Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 194, Jahrgang 1869, Nr. , S. 250 |
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Miscellen.
Miscellen.
Chemische Composition zur Verhütung der Kesselsteinbildung;
von E. Weiß in Basel.
Zur Verhütung von Kesselsteinbildung in Dampfkesseln liefert E. Weiß in Basel eine Masse, welche er „Lithoreactif“ nennt und die nach seiner Angabe die
Eigenschaft besitzen soll, alten Kesselstein zu zerstören, die Bildung neuen
kristallinischen Steines zu verhindern, die Fette, welche aus dem Condensator in den
Kessel gelangen, zu lösen und endlich alle Säuren zu neutralisiren, welche das
Kesselmetall angreifen können. Die bisher am häufigsten angewendeten Mittel wirken
nur mangelhaft; die Soda entferne den alten Stein nicht, wirke nicht auf die
Kieselsäure und verseife die Fette nur unvollständig; das Chlorbaryum entferne
ebenso den alten Stein nicht, wirke bei niedriger Temperatur nicht auf den
zweifach-kohlensauren Kalk, wirke auf die Kieselsäure nur unvollständig, und
auf die Fette und die Säuren gar nicht, außerdem vergifte es das Wasser; die
Gerbsäure endlich entferne den alten Stein nur sehr unvollständig und wirke gar
nicht auf die Kieselsäure, die Fette und die Säuren.
Die von Weiß angegebene Masse besteht nun aus: 5 Proc.
Melasse oder Rübensyrup, 15 Proc. Kalkmilch (1 Thl. gebrannter Kalk auf 3 Thle.
Wasser) und 80 Proc. Aetznatronlauge von 34° Baumé. Ueber die Wirkung,
derselben bemerkt der Erfinder Folgendes: Das Lithoreactif fällt sofort alle
kohlensauren und schwefelsauren Salze und die Kieselsäure, verseift die Fette
vollständig, neutralisirt alle Säuren und beseitigt in kurzer Zeit alle
Niederschläge, wie stark dieselben auch sind, außerdem greift es weder Eisen noch
Kupfer an. Es wirkt nicht nur in der Wärme, sondern auch in der Kälte, man kann
daher das Wasser außerhalb des Kessels in einem besonderen Reservoir damit reinigen.
Ein Theil des Aetznatrons und des Kalkes verbindet sich mit der Kohlensäure, welche
das Gelösthalten der kohlensauren Salze im Wasser ermöglicht, und bewirkt so das
Niederschlagen dieser Salze unter Bildung von kohlensaurem Natron und kohlensaurem
Kalk, von denen das erstere gelöst bleibt, während der letztere niederfällt. Ein
anderer Theil des Aetzkalkes reducirt wieder das neugebildete kohlensaure Natron zu
Aetznatron. Der schwefelsaure Kalk soll sich ebenfalls mit dem Aetznatron zu
schwefelsaurem Natron und Kalk zersetzen, die Kieselsäure endlich mit demselben
lösliches kieselsaures Natron bilden. Die Verwendung des Aetznatrons allein ist
wegen dessen Preises nicht empfehlenswerth, auch würde dasselbe ein zu heftiges
Sieden und somit Ueberreißen von Wasser mit dem Dampfe bewirken, ein Uebelstand, den
der Kalkzusatz vermindert. Kalk allein würde den Uebelstand haben, daß er, in zu
geringer Menge angewendet, durch die überschüssige Kohlensäure gelöst werden und
somit den Kesselsteinabsatz vermehren würde; in zu großer Menge angewendet, würde er
bei Erwärmung des Wassers ebenfalls niedergeschlagen werden, und endlich fällt er
den schwefelsauren Kalk nicht. Die Melasse setzt Weiß zu,
weil dieselbe eine im Wasser lösliche Verbindung mit dem durch Zersetzung des
schwefelsauren Kalkes entstehenden Kalke bilde und so den von den amorphen Massen
gebildeten Niederschlag vermindere. Das härteste Wasser erfordert nicht über 1
Kilogrm. Lithoreactif auf 1800 Liter. (Armengaud's
Génie industriel, September 1869, S. 120;
deutsche Industriezeitung Nr. 41.)
Ueber Luftzuführung bei Dampfkesseln.
Bei Versuchen über Kesselfeuerung fanden A. Scheurer-Kestner und C. Meunier in
Mülhausen (Elsaß), daß die Verdampfungsfähigkeit von Dampfkesseln mit Siederöhren
innerhalb gewisser Grenzen mit der Menge der dem Roste zugeführten überschüssigen
Luft wächst. Die bezüglichen Versuche mit zwei Saarbrückner Kohlensorten, nämlich
sehr stark backender Friedrichsthaler und weniger fetten Altenwalder Kohle, ergaben
nachstehende Resultate:
Friedrichsthaler Kohle.
Ueberschüssige Luft in
denVerbrennungsgasen
Verdampftes Wasser pro
Kilogrm.Kohle
40
Proc.
6,80
Kilogrm.
36
„
6,46
„
30
„
6,38
„
27
„
6,19
„
27
„
6,23
„
24
„
5,68
„
23
„
5,80
„
Altenwalder Kohle.
Ueberschüssige Luft in
denVerbrennungsgasen
Verdampftes Wasser pro
Kilogrm.Kohle
35
Proc.
7,06
Kilogrm.
35
„
6,79
„
33
„
7,28
„
32
„
7,02
„
30
„
6,79
„
28
„
6,85
„
25
„
6,71
„
23
„
6,66
„
Im Allgemeinen wird die größte Leistung der Kessel erreicht, wenn die
Verbrennungsgase etwa ein Drittel freie Luft enthalten. Dieses Resultat wurde auch
durch Versuche über die Zusammensetzung der Verbrennungsgase bestätigt. Es ist
demnach am zweckmäßigsten, pro Kilogrm. verbrannte Kohle
11–12 Kubikmeter Luft zuzuführen. (Deutsche Industriezeitung, 1869, Nr.
37.)
Patentcondensator ohne Luftzutritt, von Paul Kotzo.
Bei diesem Condensator, welcher aus zwei von einander getrennten Theilen besteht, in
welche der verbrauchte Dampf direct durch die Austrittscanäle eintritt, wird außer
der Condensation noch die Fortschaffung des Condensations- und
Injectionswassers aus demselben durch den von einer doppelt wirkenden
Kaltwasserpumpe mit Voreilung auf jenes ausgeübten Druck bewirkt. Zu dem Zweck ist
der untere Raum des Condensators, in welchem sich das Condensations- und
Injectionswasser sammelt, so berechnet, daß dieser von demselben gänzlich gefüllt
wird; gegen das Ende des Kolbenhubes wird das Wasser durch Klappen in einen
Sammelkasten gedrückt, aus welchem es beliebig abgeführt werden kann. Der
Kraftbedarf dieser Compressionsarbeit soll unter allen Umständen geringer als der
einer Luftpumpe seyn. Die Anwendung dieses doppelt wirkenden Condensators wird
besonders bei liegenden Corlißdampfmaschinen empfohlen. (Zeitschrift des Vereines
deutscher Ingenieure, 1869, Bd. XIII S. 328.)
Auslege-Maschine für die
Zündwaaren-Fabrication.
In der Mittheilung über diese Maschine in diesem Bande des
polytechnischen Journals S. 26 (erstes Octoberheft 1869) ist dieselbe durch ein
Versehen im Titel des Aufsatzes als Sebold'sche
bezeichnet worden; die beschriebene Maschine ist aber nicht die Sebold'sche, sondern die zu den französischen
Einlege-MaschinenMan s. die Abhandlung „über Einlege-Maschinen zur
Zündwaaren-Fabrication“ im polytechn. Journal Bd. CXCIII S. 368 (erstes
Septemberheft 1869). gehörende Auslege-Maschine. Ueber die Sebold'sche Auslege-Maschine wird Hr. W. Jettel eine Notiz nachfolgen lassen.
Die Redaction.
Ueber die Einwirkung kochender Flüssigkeiten auf Glas-
und Porzellangefäße; von Emmerling.
Die Chemiker müssen sehr oft Substanzen, die sie untersuchen wollen, kochen, und
nehmen diesen Proceß gewöhnlich in Glaskolben oder Porzellanschalen vor; nur
alkalische Lösungen werden in Platinschalen eingedampft, weil man weiß, daß sie das
Glas sehr stark angreifen. Ob aber Glas und Porzellan gegen andere kochende
Flüssigkeiten absolut widerstandsfähig sey, war bisher noch durch keine directen
Versuche ermittelt. Die hierauf bezügliche Untersuchung des Hrn. Emmerling, welche im Junihefte der Annalen der Chemie
veröffentlicht worden, füllt somit eine für den praktischen Chemiker sehr
empfindliche Lücke aus. Die Hauptergebnisse dieser speciellen Untersuchung haben
aber auch ein allgemeineres Interesse, weßhalb wir dieselben hier kurz angeben
wollen: Die Einwirkung kochender Lösungen auf Glasgefäße ist innerhalb gewisser
Grenzen mit der Zeit proportional. Sie ist bei neuen Gefäßen in den ersten Stunden
etwas größer als im Durchschnitt, und nimmt mit längerem Gebrauch etwas ab.
Wie vorauszusehen war, steht die Einwirkung, die Menge der aufgelösten Glastheile in
einem directen Verhältniß zur Oberfläche, die mit der kochenden Flüssigkeit in
Berührung ist. Während sie aber von der Menge der in einer bestimmten Zeit
verdampften Flüssigkeit, also von der Schnelligkeit des Kochens unabhängig ist, hat
die Temperatur einen wesentlichen Einfluß. Die Einwirkung nimmt mit der Temperatur
rasch ab.
Einen bedeutenden Unterschied ergaben sowohl die Bestandtheile der Flüssigkeiten, als
auch die Beschaffenheit der Gefäße.
In ersterer Beziehung zeigten Alkalien schon in geringen Mengen eine starke
Einwirkung auf Glas. Säuren hingegen, namentlich verdünnte, greifen das Glas nur
schwach an, sogar weniger als Wasser. Eine Ausnahme macht nur die Schwefelsäure,
welche stärker wirkt als Wasser. Von den Salzen greifen diejenigen Lösungen
derselben das Glas stark an, deren Säuren unlösliche Kalksalze bilden, wie
schwefelsaures, phosphorsaures, kohlensaures Natron und oxalsaures Ammoniak; alle
Salze aber, deren Säuren lösliche Kalksalze bilden, also Chlorammonium (Salmiak),
Chlorkalium, Chlorcalcium und salpetersaures Kali, greifen im gelösten Zustande das
Glas nur schwach an. Ein kleiner Zusatz von Säuren zur Lösung vermindert nicht nur
die Einwirkung des Wassers, sondern auch die der Salze.
Der Einfluß der Gefäßsubstanz zeigt sich darin, daß Gläser, deren Zusammensetzung nur
wenig differirt, nahezu gleiche Widerstandsfähigkeit haben, daß böhmisches
(kalihaltiges) Glas weniger, namentlich von Säuren, angegriffen wird, als
Natrongläser, und daß die Bestandtheile des Glases ungefähr in solchen Verhältnissen
in Lösung gehen, wie sie im Glase selbst enthalten sind. Berliner Porzellanschalen
wurden nur von Alkalien erheblich angegriffen. (Böttger's
polytechnisches Notizblatt, 1869, Nr. 18.)
Ueber die Verwendung der Hohofenschlacken zur Fabrication von
Thonerde-Präparaten.
In einer Mittheilung von Croßley über die Verwerthung von
Hohofenschlacken, welche in diesem Journal Bd.
CXCIII S. 518 (zweites Septemberheft 1869) aus Chemical News aufgenommen wurde, wird unter Anderem auf die Verwendung
derselben zu Thonerde-Präparaten hingewiesen.
Mit der Verwerthung von Hohofenschlacken zur Fabrication von
Thonerde-Präparaten hat sich bereits im Jahre 1862 Hr. J. Lürmann, Betriebsingenieur der Georgs-Marien-Hütte bei Osnabrück, ausführlich beschäftigt; die
vortheilhafteste Verarbeitung schien ihm damals nach seinen Berechnungen
untenstehende, welche sich von der des Hrn. Croßley in
wesentlichen Punkten unterscheidet. Die in Wasser granulirte Hohofenschlacke, welche
20–25 Proc. Thonerde enthalten muß, wird in einem mit Rührwerk und
Wasserverschluß versehenen Fasse in der nöthigen Menge Salzsäure aufgelöst. Durch
den Schwefelcalciumgehalt der Hohofenschlacke entsteht eine Entwickelung von
Schwefelwasserstoff und wird in Folge dessen das Eisen, welches bei sogenannten
gaaren Hohofenschlacken 1/4 bis 1/2 Procent beträgt, als Eisenoxydul in die
Auflösung übergehen. Das überschüssige Schwefelwasserstoffgas wird in höherstehende
Bottiche, in Wasser geleitet. Die Lösung muß einen geringen Ueberschuß von Säure
haben, damit keine Schlacke unzersetzt bleibt, welche sonst bei der späteren
Auflösung der Thonerde zersetzt und deren Salze verunreinigen würde. In die Lösung
wird jetzt möglichst reiner kohlensaurer Kalk in Stücken gelegt und das Faß
zugedeckt, damit keine Oxydation des Eisenoxyduls stattfinden kann. Kohlensaurer
Kalk fällt alle Thonerde, aber kein Eisenoxydul und ist dieß für die Brauchbarkeit der darzustellenden
Thonerdepräparate von der größten Wichtigkeit; auch wird das Abdampfen der großen
Salzmengen vermieden, wodurch bedeutend an Zeit und Brennmaterial gespart wird.
Nach vollendeter Fällung der Thonerde tritt Ruhe in der Flüssigkeit ein und setzen
sich die Kieselerde und Thonerde auf dem Boden des Fasses ab.
Man decantirt die Flüssigkeit und leitet dieselbe in Abdampfpfannen, wenn man eine
Verwendung für das Chlorcalcium hat, sonst gibt man die Salze verloren. Die Thonerde
und Kieselerde wäscht man mit dem hergestellten Schwefelwasserstoffwasser in dem
verschlossenen Faße aus und erhält so eine möglichst eisenfreie Thonerde, welche
nach Entfernung der übrig gebliebenen Kalksteinstücke mit der Kieselerde zusammen
stark getrocknet, und dann von dieser durch Auflösen in Schwefelsäure getrennt wird.
Die zurückbleibende sehr fein vertheilte und leicht in Alkalien lösliche Kieselerde
wird vortheilhafter zur Darstellung von Wasserglas benutzt, als zur Glas-
oder Porzellanfabrication. Die Verwerthung des Wasserglases durfte unter Anderem,
z.B. wie in England, zur Herstellung von künstlichen Steinen, zu welchen auch das
Chlorcalcium Verwendung findet, leicht seyn.
Aus 100 Pfd. einer Schlacke, welche etwa 25 Al²O³, 42 CaO und 31
SiO³ enthält, würde man durch Auflösen in 333 Pfd. Salzsäure von 34 Proc. HCl
und Auflösen der Thonerde in 58,5 Pfd. Schwefelsäure von 50° Baumé
etwa
91 Pfd. Chlorcalcium.
180 Pfd. löslichen Alaun,
31 Pfd. Kieselerde erhalten,
welche letztere mit 31 Pfd. Natron zur Herstellung von 250
Pfd. einer 25procentigen Wasserglaslösung genügte.
Die praktische Ausführung dieses Processes im Großen unterblieb, weil sich derselbe
mit der Schlacke von Georgs-Marien-Hütte, welche zu den Versuchen
benutzt wurde und nur 8–9 Proc. Thonerde enthielt, nicht vortheilhaft
calculirte.
Ein auf diese Herstellung von Thonerdepräparaten für Preußen nachgesuchtes Patent
wurde nicht ertheilt, weil dieselbe keine neuen chemischen Processe enthielt.
Unter dem 16. Februar 1866 wurde Hrn. Lürmann dagegen
unter dem Namen des Kaufmannes W. H. Meyer in Osnabrück
ein Patent für Braunschweig ertheilt.
Am 7. Januar 1867 hielt Hr. Lürmann im Osnabrücker
Techniker-Verein einen Vortrag über die Verwerthung der Hohofenschlacke,
welcher in demselben Jahre in der Zeitschrift des hannoverschen Architekten-
und Ingenieur-Vereines erschien. Dasselbe Manuscript wurde behufs Aufnahme in
das Januarheft (1868) der Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure benutzt, der
Name des Verfassers jedoch merkwürdigerweise einfach weggelassen.
Am Schluß dieses Vortrages ist auf die Verwerthung der Hohofenschlacken zu Alaun,
Wasserglas etc. ebenfalls hingedeutet.
Ein Reagens auf Arsen und Bereitung arsenfreier Salzsäure; von
A. Bettendorf.
Löst man arsenige Säure oder Arsensäure in rauchender Salzsäure und fügt eine Lösung
von Zinnchlorür in rauchender Salzsäure hinzu, so entsteht ein sich rasch
absetzender, voluminöser, brauner Niederschlag. Derselbe bildet nach dem Abfiltriren und
Trocknen ein graues Pulver, welches beim Reiben Metallglanz annimmt, und besteht aus
metallischem Arsen mit 1 1/2 bis 4 Procent Zinn. Er entsteht nur, wenn die Salzsäure
eine gewisse Concentration besitzt, und zwar gibt
arsenikhaltige Salzsäure vom spec. Gew.
1,182
sofortige Fällung,
„ „ „ „ „
1,135
„ „
„ „ „ „ „
1,123
vollständige Fällung nach einigen Minuten,
„ „ „ „ „
1,115
unvollständige Fällung nach längerer Zeit,
„ „ „ „ „
1,100
keine Fällung.
Da man eine Auflösung von arseniger Säure in concentrirter Salzsäure als eine Lösung
von Chlorarsen in Salzsäure betrachtet, so ergibt sich demnach, daß die Reaction nur
zwischen Zinnchlorür und Chlorarsen stattfindet, und daß eine Säure vom specifischen
Gewicht 1,115 die arsenige Säure schon zum Theil als Chlorarsen, eine Säure vom
specifischen Gewicht 1,100 dagegen die arsenige Säure nur als solche auflöst.
Diese Reaction ist sehr empfindlich und eignet sich besonders zur Erkennung des
Arsens neben Antimon, da das Zinnchlorür auf Antimonverbindungen nicht einwirkt. Man
muß nur Sorge tragen, daß die zu prüfende Lösung mit Salzsäuregas möglichst
gesättigt sey. Um z.B. im käuflichen Antimon das Arsen nachzuweisen, oxydirt man
dasselbe mit Salpetersäure, verdampft die überschüssige Salpetersäure vollständig,
löst den Rückstand in einem verkorkten Probircylinder in möglichst starker
Salzsäure, und fügt mit Salzsäuregas gesättigte Zinnchlorürlösung oder festes
Zinnchlorür hinzu.
Die große Empfindlichkeit des Zinnchlorürs gegen Chlorarien ließ den Gedanken nahe
treten, mit Hülfe desselben den mehr oder weniger großen Arsengehalt der rohen
Salzsäure zu entfernen, eine arsen- und gleichzeitig chlorfreie Säure
darzustellen. Wenn man bedenkt, daß eine einigermaßen arsenfreie rohe Salzsäure nur
aus Schwefelsäurefabriken, welche arsenfreie Kiese oder Schwefel verwenden, bezogen
werden kann, und daß diese Säure für viele Zwecke zur Entfernung der letzten Reste
von Chlorarsen noch mit Schwefelwasserstoff gereinigt werden muß, so dürfte der
Versuch der Darstellung einer reinen rauchenden Salzsäure mittelst Zinnchlorür als
gerechtfertigt erscheinen.
421 Grm. rohe Salzsäure vom specifischen Gewicht 1,164 wurden mit rauchender
Zinnchlorürlösung vermischt, der Niederschlag nach Verlauf von 24 Stunden
abfiltrirt, und die Salzsäure dann aus einer Retorte destillirt. Nach dem Uebergange
des ersten Zehntels, welches merkwürdigerweise einen schwachen Stich in Gelb hatte,
nach Verlauf einiger Stunden indessen vollkommen farblos erschien, wurde die Vorlage
gewechselt, und fast zur Trockne destillirt. Es wurde eine Salzsäure erhalten,
welche, mit Schwefelwasserstoff gesättigt, nicht die geringste Trübung von
Schwefelarsen zeigte, und auch im Marsh'schen Apparat
nach langem Durchleiten keinen Arsenanflug gab. Der von der rohen Salzsäure
abfiltrirte Niederschlag, in arsensaure Ammon-Magnesia übergeführt, gab
0,2554 Grm., entsprechend 0,02 Proc. metallischen Arsens. (Zeitschrift für Chemie,
1869 S. 492.)
Ueber Metallic paper; von Dr. Max Bock in
Breslau.
In neuerer Zeit wird aus England ein Papier unter dem Namen „Metallic paper“ in den Handel gebracht,
auf welches man mit jedem weicheren Metall, vorzüglich Messing und Bronze,
unverwischbar schwarz schreiben kann. Mit Gummi läßt sich die Schrift leicht
entfernen, und dieselbe Stelle läßt sich so mehrere Mal benutzen. Es empfiehlt sich
besonders für registrirende Apparate, für Gasuhren etc., weil der schreibende Stift
kaum einer Abnutzung unterliegt. Es ist vegetabilisch geleimtes Papier, welches mit
einer Zinkweiß-Leimsorte bestrichen ist. An der rauhen Oberfläche des
kohlensauren Zinkoxyds bleiben die Metalltheilchen beim Schreiben mechanisch hängen.
Das Papier enthält bei einem durchschnittlichen Gewicht von 10,66 Grammen per Quadratfuß 46 bis 50 Procent kohlensaures Zinkoxyd
und läßt sich nach diesen Verhältnissen leicht darstellen. (Polytechnisches
Centralblatt, 1869 S. 415.)
Neue Appretur-Masse, von J. Mc. Kean und J. Stenhouse.
Die Genannten haben neuerdings in England ein Patent auf eine Appretur-Masse
für Gewebe und Garne genommen, zu deren Herstellung sie Mischungen von Kaolin, Pfeifenthon oder einer anderen geeigneten Erdart
nebst Stärke, Dextrin, schwefligsaurem Kalk und Fett verwenden.
Folgende sind die von ihnen empfohlenen Mischungen:
9
Theile
Kaolin,
5
„
schwefligsaurer Kalk und
5
„
Dextrin.
Oder
8
„
Kaolin,
2
„
schwefligsaurer Kalk und
7
„
Dextrin.
Beiden Mischungen setzt man 5–10 Proc. Fett
hinzu.
Zum Gebrauch kocht man die Masse mit so viel Wasser auf, daß man die gehörige
Consistenz erhält.
Der schwefligsaure Kalk dient dazu, die Masse vor Fäulniß
zu schützen. (Musterzeitung für Färberei etc., 1869, Nr. 19.)
Kastanienbraun auf Filzhüten.
In kochendem Wasser löse man auf jeden Hut 1/4 Loth Alaun
auf.
Man bringt die Hüte so lange hinein, bis sie vollständig mit der Lösung getränkt
sind, nimmt sie dann heraus und setzt der Lösung auf jeden Hut
1/4
Loth
Sandelholz-Pulver,
1 1/2
„
Krapp und
1/3
„
Fustikholz hinzu.
Nachdem man das Ganze eine halbe Stunde hat kochen lassen, kühlt man auf 40°
R. ab und bringt die Hüte hinein.
Dann erhitzt man allmählich zum Kochen. Man arbeitet weiter wie gewöhnlich und nimmt
die Hüte heraus, wenn die gewünschte Nüance erreicht ist.
Will man die Farbe dunkler haben, so setzt man der Flotte etwas Eisenvitriol zu.
Wenn man statt Sandelholz Cochenille ammoniacale nimmt,
so wird die Farbe lebhafter. In diesem Falle setzt man auf jeden Hut noch 1/8 Loth
Curcuma hinzu. (Musterzeitung für Färberei etc., 1869, Nr. 19.)
Sehr billiger Ersatz des Weinsteins für Modefarben auf
Wollen.
1 Pfund Glaubersalz und 20 Loth schwefelsaures Zink als Ansud eignen sich nach einem
Referat der Färber-Zeitung, welches wir nach Anbringung der nöthigen
Correcturen hier wiedergeben, gerade so wie Weinstein zu allen Modefarben; derselbe
verträgt sich eben so gut mit eisenhaltigen und kupferhaltigen Salzen wie mit Alaun
und Zinnbeizen. Darum kann dieser Ansud in folgenden Farben eben so vortheilhaft wie
Weinstein angewendet werden. Er soll, während der Weinstein durchschnittlich
12–15 Groschen auf 20 Pfund zu stehen kommt, nur auf höchstens 3 Groschen zu
stehen kommen.
20 Pfund Gelb.
Obiger Ansud, 4 Pfund Alaun und etwas Zinnsolution, 1 Stunde gesotten, gespült und
mit Quercitron ausgefärbt. Man kann dieses je nach Belieben in's Orange mit
Cochenille bringen, muß aber bei Orange mehr Zinnsolution anwenden.
In Gelb stufen sich natürlich alle gelblichen Modefarben, je nachdem man mit Roth
(Cochenille), Blau (Carmin), Gelb (Quercitron oder Pikrinsäure) mehr vortritt. Die minder zarten
Modefarben, als Havanna, Bismark etc., ergeben sich mit Roth-, Blau-
und Geldholz mit jeweiligem Zusatz von Indigocarmin.
20 Pfund Grau.
Obiger Ansatz ohne Alaun mit 1 Pfund schwefelsaurem Eisen, erst angesotten, dann
leicht gespült und je nach Nüance mit Gallus, Sumach oder Blauholz nach Belieben
ausgefärbt. Man kann auch die Graus mit beliebigem Zusatz nach Begehren mit
Roth- oder Gelbholz in alle Töne bringen.
20 Pfund Sultan.
Obigen Sud mit Glaubersalz und schwefelsaurem Zink, 2 Pfund Alaun und 2 Loth Zinnsalz
1 Stunde ansieden, gut waschen und ausfärben von kalt bis zu 75° R. ohne
Kochen. (Musterzeitung für Färberei etc., 1869, Nr. 19.)
Die Weingeist-Tuschfarben und die darauf gegründete
Cerachromie des Chemikers C. Friedlein in München.
Diese Farben stehen in der Mitte zwischen den Aquarell- und den Oelfarben. Sie
werden ebenso angewendet, wie die Wasserfarben, nur mit dem Unterschiede, daß man
sie, statt mit Wasser, mit Weingeist von 90° Baumé anreibt. Sie haften
fest auf Papier, welches vorher mit einer Auflösung von arabischem Gummi
überstrichen wurde, auf Holz, Leinwand, Seide etc., geben einen dem der Oelfarben
ähnlichen Glanz und werden von Wasser nicht angegriffen. Sie trocknen, in der
erforderlichen Consistenz angerieben, schnell genug, um das weitere Auftragen von
Licht- und Schattenstrichen zu gestatten, ohne ein gleichmäßiges Auftragen zu
behindern.
Die Bereitung der Weingeist-Tuschfarben zerfällt in zwei Theile, die der
Deckfarben und die der Saftfarben.
Zur Bereitung der Deckfarben werden die betreffenden
Niederschläge mit destillirtem Wasser vollständig ausgewaschen, das Wasser durch
Weingeist verdrängt, und die durch die Praxis sich ergebende Menge des unten zu
beschreibenden Bindelackes zugesetzt. Die Farben werden dann auf dem Wasserbade zu
der zum Formen erforderlichen Consistenz abgedunstet.
Zur Bereitung der Saftfarben werden die betreffenden
Farbstoffe aus den dieselben enthaltenden Rohmaterialien, Vegetabilien, Harzen etc,
durch längeres Maceriren mit absolutem Weingeist ausgezogen, der Auszug filtrirt,
eine genügende Menge des Bindelackes zugesetzt, zur erforderlichen Consistenz
eingedunstet und geformt.
Zur Darstellung des Bindelackes wird eine beliebige Menge
Alkohol mit dem 20sten Theil reinen Leinöles bei der Temperatur von + 10° C.
geschüttelt, der Weingeist vom Oel getrennt, mit einer Lösung (resp. Mengung) von
ostindischem Copal in 20 Theilen Cajeputöl warm zusammengerieben, und dabei auf 6
Thle. dieses Alkohols 1 Thl. Mastix, 2 Thle. Sandarach und 2 Thle. venetianischer
Terpenthin gelöst.
Mit der Patentbeschreibung legte der Erfinder als Muster für die Consistenz der
Farben Berlinerblau. Neapelgelb, Berlinerblau mit Florentiner Lack, Scheele's Grün, Saftgrün aus Berlinerblau und
Gummi-Gutti, Grün aus Berlinerblau und Chromgelb, Ultramarin, Draconin,
Florentiner Lack, Zinnober, Zinkweiß, Frankfurter Schwarz, das lösliche Harz des
Gummi-Gutti (in Wasser unlöslich), Chromgelb, endlich Berlinerblau mit
Zinkweiß vor.
Um nun diese Weingeist-Tuschfarben für das von dem Patentträger
„Cerachromie“ genannte Verfahren in Anwendung zu bringen,
tränkt man Photographien, Holzschnitte, Stahl- oder Kupferstiche (welche
letztere auf dünnes Papier abgezogen seyn müssen) erst auf einer bis zu 60°
C. erwärmten Platte mit einer Mischung von 1 Thl. Wachs, 6 Thln. Wallrath und 1/2
Thl. venetianischem Terpenthin, und bemalt dann die auf diese Weise transparent
gemachten Bilder auf der Rückseite mit den Weingeist-Tuschfarben. –
Patentirt für Bayern am 14. März 1868. (Bayerisches Industrie- und
Gewerbeblatt Mai 1869, S. 156.)
Ueber Holzzeugfabrication in Amerika und in England.
Die American Wood Paper Comp. fabricirt jetzt in
Manayunk, Pennsylvanien, in großartigem Maaßstab Holzzeug für Papierfabrication auf
chemischem Wege nach dem Verfahren von Ch. Watt und H.
Burgeß. Es wird dazu Holz in feinen Spänen in einem
geschlossenen Kessel unter hohem Druck in einer alkalischen Lauge gekocht, mit
Wasser ausgewaschen und, wenn es harzreich ist, mit Chlor behandelt: doch werden in
Manayunk nur nichtharzige Hölzer verarbeitet. Zur Darstellung von Holzspänen dienen
Maschinen, deren wesentlichsten Bestandtheil rotirende, am Umfang mit Messern
besetzte Scheiben bilden. Die Späne fallen durch Lutten in darunterstehende Wagen,
in welchen sie auf einer Eisenbahn zu Elevatoren gefahren werden, welche sie in
einen Raum über den Kochapparaten heben. Die letzteren sind vermal und sind im
Inneren mit durchlöcherten Scheidewänden versehen, durch welche die Lauge aufsteigen
kann, während die Späne stets unter derselben gehalten werden. Der Druck in den
Kesseln beträgt circa 5 Atmosphären. Ist das Holz in
Zeug verwandelt, so wird es mittelst des Dampfdruckes durch Ventile in große
geschlossene Gefäße getrieben; hier schwillt es bedeutend auf und die Flüssigkeit
wird dann durch Filtriröffnungen im Boden der Behälter abgelassen. Nachdem der Zeug
noch mit reinem Wasser ausgewaschen worden ist, geht er durch einen Knotenfänger und
wird dann gebleicht. Aus der gebrauchten Lauge werden circa 85 Proc. des angewendeten Alkalis wiedergewonnen, indem dieselbe
abgedampft und geglüht wird.
Ein ähnliches Verfahren verwendet in England die Gloucestershire
Papier-Compagnie in ihrer Fabrik Cone Mills bei Lydney in Gloucestershire.
Dieselbe verarbeitet hauptsächlich Fichtenholz, welches zunächst auf einer von Leigh neuerdings speciell für diesen Zweck construirten
Maschine zerhobelt wird. Diese Maschine besteht im Wesentlichen aus einer 80 Ctr.
schweren gußeisernen Scheide, welche direct von einer starken horizontalen
Dampfmaschine betrieben wird und circa 250 Umdrehungen,
pro Minute macht. An ihr sitzt ein Messer, welches
1/2'' starke Späne von den Holzblöcken schneidet, die ihm durch Walzen zugeführt
werden. Die Späne gelangen von dieser Maschine sofort zwischen gefurchte horizontale
Walzen, auf denen sie weiter zerbrochen werden, und werden dann in Drahtwagen
gefüllt und so in einen 32 Fuß langen horizontalen Kessel von 3 3/4 Fuß Durchmesser
gebracht, der durch Röhren mit heißem Wasser unter Hochdruck erwarmt wird. Ist der
Kessel gefüllt, so wird die Einführöffnung zugeschraubt und durch einen Bleiring
wasserdicht verdichtet, dann wird Aetznatronlauge eingepumpt und das Ganze
5–6 Stunden lang auf etwa 104° C. erhalten. Nach dem Herausnehmen wird
das Holz gewaschen, wenn nöthig gebleicht und dann im Holländer etc. weiter
verarbeitet. Die gebrauchte alkalische Lauge wird in großen Pfannen bis zur
Syrupsconsistenz in einem Ofen calcinirt und durch Aetzkalk wieder caustisch
gemacht. So werden 80 Proc. des ursprünglich angewendeten Natrons wieder gewonnen.
Das aus so behandeltem Holz dargestellte Papier soll sich durch außerordentliche
Festigkeit auszeichnen. (Deutsche Industriezeitung, 1868, Nr. 42.)
Vortheilhafte Bereitungsmethode von Himbeersyrup.
Apotheker Märcker in Zweibrücken hat jüngst auf eine
Methode zur Bereitung von Himbeersyrup aufmerksam gemacht, welche ihm schon seit
einer Reihe von Jahren gute Resultate geliefert. Er läßt nämlich die Himbeeren 2 bis
3 Tage zerquetscht stehen, preßt sie dann aus und füllt den Saft in Glasretorten,
deren Halsöffnung er durch Eintauchen in Wasser abschließt; die Gährung des Saftes
soll dabei rasch verlaufen, der Saft sich schnell klären und leicht filtriren.
(Neues Jahrbuch für Pharmacie, Bd. XXXII S. 64.)