Titel: | Mechanischer Webstuhl für tuchartige Stoffe von G. Crompton; beschrieben von Prof. Kohl in Chemnitz. |
Fundstelle: | Band 189, Jahrgang 1868, Nr. XI., S. 33 |
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XI.
Mechanischer Webstuhl für tuchartige Stoffe von
G. Crompton; beschrieben
von Prof. Kohl in
Chemnitz.
Aus den Mittheilungen des hannoverschen
Gewerbevereins, 1868 S. 15.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Crompton's Webstuhl.
Der mechanische Webstuhl von George Crompton, Worcester,
Massachusetts, für tuchartige Stoffe bestimmt, ist zur Bewegung der 24 Schäfte mit
einer Schaftmaschine und für den Schußwechsel auf beiden Seiten mit sich senkrecht
bewegenden vierzölligen Schützenkästen versehen. Das Wechseln kann von einem Kasten
aus mit 1–4 Schützen oder durch beide Kästen gemeinschaftlich bis mit 7
Schützen verrichtet werden. Die Bewegung der Wechselkästen geschieht durch Excenter,
und die Folge des Wechsels wird ebenfalls durch eine Kette übertragen, deren Glieder
aber nicht aus Karten, sondern entweder aus glatten oder mit ringförmigen
Vorsprüngen versehenen Bolzen bestehen. Auf diesen Bolzen liegen zwei kurze Hebel,
welche in Verbindung mit einem tiefer liegenden Hebel a,
Fig. 8,
stehen, der mit zwei daran verbundenen Sperrkegeln b und
c auf zwei entgegengesetzt gerichtete Sperrräder d und e und durch die
Excenter auf die Bewegung der beiderseitigen Wechselkästen wirkt. Das Vorschieben
der Sperrkegel b und c zum
Eingriff in die Sperrräder geschieht durch zwei Excenter f auf der Welle g. Greifen diese Sperrkegel in
zwei andere, unmittelbar neben den ersteren und ebenfalls entgegengesetzt
aufgesteckte Sperrräder, wie solche im Grundriß zu Fig. 8 ersichtlich sind,
so kann man die Kette für symmetrische Muster rückwärts arbeiten lassen. Die
Anordnung der Kette durch die Bolzenglieder ist der Art, daß, wenn die Bolzen keinen
ringförmigen Vorsprung besitzen, ein Wechsel eintritt, im umgekehrten Fall aber
nicht. Je nachdem die ringförmigen Vorsprünge nun auf der einen oder anderen Seite
der Bolzen fehlen, tritt der Wechsel auch mit dem Schützenkasten auf der einen oder
anderen Seite ein. Die treibende Welle liegt wie beim Schönherr'schen Stuhl seitwärts desselben und die Riemenscheibe auf dessen
Hinterseite. Auch die Anordnung der Schäfte und deren Bewegung durch eine
Schaftmaschine ist ähnlich der Schönherr'schen. Die
Schaftschämel sind durch Zugdrähte und oberhalb über zwei, unterhalb über eine Rolle
gehende Riemen mit den Schäften verbunden.
Damit vordere und hintere Schäfte bei ihrem Aufzug möglichst gleich hohes Fach
bilden, sind die Zugdrähte an den Schämeln so verbunden, daß alle hinterwärts
liegenden Schämel etwas zunehmend größere Hebelarme bilden, so daß sie auch eine
verhältnißmäßig größere Hubhöhe der damit verbundenen Schäfte bewirken. Um der
Dehnung der für die Schaftaufhängung benutzten Riemen zu begegnen, ist im Obertheil
des Gestellbügels eine durch Fig. 9 dargestellte
Vorrichtung angebracht, durch welche alle Schäfte gemeinschaftlich gespannt werden
können. Es sind nämlich die oberen Schaftrollen in dem Gabelende eines Hebels m, n gelagert, dessen Drehachse c ist. Wird nun durch eine Schraube a mit
Gegenmutter b der Hebel mit dem Ende n höher oder tiefer gestellt, so werden die Schäfte
angezogen oder nachgelassen. Die Aufwindungsvorrichtung dieses Stuhles ist insofern
von den gewöhnlichen verschieden, als mit der fortschreitenden Aufwindung der Waare das
Gewicht am Klinkhebel selbstthätig verschoben und somit die veränderte Spannung
regulirt wird. Fig.
10 zeigt diese Vorrichtung. Der Arm a, b des
Winkelhebels a, b, c liegt am Umfang des Waarenbaumes
a und wird bei dessen Zunahme gehoben, durch den
Hebel b, c und die damit verbundene Stange c, d, das daran befestigte Gewicht G am Klinkhebel e aber nach
der Pfeilrichtung weiter hinausgeschoben. — Um bei zweiseitigem
Schützenwechsel zu bestimmen, auf welcher Seite der Schütze abgehen soll, ist eine
Angabe durch die Karte erforderlich. Bei dem Crompton'schen Stuhle ist dieß in der einfachsten Weise dadurch umgangen, daß
an demselben beide Arme fortgehend gleichzeitig schnellen. Allerdings veranlaßt der
leere Gang der Arbeitstheile ein stärkeres Abnutzen und Geräusch derselben.
Der Preis eines solchen Stuhles bis zum Aufstellungsort abgeliefert ist 1600, mit
Aufstellung in der Fabrik bis zu vollständigem Gang 1700 Frcs. Die R. Hartmann'sche und C. F. Schellenberg'sche Maschinenfabrik in Chemnitz haben das Recht zum Erbauen
des Crompton'schen Stuhles acquirirt und nehmen
Bestellungen auf diesen Webstuhl an.