Titel: Mackie's Maschine zum Setzen und Ablegen der Buchdrucktypen.
Fundstelle: Band 195, Jahrgang 1870, Nr. XXXIII., S. 113
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XXXIII. Mackie's Maschine zum Setzen und Ablegen der Buchdrucktypen. Mit einer Abbildung auf Tab. II. Mackie's Lettern-Setz- und Ablegmaschine. Obgleich die Beschreibung und Abbildung der Mackie'schen Lettern-Setz- und Ablegmaschine in unserer Quelle (Engineer, November 1869, S. 343) viel zu wünschen übrig läßt und competente Fachmänner diese Art von Maschinen als Zukunftsmaschinen bezeichnen, ja deren rationelle Verwirklichung zu den Unmöglichkeiten rechnen, glauben wir die neue Maschine doch aus dem Grunde mittheilen zu müssen, weil der ihrer Construction zu Grunde liegende Gedanke als ein bemerkenswerther und die Anordnung, so weit sie sich verstehen oder errathen läßt, als keine unmögliche erscheint. Principiell unterscheidet sich diese Maschine von den anderen bekannt gewordenen Vorschlägen und Constructionen dadurch, daß sie aus zwei von einander vollkommen getrennten Mechanismen besteht; der eine ist ein klavierähnliches Instrument mit 14 Tasten, über dessen Anlage nichts Näheres mitgetheilt werden kann und mit Hülfe dessen ein Arbeiter Löcher in Papierstreifen hervorbringt, von deren Anordnung (ähnlich wie bei den Karten einer Jacquardmaschine) das Spiel des zweiten Mechanismus, der eigentlichen Setzmaschine automatisch bewirkt werden soll. Diese automatisch functionirende Setzmaschine ist in einer perspectivischen Skizze in Figur 30 dargestellt. Sie besteht im Wesentlichen aus drei horizontalen Ringen von circa 8 Fuß Durchmesser und 2 Zoll Breite; der obere und der untere derselben ist fix. Auf dem oberen Ring sitzen gleich vertheilt 20 Typenkästchen, deren jedes mit Abtheilungen für 7 verschiedene Arten versehen und am Boden hinlänglich durchbrochen ist, daß mit einer geeigneten Vorrichtung entweder aus einer oder auch aus allen sieben Fächern je eine Type herausgenommen werden kann. Der mittlere bewegliche Ring ist mit 20 Fangkästchen versehen, jedes mit 7 langen und 7 kurzen Tasten. (Im Original heißen erstere legs of man, letztere fingers). An der Vorderseite der Maschine befindet sich ein zweizölliger Cylinder mit 14 Löchern, und über diesen bewegen sich die im Voraus gelochten Setzkarten und rücken gleichmäßig je um 1/10 Zoll weiter. Ueber diesem Cylinder und der Setzkarte liegen 14 Hebel mit Warzen an den Enden, welche in die Löcher des Cylinders einzudringen suchen, doch nur in jene gelangen, welche mit den Löchern in der Setzkarte correspondiren. Der eine Theil dieser Lochung ist für die Hebel der langen Tasten, der andere für jene der kurzen, welche wir Greifer nennen wollen. Zwei Löcher in der Setzkarte gelten stets für die ersteren, ein bis sieben für die letzteren, so daß der Mechanismus im Stand ist, aus allen sieben Abtheilungen eines der 20 Kästchen je eine Type herauszunehmen. Sey beispielsweise das Wort „London“ in der Setzkarte vorgelocht, so dienen also zwei Löcher für die Hebel der langen Tasten und sieben Löcher für jene der Greifer (6 Buchstaben und ein Spatium). Im richtigen Augenblick treten 9 Warzen in die Löcher und heben dadurch die entsprechenden 2 langen Tasten und 7 Greifer. Letztere werden von den ersteren außer Wirksamkeit gehalten, bis die 2 langen Tasten auf der unteren Ringfläche gleitend direct unter das Kästchen gelangen, welches die Typen für „London“ enthält. Die zwei langen Tasten klappen nun in entsprechende Vertiefungen und gestatten die Erhebung der Greifer, welche die nöthigen Typen in dem Kästchen fassen. Indessen gleiten die zwei langen Tasten auf einer schrägen Fläche aus der Vertiefung, gelangen in die vorige Lage und ziehen die Greifer zurück. Je 2 Tasten vermögen nur in ein bestimmtes Paar von Vertiefungen einzufallen; demnach wird es von der Lochung in der Setzkarte abhängen, ob und wann jene zur Wirkung gelangen. Die entnommenen Typen rücken auf dem mittleren Ringe bis zum Abzugscanal, wo sie auf einen endlosen Riemen hinabgestoßen werden, welcher sie zur Abzugsrinne so leitet, daß eine Type auf der anderen stehend an der Austrittsstelle zum Vorschein kommt. Das Ausschließen und Columnenbilden ist in der gewöhnlichen Art zu verrichten. Da also 20 Fangkästchen mit je 7 Greifern vorhanden sind, so könnten pro Umdrehung 20 × 7 = 140 Typen entnommen werden; nimmt man für praktische Fälle 50 im Mittel, so gibt dieß, da der Mittelring 5 Umdrehungen pro Minute macht, die Leistung von circa 15,000 Typen pro Stunde, eine Arbeit zu welcher in gleicher Zeit etwa 10 Setzer nothwendig sind. Was die Lochung der Setzkarten anbelangt, so wird angegeben daß pro Stunde 8000 bis 10000 Löcher geschlagen werden können. Das Ablegen der Lettern soll in einer Weise bewerkstelligt werden, welche mit dem Setzen Aehnlichkeit hat. MackieHerr Mackie ist der Eigenthümer des Warrington Guardian und mehrerer anderen großen (englischen) Zeitungen, für welche jede Woche über 750,000 Lettern gesetzt werden müssen. Seine Setz- und Ablegmaschine wurde von den HHrn. Muir und Comp. in Manchester ausgeführt. selbst spricht sich in nachstehender Weise über seine Maschine aus: „Jede Arbeit mit der Setzmaschine, ausgenommen das Ausschließen und Columnensetzen, kann von irgend einer Person ausgeführt werden.“ „Schmale Papierstreifen (Zeitungspapier) werden durch eine kleine Maschine mit 14 Tasten für 140 und mit 20 Tasten für 400 verschiedene Lettern gelocht.“ „Die eigentliche Setzmaschine wird mit Dampf- oder Menschenkraft betrieben und arbeitet, sobald die nöthigen Setzkarten aufgelegt sind, automatisch. Fehler sind auf ein Minimum reducirt, denn die Setzmaschine macht keine und die Lochpresse functionirt richtig, wenn dieß der Arbeiter thut. Es können gleichzeitig mehrere Setzkarten gelocht werden, welche für verschiedene Maschinen und verschiedene Typenarten verwendbar sind. Die Setzkarten sind selbst nach Jahren wieder verwendbar zu ferneren, selbst verbesserten Auflagen.“ „Der Autor kann die Setzkarten selbst lochen und damit die Setzkosten wesentlich vermindern; im Uebrigen können zu dieser Arbeit Frauen verwendet werden.“ Die Idee der neuen Setzmaschine erregt ohne Zweifel Interesse; es wäre daher erwünscht, etwas vollständigere Mittheilungen über dieselbe zu erhalten, um sich eine richtige Vorstellung und ein begründetes Urtheil bilden zu können. Beides ist nach dieser Beschreibung zum Bedauern des Referenten nicht ermöglicht. J. Z.

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