Titel: | Die Kartendruckmaschine von E. Leboyer; beschrieben von E. Hoyer, Assistenten für mechanische Technologie an der polytechnischen Schule zu Hannover. |
Fundstelle: | Band 189, Jahrgang 1868, Nr. LXXI., S. 297 |
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LXXI.
Die Kartendruckmaschine von E. Leboyer; beschrieben von
E. Hoyer, Assistenten
für mechanische Technologie an der polytechnischen Schule zu
Hannover.
Aus den Mittheilungen des hannoverschen
Gewerbevereins, 1868 S. 148.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Leboyer's Kartendruckmaschine.
Unter den vielen, zum Theil als neu, sehr interessanten und nützlichen Maschinen
welche die letzte Pariser Welt-Ausstellung für das Kleingewerbe aufwies,
befand sich eine kleine Maschine, die wegen ihrer außerordentlichen Leistung
besonderes Aufsehen erregte.
Es war dieß die Kartendruckmaschine nach dem Patent von E. Leboyer. Sie bot den Zuschauern das Schauspiel dar, innerhalb einer Minute
100 Karten zu drucken, und setzte dadurch den Laien in nicht geringes Erstaunen,
während sie gleichzeitig dem Sachkundigen wieder den Beweis lieferte, wie ein
einfacher glücklicher Gedanke oft zu höchst nützlichen und die Arbeit wesentlich
erleichternden Erfindungen führt.
Dem Schreiber dieses ist bis jetzt noch keine eingehende Beschreibung dieser Maschine
zu Gesicht gekommenIm polytechn. Journal Bd. CLXXXVIII S. 464 wurde
nach dem Mechanics' Magazine die Anordnung
dieser Maschine im Allgemeinen beschrieben und eine perspectivische Ansicht
derselben mitgetheilt.A. d. Red. und er glaubt daher durch
eine speciellere Darstellung ihrer Construction eine kleine Lücke auszufüllen.
Die gewöhnlichen Visiten- und Empfehlungskarten werden bekanntlich in der
Regel durch Kupferdruck, Steindruck und Letterndruck hergestellt. In allen diesen
Fällen wird die Farbe durch Einreiben in die vertieft gravirten oder eingeätzten,
oder durch Auftragen mittelst der Walze auf die erhaben stehenden Zeichen
(Buchstaben, Zahlen, Zeichnungen) gebracht und durch Abpressen in der Walzenpresse
oder der Buchdruckpresse auf das Papier übertragen.
Der Gedanke, welcher der vorliegenden Maschine zu Grunde liegt, geht nun zunächst
dahin, dieses Aufbringen der Farbe, als eine besondere Operation zu beseitigen und
sodann durch eine einfache continuirliche Drehung die Karten selbstthätig, mit
Ausnahme des Zuschneidens, ganz von der Maschine herzustellen.
Zur Beseitigung des, durch die häufige Wiederholung sehr zeitraubenden Auftragens der
Farbe hat der Erfinder von dem schon lange bekannten und angewendeten Verfahren Gebrauch gemacht,
nach welchem man Zeichnungen auf Zeug, Papier, Holz u. s. w. überträgt und das in
der Anwendung eines dünnen Papieres besteht, welches auf der einen Seite mit Talg
und höchst feiner Körperfarbe eingerieben ist. Indem man dieses Papier mit der
beschmierten Seite auf den Gegenstand legt, der die Zeichnung erhalten soll, darüber
die Originalzeichnung ausbreitet, und nun mit einem stumpf-spitzigen Stäbchen
längs der Conturen der Zeichnung unter einem entsprechenden Drucke hinfährt, druckt
sich die Zeichnung auf den untergelegten Gegenstand vollständig ab. Insofern nun der
Erfinder statt des Nachziehens der vorliegenden Zeichen (Schrift, Zahlen etc.) diese
selbst durch Aufdrücken auf einmal durchzeichnet, macht
er von dem eben genannten Verfahren, im Principe, bei seiner Maschine Anwendung.
Nach dieser Andeutung ist leicht einzusehen, worin die Functionen bestehen, welche
diese Maschine ausführen muß, um die ihr gestellte Aufgabe zu lösen. Die in
passender Größe vorher zugeschnittenen Karten sind mit
Hülfe in einander greifender Mechanismen in regelmäßigen Zwischenräumen mit dem
Druckpapier in Berührung zu bringen, an dieser Stelle durch scharfes Anpressen an
die Schrift etc. zu bedrucken, darauf von der Stelle wieder fort und aus der
Maschine als fertig heraus zu schaffen. Gleichzeitig ist selbstredend dabei
erforderlich, das zum Abdrucken bestimmte Papier in gewissen Zwischenräumen so
vorzuschieben, daß immer frische Stellen desselben zum Abdruck gelangen.
Fig. 1 stellt
eine Seitenansicht, Fig. 2 eine Vorderansicht, Fig. 3 den Grundriß und
Fig. 4
einen Längendurchschnitt durch die Mitte dieser Maschine dar. Fig. 5 bis 8 sind Zeichnungen einiger
Details.
Die Bewegung aller erforderlichen Theile geht von dem Schwungrad A aus, welches durch einen eingeschraubten Handgriff in
continuirliche Drehung versetzt wird. Die das Schwungrad aufnehmende Welle B geht quer über die Maschine und ist auf zwei Stellen
a und b in den erhöhten
Seitentheilen M, M gelagert, welche auf das gußeiserne
Hauptgestell G durch Schrauben befestigt sind. Außerhalb
des Gestelles trägt die Welle ein Zahnrad z, welches in
ein größeres Zahnrad z1 eingreift. Dieses Zahnrad (z1) steht in Eingriff mit dem Zahnrad z3 und von letzterem
wird der Mechanismus zum Vorschieben der Karten in Bewegung gesetzt.
Die in gehöriger Größe zugeschnittenen Karten werden auf eine Platte K gelegt, welche von vorn her in zwei Nuthen zwischen
die Theile M, M eingeschoben wird. Der den Karten
angewiesene Raum wird an der einen (der Maschine zugekehrten) Seite durch eine
verticale Wand e, an den drei anderen Seiten durch die drei Stücke k, k1, k2 begrenzt. Diese
Stücke sind so verschiebbar, daß man je nach der Größe der Karten den Raum verändern
kann. Ihre auf der Platte K aufliegenden Füße sind daher
mit Längenschlitzen versehen, durch welche Schrauben gehen, die ihre Muttern in der
Platte K haben und durch Anziehen ein Feststellen der
genannten Stücke bewirken. Zwei der Stücke, nämlich k
und k2 können auch
noch weiter zur Seite in die Ausschnitte geschoben werden, die in den Seitenstücken
M vorhanden sind, und dort ebenfalls durch Versetzen
der Schrauben festgehalten werden. — Aus dem kastenförmigen Behälter K werden nun die Karten, eine nach der anderen, von
unten weggeschoben und zwar in einen Spalt, der von der Unterkante der eben
erwähnten senkrechten Wand e und der Bodenplatte K gebildet wird. Es dient dazu ein hin- und
hergehender Schlitten mit hervorragenden Nasen, die gegen die Karten stoßen.
Der Schlitten ist durch den Buchstaben f bezeichnet. Er
besteht aus einer Gußeisenplatte, welche an den beiden Langseiten schräg abgehobelt
ist und mit diesen schrägen Flächen zwischen zwei, auf dem Gestell G durch Schrauben befestigten Schienen f1, f2 eine sichere
Führung besitzt. Die Beschaffenheit der Nasen erkennt man ohne Weiteres aus Fig. 5, welche
dieselben in wahrer Größe vorführt, während aus Fig. 4 die Befestigung an
dem Schlitten ersichtlich ist. Mit dem oberen Vorsprunge v treten sie durch zwei schmale Schlitze o, o
Fig. 3 in der
Platte K um die Dicke einer Karte vor, fassen also beim
Vorschube eine Karte und schieben sie durch den Spalt zwischen e und K. Damit bei diesem
Vorschiebeu nur eine Karte und diese mit Leichtigkeit
durchgeht, ist die Höhe des Spaltes nur äußerst wenig größer als die Dicke der Karte
zu machen und muß, weil die Kartendicke verschieden ist, demgemäß zu verändern seyn.
Zu diesem Zwecke ist die verticale Blechplatte e, in
Nuthen eingeschoben, an zwei Schrauben m und m1 aufgehängt, indem
diese durch zwei kleine, mit den Muttergewinden versehene Ansätze n und n1 gehen. Diese mit Köpfen ausgestatteten Schrauben
gehen zugleich mit dem oberen Theile durch zwei Vorsprünge die an den Lagerdeckeln
i, i1 sitzen und
lassen sich nur darin drehen, so daß durch eine Drehung der Schrauben die Spaltweite
regulirt wird. Zur Bewegung des Schlittens dient nun das Zahnrad z3. Auf der kurzen,
durch die Wand des Gestelles gehenden Achse dieses Rades sitzt nämlich innerhalb des
Gestelles eine runde Scheibe R
Fig. 4 mit
einem eingesteckten Zapfen g, welcher durch eine
Lenkstange l mit einem an der unteren Seite des
Schlittens angebrachten Stücke p so in Verbindung
gebracht ist, daß bei einer Umdrehung der Scheibe R der
Schlitten sich um eine
Größe hin- und herbewegt, die von der Entfernung des Zapfens g von der Achse der Scheibe R abhängt. — Zur Sicherung dafür, daß bei jeder Bewegung des
Schlittens auch eine Karte gefaßt wird, beschwert man den eingelegten Kartenhaufen
mit einer Bleiplatte von 1 Centim. Dicke, 9 Centim. Länge und 6 Centim. Breite. Zum
Anfassen gibt man ihr einen Knopf und damit die Nasen v
nach dem Fortschieben der letzten Karte nicht anstoßen, versieht man die Bleiplatte
unterwärts an den über den Schlitzen o und o1 liegenden Stellen
mit Furchen.
Zum Weitertransport der Karten sowohl nach der Stelle, wo sie bedruckt werden, als
auch von dieser weiter aus der Maschine heraus, hat sich der Erfinder in sinnreicher
Weise der Bänder ohne Ende bedient, wie sie z. B. bei den Schnellpressen so höchst
nützlich verwandt werden. — Vor dem Spalt, aus welchem die Karten von dem
Schlitten herausgeschoben werden, liegen zunächst zwei eiserne Walzen w und w1 so, daß ihre Berührungslinie in die Ebene der
Platte K fällt, und die vorgeschobene Karte also
dazwischen gebracht wird. Die untere Walze w1 besitzt außerhalb ein Zahnrad z4, welches in ein
Zahnrad z2 eingreift.
Das letztere befindet sich aber auf der Welle des mit z
in Eingriff stehenden Zahnrades z1, so daß bei der Umdrehung des Schwungrades A auch die Walze w sich
dreht. Gleichzeitig trägt diese Walze auch am entgegengesetzten Ende das Zahnrad z5 und setzt damit
durch Eingriff in ein mit der Walze w1 verbundenes Zahnrad z6 diese Walze in Drehung. Mit dem
Walzenpaare w, w1
correspondirend liegt am anderen Ende des Gestelles ein zweites Walzenpaar w2, w3. Beide Walzenpaare
sind durch Bänder ohne Ende so mit einander in Verbindung gebracht, daß die Walzen
w2, w3 mit Hülfe dieser
Bänder ebenfalls gedreht werden. Um die oberen Walzen w und w2 gehen in einem Abstande von 75 Millimeter die
mit c, c bezeichneten Bänder Fig. 3, während c1, c1 zwei Bänder sind,
welche die unteren Walzen verbinden, deren untere Hälften
aber nicht gerade ausgespannt, sondern wegen einiger hinderlichen Theile noch um
eine unten im Gestell liegende Walze geführt werden. Beide Bänderpaare liegen so
aufeinander, daß sie beim Verlassen der Walzen w und w1 gemeinschaftlich
sich in der Richtung des Pfeiles weiter bewegen. Indem nun die Karten von den Walzen
w und w1 gefaßt werden, schieben
sie sich zugleich mit ihren beiden Enden zwischen die aufeinanderliegenden
Bänder und bewegen sich mit diesen fort. Um dabei versichert zu seyn, daß
die Karten bestimmt mitgenommen werden, zieht man die aus etwa 1 Centimeter breitem
starkem Leinenband hergestellten Bänder beim Aufziehen auf die Walzen (durch
Zusammennähen an den Enden) sehr stramm an und führt sie, nachdem sie sich auf einander gelegt
haben, über zwei kleine Eisenwalzen d, d, die ein klein
wenig höher liegen als die Berührungslinie der Walzen.
Auf angegebene Weise getragen, gelangen nun die Karten zunächst nach der Stelle, wo
der Druckapparat sich befindet. Dieser besteht aus der Schrift, dem Druckpapier und
einer Vorrichtung zum Druckgeben.
Was zunächst die Schrift anbetrifft, so wird dazu der gewöhnliche Druckersatz
benutzt, natürlich in allen den Verschiedenheiten wie sie beim Buchdruck vorkommen.
Die Typen werden in einem Rahmen aneinander gereiht, wie es der augenblickliche
Gegenstand erfordert. Der zu diesem Zwecke hier erforderliche Rahmen ist in Fig. 6 und 7 in ⅓
wahrer Größe besonders gezeichnet. Die Grundrißzeichnung Fig. 7 läßt ohne Weiteres
die Unordnung des Satzes erkennen, indem der viereckige aufgeschraubte Rahmen N als Formrahmen angesehen werden kann. Dieser
Schriftbehälter wird bei o in eine Aussparung des
Maschinengestelles geschoben und liegt hier ohne Weiteres dadurch fest, daß sich die
genau abgearbeiteten Seiten an ebenfalls genau hergestellte Flächen bei t, t
Fig. 4
anlegen.
Das Papier, welches die Farbe abgeben soll, ist sogenanntes Seidenpapier, welches auf
einer Seite mit der Druckfarbe überzogen ist. Die Druckfarbe muß die Eigenschaft
besitzen, gleichmäßig abzufärben, auf den Karten sofort zu trocknen, aber auch ohne einzutrocknen sich aufbewahren zu lassen. Die
Herstellung derselben ist noch Geheimniß des Erfinders. Dem Anschein nach wird sie
durch inniges Zusammenreiben von Körperfarben (Ultramarin, Zinnober, Kienruß etc.)
oder Anilinfarben mit Glycerin erhalten. — Der Schreiber dieses ist mit
Versuchen beschäftigt, um die Bereitungsmethode kennen zu lernen, und wird etwaige
günstige Resultate sofort mittheilen. — Die Breite der vom Erfinder
gelieferten Papierstreifen beträgt 8,5 Centimeter, die Länge 4 Meter.
Um das Papier in die Maschine zu bringen, wird es zunächst auf kleine Holzrollen
aufgerollt, welche 9,5 Centimeter lang sind und demnach mit jedem Ende 0,5
Centimeter über das Papier hinwegragen. Diese Holzrolle wird mit dem einen Ende o in einen cylindrischen Ansatz s
Fig. 3 mit
entsprechender Ausbohrung geschoben und mit dem anderen Ende o1 in ein Stück t, welches an dem entgegengesetzten Gestelltheile angebracht und auch mit
einer flachen Höhlung versehen ist. Dieses Stück t ist
in der Längenrichtung verschiebbar zu machen, um die Holzrolle zwischen s und t einbringen zu
können; es hat deßhalb eine durch das Gestell gehende runde Verlängerung mit der
auswärts sitzenden Knopf-Schraube t1 und eine um diese Verlängerung liegende
Spiralfeder. Durch Anfassen des Schraubenknopfes t1 zieht man t zurück
und legt die Holzrolle
ein. Die durch t1 zu
regulirende Spiralfeder preßt dann das Stück t genügend
gegen o1.
Von der Rolle o, o1 wickelt sich nun das Papier ab und geht über die
zwei Stege p, p1
Fig. 4 nach
einer zweiten dünnen Eisenwalze o2, o3, um hier, in solchem Maaße als nöthig, wieder
aufgewickelt zu werden. Dieses Aufwickeln muß ruckweise geschehen, damit das während
des Druckens festgeklemmte Papier nicht abreißt. Zum Zwecke des Umdrehens erhält die
Wickelwalze o2, o3 an dem Ende o2 einen viereckigen
Zapfen, mit dem sie in das Stück o4 eingesteckt wird, während das andere Ende o3 auf dieselbe Weise
wie das Ende o1 der
Holzrolle gelagert wird. Das Stück o4 erhält nun die ruckweise Bewegung durch ein
außerhalb des Gestelles sitzendes Sperrrad s1 und eine Sperrklinkenvorrichtung. Diese ist in
Fig. 8 in
½ wahrer Größe besonders vor Augen geführt. Sie besteht aus einem Hebel H, H1, der sich um einen Zapfen L (der zugleich als Befestigung dient, indem er in das Seitenstück u
Fig. 1
eingeschraubt ist) dreht, und dessen Hebelende H1 durch eine darunter wirkende Blattfeder Q stets nach oben gedrückt wird. Am unteren Ende von H ist die Sperrklinke H2 mit einem verdünnten Blatte in den gabelförmigen
Einschnitt taschenmesserartig drehbar eingelassen, und wird durch eine auf das
durchtretende Ende wirkende an H angeschraubte Feder Q1 fortwährend auf das
Sperrrad aufgedrückt. Nun besitzt die Schwungradwelle B
zwischen dem Zahnrade z und dem Gestell M einen Däumling r, der bei
jeder Umdrehung der Welle auf den oberen Theil von H1 stößt und somit den Hebel H nach links bewegt. Dadurch wird die Sperrklinke H2 deßgleichen nach links verschoben,
indem sie gleichzeitig hinter einen Zahn des Sperrrades faßt und dieses um einen
Zahn fortrückt. Während dabei zwei in das Gestell gesteckte Stifte 1 und 2 die
Bewegung des Vorschiebapparates beschränken, verhindert die hinter dem Zahn des
Sperrrades einschnappende Feder u
Fig. 1 das
Rückdrehen desselben.
Wenn die Karte auf die bereits angegebene Weise nach der Druckstelle, also oberhalb
o zwischen p, p1 gekommen ist, muß
sie nun mit solcher Gewalt niedergedrückt werden, daß die in o stehende Schrift etc. sich durch das über p
und p1 sanft
ausgespannte, zwischen der Karte und der Schrift mit der bestrichenen Seite nach
oben liegende Papier gut abdruckt. Dazu dient eine Vorrichtung, die große
Aehnlichkeit mit dem Druckapparat der gewöhnlichen Buchdruckpresse hat und sich nur
durch den Bewegungsmechanismus davon unterscheidet. Bei der Buchdruckpresse wird der
den Druck direct ausübende plattenförmige Theil, der Tiegel, entweder durch eine Schraube oder einen Kniehebel bewegt. Die ebenfalls Tiegel zu
nennende Druckplatte T wird im vorliegenden Falle durch
ein Excentric bewegt, wie dieß am deutlichsten aus Fig. 4 hervorgeht, wo der
Tiegel im höchsten Stande gezeichnet ist.
Das Excentric E sitzt ebenfalls auf der Schwungradwelle
B und liegt so in der Erweiterung J der Tiegelführungsstange J1, J1, daß es stets mit der oberen und unteren
Gleitfläche in Contact bleibt. Dabei gleitet die runde Stange J1, J1 in runden Qeffnungen einer Unterplatte und der
Krönung der auf den Seitenstücken M, M aufruhenden thurmähnlichen durchbrochenen Erhöhung T, und bewirkt dadurch eine genaue Verticalführung.
— Bei jeder Umdrehung des Schwungrades wird demnach der Tiegel auf eine
gleichbleibende, von der Größe des Excentrics abhängige und bestimmte Tiefe
niedergehen. Da aber die Annäherung des Tiegels an die Lettern gleichzeitig nach der
Dicke der zu bedruckenden Karten sich verändern muß, so hat der Erfinder diesen
Ausgleich durch eine Veränderlichkeit der Höhenlage der Lettern hervorgebracht, und
zwar durch Hebung oder Senkung des Schriftbehälters. Aus der Querschnittsfigur 6 ist
die dahinzielende Einrichtung zu erkennen. An der unteren Fläche a c befindet sich nach der Linie a
b
c eine Vertiefung ausgearbeitet, so daß nach der Linie
a
b eine gegen die Grundfläche geneigte Fläche entsteht.
In die Vertiefung ist ein mit gleicher Steigung versehenes Keilstück eingelegt,
welches sich längs der Fläche a, b verschieden läßt, dessen Grundfläche aber stets parallel zu a
c bleibt. Eine in die Wand b, c parallel zu a
b eingelegte Schraube g hat
ihre Mutter in dem Keilstücke e, d und verschiebt dasselbe, wenn sie durch den Knopf g gedreht wird, weil sie durch vorgelegte Bunde oder Stifte am
Fortschreiten in der Längenrichtung verhindert wird. Durch das Vorschieben oder
Zurückziehen des Keiles hebt oder senkt sich aber der ganze Kasten, so daß man auf
solche Weise eine höchst feine Regulirung in der Gewalt hat. Um dabei ein
Herausfallen des Keiles, oder ein Verbiegen der Schraube zu verhindern, geht durch
den schmalen Schlitz i, i
des Keiles eine kleine Schraube in das Stück N und trägt
das Stück e, d mit ihrem
Kopfe.
Aus dieser detaillirten Beschreibung der Leboyer'schen
Kartendruckmaschine geht zunächst hervor, daß nach den getroffenen Vorbereitungen
der ganze Mechanismus in Bewegung gesetzt wird durch Umdrehung des Schwungrades A in der Richtung des Pfeiles, wodurch sämmtliche Räder
nach den beigezeichneten Pfeilen sich bewegen. Beginnt also in der gezeichneten
Stellung die Drehung, so geht der Tiegel nieder, der Däumling r verläßt den Hebel H1, der Schlitten f
schiebt sich zurück. Nach genau einer halben Drehung hat der Tiegel den tiefsten
Stand erreicht und eine Karte gedruckt. Während des Momentes des Druckens liegt die Karte von selbst
fest, weil sie zwischen den Bändern zu gleiten vermag. Nach weiterer Drehung wird
der Druck aufgehoben, die Karte von den Bändern wieder gehalten und so aus der
Maschine herausgefördert, natürlich mit der bedruckten Seite nach unten. In der
Zeit, die zwischen zwei Druckmomenten liegt, muß nun von neuem eine Karte
untergeschoben und das Druckpapier um eine entsprechende Größe weiter bewegt werden.
Deßhalb hat auch der Schlitten f nach der ersten
halben Umdrehung des Schwungrades den Vorschub vollendet
und nach der zweiten Hälfte der Drehung den ersten Stand wieder erreicht, so daß
auch immer bei einer Umdrehung eine Karte vorgeschoben
wird. Ferner hat der Däumling r kurz vor dem neuen
Niedersteigen des Tiegels den Hebel niedergedrückt, somit das Sperrrad s um einen Zahn gedreht, weil er um 180° gegen
das Excentric E auf der Welle B sitzt.
Damit s aber nach jeder Umdrehung eine Karte genau an die
gehörige Stelle rückt, müssen die Bänder eine solche Geschwindigkeit haben, daß sie
bei jeder Umdrehung des Schwungrades genau so viel fortrücken, als die Entfernung
der im Drucke begriffenen Karte von der nächstfolgenden beträgt. Diese Entfernung
beträgt im vorliegenden Falle 12 Centimeter, mithin bewegen sich die Bänder mit 12
Centimeter Geschwindigkeit bei jeder Umdrehung des Schwungrades. Diese
Geschwindigkeit wird durch eine passende Uebersetzung und durch die Dicke der Walze
w resp. w1 erhalten, wobei sich die letztere aus der
ersteren bestimmt. Das Zahnrad z hat nun 70 Zähne, das
Transporteurrad z1 140
Zähne, ferner hat z2
52, z4 20 und z3 70 Zähne. Daraus
ergibt sich
70/140 . 52/20 = 1,3
als Umdrehungszahl für die Bandwalze. Dieser Zahl entspricht
eine Wegeslänge von 12 Centimeter, so daß nach der Gleichung
d π . 1,3 = 12 Cent.
Textabbildung Bd. 189, S. 304
als Walzendurchmesser sich ergibt, wie sich denn dieser
Durchmesser auch bei vorliegender Maschine durch Messung bestätigt. Die Entfernung
der Karten (hier 12 Centim.) ist natürlich willkürlich und folgt nur aus der
Entfernung der Druckstelle von der Walzenachse. Die Verschiebung des Schlittens
beträgt 44 Millimeter.
Die Vorbereitungen, welche diese Maschine erfordert, bestehen in der Herstellung des
Satzes und dem Zuschneiden und Einlegen der Karten.
Was die letzteren anbetrifft, so werden sie in der Buchbinderbeschneidpresse oder
besser mit einem hierzu eingerichteten Hebelmesser genau rechtwinkelig in
entsprechenden Größen zugeschnitten. Die Größe ist übrigens nicht sehr variabel,
indem ihre Länge höchstens 10 Centimeter und ihre Breite nur zwischen 5 und 7,5
Centimeter seyn kann, weil schmälere Karten beim Vorschub des Schlittens wegen
dessen begrenzten Weges nicht mehr von den Walzen, breitere nicht mehr von dem
Schlitten gefaßt werden. Daß man dem Papiere wenigstens eine solche Stärke geben
muß, als die Höhe beträgt, mit welcher die Schlittennasen über die Platte vortreten,
braucht wohl kaum angeführt zu werden.
Beim Setzen der Schrift ist namentlich darauf zu achten, daß sie mit der Mitte der
Karte zusammentrifft; ihre Lage richtet sich daher nach der Breite der Karte und
zwar
muß
die
Schrift
am
weitesten
nach
der
Seite
gesetzt
werden, wo
die
Karte
eintritt, je
schmäler
die
Karte
ist.
Die Geschwindigkeit mit welcher die Maschine arbeitet, hängt natürlich ab von der
Zahl der Umdrehungen, welche man der Welle B ertheilt,
indem hieraus sich von selbst die Zahl der Karten ergibt. Da es nun gar nicht schwer
ist, 100 Umdrehungen pro Minute zu machen, so kann man
auch 100 als die Zahl der pro Minute fertigen Karten
annehmen oder 6000 Karten pro Stunde. Der dazu
erforderliche Druckpapierverbrauch läßt sich leicht ermitteln, wenn man sich
erinnert, daß die Aufwickelwalze bei jeder Karte um den fünften Theil ihres Umfanges
Papier aufzieht Ihren Durchmesser zu 8 Millimeter im Mittel angenommen, ergibt
mithin für eine Karte 8 . 3,14/5 = 5,02 Millimeter oder für 100 Karten etwa 0,5
Meter. Dieser Verbrauch des Papieres ändert fich nicht in dem Falle, wo die
Schriftzeilen mehr Raum als 5 Millimeter betragen, weil eine Stelle des Druckpapieres mehrere Abdrücke
zu liefern vermag.
Die Vortheile der dargestellten Maschine liegen zum Theil in der Schnelligkeit ihrer
Arbeit bei leichter Handhabung, indem nur geringe Aufmerksamkeit und die Kraft eines
Kindes zur Behandlung genügt, zum Theil in Ersparung des sonst gebräuchlichen
Materials (Kupferplatte, Steine), so daß die damit gedruckten Karten fast für das
Papier herzustellen sind. Die Lettern bleiben, weil sie nicht mit Farbe in Berührung
kommen, stets rein, wodurch das sonst so lästige Reinigen überflüssig ist.
Schließlich mag noch Erwähnung verdienen, daß man mit großer Leichtigkeit auch Karten
mit Buntdruck auf dieser Maschine herstellen kann, indem man sie soviel Mal durchpassiren läßt, als
Farben angebracht werden sollen, natürlich nach jedesmaliger Einlage neuer
Papierrollen und entsprechender Veränderung des Satzes.
Der Preis vorliegender Maschine beträgt im Dépôt
général, Berthier
et
Compagnie, No. 91, Rue
de
Rivoli
à
Paris, 800 Franken. Ein verhältnißmäßig hoher Preis, der
wohl einen deutschen Industriellen zum Nachbauen veranlassen könnte.