Reinheit der Metalle etc.
Kurz, wo wir uns hinwenden, auf allen Gebieten der Industrie finden wir, wie
werthvoll für den Techniker die Bekanntschaft mit dem specifischen Gewichte
derjenigen Materialien ist, die er producirt oder verarbeitet. Und dennoch besitzen
wir keine einzige für den Techniker eigentlich brauchbare Methode, das specifische
Gewicht fester Körper zu bestimmen. – Während wir durch eine zweckmäßige
Anwendung des Principes der Scalenaräometer in den Alkalimetern, Acidimetern,
Alkoholometern u.s.w. Instrumente besitzen, welche durch einfaches Eintauchen sofort
das specifische Gewicht flüssiger Körper, resp. deren Procentgehalt an aufgelösten
Bestandtheilen zu erkennen geben, erfordert die Ausführung der Bestimmung des
specifischen Gewichtes fester Körper mit Hülfe des Pyknometers, der hydrostatischen
Waage, des Gewichtsaräometers u.a.m. viel Zeit und große Geschicklichkeit.
Der Verfasser, häufig in die Lage versetzt, eine große Anzahl von Bestimmungen
specifischer Gewichte für industrielle Zwecke vornehmen zu müssen, hat diesen Mangel
sehr eindringlich empfunden und sich die Aufgabe gestellt, ein Instrument zu
construiren, mit Hülfe dessen sich leicht, sicher und in verhältnißmäßig kurzer Zeit die Bestimmung
des specifischen Gewichtes fester Körper ausführen läßt.
Seine Aufmerksamkeit wurde natürlich zuerst auf das von Nicholson erfundene Gewichts-Aräometer gelenkt. Aber so viel auch
an demselben gemodelt und seine Gestaltverhältnisse geändert wurden, stets blieb der
Uebelstand vorhanden, daß durch Anwendung der erforderlichen Gewichte einerseits
viel zu viel Zeit verloren ging und andererseits nur eine durch anhaltende Uebung zu
erlangende Geschicklichkeit es ermöglichte, eine sichere, auf Genauigkeit Anspruch
machende Bestimmung mit diesem Instrumente auszuführen.
Nach vielen vergeblichen Versuchen kam der Verfasser auf den glücklichen Gedanken,
eine Combination des Scalenaräometers mit dem Gewichtsaräometer vorzunehmen.
So einfach und naturgemäß diese Idee auch erscheinen mag, so hat es doch jahrelang
fortgesetzter Versuche bedurft, um dem Instrumente diejenige Gestalt zu geben, die
es gegenwärtig besitzt und in welcher es allen Anforderungen in Bezug auf technische
Brauchbarkeit vollkommen Genüge leistet.
In Figur 26
finden wir das combinirte Aräometer in der Hälfte seiner natürlichen Größe
abgebildet und werden uns durch eingehende Betrachtung mit Hülfe der Zeichnung
leicht mit dem Gebrauch dieses Instrumentes bekannt machen können.
Dasselbe ist aus Glas gefertigt und besteht aus drei Theilen, dem Körper (Hals, Bauch
mit Haken), dem aufgesetzten Teller und dem an Platindrähten aufgehängten Korbe,
dessen Kugel mit Quecksilber gefüllt ist, wodurch eine große Stabilität des Ganzen
bei'm Schwimmen erzielt wird.
Vor dem Gebrauch wird es in einen mit Wasser gefüllten Glascylinder getaucht, in
welchem es bis zum Nullpunkt an der Scala des Halses einsinkt.
Soll nun das specifische Gewicht eines Körpers bestimmt werden, so wird er auf das
Tellerchen gelegt. Sofort sinkt das Aräometer. Jeder in eine Flüssigkeit
eingetauchte Körper sinkt aber so tief ein, bis die aus der Stelle verdrängte
Flüssigkeitsmenge seinem eigenen Gewichte proportional ist. Liest man also an der
Scala des Halses den Theilstrich ab, bis zu welchem der Körper das Aräometer in das
Wasser einsinken machte, so ist sein absolutes Gewicht gefunden.
Der Hals des Instrumentes ist nämlich in Kubikcentimeter eingetheilt; nun wiegt aber
ein Kubikcentimeter Wasser genau einen Gramm; hat also beispielsweise, wie in
unserer Figur, der Körper das Aräometer bis zum Theilstrich 4,86 in's Wasser
gedrückt, so wiegt er so viel wie 4,86 Kubikcentimeter Wasser, das heißt: er ist 4,86 Gramme schwer.
Nachdem wir so durch einen sehr einfachen Versuch das absolute Gewicht des Körpers
bestimmt haben, müssen wir dasselbe, um sein specifisches Gewicht zu ermitteln, noch
durch das Gewicht eines ihm gleich großen Volumen Wassers dividiren, welches wir
durch folgende, eben so einfache Manipulation finden.
Wir legen den Körper, nachdem wir das Aräometer aus dem Cylinder gehoben, in das
durchlöcherte Körbchen und senken das Instrument mit dem Körper im Körbchen wieder
in's Wasser.
Das Aräometer wird jetzt weniger tief einsinken als vorher, da ja ein Theil vom
Gewicht des Körpers durch das Wasser getragen wird, in diesem gleichsam verloren
geht. – Nach dem Archimedischen Princip verliert jeder in eine Flüssigkeit
getauchte Körper so viel von seinem Gewicht, wie die aus der Stelle verdrängte
Flüssigkeitsmenge wiegt. Da aber ein Körper immer nur eine seinem eigenen Volumen
entsprechende Menge Flüssigkeit verdrängen kann, so gibt der Gewichtsverlust des
Körpers im Wasser genau das absolute Gewicht eines ihm gleich großen Volumens Wasser
an. Dieses lesen wir aber wieder am Halse des Instrumentes ab.
Wäre im vorliegenden Falle unser Aräometer jetzt nur bis zum Theilstrich 3,82
eingesunken, so betrüge der Gewichtsverlust des Körpers in Wasser 4,86 – 3,82
= 1,04; ein dem Körper gleich großes Volumen Wasser würde also 1,04 Gramm
wiegen.
Durch Division von 4,86 durch 1,02 = 4,67 wäre also das specifische Gewicht des
Körpers gefunden.
Wir sehen, daß diese einfachen Manipulationen keine besondere Geschicklichkeit
beanspruchen; selbst in ganz ungeübter Hand erfordert der Versuch höchstens 5
Minuten Zeit, während man bei einiger Uebung leicht dahin gelangt, eine derartige
Bestimmung des specifischen Gewichtes eines festen Körpers, wenn Alles gehörig
vorbereitet ist, in Zeit von 2 bis 3 Minuten mit Leichtigkeit und Sicherheit
auszuführen.
Doch sind beim Arbeiten mit dem combinirten Aräometer folgende Vorsichtsmaßregeln zu
beachten, ohne deren Beobachtung keine sicheren Resultate erzielt werden können.
Was zunächst das Instrument selbst betrifft, so muß dasselbe in jeder Beziehung exact
gearbeitet seyn. Es muß gehörig centrirt seyn, d.h. der Schwerpunkt der
Quecksilberkugel, deren Aufhängepunkt und die Mittellinie der Seele des Halses
sollen in einer geraden Linie liegen. Ein eben so nothwendiges Erforderniß ist es,
daß der Hals genau kalibrirt ist, er muß überall einen gleichen Durchmesser haben.
Die Graduirung des
Halses wird am zweckmäßigsten für destillirtes Wasser von 14 bis 15° R. auf
folgende Weise ausgeführt.
Der Punkt, bis zu welchem das Aräometer in Wasser von 15° R. einsinkt, wird
mit dem Theilstrich 0 bezeichnet. Darauf werden so viele Grammengewichte auf den
Teller gelegt, bis das Instrument nahezu bis an die Stelle des Halses eingesunken
ist, wo sich der aufgesetzte Teller befindet. Wären hierzu z.B. 6 Gramme
erforderlich gewesen, so würde dieser Punkt mit Theilstrich 6 bezeichnet werden. Die
Entfernung von Theilstrich 0 bis Theilstrich 6 wird mit der Theilmaschine in 6
gleiche Theile und jedes Sechstel, dessen Volumen genau dem Gewichte eines Grammes
Wasser von 15° R. entspricht, wieder in möglichst viele decimale
Unterabtheilungen eingetheilt.
Der Cylinder, in welchen, nachdem er mit destillirtem Wasser von 15° R.
gefüllt ist, welches sich sowohl im Winter als im Sommer leicht haben oder doch
herstellen läßt, das Instrument eingesenkt wird, darf nur einen um wenige Millimeter
stärkeren Durchmesser haben, als der Bauch des Aräometers. Beträgt die Differenz der
Durchmesser des Cylinders und Bauches zweckmäßig nur 2 Millim., so bildet sich
zwischen Cylinderwand und Bauch ein Wasserring von nur 1 Millim. Durchmesser, dessen
capillare Wirkung stark genug ist, um die sonst so lästigen horizontalen und
verticalen Schwankungen des Aräometers fast ganz aufzuheben. Läßt man beim Einsenken
und Belasten des Instrumentes den Hals jedesmal leicht durch die Finger gleiten, so
nimmt dasselbe beim jedesmaligen Versuche fast augenblicklich seine
Gleichgewichtslage an. Das Auf- und Abgleiten des Aräometers erscheint dann
als eine ganz ähnliche Bewegung, wie die des Schwimmers in der Mohr'schen Bürette.
Beim wiederholten Einsenten des Aräometers muß der Hals jedesmal mit Fließpapier von
dem adhärirenden Wasser befreit werden.
Hat das Aräometer längere Zeit im Wasser gestanden, so kommt es vor, daß sich sowohl
an den Wandungen des Cylinders als auch auf dem Instrumente selbst, Luftblasen
angesetzt haben, welche vor dem Versuche durch Auf- und Niederbewegen des
Aräometers oder im Fall diese Manipulation nicht ausreichen sollte, mit Hülfe der
Fahne einer Gänsefeder entfernt werden müssen. Auf dieselbe Weise beseitigt man die
Luftbläschen welche sich häufig an dem im Körbchen unter Wasser getauchten Körper
ansetzen, welche die Genauigkeit des Versuches sehr beeinträchtigen würden. Auch
darf nicht verabsäumt werden, vor dem Versuch den Körper, dessen specifisches
Gewicht man bestimmen will, sorgfältig mit einer weichen Bürste abzureiben, wodurch
alle losen Stückchen, Staub etc. entfernt werden.
Sehr poröse Körper, wie z.B. Kohks-Stückchen, legt man am besten einige
Augenblicke in heißes, kurz vorher ausgekochtes destillirtes Wasser, wodurch die
adhärirende Luft vollständig ausgetrieben wird. Darauf läßt man den von Luft
befreiten Körper unter kaltem destillirtem Wasser sich bis auf 15° R.
abkühlen und bringt ihn dann erst in's Körbchen des Aräometers, um seinen
Gewichtsverlust im Wasser zu ermitteln.
Beim Ablesen des Aräometerstandes auf der Scala hat man nur zu beobachten, daß sich
das Auge stets in gleicher Höhe mit dem Cylinderrande befindet. Das Ablesen selbst
bietet keine Schwierigkeit, da der durch die Kapillarität rings um den Aräometerhals
gebildete Meniscus einen scharf abgegrenzten Kranz bildet, dessen Beobachtung bei
einiger Uebung keine Täuschung zuläßt und der ein durchaus scharfes Ablesen der
Theilstriche der Aräometer-Scala ermöglicht.
Die folgenden mit dem combinirten Aräometer ausgeführten Versuche mögen zur
Beurtheilung des Grades der Genauigkeit dienen, der sich mit Hülfe dieses
Instrumentes erzielen läßt.
Ein Glasstöpsel wurde zerschlagen und ein Stück davon auf den Teller des Aräometers
gelegt. Das Aräometer sank in Folge dessen bis zum Theilstrich 4,70 ein; während es
nur bis zum Theilstrich 2,84 eintauchte, als das Glasstück, statt auf dem Teller,
sich unter Wasser im Körbchen befand.
Dieser Versuch wurde noch sechsmal an verschiedenen Tagen wiederholt und jedesmal
genau dasselbe Resultat erhalten. Der Gewichtsverlust des 4,70 Gramme schweren
Glasstückchens im Nasser betrug demnach 4,70 – 2,84 = 1,86 Grm., mithin
berechnet sich das specifische Gewicht dieses Körpers aus 1,86 : 4,70 = 2,5269.
Zur Controlle wurde mit einer Anzahl kleinerer Stückchen desselben Glasstöpsels das
specifische Gewicht derselben mit Hülfe des Pyknometers bestimmt. Man erhielt bei 3
verschiedenen Versuchen als Resultat für das betreffende spec. Gewicht die Zahlen
2,4873; 2,4926; 2,4690 und aus diesen als Durchschnittszahl 2,4829. Die Differenz
der mit dem combinirten Aräometer und dem Pyknometer erhaltenen Angaben beträgt also
2,5269 – 2,4829 = 0,0440.
Zwölf Bestimmungen des specifischen Gewichtes verschiedener Stücke einer mit
zahlreichen kleinen Luftbläschen durchsetzten Glaskugel gaben mit dem combinirten
Aräometer:
2,4738; 2,3461; 3,0740; 2,4878; 2,3269; 2,4216;
2,2078; 2,2707; 2,3943; 2,5875; 2,7333; 2,6119;
als Durchschnitt das specifische Gewicht = 2,4946.
Vier mit dem Pyknometer ausgeführte Versuche ergaben:
2,5263; 2,3846; 2,4750; 2,3498;
im Durchschnitt also = 2,4339.
Die Differenz der nach den beiden verschiedenen Methoden erhaltenen Mittel beträgt
demnach = 0,0607.
Beiläufig bemerkt, beanspruchte die Ausführung der 12 Bestimmungen mit dem
combinirten Aräometer eine Zeit von 40 Minuten, während volle 6 Stunden erforderlich
waren, um jene 4 Versuche mittelst des Pyknometers zu bewerkstelligen. Während man
also eine Bestimmung mit dem Pyknometer ausführt, ist man im Stande, deren 27 und
bei gehöriger Uebung auch wohl 30 mit dem combinirten Aräometer auszuführen.
– Wo es sich also darum handelt, durch eine ganze Reihe von Versuchen das
richtige Mittel des specifischen Gewichtes irgend einer Substanz zu erfahren, wird
man entschieden dem combinirten Aräometer den Vorzug ertheilen und zwar um so eher,
als die Differenz zwischen seinen Angaben und denen des Pyknometers noch nicht die
Höhe von 0,1 erreicht, man also auch eine für technische Zwecke hinreichende
Genauigkeit beim Operiren mit dem neuen Instrumente erreicht, während die Anwendung
der Gewichte nebst der kostspieligen und difficilen chemischen Waage durch diese
Methode ganz beseitigt wird.
Folgende tabellarische Uebersicht der Resultate einiger vergleichsweise augestellten
Versuche möge diese Voraussetzung noch näher begründen.
Es wurde bestimmt das specifische Gewicht
Textabbildung Bd. 195, S. 243
Von:; Durch je drei Versuche mit
dem combinirten Aräometer; Durchschnittszahl; In Minuten; Durch je einen Versuch
mit dem Pyknometer; Steinkohlen:; Kohks:; Bleiglanz:; Thoneisenstein:;
Kupfer- (Glas-) Erz:; Kalksinter:
Die Versuche waren ganz gleichmäßig vorbereitet, so daß hier nur die Zeit vermerkt
wurde, welche sie selbst in Anspruch nahmen.
Aus der vorstehenden Aufstellung ersehen wir, daß man mit dem combinirten Aräometer
für ein und denselben Körper unter gleichen Bedingungen auch übereinstimmende
Angaben erhält. Wo wir keine übereinstimmenden Resultate erzielen, liegt der Grund
in der ungleichmäßigen Constitution des betreffenden Körpers.
In der That ist es sehr schwierig, ein genaues Mittel für das specifische Gewicht
solcher wenig homogener Körper zu erhalten. Auch Bestimmungen mit dem Pyknometer
liefern in diesem Falle keine übereinstimmenden Resultate. Weil man aber bei dieser
Methode viele kleinere Stückchen gleichzeitig der Wägung unterwirft, während bei dem
combinirten Aräometer in der Regel nur ein größeres Stück gewogen wird, so kommt
eine Bestimmung mit diesem Instrumente dem wahren Mittel schon etwas näher als eine
mit dem letzteren ausgeführte.
Zahlreiche vom Verfasser mit beiden Instrumenten ausgeführte Untersuchungen haben
gelehrt, daß das aus drei Versuchen mit dem combinirten Aräometer gezogene Mittel
für das specifische Gewicht eines Körpers denselben Anspruch auf Genauigkeit machen
darf, wie eine solche mit Hülfe des Pyknometers ausgeführte Bestimmung. Nehmen wir
an, daß drei mit dem Pyknometer ausgeführte Versuche ausreichen, ein richtiges
Mittel für das specifische Gewicht eines Körpers zu liefern, so würden diese im minimo, bei großer Uebung, 4 Stunden Zeit in Anspruch
nehmen, während neun in demselben Werthe stehende Bestimmungen mittelst des
combinirten Aräometers bequem in einer halben Stunde ausgeführt werden können. Also
auch da, wo es sich bei der Bestimmung des specifischen Gewichtes fester Körper um
größere Genauigkeit in den Resultaten handelt, wird man unter Umständen mit Vortheil
die neue Methode zur Anwendung bringen dürfen.
Soll mit Hülfe des combinirten Aräometers das specifische Gewicht eines Körpers
bestimmt werden, welcher leichter als Wasser ist, so braucht man nur das Körbchen
statt an drei, etwa an sechs Platindrähtchen aufzuhängen. Diese bilden dann
gleichsam ein Netz über dem Körbchen, durch welches der in demselben befindliche
Körper beim Eintauchen in Wasser verhindert wird aufzusteigen.
Auch das specifische Gewicht in Wasser löslicher Substanzen läßt sich mit diesem
Instrumente bestimmen, indem man statt des Wassers eine Flüssigkeit wählt, in
welcher sich der betreffende Körper nicht auflöst. Hat man dann auf dem bekannten
Wege den Gewichtsverlust des Körpers in dieser Flüssigkeit ermittelt, so braucht man
diesen nur mit dem specifischen Gewichte der angewendeten Flüssigkeit zu
multpliciren, um den gesuchten Gewichtsverlust des Körpers in Wasser zu
erhalten.
Daß das Instrument auch als Scalenaräometer dienen, zur Bestimmung des specifischen
Gewichtes von Flüssigkeiten benutzt werden kann, liegt auf der Hand, da es ja im
Grunde genommen als ein in ein Gewichtsaräometer umgewandeltes Scalenaräometer
betrachtet werden kann.
Das vom Verfasser zur Ausführung der oben angeführten Versuchsreihen benutzte
Instrument wurde von dem bekannten Glaskünstler Hrn. Dr.
Geisler in Bonn angefertigt, der bei solider Arbeit
diese Instrumente nach Wunsch zu einem sehr mäßigen Preise liefert.
Die Verhältnisse des Aräometers sind so eingerichtet, daß das Volumen des Halses vom
0-Punkt bis zum Rande des Telleraufsatzes 5 Kubikcentimeter und jeder
Kubikcentimeter wieder 50 Unterabtheilungen umfaßt, deren Theilstriche so weit von
einander entfernt sind, daß sich die Hälfte des von ihnen eingeschlossenen Raumes,
also 0,01 Kubikcentimeter, noch recht gut mit unbewaffnetem Auge schätzen läßt.
Um vollkommen unabhängig von den Wirkungen der Capillarität, mit absoluter Schärfe
das Ablesen dieser Theilstriche zu bewerkstelligen, bediente sich der Verfasser bei
seinen Arbeiten mit dem combinirten Aräometer mit Vortheil eines Kunstgriffes, der
hier nicht unerwähnt bleiben darf.
Zum Ablesen wird ein kleines, in eine scharfe Schneide auslaufendes Messinglineal
benutzt, welches bis dicht an den Hals des Aräometers geschoben wird. Das Lineal
wird auf den Rand des Cylinders gelegt, in welchem das Aräometer schwimmt, der aber
in diesem Falle nicht ganz bis zum Rande mit Wasser gefüllt seyn darf. Sobald das
Aräometer in Ruhe gekommen, wird das Lineal sanft bis zum betreffenden Theilstrich
an den Hals geschoben und der die Anfangsstellung anzeigende Theilstrich, z.B. 0,15,
abgelesen. Darauf wird der Körper auf den Teller gelegt und nachdem das Aräometer
seine Gleichgewichtslage angenommen, wie eben beschrieben, der jetzt an der Schneide
befindliche Theilstrich, z.B. 4,82, abgelesen. Dann wiegt der Körper genau 4,82
– 0,15 = 4,67 Gramme. Soll der Körper dann unter Wasser gewogen werden, so
muß man vorher erst wieder die Anfangsstellung ablesen, weil durch Entfernen des am
Halse adhärirenden Wassers das Wasserniveau im Cylinder nach und nach eine Aenderung
erfährt.
Bei dieser Art abzulesen erhält man so befriedigende Resultate, daß der kleine Mehraufwand an
Zeit, den diese Methode beansprucht, dem Vortheil gegenüber, welchen sie bietet,
nicht in Anschlag gebracht werden darf.
Bochum, im December 1869.