Titel: | Lang's Weingeistlampe mit verstärkter Flamme; Bericht von H. Bouilhet. |
Fundstelle: | Band 194, Jahrgang 1869, Nr. L., S. 207 |
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L.
Lang's Weingeistlampe mit verstärkter Flamme; Bericht von H. Bouilhet.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, August 1869, S. 465.
Mit einer Abbildung auf Tab. V.
Lang's Weingeistlampe.
Die Weingeistlampe, auf welche Hr. Lang in
Charonne-Paris ein Patent genommen hat, und die er als Wärmlampe mit verstärkter Flamme (réchaud
à flamme forcée) bezeichnet, gehört zu denjenigen kleinen
Apparaten, welche bei einem bescheidenen Aeußeren im häuslichen Leben doch wahrhafte
Dienste leisten, wenn sie glücklich combinirt und den beabsichtigten Anwendungen gut
angepaßt sind.
Nicht nur die praktische Nützlichkeit dieses kleinen Apparates, sondern auch seine
Billigkeit, die Einfachheit seiner Construction und seiner Unterhaltung, sowie die
Gefahrlosigkeit seines Gebrauches scheinen uns der Beachtung werth.
Das Princip der Einrichtung dieser Lampe beruht auf der Verbrennung des durch die
Erhitzung mittelst einer anderen Flamme in Dampf verwandelten Alkohols, sowie auf
der Eigenschaft der sehr zertheilten Flammen, in Berührung mit der sie umgebenden
Luft vollständiger zu verbrennen und daher bei derselben Menge von verbrauchtem
Brennstoff einen größeren Heizeffect zu geben.
Diese Lampe besteht in der Hauptsache aus einem cylindrischen, sehr stabilen Behälter
von Weißblech, welcher oben mit einer Oeffnung von 2 Centimeter Durchmesser versehen
ist, die zur Aufnahme des leicht abzunehmenden und wieder einzusetzenden
Dochthalters bestimmt ist. An diesen Cylinder sind drei Träger für die zu
erhitzenden Gefäße gelöthet; eine Handhabe und ein Schraubendeckel vervollständigen
den kleinen Apparat.
Der sehr sinnreich eingerichtete Dochthalter besteht in einem aus Messing
getriebenen, nicht gelötheten, auf der einen Seite ganz offenen, auf der anderen
Seite geschlossenen Rohre, welches an seinem oberen Ende mit einem Kranze von sehr
feinen Löchern versehen ist. Ungefähr auf der Hälfte seiner Länge ist eine Dille aus
Weißblech an ihrer Basis angelöthet.
Die Lampe erfordert zwei Dochte; der erste ist zusammengerollt, füllt das Innere des
Rohres ganz aus und reicht bis auf 1 Centimet. unterhalb des Kranzes von feinen
Löchern; der zweite, nur halb so lange Docht ist über die Weißblechdille gezogen und reicht nur
um 1 bis 2 Millimet. über den oberen Theil der Weingeistlampe hinaus.
Nachdem der äußere Docht angezündet ist, bestreicht seine Flamme das obere Rohr in
verticaler Richtung, erhöht rasch die Temperatur des im inneren Dochte enthaltenen
Weingeistes und veranlaßt seine Verdampfung, wornach aus den feinen Löchern des
Dochthalters Flammenstrahlen kräftig hervortreten, welche eine sehr breite, zum
Erhitzen einer horizontalen Fläche vollkommen geeignete Flamme bilden. Um die Hitze
zu mäßigen, braucht man nur die verticale Flamme auszublasen, worauf die horizontale
Flamme allein zu brennen fortfährt.
Bei der beschriebenen Einrichtung des Dochthalters kann der Apparat nicht explodiren
und somit kann das bei gewöhnlichen Aeolipylen nothwendige Sicherheitsventil bei ihm
wegfallen. Ebenso wird durch die Entfernung der Flamme vom Weingeistbehälter eine zu
rasche Erhitzung, desselben verhindert und die Gefahr einer Selbstentzündung des
Weingeistes vermindert.
Selbst wenn eine Verstopfung eintreten und eine Explosion verursachen sollte, würden
die Folgen derselben durch die Beweglichkeit des Dochthalters, welcher frei
ein- und austreten kann, weniger gefährlich gemacht.
Um übrigens alle derartigen Uebelstände zu vermeiden, läßt der Erfinder im Inneren
des Rohres, 1 Centimet. unterhalb der feinen Löcher einen Aufhalter anlöthen,
welcher verhindert daß der innere Docht zu weit nach oben tritt; auf diese Weise
bleibt der obere Raum des Rohres, in welchem sich der Weingeist in Dampf verwandelt,
bevor er sich entzündet, ganz frei.
Ich habe bei meinen Versuchen gefunden, daß man mit dieser Lampe 1 Liter Wasser von
15° C. binnen sieben Minuten mit einem Aufwande von nur 26 Grammen Weingeist
zum Kochen bringen kann; wohingegen ich, um dasselbe Resultat mit einer gewöhnlichen
Spirituslampe zu erhalten, fünfzehn Minuten Zeit und 39 Grm. Weingeist nöthig hatte.
Der Lang'sche Apparat gewährt demnach eine
Brennmaterialersparniß von mindestens 40 Procent.
Da dieser Apparat zu einem mäßigen Preise hergestellt werden kann – denn er
kostet, je nach seiner Größe, nur 20 bis 28 Silbergroschen oder 2 1/2 bis 3 1/2
Frcs. –, so wird derselbe sowohl im Laboratorium, als auch in den Werkstätten
und Haushaltungen große Dienste leisten. Im letztverflossenen Jahre hat Hr. Lang nicht weniger als 2500 solcher Weingeistlampen in
den Handel gebracht.
Erklärung der Abbildung.
Fig. 27
stellt einen theilweisen Verticalschnitt der neuen Lampe dar.
a ist der aus Weißblech bestehende Behälter für den
Weingeist, oben und unten verschlossen und mit einem doppelten Boden versehen.
b bezeichnet den im Behälter befindlichen Weingeist.
Im Doppelboden c sind grobe Schrote als Füllung, wodurch
der Apparat Stabilität erhält.
d gewölbter, an den Weingeistbehälter gelötheter Deckel,
welcher in der Mitte mit einer zur Aufnahme des Dochthalters e bestimmten Oeffnung versehen ist; durch diese Oeffnung wird der
Weingeist eingegossen, bevor man den Dochthalter einsetzt.
e cylindrischer Dochthalter, welcher sich in den
Behälter leicht einsetzen und wieder aus demselben herausnehmen läßt; er reicht bis
zum Boden desselben a hinab; unten ist dieser
Dochthalter ganz offen, oben aber durch eine kleine flache Kappe geschlossen, um
welche herum eine Reihe feiner Löcher angebracht ist.
f ist der innere Docht des Cylinders e;
g der äußere Docht dieses Cylinders.
h sind drei an den Behälter angelöthete Träger für die
zu erhitzenden Gefäße. (In der Figur sind nur zwei dieser Träger ersichtlich.)
i ist die Handhabe zum Transportiren des Apparates.
Die Oeffnung des Deckels d, durch welche der Dochthalter
in den Weingeistbehälter eingesetzt wird, ist von einem mit Schraubengewinde
versehenen Ringe eingefaßt, auf welchen eine zur Befestigung des Dochthalters
dienende conische Kappe von Weißblech geschraubt wird.