Titel: | Ofen zur Sägemehl- und Loheverbrennung; von Adolph Koch. |
Fundstelle: | Band 194, Jahrgang 1869, Nr. XLIX., S. 205 |
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XLIX.
Ofen zur Sägemehl- und Loheverbrennung;
von Adolph
Koch.
Koch, über einen Ofen zur Sägemehl- und
Loheverbrennung.
Der hier zu schildernde Apparat ist viel bescheidener in seiner Einrichtung, als der
wohlbekannte Lundin'sche Ofen, kann indeß in weit mehr
Fällen, als bis jetzt geschieht, Verwendung finden.
Seit einigen Jahren für Gerbereien in Betrieb gebracht, um
die Lohe als Brennstoff zu benutzen, ist er fähig, auch SägespäneWir verweisen auf die Beschreibung des von E. Walter in Norwegen ausgeführten und erprobten Sägespänofens im polytechn. Journal, 1862, Bd.
CLXIII S. 104.A. d. Red. und Torf verwerthen zu helfen.
Das Problem, dessen Lösung durch die Errichtung eines derartigen Ofens anfänglich
angestrebt worden ist, bestand in der Frage, ob ein nasses, in Pulver- oder
Grußform vorhandenes Material, ohne vorherige Trocknung oder Agglomeration, sowie
ohne Anwendung comprimirter Luft auf einem Rost verbrannt werden könne?
Die Gerberlohe befindet sich in dem geschilderten Zustand; aus den Gruben kommend,
ist sie sehr stark mit Feuchtigkeit imprägnirt und in einem so fein vertheilten
Zustande, daß sie wie Schwamm erscheint und äußerst selten eine bedeutendere
Korngröße als die einer Erbse zeigt.
In diesem Zustande würde sie auf einem gewöhnlichen Rost nicht ohne vorherige
Trocknung an der Luft zu verbrennen seyn, eine Bedingung, deren Ausführung sehr viel
Raum und Fläche beansprucht.
Der zu beschreibende Ofen existirt bei Gebr. Durand,
Lohgerber in Paris, und dient zur Heizung der Dampfkessel des Etablissements, welche
eine 40pferdekräftige Hochdruckmaschine mit Dampf versehen. Jeder Kessel hat seinen
besonderen Heizapparat.
Die Lohe wird bei der Entleerung der Gruben einer Pressung unterworfen, welche einen
Theil des Wassers entfernt, immerhin aber noch 40 Proc. darin zurückläßt.Wir verweisen auf die Beschreibung der vom Mechaniker Bréval in Paris construirten Cylinderpresse zum Trocknen
der ausgegerbten Lohe, im polytechn. Journal Bd. CXCII S. 188 (erstes Maiheft
1869).A. d. Red.
Der Ofen besteht wesentlich aus einer rechtwinkeligen Grube von ungefähr 1,60 Meter
Länge, 1,00 Meter Breite und 1,20 Meter Höhe, deren Boden zwei Roste von
0,45–0,50 Meter Breite und 1,00 Meter Länge enthält, welche quer über die
Ofensohle wegreichen. Den Stirnen dieser Rostflächen entsprechen einerseits 2 Thüren
zum Rostputzen, andererseits 2 Füchse, welche die Gase der Verbrennung abführen. In der
Verticalprojection der Rostflächen sind zwei Gewölbgurte von einer Seite der Kästen
nach der anderen gespannt und decken gewissermaßen die Rostflächen gegen den zu
starken Nachfall an Brennstoff.
Die Unterfläche dieser Gurte liegt etwa 0,30 Met. über der Rostoberfläche und ihre
Oberseite ist dachförmig zugeschärft, so daß die Kante des so entstandenen Grates
rechtsinnig mit der Längsrichtung der Roststäbe läuft.
Dadurch entstehen zwischen den Wänden des Feuerkastens und diesen Gurtbögen
Zwischenräume von 0,20–0,30 Meter Weite, welche dem Brennstoff den Zugang zu
den Rostflächen eröffnen.
Füllt man den Kasten mit Lohe, so fällt dieselbe zunächst auf die Grate der
Gewölbgurte und rutscht von da in die Zwischenräume hinein, um allmählich auf die
Rostflächen zu rieseln.
Dadurch daß man die Auffüllung locker hält und zum Ueberfluß im Obertheil des
Feuerkastens noch einige Traversen von hochkantig aufgestelltem Flacheisen anbringt,
welche das dichte Zusammensetzen verhindern, gelangt das Brennmaterial gut
vorbereitet auf den Herd und verbrennt ganz allmählich.
Unter der Oberfläche der Füllung ist eine Temperatur von circa 40–50° C. und am Herd ist der Brennstoff bereits
vollkommen staubtrocken geworden; die Schicht auf dem Herd ist etwa 0,08–0,10
Meter dick und in vollem Feuer.
Es ist während des Betriebes unnütz, den Feuerkasten zu bedecken; dieses geschieht
gewöhnlich erst Abends, nach Beendigung der Arbeit, durch gußeiserne Deckplatten.
Ebenso verschließt man auch den Fuchs, die Feuerthür und den Aschenfall; dadurch
erhält sich stets eine schwache Gluth, welche nach Zusatz von frischem Brennstoff
sofort in Feuer ausbricht.
Eine Abänderung für den Fall, daß der Brennstoff außer Wasserdämpfen auch noch
Destillationsproducte entwickelt, ist dahin zu treffen, daß man die Luft nach
Verschluß der Aschenfälle zwingt, von oben her durch den Brennstoff hindurch nach
dem Rost zu gehen. In diesem Fall erniedrigt allerdings der in den Fuchs mit
eintretende Wasserdampf den Effect des Brennstoffes nicht unbedeutend, und es ist
vor jeder Aenderung der ursprünglichen Anordnung zu überlegen, welcher Weg für einen
bestimmten Wassergehalt rationeller erscheint. (Nach dem Bulletin de la Société de l'industrie minérale, 1868,
t. XIV p. 205; aus der
berg- und hüttenmännischen Zeitung, 1869, Nr. 41.)