Titel: | Thermometer von A. N. Bertora in Paris. |
Fundstelle: | Band 192, Jahrgang 1869, Nr. LII., S. 202 |
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LII.
Thermometer von A. N. Bertora in Paris.
Aus Armengaud's Génie industriel, Januar 1869, S.
43.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Bertora's Thermometer.
Man besitzt noch kein billiges und allgemein anwendbares Instrument, welches seinem
Constructionsprincip nach sowohl zur Beobachtung der Temperatur und des Druckes, als
auch zur Messung des Feuchtigkeitsgrades der Atmosphäre dienen kann. Das von Bertora angegebene Princip, welches diese Aufgabe zu
lösen sucht, besteht darin, daß eine mit Quecksilber oder einer anderen Flüssigkeit
gefüllte Röhre, welche frei beweglich in einer schiefen Lage aufgehängt wird, bei
der geringsten Veränderung der Temperatur oder des Luftdruckes die Lage ihres
Schwerpunktes verändert.
Man kann beispielsweise auf diese Art ein Thermometer aus einem kleinen einfachen,
ungetheilten Cylinder, welcher mit Quecksilber gefüllt und an beiden Enden
geschlossen ist, herstellen, wenn man denselben zwischen zwei Punkten, zwischen
denen er beweglich ist, ohne aus der Gleichgewichtslage herauszukommen, in schräger
Lage aufhängt. Mit jeder Temperaturveränderung verändert sich die Lage des
Schwerpunktes und mithin auch die Neigung der Röhre; wenn man nun die Röhre durch
Räderwerk mit einem Zeiger in Verbindung setzt, so kann man die Veränderungen an
einem hinter dem Zeiger angebrachten Zifferblatte ablesen. Es genügt zwei Lagen der
Röhre, etwa für 0° und für 100° C., durch Versuche zu bestimmen und
innerhalb dieser Grenzen, sowie auch noch unter und über dieselben hinaus, die
Theilung gleichförmig aufzutragen.
In Fig. 25 und
26 ist
dieses Instrument in der Seitenansicht und im Querdurchschnitt dargestellt. a ist die mit Quecksilber oder Spiritus gefüllte
geschlossene Röhre, welche an dem leichten Träger x
aufgehängt ist; der obere Theil dieses Trägers bildet einen Zahnsector, welcher in
ein kleines Getriebe d eingreift, und an diesem sitzt
wieder der Zahnsector c, welcher in das kleine Getriebe
b an der Zeigerachse eingreift. Bei der geringsten
Temperaturveränderung ändert sich die Lage des Schwerpunktes, und diese
Lagenveränderung wird durch die Zahnbögen und Getriebe auf den Zeiger A am Zifferblatte B
übertragen.
Nimmt man sehr große Röhren, so kann man die Temperaturgrade auch an einem sehr
großen Zifferblatte, wie die Minuten an dem Zifferblatte einer Thurmuhr, sichtbar
machen.
Benutzt man eine gewöhnliche Thermometerröhre mit einem engen Röhrenstück und hängt
dieselbe so auf, daß die Temperaturschwankungen die Veränderung der
Schwerpunktslage, also auch der Neigung, in welcher die Röhre aufgehängt ist,
bewirken, so wird die Lagenveränderung um so größer, je näher der Aufhängepunkt der
Röhre liegt, und zwar in dem Maaße, daß man mit einer einfachen Räderübersetzung
ohne Vorgelege sehr verschiedene Neigungen und daher auch große Theilungen erhalten
kann.
Nach demselben Princip kann man auch Barometer ausführen. Um den Feuchtigkeitsgrad zu
messen, müßte man zwei Apparate anwenden, einen mit einem schwammigen Körper zur
Absorption der Feuchtigkeit und einen, welcher keine Neigung zur Aufnahme von
Feuchtigkeit hat. Endlich würde der Apparat auch leicht als Pyrometer einzurichten
seyn.