Titel: | Getreideschälmaschine von Seck und Comp. in Frankfurt a. M. (Henkel und Seck's Patent); beschrieben von Johann Zeman, Assistent für mechanische Technologie in Prag. |
Autor: | Prof. Johann Zeman [GND] |
Fundstelle: | Band 194, Jahrgang 1869, Nr. X., S. 30 |
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X.
Getreideschälmaschine von Seck und Comp. in Frankfurt a. M. (Henkel und Seck's Patent); beschrieben von
Johann Zeman, Assistent
für mechanische Technologie in Prag.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Seck'sche Getreideschälmaschine.
Unter den neueren Getreidereinigungsmaschinen hat mit vollem Rechte die nach dem
Patent von Henkel und Seck
construirte Anordnung den weitesten Eingang gefunden, da mit derselben die Körner
auf die billigste Art wirksam gereinigt und bis zu einem gewissen Grade geschält
werden.
Seit 1867, in welchem Jahre C. M. Rosenhain eine
eingehende Beschreibung der Construction und Wirkungsweise dieser Maschine lieferte,
hat jedoch dieselbe wesentliche Verbesserungen erfahren, welche weniger auf die Art
und Weise der Wirkung als auf die leichtere und billigere Herstellung und Erhaltung
der Maschine Bezug nehmen.
Im Nachstehenden sollen zwei vereinfachte Anordnungen der Seck'schen Getreideschälmaschine einer näheren Betrachtung unterzogen
werden, wobei, um Wiederholungen zu vermeiden, auf die in diesem Journal Bd. CXC S. 363 aufgenommene erste
Beschreibung der Maschine verwiesen wird.
Die erste modificirte Aufstellung wird durch die Figuren 18–20
veranschaulicht.
Fig. 18 zeigt
den Grundriß in 1/14 wirklicher Größe; Fig. 19 und 20 sind
Längsschnitte nach der Linie I, resp. II der Fig. 18, beide in 1/12
wirklicher Größe.
Die verticale Welle, deren Einlagerung sowie Verbindung mit der Trommel blieb im
Wesentlichen wie bei der älteren Anlage, oder kann nach der Fig. 21 ergänzt gedacht
werden.
Zunächst findet man den Einlauf des Getreides wesentlich vereinfacht, indem derselbe
nicht mehr durch einen regulirbaren Centrifugalzubringer erfolgt, sondern die Körner ohne
weiteres durch eine nahe an der Mantelwand befindliche Oeffnung L (Fig. 18) in die erste
Etage geführt werden.
Die Etagen werden wie früher durch einzelne Ringe D
gebildet, welche im Querschnitt eine kleine Abänderung erlitten, an der oberen Seite
jedoch wellenförmig geformt blieben und an sechs am Umfang der Siebtrommel G genietete Leisten festgeschraubt werden. An letzteren
sind auch kleine, in die Etagen hineinreichende Flügel H
befestigt worden.
Um die rotirende Siebtrommel G befindet sich der Mantel
N, welcher aus einzelnen kurzen Cylinderstücken
– aus wellenförmig gebogenem, starkem Blech genietet – mit Hülfe der
Ringe r zu einem festen Ganzen zusammengestellt und an
vier Säulen S festgeschraubt ist.
Die etwas abgeänderte Communication zwischen den einzelnen Etagen hängt von der
Stellung der Schieber s (Fig. 18 u. 20) ab, deren
je einer einen etwa 9 Zoll breiten, aber schmalen Spalt i nach Belieben verdecken kann. Die oberen fünf Schieber in Fig. 20
schließen diesen Spalt vollständig, während die unteren sechs am weitesten geöffnet
sind. Die Schiebereinstellung wird für eine bestimmte Getreidesorte vorgenommen und
da eine Aenderung nur sehr selten geschieht, so kann auf eine gemeinschaftliche auf
einmal stattfindende Einstellung verzichtet werden.
Oberhalb jedem Schieber befindet sich eine kleine Schiebklappe, wie eine bei t in Fig. 20 angedeutet ist,
welche den Zweck hat, bei eintretender Verstopfung der Durchlaßöffnung i von Außen nachhelfen zu können.
M bezeichnet endlich den Abfluß, bei welchem, wie uns
scheint, eine ganz zweckmäßige Anordnung getroffen wurde, wenigstens bei jenen
Maschinen, welche in Prag von Breitfeld und Evans von sehr solider Bauart geliefert werden. Dieselbe
ist genügend aus dem Grundriß in Fig. 18 zu entnehmen.
Der innerhalb der rotirenden Trommel durch die Flügel U
hervorgerufene Windstrom wird durch den Canal c
senkrecht auf die bei M herabfallenden und gereinigten
Körner geführt und trägt etwa noch mitgerissenen Staub, Kleienstückchen, endlich
leichte oder zerschlagene Körnertheile durch den Canal d, läßt das Schwerere in der Kleienkammer K,
während das Leichtere durch den Canal c in die
Staubkammer P gelangt; letztere steht in unveränderter
Art mit dem Mantel N in Verbindung, welcher bekanntlich
nach der Staubkammer hin, etwa auf ein Drittel seines Umfanges, aus Siebblech
gebildet ist.
Dieß sind im Wesentlichen die ersten Verbesserungen an der Getreideschälmaschine. Ein
Nachtheil der Construction ist durch dieselben noch nicht beseitigt und derselbe
macht sich hie und da bemerkbar, wenn die Lagerung der stehenden Welle ausgelaufen ist oder
durch irgend andere Vorfälle eine geringe seitliche Verrückung der Siebtrommel
stattfindet, welche sich bekanntlich im Inneren des Gehäuses mit der Welle
dreht.
Der Abstand der Etagenringe D von dem Mantel, resp. den
Mantelringen r ist so gering – höchstens 1,5
Millimeter – daß beim Eintritt des obenerwähnten Uebelstandes durch die
Reibung der Metallflächen eine solche Hitze erzeugt werden kann, daß diese sowohl
auf das Getreide als auch auf die Holzpfosten, welche die Verbindung der Maschine
mit der Staubkammer vermitteln, einen nachtheiligen Einfluß nehmen.
Diesem Nachtheil ist aber bei der neuesten Construction dieser Maschine, welche durch
die Figuren
21 und 22 in 1/12 wirklicher Größe dargestellt wird und zu deren Betrachtung wir
nun übergehen, abgeholfen.
Das äußere Maschinengestell bildet die Grundplatte A, auf
welcher drei Säulen B festgeschraubt sind. An die Säulen
B sind in beliebiger Anzahl, hier acht Ringe D festgemacht, welche zugleich die acht Etagen bilden,
durch die das Getreide der Reihe nach hindurchzieht.
Die Mantelwand w besteht auf 2/3 des Umfanges aus ebenso
viel wellenförmig gebogenen Blechstreifen als Etagen vorhanden, welche in
entsprechende Nuthen der Ringe D eingelassen sind,
ferner im übrigbleibenden Theil des Umfanges aus Siebblech, durch dessen kleine
Oeffnungen der erzeugte Luftstrom den Staub und die kleinen Theile nach der
Staubkammer P ableitet.
Die innere Siebtrommel G ist durch die Arme F in Verbindung mit der verticalen Welle, welche durch
einen auf die Riemenscheibe R auflaufenden Riemen, oder
durch ein RädervorlageRädervorlege
circa 300 bis 350 Umdrehungen per Minute macht; das obere Ende der Trommel ist durch einen Blechdeckel
verschlossen.
Außen sind an die Siebtrommel kleine Schläger H
festgeschraubt, welche in die einzelnen Etagen hineinreichen. Dieselben sind justirbar, so daß sie beliebig nach der Wand des äußeren
feststehenden Mantels vorgeschoben und dadurch die Zwischenräume a (Fig. 21) zwischen der
Schlägerkante und der Mantelwand größer oder kleiner gemacht werden können; ebenso
kann die Entfernung b der unteren Schlägerkante von der
Ringfläche durch Heben und Senken der ganzen Trommel vermehrt oder vermindert
werden.
Der Abstand der Trommel G von den Mantelringen beträgt
etwa 3/8 Zoll; der Einlauf ist mit L und der Auslauf mit
M bezeichnet, bei welchem aber die in Fig. 18
skizzirte Nachsäuberung fehlt.
Die Wirkungsweise bleibt eine ziemlich der früheren ähnliche; auch hier werden die
Getreidekörner in jeder Etage von der Trommel gegen den Mantel und zurück
geschleudert, wobei sie sich gegenseitig abreiben, bis sie auf die Ringe D fallen; hier findet eine kleine Anhäufung der Körner
statt, welche sich langsam in der Richtung der Trommeldrehung fortschieben. Durch
die neu nachrückenden Körner werden die unteren endlich durch die concentrische
Oeffnung in die nächste Etage fallen, von den Schlägern H derselben erfaßt, auf's Neue wie oben und so. auch in allen anderen
Abtheilungen behandelt, bis sie endlich nur durch gegenseitige Reibung und Streifen
an den Metallwänden abgeschliffen bei M ankommen und
abgeleitet werden.
Während der ganzen Operation werden die Körner ununterbrochen durch den von der
Trommel und den Flügeln erzeugten Luftstrom ventilirt, die abgelösten Kleie-
und Staubtheile aber durch das Sieb N₁ (Fig. 22) in
die Kammer P getrieben.
Es ist bei dieser Construction ganz einleuchtend, daß ein Nachschleifen irgend
welcher Maschinentheile nie stattfindet, weil keiner
derselben das Reinigen und das Schälen der Körner zu verrichten hat; die Seck'sche Maschine arbeitet so lange mit stets gleichem Erfolg, als die Mantel- und Trommelwand
durch das ununterbrochene Anschlagen und Streifen der Getreidekölner nicht
durchgearbeitet sind; wenn dieser Fall aber selbst schon nach zwei oder drei Jahren
fortdauernder Benutzung eintreten würde, so hat sich diese Getreideputzmaschine
längst bezahlt gemacht durch die größere Menge des zu ermahlenden feinsten Mehles
aus durch dieselbe vorbereiteten Weizenkörnern.
In der neuen Gestalt kann somit die Seck'sche
Getreideschälmaschine an allgemeiner Verbreitung nur gewinnen, womit die Erfinder zu
immer weiteren Verbesserungen angeeifert werden mögen.