Titel: | Ueber die Nachweisung der gasförmigen Verunreinigungen des Vitriolöls; von Robert Warington. |
Fundstelle: | Band 188, Jahrgang 1868, Nr. CXIX., S. 489 |
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CXIX.
Ueber die Nachweisung der gasförmigen
Verunreinigungen des Vitriolöls; von Robert Warington.
Aus der Chemical News, vol. XVI p. 75; Februar
1868.
Warington, über Prüfung des Vitriolöls auf gasförmige
Verunreinigungen.
Es ist für manche Zwecke wesentlich, daß das Vitriolöl frei ist von Schwefligsäure
sowie von den niederen Oxydationsstufen des Stickstoffes; beide Arten von
Beimengungen aber kommen in manchen käuflichen Vitriolöl-Sorten vor. Nachdem
ich zur Auffindung sehr geringer Mengen von Schwefligsäure im Vitriolöle
verschiedene Methoden versuchsweise angewendet hatte, kam ich auf das nachstehende
Verfahren, welches gleichzeitig die Gegenwart der erwähnten Sauerstoffverbindungen
des Stickstoffes nachzuweisen gestattet.
Von dem zu prüfenden Vitriolöle bringt man etwa 2 Pfund in eine Flasche, welche von
dieser Menge etwa zur Hälfte gefüllt wird, verschließt dann die Flasche und
schüttelt dieselbe eine bis zwei Minuten lang heftig. Dadurch werden die der
Flüssigkeit beigemischten gasförmigen Verunreinigungen durch die in der Flasche
enthaltene atmosphärische Luft gewissermaßen ausgespült. Die Gegenwart von
Schwefligsäure wird nun dadurch erkannt, daß man einen mit Jodstärke blau gefärbten Papierstreifen in den oberen, mit Luft gefüllten
Raum der Flasche einsenkt und mittelst Zwirns und eines Korkstopfens in demselben
aufhängt; bei Vorhandenseyn von Schwefligsäuregas entfärbt sich das Papier.
Zu diesem Probirpapiere wird am besten schwedisches Filtrirpapier benutzt; man zieht
Streifen desselben zunächst durch eine sorgfältig bereitete Stärkelösung, läßt
sie trocknen und legt sie darauf in eine schwache wässerige Jodlösung, in welcher
sie bleiben, bis sie eine entschieden blaue Färbung angenommen haben; dann werden
sie aus der Lösung entfernt und zwischen Fließpapier gepreßt, worauf sie zum
Gebrauche fertig sind.
An der Luft verschwindet die blaue Farbe des auf diese Weise präparirten Papieres
allmählich, weßhalb zn empfehlen ist, dasselbe erst unmittelbar vor dem Gebrauche
darzustellen; aus demselben Grunde setzt man es auch der Einwirkung des Gases in der
Flasche nicht länger als zwei bis drei Minuten aus, da binnen dieser kurzen Zeit
eine merkliche Veränderung seiner Farbe nicht eintritt, wenn Schwefligsäuregas nicht
vorhanden ist. Auch durch höhere Temperaturen wird die Farbe des Papieres sofort
zerstört, weßhalb es zur Prüfung von Gasen, welche aus heißen Flüssigkeiten
entweichen, nicht benutzt werden kann.
Zur Auffindung der niederen Oxyde des Stickstoffes wendet
man Papierstreifen an, welche mit einer Lösung von Jodkalium und Stärkmehl getränkt sind. Da
Stickoxydul (NO) in Berührung mit Luft Stickstoffoxyd
(NO2) bildet und
Salpetrigsäure in Berührung mit Lust und Feuchtigkeit dieselbe Verbindung erzeugt,
so wird in Folge der Gegenwart eines dieser drei Oxyde in dem feuchten
Reagenspapiere Jod frei werden und das Amylum färben. Da aber das blaue Jodamylum
durch Schwefligsäure zersetzt wird, so wird die Entdeckung der Stickstoffoxyde durch
das Vorhandenseyn eines Ueberschusses der gedachten Säure verhindert. Andererseits
üben die Stickstoffoxyde eine Wirkung auf das zur Nachweisung von Schwefligsäure
angewendete Probirpapier nicht aus. Ist demnach ein Ueberschuß von Schwefligsäure
nicht vorhanden, so ist es sehr wohl möglich, bei einer und derselben Probe des zu
prüfenden Vitriolöls die Reactionen beider Gasarten gleichzeitig und neben einander
zu erhalten, und dieß ist bei Vitriolöl, welches nur unvollständig ausgekocht
worden, auch wirklich nicht ungewöhnlich.
Nachdem ich das so eben beschriebene Verfahren zur Auffindung von Schwefligsäuregas
im käuflichen Vitriolöle eine Zeitlang befolgt hatte, stellte ich Versuche mit der
Methode an, welche von den Chemikern angewendet wurde, die vor Kurzem die Luft in
den Tunnels der Londoner Metropolitan-Eisenbahn untersuchten.Polytechn. Journal Bd. CLXXXVII S. 306. Diese
benutzten ein mit Jodsäure und Stärkekleister getränktes Reagenspapier, in welchem
durch Schwefligsäure die Jodsäure reducirt und in Folge davon eine blaue Färbung hervorgerufen wird.
Nach ihrer Angabe läßt sich mittelst dieses Reagens die Gegenwart von einem Hunderttausendstel Schwefligsäure in der Luft
nachweisen; noch geringere Mengen waren durch den Geruch zu erkennen, blieben aber
auf das Reagenspapier ohne Wirkung. Als ich verschiedene Proben von Vitriolöl in
dieser Weise auf einen Schwefligsäuregehalt prüfte, konnte ich keine Reaction
wahrnehmen, obgleich dieselben Proben, auf die vorhin beschriebene Weise untersucht,
das dabei angewendete blaue Papier entschieden entfärbt hatten. Bei der Untersuchung
anderer Proben, welche einen sehr deutlichen Geruch nach Schwefligsäure zeigten, gab
das Jodsäurepapier deutliche Reaction. Somit wurde das blaue Jodstärkepapier in den
Fällen gebleicht, in denen die Gegenwart von Schwefligsäure durch den Geruch nicht
zu erkennen war,Das reinste Vitriolöl, welches mir vorkam, ertheilt der mit ihm geschüttelten
Luft einen schwachen Geruch, welcher jedoch demjenigen nicht entspricht, den
die Schwefligsäure verbreitet. während die Jodsäure nur dann eine
Reaction hervorrief, wenn ein Geruch nach Schwefligsäure deutlich wahrgenommen
werden konnte.
Die nachstehenden Gleichungen, welche die hei diesen beiden Proben stattfindenden
Reactionen versinnlichen, geben bezüglich der relativen Empfindlichkeit der ersteren
weitere Andeutungen:
SO2
+ J2 + 2 HO = SO3, HO + 2 HJ:
5 SO2 + 2 JO5 +
4 HO = 5 SO3, HO + J2.
Aus diesen Ausdrücken ergibt sich, daß zur Reduction der Jodsäure, so daß ein Atom
Jod frei werden kann, fünfmal soviel Schwefligsäure vorhanden seyn muß, als nöthig
ist um ein Atom Jod in Jodwasserstoffsäure zu verwandeln, oder mit anderen Worten:
zur Entfärbung des blauen Jodstärkepapieres ist nur der fünfte Theil derjenigen
Schwefligsäuremenge erforderlich, welche nöthig ist um mit Jodsäure eine Reaction zu
geben. Die erste dieser beiden Probirmethoden ist demnach offenbar fünfmal
empfindlicher als die zweite.
Wir wollen übrigens schließlich daran erinnern, daß Schwefelwasserstoff mit beiden Reagentien dieselben Erscheinungen gibt wie
Schwefligsäure.