Titel: Beschreibung zweier Maschinen zur Erzeugung von Furnüren durch Hobeln.
Autor: Johann Zeman
Fundstelle: Band 192, Jahrgang 1869, Nr. V., S. 17
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V. Beschreibung zweier Maschinen zur Erzeugung von Furnüren durch Hobeln. Mit Abbildungen auf Tab. I. Beschreibung zweier Maschinen zur Erzeugung von Furnüren durch Hobeln. Zur Herstellung von Furnüren dienen schon lange Maschinen, welche entweder auf der Anwendung einer Säge oder eines großen Hobels beruhen. Mit den besten Maschinen der ersten Art, den sogen. Furnürschneidmaschinen, erhält man aus einer 27 Millimeter dicken Bohle 20, höchstens 25 Furnüre, deren Dicke nicht unter 0,5 Millimet. beträgt; mehr als die Hälfte geht als Abfall beim Sägen verloren. Aus einem Holzstück gleicher Stärke schneidet man aber mit einer Maschine der zweiten Art, den Furnürhobelmaschinen, ohne besondere Schwierigkeiten bis 100 ja 150 Blätter, also von Papierdicke; diese Maschinen sind gleichzeitig so eingerichtet, daß auch Furnüre größerer Dicke für gewöhnliche Tischlerarbeiten geschnitten werden können. Mit Rücksicht auf den in diesem Journal aufgenommenen Artikel6) „ über Natur- Holztapeten“ dürfte die Beschreibung zweier Maschinen, welche nach verschiedenem Principe solche papierdünne Furnüre schneiden, nicht ohne Interesse seyn. Als Grundlage zu diesem Aufsatz dienen zwei in Armengaud's Publication industrielle publicirte Artikel. Die Anwendung des Hobels zum Schneiden von Furnüren läßt sich einige Jahrzehnte zurück nachweisen.7) Der Wirkungsweise nach unterscheidet man zweierlei Arten von Maschinen: A. Spiral-Furnürhobelmaschinen; bei diesen rückt dem während des Schneidens sich drehenden Holzcylinder ein tangential gestelltes Messer, mit einer der Furnürdicke entsprechenden Geschwindigkeit, stetig näher. Es entsteht ein spiralförmiger Schnitt und der Holzkörper wird in ein Blatt von beträchtlicher Länge verwandelt. B. Furnürhobelmaschinen; über einen auf einem Tische befestigten Holzblock bewegt sich ein über dessen ganze Breite gehender, schief gestellter Hobel; der Tisch mit der Bohle wird vor jedem neuen Schnitt um die Dicke eines Furnürblattes gehoben.8) In allen Fällen wird das Holz durch Dämpfen oder Eintauchen in heißes Wasser erweicht. Hierdurch wird wohl das Holz einiger wesentlichen Eigenschaften beraubt; man erlangt aber dadurch den Vortheil, ungemein dünne Furnüre schneiden zu können. Nach diesen einleitenden Bemerkungen gehen wir zur Beschreibung der Maschinen selbst über. A. Spiral-Furnürhobelmaschine von Garand in Paris.9) Figur 1 stellt den Grundriß dieser Maschine dar; Fig. 2 ist ein Schnitt nach der Linie 1,2; Fig. 3 zeigt den Schnitt durch die Achse des Holzcylinders A, und zwar die rechte Seite der Einlagerung; sämmtlich in 1/30 wirkl. Gr. Der Holzcylinder A ist gehörig auf der Achse, B, B1 befestigt, so daß er eine bestimmte drehende Bewegung erhalten kann. Da die Holzbreite variabel ist, so sind die Achsen B, B1 verschiebbar gelagert; die Verschiebung erfolgt von der Leitschraube D links und D1, rechts, ohne daß durch deren Wirkung eine Verrückung der Zahnräder C und C1 erfolgen kann. In Fig. 3 ist deutlich die Anordnung zu erkennen, welche an der rechten Seite der Maschine aus diesem Grunde getroffen wurde. E bezeichnet die festgehaltene Mutter der Schraube D1, durch deren Drehung der Träger I hin und her geschoben werden kann, welcher diese Bewegung auf die in dessen unterem Ende gelagerte, mit Schraubenwindungen versehene Achse B1, überträgt. Diese gleitet im Lager des Seitengestelles F2; das Rad C1, sitzt mit Feder und Nuth auf der Achse B und bringt diese somit in drehende Bewegung, ohne eine Verschiebung derselben zu hindern. Die Mutter a und Gegenmutter a1 halten nach einer geschehenen Einstellung das Rad C1. Die drehende Bewegung des Holzcylinders A, welcher in die mit heißem Wasser gefüllte Kufe B2 taucht, erfolgt von der Hauptwelle T mit der Stufenscheibe U; die Zahnräder S,R,P resp. S1, R1,P1 übertragen die Drehung auf die gleich großen Zahnräder C und C1, an deren Achsen B, B1 der Cylinder A festsitzt. Eine weitere Feststellung erfordert das Schneidwerk, dessen Anordnung Fig. 4 und 5 zeigen; Fig. 5 läßt deutlich den eigentlich wirkenden Theil, ein scharf messerförmig zugeschliffenes Hobeleisen von beträchtlicher Ausdehnung erkennen, welches an dem Körper N durch zwei Deckplatten M und M′ gehalten wird; gleichzeitig verhindert M durch dessen Anlegen an die Holzfläche ein zu tiefes Eindringen des Hobeleisens; M1, dagegen leitet die Furnüre U ab, welche auf eine Rolle A3 aufgewickelt wird. Das Messerhaus N ruht auf verstellbaren Schrauben d des Wagens J, welcher durch die Leitschraube V zum oder von dem Holzcylinder gerückt werden kann. Beim Schneiden muß das Messer stetig der Holzcylinderachse genähert werden, welche Bewegung von der Dicke der zu schneidenden Furnüre und von der Drehung des Holzes abhängt. Die Verschiebung erfolgt deßhalb von der auf der Achse B sitzenden Riemenscheibe H (Fig. 1); der Riemen läuft auf H3, von deren Achse die Kegelräder H2 und H1 die Riemenscheibe g1, endlich g in Drehung versetzen; die Achse der letzteren bildet die Schraube V. Die Furnürdicke wird durch Auswechseln der Scheibe g oder g1 verändert. Noch muß auf den Preßkopf L hingewiesen werden, welcher unmittelbar über dem Messer der ganzen Breite nach auf das Holz drückt, um ein etwaiges Einreißen desselben zu verhüten. Die Schrauben b (Fig. 4) gestatten die genaue Einstellung von L. Im Uebrigen bezeichnen in allen Figuren gleiche Buchstaben gleiche Theile, so daß eine weitere Beschreibung zur Erkennung der Wirkungsweise der Maschine überflüssig ist. Nur von den Schnurrollen p sey noch erwähnt, daß sie zur Unterstützung der Einlagerung des Holzblockes oder der Trommel dienen, welche in Fig. 6 und 7 angedeutet ist. Der Zweck dieser Anordnung ist, das Schneiden von Furnüren aus den Holzleisten m zu gestatten. Sie werden auf Holzunterlagen n befestigt und dann der Wirkung des Messers ausgesetzt. Um möglichst wenig Material zu verlieren, wird der zu verarbeitende Holzblock achtkantig zugerichtet; man erhält im Beginn so lange eine Anzahl getrennter Furnürstreifen, bis der Querschnitt kreisförmig geworden ist, und die Arbeit dauert bis der Cylinder auf circa 0,16 Met. Durchmesser abgeschält ist. Man kann mit dieser Maschine bei einem Kraftaufwand von 4 bis 5 Maschinenpferden sehr leicht in einem Tag zwei Blöcke Mahagoniholz von 2 Met. Länge und 0,5 Met. im Gevierte in Furnüre schneiden (der Holzcylinder macht 5 Umdrehungen per Minute und die Verschiebung beträgt beispielsweise 0,75 Millimeter per Umdrehung, entsprechend 36 Furnüren auf 27 Millimeter Holzdicke). Die so erzeugten Furnüre haben nach einer leicht durchzuführenden Rechnung 544 Quadratmeter Fläche. Mit einer Furnürsäge erhält man bei günstiger Arbeit 20 solcher Furnüre auf 27 Millimeter, also im Ganzen 370 Quadratmeter. Das Mehrergebniß im ersten Falle beträgt nahezu 50 Proc. Gleichzeitig ist der Kostenaufwand beim Sägen bedeutender, indem zur Verrichtung dieser Arbeit — nämlich 370 Quadratmeter in einem Tage — 6 Sägen10) erfordert werden, zu deren Betrieb mindestens 6 Pferdekräfte und zu deren Beaufsichtigung mehr Arbeiter erforderlich sind. Nach unserer Quelle berechnen sich die Kosten per Quadratmeter Furnüre bei Anwendung
der Hobelmaschinen auf 0,11 Frcs. der Sägen auf 0,20 Frcs.
B. Furnürhobelmaschine von Bernier d. ält. und Arbey, Constructeure in Paris.11) Diese Maschine ist in den Figuren 8–12 dargestellt, und zwar in Fig. 8 der Grundriß; in Fig. 9 der Schnitt nach der Linie 1,2 der Fig. 8; Fig. 10 ist die Ansicht von hinten, sämmtlich in 1/25 natürl. Größe. Das Gestell besteht aus den Seitenwänden A, A1, welche mittelst Querstangen und der Vorderwand B zu einem festen Ganzen verbunden sind. Die Tischplatte C ist viereckig und durchlocht zur Aufnahme von Schraubentöpfen zur Befestigung des Holzkörpers O. Dieser wird vor dem Schneiden, wie schon oben gesagt wurde, gedämpft. An der Tischplatte fest sind die Bronzemuttern c, c (Fig. 10) der Führungsschrauben Q und Q1, welche eine sichere parallele Hebung des Tisches vermitteln; dießfalls finden die Muttern c eine senkrechte Führung in den entsprechend ausgehobelten Leisten c′, c′ (Fig. 9). Den wesentlichsten Theil bildet das Hobeleisen d, von dessen unverrückbarer Führung und richtigem Angriff die Arbeit abhängt. Das Messer d ist ein Doppelhobeleisen von einer über die ganze Maschine sich erstreckenden Breite; es steht schief — nahezu 80° geneigt — gegen die Richtung des Schneidens und unter einem Winkel von 16° gegen die Holzfläche. Die Art der Befestigung ist deutlich aus Fig. 11 und 12 zu entnehmen. Hierzu ist nur zu bemerken, daß zur Unterstützung der gleichförmigen Abnahme der Furnüre, also gegen ein etwaiges Einreißen des Holzes, eine Kupferschiene f unmittelbar vor dem Hobel durch die Presse F auf das Holz niedergedrückt wird. Die Presse ist mit der Seitenwand D1, des Messergehäuses D in Verbindung und beide machen in Folge dessen eine gleiche Bewegung; den Abstand der Kupferschiene f vom Hobeleisen d regulirt man je nach dem zu verarbeitenden Holze mit der Schraube f′. Die Höhenstellung der Schiene f richtet sich nach der Dicke der Furnüre; diese ist so groß wie der Abstand der unteren Linealfläche f von der schneidenden Messerkante. Diese Stellung wird durch die Schraube g′, g′ und die Stahlkeile g beeinflußt; einmal richtig gestellt, wird die Stellschraube G angezogen. Die Bewegungsübertragung erfolgt von der Hauptwelle J. Auf derselben sitzen fünf Riemenscheiben; P und P1, sind Voll- und p, p1. und p2 Leerscheiben. In der Stellung der Fig. 8 läuft der Riemen H auf die Vollscheibe, während der gekreuzte Riemen H1, welcher von derselben Scheibe12) an der Transmissionswelle getrieben wird, auf die Leerscheibe p aufläuft. Die Bewegung setzt sich durch die Zahnräder i, j resp. i′ und j′ auf die Welle K fort, an deren Ende die mit den Zahnstangen L und L1 in Eingriff stehenden Getriebe k und k′ sitzen. Mit diesen Zahnstangen steht der Messerhalter D in fester Verbindung und wird dieser in der Führung d′, d′ über die Bohle O hingeführt, während das Hobeleisen die Furnüre U abschneidet. Am Ende des Laufes angelangt, rückt in Folge der Wirkung einer von der gewöhnlichen Metall-Hobelmaschine bekannten Umsteuerung — Stange 1, Nase N, verstellbare Knaggen n und n1 etc. — der Riemen H auf die Leerscheibe p1 und der gekreuzte Riemen H1 auf die Vollscheibe P1; es erfolgt der entgegengesetzte Gang des Hobeleisens. Am Ende dieses Laufes erfolgt die Hebung des Tisches C um eine Furnürdicke in folgender Art. Der Stift q (Fig. 8 und 10) an der Zahnstange L1 stoßt gegen das Sternrad q1, wenn der Rückgang nahezu vollendet ist. In Folge dessen erhält das Kettenrädchen r eine gewisse Drehung, welche sich durch die Gliederkette R auf das Rad R1, und weiterhin auf das Getriebe r′ und dessen Achse S überträgt. An beiden Enden derselben sitzen die Kegelräder s, s, welche mit S1, S1, in Eingriff stehen, deren Achsen je eine Schraube ohne Ende tragen (Fig. 9). An der Führungsschraube Q und Q1 sitzt unten ein mit jener eingreifendes Schraubenrad. Da Q und Q1 nur eine drehende Bewegung zukommt, so rücken die vertical geführten Muttern c, c mit der Tischplatte C nach aufwärts. Diese Hebung hängt — abgesehen von einer veränderten Räderübersetzung — von der Drehung des Sternrades q′ ab; einen gewissen Spielraum hat man somit durch Aufsetzen eines 4, 5 oder 6 sternigen Rades q′ in der Hand. Ist hinreichend weit geschnitten, so erfolgt ein rascher Rückgang des Tisches mit Hülfe der an der Achse von q1 befestigten Kurbel T. Eine Abstellung der Maschine erfolgt durch eine entsprechende Stellung des Steuerhebels, bei welcher die Riemen auf die Leerscheibe p1 und p2 auflaufen, und in welcher der Hebel l durch die einfallende Kurbel o (Fig. 8) erhalten bleibt. Die Maschine kann bis zu 2,3 Met. lang und 1,8 Met. breit hobeln; hierbei beträgt die mittlere Geschwindigkeit des Hobels 14 – 16 Met. pro Minute, also im Durchschnitt 0,25 Met. pro Secunde. Berücksichtigt man, daß die Hälfte der Zeit auf den Rückgang des Hobels verloren geht, so können per Arbeitsstunde 225 Furnürblätter von 2 Met. Länge und einer Breite bis 1,8 Met. von beliebiger Dicke erzeugt werden, wobei aber der Zeitaufwand für das Befestigen des Holzblockes etc. nicht eingerechnet ist. Der Preis der beschriebenen Maschine wird mit 8000 Frcs. loco Paris angegeben. Johann Zeman.

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