Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 189, Jahrgang 1868, Nr. , S. 424 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber den Stand der Arbeiten am Suez-Canal.
Die Arbeiten am Suez-Canal werden jetzt sehr lebhaft betrieben. Mitte Februar
1868 war ihr Stand folgender:
Bis zum 31. December 1867 waren ausgeschachtet worden
33 955 535
Kubikmeter
vom 1. Januar bis 15. Februar 1868
2 599 834
Kubikmeter
bleiben noch auszuschachten
37 559 761
Kubikmeter
–––––––––––––––––––––
Summa der auszuführenden Erdarbeiten zwischen Port-Said und Suez
auf einer Strecke von 160 Kilomet.
74 115 130
Kubikmeter.
Der den Arbeiten somit in der neuesten Zeit gegebene Aufschwung berechtigt zu der
Hoffnung, daß dieselben im Frühjahr 1869 vollendet seyn werden.
Auch in Port-Said werden die Arbeiten mit großer Thätigkeit betrieben; am 15.
Februar 1868 waren von 250000 Kubikmet. künstlicher Betonblöcke nur noch 49918
Kubikmet. zu versenken, so daß die weiten Bassins wahrscheinlich Ende 1868 für den
Haudel vollständig werden eröffnet werden können.
Bei dieser großartigen Unternehmung sind gegenwärtig über 10000 Arbeiter beschäftigt
und man schätzt die auf den verschiedenen Arbeitsplätzen verfügbare Arbeitskraft auf
9 bis 16000 Pferdestärken, (Journal of the Society of arts;
Bulletin de la Société d'Encouragement, Mai 1868, S. 323.)
Leistung von Centrifugalpumpen.
Die Construction der englischen Centrifugalpumpen verschuldet es hauptsächlich, daß
dieses System von Pumpen fast vollständig in Mißcredit gerathen ist, denn es geben
namentlich die Pumpen von Gwynne, eines der
renommirtesten englischen Pumpenfabrikanten, so ungünstige Resultate in Bezug auf
den Nutzeffect gegen Kolbenpumpen, daß die Anschaffung der letzteren bis jetzt stets
als die rathsamere erschien.Nach einer Mittheilung im „Hamburger Gewerbeblatt,“ 1868
S. 103, gab eine von Gwynne selbst in der Fabrik
von I. I. Langen u. Söhne in Cöln aufgestellte Kreiselpumpe von 625 Millimet.
Cylinderdurchmesser bei 13,8 Met. gesammter Hubhöhe und 810 Umdrehungen pro Minute eine Wassermenge von circa 570 Liter und verbrauchte dazu die
vollständige Arbeit einer Dampfmaschine von 250 Millimet.
Cylinderdurchmesser und 390 Millimet. Hub, die mit 3¾ Atmosphären
Ueberdruck 130 Umdrehungen machte. Der Nutzeffect der Pumpe war sonach nicht
ganz 25 Proc. Diese ungünstigen Resultate sind aber leicht
erklärbar, wenn man die Construction von Gwynne
betrachtet; man kann getrost behaupten, daß nicht ein einziger Punkt daran in
Uebereinstimmung mit theoretischer Betrachtung steht, daß sogar die Construction der
Schaufeln, ihre Krümmung beim Eintritt des Wassers, sowie die relative Wahl der
Dimensionen einer aufzustellenden Theorie direct widersprechen.
Professor Fink hat in einer in der Zeitschrift des
Vereines deutscher Ingenieure, Bd. XII S. 1,
veröffentlichten Abhandlung die Ansicht ausgesprochen, daß bei rationeller
Construction der Kraftverbrauch der Centrifugalpumpen sich nicht ungünstig stellen
würde, und es hat diese Ansicht durch die Ausführung einer Pumpe nach den Angaben
des Hrn. Fink bereits ihre Bestätigung gefunden. Dieselbe
ist in meiner Fabrik mit geringen Abänderungen ausgeführt worden und arbeitet beim
Schleusenbau am Brookthore in Hamburg.
Die unter Controle des dortigen Wasserbaudirectoriums vorgenommenen wiederholten
Messungen ergaben folgendes Resultat:
Es wurden pro Minute 110 Kubikfuß rheinl. (3,3 Kubikmet.)
auf eine Höhe von 19 Fuß rheinl. (5,96 Met.) gehoben, d. i. eine Leistung von
Textabbildung Bd. 189, S. 425
Pferdestärken erzielt. Rechnet man hierzu die Reibung in der
ziemlich langen Rohrleitung, so ist die nothwendig theoretisch erforderliche Kraft
zu der besagten Leistung 4¾ Pferdestärken.
Diese Leistung wurde verrichtet von einer Maschine, die bei 6⅞ Zoll (180
Millimeter) Cylinderdurchmesser, bei 18 Zoll (479 Millimet.) Hub und bei 75
Umdrehungen mit 3 Atmosphären Ueberdruck arbeitete, die also mit 6 Pferdestärken
reichlich geschätzt ist. Leider konnten directe Messungen der Kraft nicht
vorgenommen werden, es dürfte aber obige Schätzung eher zu hoch, als zu niedrig
gegriffen seyn. Es ergibt sich daraus ein Nutzeffect von 75 Proc.
Es zeigt uns dieser Fall wiederum, daß die praktische Erfahrung der Engländer da
nicht maßgebend seyn kann, wo theoretische Grundlagen unbedingt erst die richtige
Anschauung geben können. E. Blum. (Zeitschrift des
Vereines deutscher Ingenieure, 1868, Bd. XII S.
385.)
Ueber die Lamb'sche
Strickmaschine.
Herr Strumpfwirker Bück in Stuttgart gibt über die Lamb'sche Strickmaschine nach längerer Arbeit mit
derselben Folgendes an:
„Die Maschine ist sehr sinnreich und dabei ziemlich einfach gebaut, so daß
eine aufmerksame Person sich die Handhabung derselben bald aneignen kann; sie
liefert in Kammgarn sowohl wie in Streich- und Baumwollgarn gleich schöne
und egale Arbeit, und kann bei einiger Uebung jede beliebige Façon in Strümpfen
etc. darauf gemacht werden. Da die Eintheilung jedoch nur für gröbere und
mittelfeine Arbeit berechnet ist, so läßt sich feinere Waare nicht darauf
herstellen.“
„Was die Leistungsfähigkeit betrifft, so ist dieselbe von dem Verfertiger
(36 Paar Strümpfe per Tag) zu hoch gegriffen, und
wird schon ziemliche Uebung vorauszugehen haben, um es auf die Hälfte zu
bringen.“
„Wenn die Maschine für den Fabrikbetrieb, sowie für eine Haushaltung auch
nicht ganz geeignet erscheint, so wäre deren Verbreitung doch zu wünschen, da
für den kleineren Geschäftsbetrieb, oder auch für Frauenzimmer, die sich der
Sache ernstlich widmen wollten, ein täglicher Verdienst von 1 st. 30 kr. bis
sogar 2 st. erzielt werden könnte. Um darauf arbeiten zu lernen, ist die
Unterweisung durch eine mit ihrer Behandlung genau vertraute Person unerläßlich;
eine Lehrzeit von 8–14 Tagen wird aber bei einiger Aufmerksamkeit und
Gelehrigkeit wohl genügen.“ (Württembergisches Gewerbeblatt, 1868,
Nr. 33.)
Hr. I. C. Ackermann spricht sich in den Verhandlungen und
Mittheilungen des nieder-österreichischen Gewerbevereins, 1868 Nr. 28, über
die Lamb'sche Maschine folgendermaßen aus:
„Nach den von uns angestellten Versuchen ist die Lamb'sche Maschine nur zur Strickerei mit Schafwolle zu verwenden, und es ist eine falsche Behauptung, daß man
darauf auch Zwirn- und Baumwollstrümpfe erzeugen könne. Die Arbeit mit
letzterem Material zeigt zu wenig Dichtigkeit und gleicht mehr einem Netzwerk.
Wenn auch angegeben wird, daß man vermittelst der Stellschraube fester oder
lockerer stricken kann, so geschieht dieß bei der Schwierigkeit, welche durch
das enge Stricken erwächst, nur auf die Gefahr hin, daß die Maschen öfters
übersprungen werden, d. h. ausbleiben. Bei Verwendung von Schafwolle macht sich
diese Schwierigkeit weniger fühlbar, aber auch hier werden Strümpfe für
einigermaßen starke Personen, wenn auch mit allen Nadeln der Maschine gestrickt,
nicht die erforderliche Weite besitzen. Man wird also, um diesen Uebelstand zu
beseitigen, mehr Nadeln in Anwendung bringen, also auch die Maschine etwas
größer construiren müssen. Wir müssen gerechter Weise auch bezeugen, daß sich
bei der leichten Verschiebung der einzelnen Nadeln verschiedene hübsche Muster
stricken lassen. Für den Familiengebrauch ist sie bis jetzt noch nicht
verwendbar, doch bei genügender Verbesserung dürfte dieselbe eine annähernde
Verbreitung wie die Nähmaschine finden.“
„Por den bisherigen Strickmaschinen (der von Georg Crespel zu Bockenheim bei Frankfurt a. M. und der von Dalton in Amerika) hat die Lamb'sche Maschine (deren Leistungsfähigkeit übrigens vom Verfertiger
übertrieben angegeben wird) auch den Vortheil, daß man die kleinste Gattung von
Strümpfen (sogar Puppenstrümpfe) auf derselben erzeugen kann. Eben so ist bei
dieser Maschine das Auf- und Abnehmen, sowie das Fersenstricken
ermöglicht, wobei jedoch nach Beendigung des Strickens noch Jemand zur Hand seyn
muß, um die Ferse zu vollenden, da sonst der Fersentheil leicht wieder
auftrennt, so wie jener, mit dem er verbunden werden soll, was nur mit großer
Mühe wieder auszubessern seyn würde.“
Die Strickmaschine des Amerikaners Lamb ist in Amerika und
in allen größeren europäischen Staaten patentirt; sie kann von dem Generalagenten
der Lamb knitting Machine Manufacturing Company, U. St. of
America, Herrn C. I. Bräuer
jun. in Breslau zum Preise von 75 Thlrn. bezogen
werden.
Petroleum als Hülfsmittel beim Drehen fast glasharter Metalle;
von Louis Bechstein.
Es handelte sich darum, ein circa 10 Zoll im Durchmesser
haltendes hohles Stück, bestehend aus 7 Theilen Kupfer, 4 Theilen Zink und 1 Theil
Zinn, nach einer Lehre genau auszudrehen. Bei der ungemeinen Härte dieser
Metallcomposition boten sich Schwierigkeiten dergestalt bei der Bearbeitung
derselben dar, daß von dem Weiterarbeiten abgesehen werden mußte. Wegen der
Wichtigkeit der Arbeit wurden die Versuche zur Ueberwältigung der Hindernisse wieder
ausgenommen; es wurde den Drehstählen die verschiedenste Gestalt und Lage gegeben,
es wurden alle bisher bekannten Hülfsmittel zur Erleichterung des Bearbeitens
glasharter Gegenstände aufgegriffen und angewandt; keines von allen denen war aber
im Stande, das sofortige Abstumpfen, auch des härtesten Drehstahles zu vermeiden,
bis endlich Erfinder dieses auf den Gedanken kam, den Drehstahl beständig mit
Petroleum zu benetzen, und auf diese Weise gelang es, bei entsprechender
Construction und Härte des Stahles und entsprechender Umdrehungsgeschwindigkeit des
zu drehenden Stückes, dasselbe mit der gleichen Leichtigkeit wie aus geglühtem Stahl
abzudrehen. — Hellgelb angelaufener Stahl wurde durch eine Mischung von 2
Theilen Petroleum und 1 Theil Terpenthinöl mit der größten Leichtigkeit abgedreht.
(Vierteljahresschrift für technische Chemie, 1868 S. 32.)
Der Sieg des deutschen Gußstahl-Hinterladers über das
englische Woolwich-Geschütz.
Dem preußischen „Militär-Wochenblatt“ entnehmen wir
folgenden officiellen Bericht aus Berlin: Der vollständige Sieg des deutschen
Gußstahl-Hinterladers über das englische Woolwich-Geschütz ist nunmehr
durch den bisherigen Verlauf und die Resultate des hiesigen großen Artilleriekampfes
Krupp gegen Armstrong auf
das Bestimmteste constatirt worden. Es kann und darf von dem hiesigen
Vergleichschießen eine überaus wichtige Rückwirkung auf das gesammte Gebiet des
Geschütz- und Marinewesens erwartet werden. Keine Marine wird mehr den
Vorderlader als eine ausreichende Artillerieausrüstung erachten dürfen, und ebenso
müssen sich für die Panzerfrage ganz andere Grundsätze geltend machen. Andererseits
handelte es sich bei dem Vergleichschießen hier thatsächlich um nichts Geringeres
als um die endgültige und definitive Entscheidung in dem Wettstreit der deutschen
mit der englischen Geschütz-, Geschoß- und Pulver-Industrie und
mit der eclatanten Niederlage, welche England gleichzeitig auf allen drei Gebieten
erlitten hat, ist dasselbe unwiderruflich von der ersten Stelle, die es gerade für
diese Industriezweige seit länger als anderthalb Jahrhunderten behauptet hat,
herabgestiegen und wird unwiderruflich diese Stelle fernerhin an Deutschland
überlassen müssen. Uebrigens ist von den Engländern zu den seltsamsten Mitteln
gegriffen worden, um ihre sinkende Sache zu stützen und immer neue Argumente zu
deren Gunsten aufzubieten, so sollte namentlich nach einer vielfältig verbreiteten
englischen Zeitungsnachricht das aus Schmiedeeisen mit einer Gußstahlseele
gefertigte Woolwich-Geschütz eine weit größere Garantie gegen das Zerspringen
bieten als die Gußstahlgeschütze, und der Gußstahl bei einem derartigen Vorfalle
seiner größeren Sprödigkeit wegen eine weit größere Verheerung in Aussicht stellen
als das weichere Schmiedeeisen. Thatsächliche Beobachtungen liegen darüber freilich
noch nicht vor, weil überhaupt noch kein Gußstahlgeschütz in dieser Weise gesprungen
und zersplittert ist. Höchstens ist bei diesen Geschützen in einigen vereinzelten
Fällen und aus Anlaß einer früheren fehlerhaften Construction ein Abreißen des
Hintertheiles vorgekommen, welchem jedoch gegenwärtig durch einen geeigneten und im
ausgiebigsten Maaße erprobten Verschluß und die Umringung des Rohres ebenfalls
vollständig vorgebeugt seyn dürfte. Wohl aber bleibt jener Behauptung gegenüber auf
die große Zahl gesprungener Armstrongrohre zu verweisen, welche der Voraussetzung
einer größeren Sicherheit des Schmiedeeisens fürwahr schwerlich das Wort reden
möchten. Das Thatsächliche bei der Sache ist vielmehr, daß die Engländer sich für
eine Anwendung dieses letzten Materiales haben entscheiden müssen, weil es ihnen
bisher noch nicht gelungen ist Gußstahl in den für die Geschütze großen Kalibers
entsprechenden Blöcken herzustellen. Ebenso wenig ist es ihnen bisher auch geglückt
den für diese Geschütze geeigneten Verschluß zu construiren, darum ihre Entscheidung
für ein Vorderladungsgeschütz. Noch neuerdings ist Armstrong, der Erfinder des Woolwich-Geschützes, eifrig
beschäftigt, einen guten Hinterlader zu construiren, und soll die betreffende
Anzeige bereits hier eingegangen seyn. Die Aussichten auf einen Erfolg dürfen nach
all den früheren vergeblichen Anstrengungen zur Erreichung desselben Zweckes
allerdings wohl schwerlich als sehr hoffnungsreich erachtet werden. Weil England
seine Geschütze nicht im Auslande bestellen will, muß es sich mit seinem in jeder
Beziehung dem Gußstahlhinterlader nachstehenden eisernen Vorderlader genügen lassen.
Erwähnung verdient jedoch dabei, daß nichts destoweniger die Gußstahlseelen der
englischen Geschütze bereits aus Deutschland, und zwar vorzugsweise aus der Fabrik
in Essen, bezogen werden. Das Facit aber ist, daß England, das nach eigenem
officiellen Geständniß seit dem Auftauchen der Panzerfrage bereits von Staatswegen
allein für die zweckmäßigste Geschützconstruction über 2 Millionen Pfd. Sterl. oder
über 14 Mill. Thlr. aufgewendet hat, jetzt dennoch Deutschland, in welchem von
Staats wegen für diese Zwecke durchaus keine unmittelbare Unterstützung gewährt
worden ist, gerade auf diesem Gebiete vollständig unterlegen ist.
Neue Vorschläge für Volta'sche
Combinationen.
Eine Volta'sche Combination aus Schwefel, Kohle und
Salzwasser wird von Savary (Comptes rendus t. LXVI p. 829; April 1868) vorgeschlagen. Bei derselben
befindet sich gewöhnliches Zink in einer gesättigten Kochsalzlösung. Der negative
Erreger ist ein Stück Kohle aus Kohks, das mit einigen Windungen Kupferdraht umgeben
und in ein poröses Diaphragma gebracht wird, welches Salzwasser und pulverisirten
Schwefel enthält. Der Erfinder fagt, daß nach seinem Versuche dieses Element ebenso
intensiv sey (soll wohl heißen: unter sonst ganz gleichen Umständen dieselbe
Stromstärke liefere, oder daß vielleicht die elektromotorische Kraft dieselbe sey
etc.?) als ein Element, in welchem schwefelsaures Kupferoxyd benutzt wird, und noch
ökonomischer als jenes, in welchem eine Mischung aus Salzwasser und Eisenvitriol
angewendet werde.
Eine von Boulay (Comptes rendus t.
LXVI p. 846; Mai 1868) vorgeschlagene Combination ist eine Modification der
Daniell'schen Kette und besteht der Hauptsache nach
darin, daß 1) das schwefelsaure Kupferoxyd mit dem gleichen Volumen von
salpetersaurem Kali gemischt wird: die metallischen Schuppen, welche sich gewöhnlich
an dem Kupferpole absetzen, können sich dabei nicht bilden; 2) als
Anregungsflüssigkeit eine Kochsalzlösung benutzt wird, welche, dem Gewichte nach,
mit 30 Proc. Schwefelblumen versetzt ist: der Schwefel verhindere die Reduction des
schwefelsauren Kupferoxydes auf dem Zink. (Diesem letzteren Umstande läßt sich
bekanntlich in einer viel einfacheren Weise entgegenwirken.)
Neue Zinnbleilegirungen.
Obgleich diese beiden neuen, von Phlo angegebenen
Legirungen von Zinn und Blei einen geringeren Zinngehalt besitzen, als die zu
Geschirren gewöhnlich verwendete Composition, so zeigen sie doch beinahe alle die
Vorzüge der letzteren, und werden weder von Essig, noch von Salzwasser angegriffen.
Beide Legirungen weichen in Bezug auf ihre Zusammensetzung nur wenig von einander
ab. Die eine derselben wird durch Zusammenschmelzen von 1 Th. Zinn mit 2,24 Th. Blei
erhalten; man schmilzt zunächst das Blei für sich ein, setzt nach dem Abschäumen das
Zinn hinzu und rührt bis zum Erkalten des Metallgemisches ununterbrochen um, damit
das Blei im Gefäße nicht zu Boden sinken kann. Diese Legirung besitzt das
specifische Gewicht 9,64; ihr Schmelzpunkt liegt bei 160° C.; sie läßt sich
in kaltem Zustande auswalzen, ohne zu reißen, nimmt eine schöne Politur an und
verliert an freier Luft nur wenig von ihrem Glänze. Auf Papier hinterläßt sie
Striche, wie Blei; sie ist so weich, daß sie sich mit dem Fingernagel ritzen läßt,
verschmiert aber die Feile doch nicht.
Die zweite Legirung erhält man in gleicher Weise durch Zusammenschmelzen von 1 Th.
Zinn mit 2,25 Th. Blei. Sie ist härter, spröder und weniger streckbar als die erste
und verschmiert die Feile. Beide Legirungen, eine halbe Stunde lang mit kochender
und vierundzwanzig Stunden hindurch mit kalter Essigsäure behandelt, werden ebenso
wenig angegriffen, als wenn man sie ebenso lange der Einwirkung von Salzwasser
unterwirft. Sie können daher ganz gut zur Anfertigung verschiedener Arten von
Geräthschaften verwendet werden. (Les Mondcs. t. XVII p.
479; Juli 1868.)
Mineralstatistische Notizen über die Vereinigten
Staaten.
Der Staat Michigan besitzt mehrere sehr bedeutende Steinkohlenwerke, deren Producte zur Verwendung in
Maschinenbauwerkstätten, für Eisenbahn- und Dampfschifffahrtszwecke, sowie
zum Hausgebrauche sehr gut geeignet sind. Im Jahre 1867 Producirte die eine dieser
Gruben 9000 Tonnen im Werthe von etwa 31,000 Dollars. Die Gesammtförderung des
Staates im Jahre 1867 betrug ungefähr 25,000 Tonnen mit einem Werthe von 97,000
Dollars; in diesem Jahre macht sich eine sehr bedeutende Productionssteigerung
bemerklich und der Steinkohlenbergbau verspricht binnen Kurzem zu einer der
bedeutendsten Erwerbsquellen des Staates zu werden.
In Californien baut dieselbe Gesellschaft, welche den
berühmten Boraxsee ausbeutet, jetzt auch auf einer in der
Nähe dieses See's gelegenen Lagerstätte von Schwefel,
welche nach einer ungefähren Schätzung gegen 20,000 Tonnen von diesem Minerale
enthalten soll. Täglich werden 6 dis 10 Tonnen gefördert. Manche Punkte der
Lagerstätte führen ungewöhnlich reine Schwefelerze, indem die letzteren nicht über
10 bis 15 Proc. fremdartiger Beimengungen enthalten. Der jährliche Bedarf an diesem
Artikel beläuft sich allein im Staate selbst auf 1200 Tonnen; 500 Tonnen davon
consumiren die chemischen Fabriken, 600 Tonnen die Pulverfabriken, den Rest
verschiedene andere Industriezweige.
In Polk County, einem der gebirgigsten Districte von Ost-Tennessee, sind vor Kurzem reiche Lagerstätten von Kupfererzen aufgefunden worden. In der Gegend, wo die
Grenzen der Staaten Tennessee, Georgia, Nordcarolina und Südcarolina zusammenstoßen,
convergiren auch die fast spiralig an einander gereihten Hinterberge und Felskämme
verschiedener Gebirgsketten, und diese Gegend enthält der auf sorgfältige
Beobachtungen sich stützenden Ansicht mehrerer praktischer Geologen zufolge eine
ausgedehnte metallführende Region, von welcher die bei Ducktown ausgerichteten
Kupfererzlagerstätten nur das Ausgehende bilden. Die bis jetzt vorhandenen Abbaue
sind über ein 1500 Fuß Meereshöhe gelegenes Plateau von 5 bis 6 engl. Meilen
Ausdehnung zerstreut. Eines dieser Werke lieferte im Jahre 1867 mehr als 1 Million
Pfund raffinirtes Kupfer.
Zu Mosey Creek, an der Ost-Tennessee- und Virginia-Eisenbahn, 30
Meilen von Knoxville entfernt, hat eine New-Yorker Gesellschaft mit einem
Kostenaufwande von 200,000 Dollars ihre dort angelegten ausgedehnten Zinkhüttenwerke, welche 24 Oefen umfassen, jetzt
vollendet. Die Erze kommen an Ort und Stelle vor und werden zu Zinkoxyd oder zu
Zinkmehl verwandelt, welches zur Darstellung von Zinkweiß benutzt wird. Die bereits
im Betriebe stehenden acht Oefen liefern täglich 100 Barrels von diesem
Producte.
H. H.
Ueber die Zersetzung einiger schwefelsauren Salze in höherer
Temperatur, von Boussingault.
Bekanntlich hat schon Al. MitscherlichJournal für praktische Chemie, Bd. LXXXIII S.
485. gezeigt, daß die schwefelsauren Salze der Alkalien und des
Kalkes in der Weißglühhitze unter Verlust von Schwefelsäure eine Zersetzung
erleiden.
Nach den von Boussingault über denselben Gegenstand
angestellten Versuchen
wird der schwefelsaure Kalk schon in einer Temperatur
zersetzt, welche nicht viel höher zu seyn scheint als diejenige, bei welcher der
kohlensaure Kalk die Kohlensäure abgibt; der Gyps hinterläßt dabei reinen Kalk.
Ebenso verhalten sich die schwefelsauren Salze von Magnesia,
Bleioxyd, Strontian und Baryt; jedoch bedürfen
diese, namentlich die beiden letzteren dazu eine Temperatur, welche weit höher ist
als diejenige, bei welcher freie Schwefelsäure in schweflige Säure und Sauerstoff
zerfällt.
0,582 Grm. schwefelsaures Kali erlitten, fünf Minuten lang
im offenen Platintiegel mit einem Gasgebläse (welches hinreichte um Silicate mit
kohlensaurem Kalk zu zersetzen) erhitzt, einen Gewichtsverlust von 0,044 Grm.,
allein der Rückstand zeigte keine alkalische Reaction; dagegen beschlug sich ein
über den Tiegel gehaltenes hohles Platinblech mit einem dünnen weißen Ueberzuge, der
nach dem Auflösen in einigen Tropfen Wasser nicht alkalisch reagirte, wohl aber mit
Chlorbaryum eine Trübung erzeugte; es hatte also kein Säureverlust, sondern eine
Verflüchtigung des Salzes stattgefunden. Eine solche Verflüchtigung tritt in der
Eisenschmelzhitze (mit dem Schlösing'schen Apparat
erzeugt) sehr rasch ein. 0,739 Grm. des Salzes waren darin in 35 Minuten vollständig
verflüchtigt
Das schwefelsaure Natron verhält sich ähnlich. Läßt man
die Eisenschmelzhitze nicht bis zur vollständigen Verflüchtigung wirken, so reagirt
der Rückstand in Folge eines Gehaltes an freier Basis alkalisch. (Comptes rendus t. LXIV p. 1159.)
Lavoisier über die Destillation des
Branntweins und des Meerwassers.
Von den Oeuvres de Lavoisier, welche auf Kosten der
französischen Regierung von dem Chemiker Dumas
(beständigem Secretär der Akademie der Wissenschaften) herausgegeben werden, ist
kürzlich der vierte Band erschienen; derselbe schließt mit einer Abhandlung über die
Destillation des Branntweins und des Meerwassers, die von Zeichnungen begleitet
ist.
In dieser Abhandlung, welche zuerst im Jahre 1775 veröffentlicht wurde, gibt Lavoisier die für die Construction der Kühlvorrichtungen
und für die beste Construction der Oefen zu befolgende Regel an.
Er zeigt, daß man, um den größten Effect mit dem geringsten Kostenaufwand zu
erhalten, bei jeder Destillation, und bei derjenigen des Meerwassers insbesondere,
den zu condensirenden Wasserdampf und das denselben abkühlende Meerwasser in
einander entgegengesetztem Sinne concentrische Röhren durchströmen lassen und das so
durch den Dampf erhitzte Meerwasser in den Blasenhelm leiten muß.
Er fügt bei, daß ein Ofen eine Kühlvorrichtung im umgekehrten
Sinne ist, eine Definition, welche die für die Oefen anzuwendenden
Constructionsprincipien zusammenfaßt.
Man kann, bemerkt Dumas, nicht verkennen: 1) daß das
Princip der continuirlichen Destillation hiermit aufgestellt wurde; 2) daß Lavoisier, welchem die Industrie die heutzutage in allen
chemischen Fabriken gebräuchliche Methode des systematischen Auswaschens verdankt,
schon im Jahre 1775 die richtigen Regeln für die ökonomische Destillation angab,
sowie diejenigen für die Construction der zum Erhitzen des Wassers und zur
Dampferzeuaung bestimmten Oefen. (Comptes rendus, t. LXVII
p. 7; Juli 1868.)
Ueber Nobel's Dynamit.
Während die Regierungen von Belgien und Schweden die Fabrication und Verwendung des
Nitroglycerins (Nobel'schen Sprengöls) in Folge mehrerer
durch dasselbe veranlaßter, sehr bedeutender Unglücksfälle verbieten, erregen die
Leistungen des Dynamit — mit Nitroglycerin imprägnirter
feiner Sand — in England ungewöhnliches Aufsehen (Mechanics' Magazine Nr. 2285 p. 41; Engineer Nr. 655, p. 40; Engineer, Nr. 133,
p. 52).Ueber die Anwendung und Wirkung des Dynamits wurde bereits von I. Fuchs berichtet, man s. polytechn. Journal Bd. CLXXXVII S.
358.
Bei den Versuchen, welche Nobel selbst auf den Merstham
Kalkwerken bei Redhill anstellte und zwar, wie ausdrücklich hervorgehoben wird, ohne
alle bei solchen Gelegenheiten übliche Geheimthuerei und Effecthascherei, wurde
zunächst durch circa. 15 Grm. Dynamit, das durch eine
Zündschnur mit einem Knallquecksilber enthaltenden Patentzündhütchen entzündet
wurde, ein Eichenbret von 6′ Länge, 9″ Breite und 2″ Dicke
zersplittert und an der Stelle, wo die Patrone gelegen hatte, vollständig
durchbohrt. Um dann die Unexplodirbarkeit des Dynamit bei Entzündung durch ein
gewöhnliches Licht nachzuweisen, entzündete Nobel eine
mit demselben gefüllte halbe Patrone in der Hand, wo dieselbe ruhig verbrannte,
während die andere Hälfte der Patrone durch ein Patentzündhütchen entzündet wurde
und heftig explodirte. Daß das Dynamit auch durch heftigen Stoß nicht entzündet
wird, wurde dadurch bewiesen, daß eine Büchse mit 8 Pfd. Inhalt zweimal ohne allen
Nachtheil von einer Höhe von 60′ auf Steine herabgeworfen wurde; eine gleiche
Büchse wurde in starkes Feuer gelegt, wo das Dynamit, nachdem die Büchse
durchgebrannt war, ruhig verbrannte. Um die Sprengfähigkeit des Dynamit zu zeigen,
wurden circa 100 Grm. desselben auf einen 3′
langen, 2¾′ breiten und 2′ hohen Granitblock gelegt und nur mit
etwas Lehm und Sand bedeckt. Trotz dieses schwachen Besatzes wurde der Block durch
die Explosion nach allen Richtungen hin zerrissen. Noch überraschender war ein
Versuch, bei dem ein schmiedeeiserner Cylinder von 10½″ Durchmesser
und 12½″ Länge, durch dessen Mitte ein 1 zölliges Loch gebohrt war,
das mit Dynamit ohne weiteren Besatz als etwas Sand gefüllt wurde, in zwei Theile
zerrissen wurde, die weit fortgeschleudert wurden; das Eisen zeigte eine sehr gute
Bruchbeschaffenheit. Weiter wurde ein 15′ tiefes zweizölliges Bohrloch im
Kalkstein mit 12 Pfd. Dynamit und darüber 5′ hoch mit Sand gefüllt; durch die
Explosion wurde das ganze Gestein in einem Umfange von 20′ Durchmesser
vollständig zerrissen. Bei einem härteren und weniger klüftigen Gesteine würde die
Wirkung, wie die in Schweden in Granitbrüchen ausgeführten Versuche beweisen,
jedenfalls noch bedeutender gewesen seyn. Zur Nachweisung der Wirksamkeit des
Sprengmittels unter Wasser wurde eine Patrone in einem gefüllten Wassereimer
entzündet, der dadurch vollständig verschwand; Bruchstücke von ihm wurden in einer
Entfernung von einigen hundert Fuß aufgefunden etc. Nobel
gibt die Wirksamkeit des Dynamit, das 76 Proc. Nitroglycerin enthält, als 10 mal so
groß wie die des Schießpulvers an; das erste kostet jetzt für gleiche Gewichte noch
4mal so viel wie das letztere, doch ist eine baldige Herabsetzung des Preises zu
erwarten. (Deutsche Industriezeitung, 1868, Nr. 33.)
Verordnung des kgl. Polizeipräsidiums zu Berlin vom 13.
December 1867, die Aufbewahrung von Petroleum, Aether, Schwefelkohlenstoff und
anderen brennbaren Flüssigkeiten betreffend.
Kleinere Handels- und
Verbrauchsvorräthe von Petroleum.
§. 1. Petroleum, welches für den Detailhandel oder den häuslichen Verbrauch
bestimmt ist, darf nicht in größeren Quantitäten als 5 Centuern vorräthig gehalten
werden. Die Aufbewahrung desselben muß in feuersicheren, unheizbaren, unter stetigem
Verschluß zu haltenden, gut ventilirten Räumen erfolgen, welche allseitig von
massiven Wänden umgeben sind, keine Ausflüsse oder Abzüge nach Straßen, Canälen oder
Hof räumen haben und zur Aufbewahrung anderer, leicht entzündlicher oder große Wärme
entwickelnder Gegenstände nicht benutzt werden. Das Lagern derartiger Vorräthe im
Freien oder unter offenen Schutzdächern ist nur gestattet, wenn der betreffende Raum
angemessen groß und gegen jede gefahrbringende Einwirkung von außen geschützt ist,
und unterliegt in jedem einzelnen Falle der besonderen polizeilichen
Genehmigung.
§. 2. Das Zu- und Abfüllen des Petroleums darf nicht bei Licht
geschehen. Vergossenes Petroleum, sowie Sand oder Erde, welche von solchem
durchsogen sind, müssen sofort entfernt werden. Das Tabakrauchen in dem Lagerraum
ist untersagt.
§. 3. In dem Verkaufslocale darf das Petroleum nur in getrennt von einander
stehenden, luftdicht verschlossenen, metallenen Gefäßen von nicht mehr als je 10
Pfd. Inhalt, oder in starken, fest gekorkten, höchstens 1 Quart fassenden
Glasflaschen aufbewahrt werden. Die Gefäße und Flaschen müssen an Orten stehen,
welche der Erwärmung durch Sonne oder Oefen am wenigsten ausgesetzt sind.
§. 4. In den Haushaltungen ist die Aufbewahrung von Petroleum in starken, gut
verkorkten Gefäßen von Metall, Steingut oder Glas gestattet.
Größere Vorräthe.
§. 5. Die Lagerung von Petroleum in größeren Quantitäten als 5 Centuern ist
nur in feuerfesten, unterirdischen Gewölben oder in massiven gewölbten
Speicherräumen gestattet, welche sich in einzelstehenden, mindestens 10 Ruthen von
anderen Baulichkeiten entfernten, unbewohnten und höchstens aus einem Keller nebst
Erdgeschoß bestehenden Gebäuden befinden, keine Ausflüsse oder Abzüge nach außerhalb
haben und weder selbst zur Aufbewahrung anderer, leicht entzündlicher oder große
Wärme entwickelnder Gegenstände dienen, noch mit Räumen in Verbindung stehen, in
denen derartige Gegenstände lagern, oder in denen Feuerungen angelegt sind oder
Licht oder Gas gebrannt wird.
§. 6. In den Lagerräumen (§. 5) dürfen weder Holz-noch
Eisenconstructionen (insbesondere hölzerne oder eiserne Säulen oder Träger) zur
Anwendung gebracht seyn. Der Fußboden muß ungepflastert und mit einer mindestens 3
Zoll hohen Sandschicht bedeckt seyn, es sey denn, daß in dem Lagerraume eine
ungepflasterte Senkgrube von ausreichenden Dimensionen sich befindet, nach welcher
der Fußboden von allen Seiten ein angemessenes Gefälle hat. Sowohl die
Außeneingänge, als die inneren Verbindungsthüren der Lagerräume dürfen erst in 1 Fuß
Höhe über dem Fußboden eingerichtet und müssen mit einer bis zu dieser Höhe
reichenden, 1½ Fuß starken, massiven Schwellmauer versehen seyn. Die
Einrichtung der Fenster muß der Art seyn, daß von außen in dieselben nichts
hineingeworfen werden kann. Fenster- und Thüröffnungen müssen mit eisernen
oder auf der Innenseite mit starkem Eisenblech beschlagenen Läden versehen seyn,
welche sich von außen öffnen und schließen lassen.
§. 7. Durch geeignete Vorkehrungen ist dafür zu sorgen, daß in den Lagerräumen
fortwährend eine starke Ventilation stattfindet.
§. 8. Licht darf in den Lagerräumen nicht anders wie in Davy'schen Sicherheitslampen neuester Construction, und immer nur auf
kurze Zeit gebrannt werden. Soll eine dauernde künstliche Beleuchtung der Räume
erzielt werden, so müssen die mit Laternen fest umschlossenen Flammen außerhalb
angebracht und das Licht durch Oeffnungen eingeführt werden, welche mit mindestens
½ Zoll starken, fest eingelassenen Glasplatten geschlossen sind. Gas-
und Wasserröhren in oder durch die Lagerräume zu leiten, ist nicht gestattet. Ebenso
ist das Tabakrauchen in denselben untersagt.
§. 9. Bei Räumen, welche in so beträchtlicher Entfernung von anderen
Baulichkeiten liegen, daß im Falle einer Entzündung des Petroleums eine
Weiterverbreitung des Feuers nicht zu befürchten steht, kann auf besonderen
schriftlichen Antrag der Betheiligten von den obigen Beschränkungen ganz oder
theilweise abgesehen werden. Ebenso behält sich das Polizeipräsidium vor,
hinsichtlich solcher Anstalten zur Aufbewahrung von Petroleum, welche, obwohl von
den oben vorgeschriebenen mehr oder weniger abweichend, doch zur Erreichung der
bezweckten Feuersicherheit geeignet erscheinen, von der Beobachtung der vorstehenden
Bestimmungen ganz oder theilweise zu entbinden.
Aether, Schwefelkohlenstoff etc.
Was vorstehend hinsichtlich der Aufbewahrung von Petroleum verordnet worden ist, gilt
auch von Aether, Schwefelkohlenstoff, Benzin, Petroleum-Naphta und
Petroleum-Sprit, Kiehnöl, Terpenthinöl, Gasäther (Mischung von Alkohol und
Terpenthinöl), Photogene, Camphine, Solaröl, Schieferöl, überhaupt von allen
brennbaren Flüssigkeiten (mit Ausnahme von Spirituosen), welche auf 40° C. (
= + 32° R.) erwärmt, durch eine bis auf ½ Zoll nahe gebrachte Flamme
entzündet werden. Es macht dabei hinsichtlich der zulässigen Maaß- und
Gewichtsmenge keinen Unterschied, ob das betressende Lager einen oder mehrere der
vorbezeichneten Stoffe enthält.