Titel: Ueber die Condensation der Salzsäure in Sodafabriken; von Dr. Georg Lunge.
Autor: Georg Lunge [GND]
Fundstelle: Band 188, Jahrgang 1868, Nr. LXXIX., S. 290
Download: XML
LXXIX. Ueber die Condensation der Salzsäure in Sodafabriken; von Dr. Georg Lunge. Mit Abbildungen auf Tab. V. Lunge, über die Condensation der Salzsäure von der Fabrication des Galubersalzes. Nach dreijährigem Wirken hat Lord Derby's Alkali-Acte gezeigt, daß eine so gut wie vollständige Condensation der bei der Fabrication des Glaubersalzes entweichenden Salzsäure nicht nur möglich, sondern sogar leicht ausführbar ist. Während der Regierungsinspector (Dr. Angus Smith) berechnet, daß unmittelbar vor der Annahme des Gesetzes beinahe ein Drittel aller entstehenden Salzsäure in die Luft entwich, zeigte sich schon am Ende des ersten Jahres die wirkliche Condensation im Durchschnitte = 98,72 Proc., der Verlust also 1,28 Proc. Im zweiten Jahre betrug die durchschnittliche Condensation 99,11, der Verlust 0,88; im dritten die Condensation 99,27, der Verlust 0,73. Dr. Smith macht freilich selbst darauf aufmerksam, daß, abgesehen von den unvermeidlichen Ungenauigkeiten in den Untersuchungsmethoden, ein gewisser Betrag von Salzsäure immer entweicht, ohne daß man ihn in Rechnung ziehen kann, und daß somit die oben angegebenen Zahlen nicht auf absolute Genauigkeit Anspruch erheben können. Die Untersuchungsmethode, welche von den englischen Inspectoren angewendet wird, ist die, ein gewisses Quantum Luft aus dem Rohre oder Zugcanale anzusaugen, durch welchen die salzsäurehaltigen Gase aus dem Ofen entweichen, und darin den Betrag von Chlor zu bestimmen; ein gleiches Quantum wird aus dem Rohre angesaugt, welches aus dem Condensator nach dem Schornstein oder in's Freie führt, und durch Bestimmung des Chlors darin ermittelt, ob irgend welche Salzsäure und wie viel uncondensirt entweicht. Dabei müssen nothwendigerweise diejenigen Mengen Salzsäure unbeachtet bleiben, welche aus dem gerösteten Glaubersalz entweichen, wenn dasselbe aus dem Calcinirofen ausgezogen wird; indessen kann man sicher mit Dr Smith annehmen, daß der Verlust aus dieser Quelle nie 1 Proc. übersteigt. Er ließe sich ganz vermeiden, wenn man das Salz in gewölbte, mit dem Condensator communicirende Räume auszöge und darin völlig erkalten ließe. Man kann auch ohne dieses das Entweichen von Säuredämpfen aus dem frischen Sulfat fast ganz vermeiden, wenn man einen kleinen Kunstgriff anwendet, welchen ich in den englischen Fabriken meist beobachtet habe, nämlich das glühend aus dem Ofen gezogene, stark rauchende Salz sofort mit einigen Schaufeln voll kalten Sulfates zu bedecken. wenn übrigens, wie es häufig geschieht, so viel Schwefelsäure zur Zersetzung des Kochsalzes angewendet wird, daß sie überwiegt, so bestehen die aus der Salzmasse entweichenden Gase fast nur aus Schwefelsäure, und fallen nicht unter die Alkali-Acte. Eine andere Verlustquelle für Salzsäure ist die Undichtheit des Mauerwerkes in Muffelöfen, wodurch etwas Salzsäure, statt in den Condensator in den Schornstein gezogen werden kann; ja es soll vorgekommen seyn, daß ein besonderer Canal angelegt war, durch welchen ein Theil der Zersetzungsgase absichtlich in den Schornstein, statt in den Condensator, abgeleitet wurde. Man wird in Deutschland ein solches Verfahren, abgesehen von dessen moralischer Verwerflichkeit, auch in ökonomischer Beziehung für aller Vernunft in's Gesicht schlagend halten; aber es kommt in England unter besonderen localen Verhältnissen noch immer vor, daß man die condensirte Säure ganz oder theilweise weglaufen lassen muß, und daß mithin die Condensation eine Last, kein Vortheil ist. Wenn die Inspectoren einen solchen Fall vermuthen (welcher übrigens nur bei Muffelöfen, nie bei Flammöfen eintreten kann), so lassen sie ein Loch in den Schornstein bohren und untersuchen die Luft darin auf Salzsäure. So viel bleibt aber feststehend, daß selbst die Sodafabriken, welche in den Berichten mit „vollkommener Condensation“ figuriren, noch immer recht deutlich durch die Geruchsnerven wahrzunehmen sind. Freilich ist es oft schwer durch den Geruch zu entscheiden, wie viel von dem Sodafabriken-Geruche auf Salzsäure, und wie viel auf schweflige Säure, Chlor und Schwefelwasserstoff kommt, welche drei letzteren natürlich nicht zusammen vorkommen können, da sie sich gegenseitig zersetzen. Die Inspectoren haben sich aber nur mit der Salzsäure zu befassen, und dürfen vorläufig auf die anderen Gase keine Rücksicht nehmen; doch wird erwartet, daß bei Erneuerung der im nächsten Jahre erlöschenden Acte, auch auf die letzteren Rücksicht genommen werden wird. Wenn nun auch in Deutschland keine so speciellen gesetzlichen Vorschriften zur Verhütung unvollständiger Condensation bestehen, wie in England, so liegt es doch im entschiedensten Interesse aller Sodafabrikanten, einerseits allen Grund zu Klagen von Seiten der Adjacenten zu beseitigen, und andererseits so wenig als möglich von ihrer Salzsäure zu verlieren. Der enorme Fortschritt, welchen die englischen Sodafabriken im ersten Jahre der Alkali-Acte gemacht haben, zeigt es, wie leicht der in Rede stehende Zweck zu erreichen ist, wenn man das Princip der Condensation richtig versteht. Dasselbe läßt sich auf drei Bedingungen zurückführen: hinreichende Wassermenge, große Berührungsfläche und hinreichende Abkühlung. Die Condensationseinrichtungen müssen wo möglich so construirt seyn, daß die Zersetzungsgase nicht mehr Wasser zu vollständiger Condensation gebrauchen, als hinreicht, um noch starke Salzsäure zu geben, und dieß wird eben theils durch große Berührungsflächen (z. B. die Kohks in den Kohksthürmen), theils durch Luftabkühlung erreicht. Namentlich die Wichtigkeit dieser letzten Bedingung hat sich in den letzten Jahren immer mehr und mehr herausgestellt. In dem dritten officiellen Berichte bemerkt Dr. Smith (S. 37): „Die Abkühlung des Gases, bevor es in den Condensator tritt, ist ein äußerst wichtiger Punkt, so wichtig, daß man ihn den Schlüssel zu jeder guten Condensation nennen kann. Er verlangt die sorgfältigste Beachtung aller Sodafabrikanten. “ Aeußere Wasserkühlung der Condensationsapparate, wie sie in Deutschland und Frankreich schon seit längerer Zeit gebräuchlich ist, wird wohl in keiner großen englischen Fabrik angewendet, und ist auch überflüssig. Kaum braucht es wohl erwähnt zu werden, daß der Condensationsapparat auch so einfach und so wenig reparaturbedürftig als möglich seyn soll. Aus diesem Grunde werden in höchst wenigen englischen Sodafabriken Bonbonnes angewendet, deren Zahl bei den größeren Fabriken viele Hunderte betragen müßte. Auch scheint es festzustehen, daß vollständige Condensation durch Bonbonnes allein, ohne Zuhülfenahme von Kohksthürmen, nicht zu erreichen ist. Wohl aber kann derselbe Nutzen, welchen Bonbonnes haben, nämlich die Darstellung reiner und starker Säure, und die gute Abkühlung der Gase durch Luftkühlung, auch durch einfachere und beständigere Apparate, nämlich steinerne Tröge, erreicht werden. Es läßt sich nicht läugnen, daß viele Fabriken eine gute Condensation auch mit Vernachlässigung mancher sehr zu empfehlender Vorsichtsmaßregeln erzielen. Ich kenne eine Reihe von Fabriken, in welchen das Gas durch unterirdische Canäle, ohne alle Steintröge u. dgl. direct in die Condensationsthürme geführt wird, und welche doch vollkommene oder nahezu vollkommene Condensation erreichen. Aber dann müssen die Thürme größeren Umfang und Höhe haben, als sonst nöthig. Dieß würde noch nicht so viel zu sagen haben, wenn es nicht damit in Verbindung stände, daß man dann weniger concentrirte und mehr verdünnte Säure erhält, welche letztere nur selten vollkommen verwerthet werden kann. Ueberhaupt ist nach meiner Ansicht das System unterirdischer Gascanäle mindestens bei Muffelöfen ganz zu verwerfen. Man baut sie mit Kalkmörtel, welchem etwas Salz zugemischt wird, und welcher dadurch allerdings bedeutend größere Widerstandsfähigkeit gegen heiße und trockene Salzsäuredämpfe erhält; aber es erfolgt doch immer schon etwas Condensation selbst in diesen Canälen, wodurch sie allmählich zerstört werden und enormen Säureverlust verursachen, welchen man häufig nicht eher als durch die zerstörende Wirkung der Säure auf nahe stehende Fundamente gewahrt. Ich fand in einer Fabrik, welche einen solchen Canal hatte, daß nahe an 40 Proc. Salzsäure darin verloren giengen; als ich ihn aufbrechen ließ, fand sich der ganze Boden mit Salzsäure durchdrungen. Zwar macht man um den Canal herum einen Lehmschlag (puddle) aber dieser wird von der Säure selbst stark angegriffen. Es sind also entschieden nur oberirdische Leitungen von Fliesen oder weit einfacher von irdenen Röhren zu nehmen, worüber später ein Näheres. Gußeiserne Röhren lassen sich nur für die sehr heißen Gase aus Flammöfen anwenden; bekanntlich wirkt heißes und trockenes Salzsäuregas auf Gußeisen nur wenig ein. Ich will nun zunächst einige bemerkenswerthe Ergebnisse der englischen Fabriken-Inspection aus den drei Blaubüchern (Berichten des Dr Smith an das Parlament), mit meinen eigenen Erfahrungen und Bemerkungen, mittheilen und dann zur Beschreibung von praktisch bewährten Condensationseinrichtungen übergehen. Vorher aber will ich nicht unterlassen, auf den ausgezeichneten Aufsatz von E. Kopp: Sur la fabrication du sulfate de soude et la condensation du gaz hydrochlorique en Angleterre hinzuweisen (Moniteur scientifique 1868 p. 615–618 und 724–732; im Auszuge in Wagner's Jahresbericht für 1866, S. 174). Ich habe im Folgenden absichtlich manche wichtige Punkte weniger ausführlich besprochen, weil sie sich in dem erwähnten Aufsatze hinreichend abgehandelt finden. Nur ganz kleine Fabriken zersetzen in England noch Kochsalz mit Schwefelsäure in Cylindern, wobei dann fast immer Bonbonnes zur Condensation verwendet werden. Die übergroße Mehrzahl der englischen Fabriken läßt die erste Einwirkung in gußeisernen Schalen vor sich gehen, wobei etwa 70 Proc. der Salzsäure entweichen, und überträgt das breiartige Gemisch dann nach einem Calcinirofen, wo der Rest der Salzsäure entfernt wird. In Muspratt's technischer Chemie findet sich eine Beschreibung eines passenden Ofens; jedoch wird nur sehr selten eine so große Charge, als dort erwähnt, gemacht, nämlich 16 Centner; weit gewöhnlicher beträgt die Charge 9 bis 11 Centner, und häufig nur 5 bis 6 Centner. Das hieraus entweichende Gas in Bonbonnes zu condensiren, ist nicht mehr zweckmäßig; man wendete dazu zuerst enorm große Tröge aus mit Pech verkittetem Mauerwerk an, und, weil auch dieß bei größerem Umfange der Fabrication zu unbequem und zugleich der Werth der Salzsäure zu gering war, baute man die Schornsteine so hoch, daß, wie man meinte, die Säuredämpfe sich mit einer sie unschädlich machenden Uebermenge von Luft mischen mußten. Natürlich schlug auch dieses Mittel fehl, und um so willkommener war eine der schönsten Erfindungen des um die Technik so hoch verdienten Gossage, die der Kohksthürme (1836). Daß diese jetzt die Hauptgrundlage der Condensation in allen größeren Sodafabriken sind, ist allgemein bekannt. Ihre Wirksamkeit erhellt aus folgender Betrachtung. Wenn die Luft nur sehr wenig Salzsäure enthält (0,003 Procent), so erscheint sie bei feuchtem Wetter schon neblig. Auch wenn man sie in schnellem Strome durch gut abgekühlte Röhren gehen läßt, so erscheint sie beim Austritte immer noch neblig; aber wenn man sie durch zerbrochene Stücke Kohks oder durch äußerst enge, feuchte Canäle durchströmen läßt, so tritt sie klar aus. Die schwebenden Säuretheilchen, welche zu klein sind, um herabzufallen, scheinen wie Niederschläge auf einem Papiersilter zurückgehalten zu werden. Es ist also wesentlich die Oberflächenwirkung, welche sich hier nützlich erweist, und wenige Materialien bieten eine so große äußere und innere Oberfläche dar als Kohks. Die enorm große innere Oberfläche der Kohks wird freilich nicht direct ausgenutzt, da sich ihre Poren mit flüssiger Säure füllen und dem Gase keinen Durchgang gestatten; Steine oder Ziegel würden also ähnlich wirken; aber die Poren der Kohks wirken doch indirect durch die fortwährende Diffusion zwischen der Säure von innen und dem frischen Wasser von außen. Uebrigens werden auch von manchen Fabriken feuerfeste Ziegel, von anderen eigenthümliche irdene Formstücke mit vielen Durchbohrungen angewendet. Man findet auch, namentlich bei Flammöfen, Ziegel im unteren und Kohks im oberen Theile der Thürme angewendet. Der Einfachheit wegen will ich sie trotzdem meist als „Kohksthürme“ bezeichnen, wenn „Condensatoren“ zu allgemein erscheint. Der Zweck der Ziegelfüllung ist theils der, dem bei Flammöfen unvermeidlichen Ruß weitere Durchgangsöffnungen zu geben, bis er sich abgesetzt hat, theils eine Entzündung der Kohks durch allzu heiße Ofengase zu vermeiden. Die Kohksthürme sind fast immer viereckig, von 9 bis 64 Quadratfuß Grundfläche und von 5 bis 125 Fuß Höhe; sie werden theils einzeln für sich, theils in Communication mit einander gebraucht; sie können entweder mit der freien Luft oder mit dem Schornstein in Verbindung stehen. Natürlich sind diese Bedingungen nicht willkürlich, sondern richten sich nach den Umständen, z. B. nach der Größe der Chargen, ob Muffelöfen oder Flammöfen u. dgl. Da aber die Gase aus dem Calcinirofen sehr heiß herauskommen, so ist eine Abkühlung derselben, z. B. durch eine längere Leitung von irdenen Röhren sehr vortheilhaft; sonst wird der Kohksthurm selbst häufig ganz heiß. Wollte man dieses durch Anwendung von mehr Wasser verhindern, so würde man nicht nur verdünntere Säure bekommen, sondern möglicherweise sogar den Durchgang der Gase zu sehr erschweren. Es ist aber immer sehr schwer, namentlich wenn man nur starke Säure haben will, sämmtliche Zersetzungsgase in einem einzigen Kohksthurme mit Vortheil zu condensiren, und man läßt darum meist die Gase noch in einen Waschthurm (flushing tower) gehen, in welchem ihnen die Salzsäure bis auf den letzten Rest entzogen werden kann, während die resultirende schwachsaure Flüssigkeit als ganz werthlos für die meisten Zwecke wegläuft. Wo man hingegen die Gase aus der Pfanne für sich allein condensirt, genügt es meist, einen einzigen hohen Kohksthurm anzuwenden, welcher mit dem Schornstein gar nicht in Verbindung steht. Die Kohksthürme können (nach A. Smith) mit folgenden Fehlern behaftet seyn. Wenn die Kohks zu lose geschichtet oder die Stücke zu groß sind, so wird dem Gase nicht genug Widerstandsfläche entgegengesetzt; auch stürzen dann leicht einzelne Schichten zusammen, bilden eine compactere Masse und lassen dem Gase einen leichteren Weg durch einen anderen Theil des Querschnittes. In diesem Falle bleibt ein großer Theil des Thurmes ganz unthätig, und daher sind auch manche äußerlich sehr große Kohksthürme in ihrem effectiven Theile nur sehr klein. Ganz derselbe Fall tritt ein, wenn die Kohks zu dicht gepackt sind. Dann wird dem Gase solcher Widerstand entgegengesetzt, daß es die doch immer vorhandenen weiteren Stellen aufsucht. Ein sehr schlimmer Fall ist es, wenn die Thürme aus dem Loth gewichen sind. Dann rinnt das Wasser nicht gleichmäßig herunter, und das Gas steigt natürlich gerade hauptsächlich an der trockenen Seite auf, wo es weniger Widerstand findet. Ein sehr großer Thurm, mit viel Wasser gespeist, kann dadurch werthlos werden. Ein solcher Fall trat z. B. in einer Fabrik bei Newcastle ein. Man half dort dem Uebelstande wenigstens theilweise dadurch ab, daß man an der gesenkten Seite hölzerne Fächer anbrachte, welche das Wasser zwangen nach der anderen Seite des Thurmes hinüberzufließen. Sehr häufig sind die Thürme überhaupt zu klein. Einigermaßen kann man diesem Uebelstande durch vermehrten Wasserzufluß abhelfen, aber nur bis zu einem gewissen Grade. Die Condensation erfordert nämlich eine gewisse Zeit und kann, wenn die Thürme nicht hoch genug sind, durch keine noch so große Wassermenge vollständig erreicht werden. Ein großer Kohksthurm arbeitet also immer vortheilhafter als ein kleiner. Es sind Fälle vorgekommen, wo ein kräftiger Strom Wasser herabsiel und nur ganz schwach sauer unten anlangte, während das Gas oben stark sauer entwich. Wenn zu viel Wasser herabfließt, kann dadurch sogar die Oberfläche der Kohks verringert und ihre Wirksamkeit verschlechtert werden. Ich will hier, was in den Blaubüchern fehlt, darauf aufmerksam machen, daß die Vertheilungs-Vorrichtungen für das Wasser, ehe es auf die Kohks strömt, häufig sehr unvollkommen sind; eine sehr zweckmäßige Vorrichtung dazu wird später an ihrem Orte im Detail beschrieben werden. Sehr wichtig ist es auch, daß das Gas immer in entgegengesetzter Richtung mit dem Wasser gehen, also immer aufsteigen soll. Condensatoren mit einer Scheidewand im Inneren, in welchen das Gas erst aufsteigt und dann herabgeht, sind mithin fehlerhaft construirt. In dem ersten Blaubuche (S. 25) ist ein flagranter Fall aufgeführt, wo ein solcher sehr schlecht wirkender Kohksthurm sofort zur richtigen Function gebracht wurde, als man das oben angelangte Gas durch einen Röhrenstrang nach unten führte und dann wieder in der zweiten Abtheilung aufsteigen ließ. Es ist ferner von großer Wichtigkeit, daß der Zug durch die Kohksthürme nicht zu stark sey; denn wenn das Gas zu schnell durchgesogen wird, so kann die Condensation nicht vollständig seyn. Dieser Uebelstand tritt natürlich nicht leicht bei solchen Thürmen ein, welche mit der freien Luft in Verbindung stehen, wie man sie aber nur für Condensation der aus der Zersetzungspfanne entweichenden Säure mit Vortheil benutzen kann. Zur Condensation der Calcinirofensäure, oder beider zusammen, braucht man stärkeren Zug, noch mehr bei Anwendung von Flammöfen, und muß dann die Kohksthürme mit einem hohen Schornstein verbinden. Es hat sich nun gezeigt, daß in einer großen nordenglischen Fabrik diejenigen Thürme, welche dem Schornstein am nächsten lagen, also den stärksten Zug hatten, viel schlechter condensirten als die entfernter angebrachten. Bei Anwendung von Muffelöfen könnte man diesem Uebelstand meiner Ueberzeugung nach durch Regulirung der Abzugscanäle vermittelst Schiebern (von starkem Glase) leicht abhelfen; dieß gieng freilich in jener Fabrik nicht an, da sie mit Flammöfen arbeitet und man bei der Schieberstellung mithin nicht nur auf die Condensation, sondern auch auf das Feuer Rücksicht zu nehmen hat. Es fragt sich, ob man nicht auch Abhülfe schaffen könnte, wenn man auf den Schornsteinzug ganz verzichtete, und den Zug durch einen im Ausgangsrohre spielenden Dampfstrahl bewirkte; natürlich wäre eine Regulirung desselben sehr leicht. Ich kann jedoch hierüber keine Angaben aus der Praxis anführen. Ganz außerordentlich unterstützt wird die Wirksamkeit der Kohksthürme durch vorherige Abkühlung der Gase. Schon oben habe ich eine Aeußerung des darin wohl competentesten Mannes, Dr. Angus Smith, angeführt. Man kann schon, wenn auch nicht mit vollkommener Sicherheit, auf gute Condensation schließen, wenn ein Temperaturunterschied von 50° C. zwischen dem Eingangs- und Ausgangsrohre in den Thüren besteht. Den Kohksthürmen wird natürlich um so mehr Arbeit abgenommen, je mehr die Gase schon vor ihrem Eintritte abgekühlt worden sind, und die Condensation erfolgt um so viel sicherer. Bei Flammöfen entweicht das Gas manchmal mit solcher Hitze, daß die Kohks in Brand gerathen können. Es steht unbedingt fest, daß bei einer rationell construirten Condensationsvorrichtung das Gas vor dem Kohksthurm erst eine Strecke passiren muß, wo die luft kühlend darauf wirken kann, und zwar sind dazu am geeignetsten irdene Röhren, entweder für sich oder in Verbindung mit steinernen Trögen, welche eine große Kühlfläche darbieten. An einem Orte sah ich eine große Kammer aus Mauerwerk, ohne Füllung mit Kohks, zu demselben Zwecke. Auch die bekannten Bonbonnes gehören hierher, und wirken, so benutzt, d. h. in Verbindung mit einem Kohksthurme, ganz vortrefflich; aber sie sind sehr umständlich in der Manipulation und, was weit mehr in Anschlag kommt, der Durchmesser der Gascanäle ist bei ihnen nothwendigerweise ein sehr beschränkter; und dieses sowohl als die vielen Kniee machen den Zug sehr schlecht; sie sind daher für größere Fabriken überhaupt kaum anwendbar, und selbst für kleinere würde ich Röhren mit Steintrögen, so wie sie unten beschrieben werden sollen, vorziehen. Am nächsten liegt die Anwendung der Röhren natürlich, wenn die Glaubersalzöfen sich in einiger Entfernung von den Kohksöfen befinden; sie werden auch wohl aus diesem Grunde zuweilen absichtlich so angelegt. In mehreren Fabriken fand ich einen Abstand von 200 bis 300 Fuß von den Pfannen bis zu den Thürmen. In Muspratt's Fabrik in Liverpool, wo der beschränkte Raum nicht eine lange horizontale Leitung gestattet, und die Thürme ganz in der Nähe der Oefen stehen, wird das Gas in Thonröhren erst vielleicht 50 Fuß aufwärts geführt, dann durch ein Doppelknie wieder abwärts, und geht dann erst in den Thurm. Einige sehr interessante directe Experimente über die abkühlende Wirkung der Thonröhren sind in dem dritten Blaubuche (S. 40) beschrieben. So z. B. aus Kurtz's Fabrik in St. Helens. Hier passiren die Gase aus der Pfanne und dem Muffelofen zusammen ein zwölfzölliges Thonrohr. Die Temperatur dicht hinter dem Ofen fand sich (ich übersetze sie immer in Celsius'sche Grade) 170°; 6′ 3″ weiter 136°, 5 und 7′ 3″ weiter 110°; sie war also in einer Länge von 13′ 6″ um 60° gesunken, d. h. um 40°,44 auf den laufenden Fuß. Nun trat das Gas in einen Steintrog von 200 Kubikfuß Inhalt ein, und verließ ihn mit einer Temperatur von 76°, 5; nach einer weiteren Passage durch 48 Fuß zwölfzölliges Thonrohr war seine Wärme 60°; die Condensation in dem Kohksthurme war absolut vollständig. Allerdings war die Lufttemperatur während des Experimentes nur 6° C. In einer anderen Fabrik sank die Temperatur während einer Passage durch 94 Fuß Thonrohr von 162° auf 75°, 5, und zwar, wie man aus den Details sieht, schon nach den ersten 40 Fuß auf 86°, 5. In einer dritten Fabrik, gleichfalls mit vollständiger Condensation, zeigte das Gas dicht hinter der Pfanne 123° bis 149°, und nach Durchstreichung einer 250 Fuß langen Röhrenleitung 34° bis 41°. Ein Punkt, welchen die englischen Inspectoren naturgemäß als sie nicht angehend gar nicht berühren, welcher aber für die meisten deutschen Fabriken von hoher Wichtigkeit ist, betrifft die Möglichkeit, starke und möglichst reine Salzsäure für den Handel zu erhalten. Auch für diesen Zweck sind die Thonröhren, welche dann mit Steintrögen combinirt werden müssen, von größter Wichtigkeit, und machen die Bonbonnes auch für diesen Zweck ganz entbehrlich. Man wird nach etwa 50 Fuß langer Röhrenleitung so gut wie alle Schwefelsäure in dem ersten Troge condensiren, und in den folgenden reine Salzsäure erhalten. Die Thurmsäure kann man dann durch den ersten Trog hindurch fließen lassen, da sie ohnehin nie rein ist, und so angereichert zur Chlorkalkfabrication verwenden, während die Säure aus den übrigen Trögen in den Handel kommt, zum Gebrauche für Zuckerfabriken u. s. f. Ich werde weiter unten eine dafür taugliche Anordnung beschreiben; doch werden die localen Umstände, namentlich die Niveauverhältnisse, in jeder Fabrik einige Eigenthümlichkeiten oder Abweichungen zur Folge haben. Eine ungemein wichtige Vorfrage für die Condensation ist noch: ob man zur Calcinirung des in der Zersetzungsschale erhaltenen Breies Muffel- oder Flammöfen anwenden solle. Diese Frage ist in den englischen Blaubüchern unentschieden gelassen; in den ersten Berichten ist angeführt, daß man vollkommene Condensation nur bei Muffelöfen beobachtet habe; in dem dritten Berichte dagegen ist gesagt, daß es in diesem Jahre auch bei einigen Flammöfen gelungen sey, vollkommene Condensation zu erzielen. Es kann auch gar nicht fraglich seyn, daß man durch hinreichend gute Abkühlung und hohe Kohkssäulen auch bei Flammöfen immer an's Ziel kommen kann, bei Voraussetzung sorgsamer Arbeit. Aber damit ist die Frage noch nicht im ökonomischen Sinne gelöst. Es ist ganz unvermeidlich bei Flammöfen, daß man eine große Menge sehr verdünnter Salzsäure erhält, welche in Deutschland nur in den wenigsten Fällen verwerthet werden kann. Dagegen kann man mit Muffelöfen so arbeiten, daß die aus dem Waschthurme (flushing tower) ablaufende Flüssigkeit 0° bis höchstens 1° Baumé; zeigt, so daß man sie in jedem Canale fortlaufen lassen kann und einen höchst unbedeutenden Verlust hat, während sämmtliche übrige Säure hinreichend stark erhalten wird, um entweder zur Chlorkalkfabrication benutzt oder verkauft zu werden. Sollte man verdünnte Säure gebrauchen, so steht ja eine Verdünnung durch das Wasser des Waschthurmes immer frei. Ich stehe also nicht an, wenn es sich um gute Condensation der Salzsäure handelt, die Anwendung von Muffelöfen ganz unbedingt für Deutschland zu empfehlen. Die Flammöfen haben allerdings auch große Vorzüge anderer Art; aber nachdem ich Alles hin und wieder erwogen und die mir vorliegenden Daten verglichen hatte, habe ich mich doch auch noch aus anderen Rücksichten für Muffelöfen entschieden, obwohl mein Wirkungskreis in einem Districte liegt, in welchem nur 4 Muffelöfen (einschließlich der meinigen) auf mehr als 50 Flammöfen vorhanden sind. Eine nähere Erörterung dieses Gegenstandes würde den vorliegenden, nur der Condensation gewidmeten Aufsatz zu sehr ausdehnen, und findet vielleicht später eine besondere Stelle. Zum Schlusse dieser allgemeinen Bemerkungen über Condensation will ich noch eine Tabelle über die Condensationseinrichtungen und die Wirksamkeit derselben für alle englischen Fabriken geben. Meine Daten sind aus drei in dem Blaubuche für 1866 gedruckten Tabellen entnommen, in welchen sie so auseinander gerissen sind, daß es nicht möglich ist, directe Schlüsse aus ihnen zu ziehen; die Nummern folgen sich darin nicht einmal in derselben Ordnung. Ich habe daher die wesentlichsten Daten in einer Tabelle vereinigt, und dazu die Columnen d und e neu berechnet; sie reduciren den Kühlraum (in Röhren, Trögen u. dgl.) und den Condensationsraum (in Kohksthürmen und Ziegelthürmen) auf die Verarbeitung einer Tonne Salz per Woche, und gestatten daher eine Vergleichung. Leider sind einzelne Daten der englischen Tabellen durch grobe Druckfehler ganz unverständlich; ich habe die betreffenden Nummern auslassen müssen. Auch hat die Angabe des Kühl raumes viel weniger Werth, als diejenige der Kühl oberfläche gehabt haben würde. Dagegen sind die Angaben über die Thürme sehr vollständig und interessant; es wäre aber kaum möglich sie mit Uebersichtlichkeit auf einer Tabelle mit den anderen Daten zu vereinigen, und ich muß mich deßhalb auf die reducirte Columne e beschränken, welche eigentliche Condensations- und Waschthürme zusammenwirft. Bei Flammöfen wiegt im Allgemeinen der Kubikinhalt der letzteren, bei Muffelöfen derjenige der ersteren vor; die Höhe ist immer größer bei den Condensations- als bei den Waschthürmen, wenn eine Verschiedenheit stattfindet, obwohl es logischerweise eigentlich umgekehrt seyn sollte. Zur Füllung dienen bei den Condensationsthürmen ausschließlich Kohks, mit einziger Ausnahme von Nr. 14; bei Nr. 11 sind Ziegel und Kohks angeführt; von den Waschthürmen finden sich etwa ¾ mit Kohks und ¼ mit Ziegeln (feuerfesten Steinen) gefüllt; die letzteren kommen namentlich in einem bestimmten Districte zusammengehäuft vor. Unter Waschthürmen verstehe ich übrigens alle Thürme, in welchen nur schwache Säure (bis etwa 5° Baumé) condensirt wird; es gehören also die Thürme für die Ofengase aus Sulfatflammöfen dahin. Tabelleüber Condensation der Salzsäure in England. a b c d e f g h Nr. Anzabl der Zersctzunqsschalen. Anzahl der per Woche verarbeiteten Tonnen Salz (à 20 Ctr.). Kühlraum in Kubikf. per Tonne Salz per Woche. Sonden-sationsraum in Thürmen, Kudikf. per Tonne Salz per Woche. Anzahl der Flammöfen. Anzahl der Muffelöfen. Uncondensirtes Salzsäuregas in Proc. 1 3 100 7,5 73,0 0 3 0 2 1 15 13,3 78,0 0 1 0,02 3 1 14 102,1 26,8 0 1 0 4 2 116 0   55,9 0 4 0 5 1 50 1,3 72,4 0 2 0,17 6 60 11,7 137,2 0 3 0 7 7 220 10,3 94,9 0 7 0 8 6 260 0   51,7 0 6 0 9 1 40 6,2 76,4 0 1 0 10 3 180 2,3 45,5 0 6 0 11 5 200 2,0 67,3 1 4 0,06 12 4 156 0   93,1 0 4 0 13 1 54 13,0 61,6 0 2 0,19 14 3 200 0   45,8 6 0 4,06 15 2 135 0   44,1 4 0 1,16 16 3 110 2,7 147,1 0 3 0 17 2 90 0,5 40,9 0 4 0,07 18 5 225 3,5 47,5 0 5 0 19 2 90 2,2 33,2 0 4 0 20 3 125 20,4 81,4 6 0 0,48 21 1 27 22,2 153,5 0 2 0 22 9 350 25,9 80,2 0 9 0 23 2 40 15,3 64,7 0 2 0,67 24 3 100 2,9 39,2 0 3 0,04 25 1 36 0,6 46,0 1 1 0,25 26 1 50 1,2 33,4 0 1 0,03 27 1 50 0,4 25,2 0 1 2,16 28 1 50 2,0 70,0 0 2 0 29 1 40 0,5 52,0 1 0 3,62 30 1 39 8,7 67,7 0 1 0 31 2 60 25,9 76,6 0 2 0 32 1 25 4,8 72,5 0 1 0 33 1 14 132,1 171,7 1 0 1,41 34 3 85 32,2 130,0 2 1 0,96 35 1 27 10,1 56,2 0 1 2,02 36 1 27 5,4 47,1 0 1 0,92 37 7 170 9,5 93,9 0 7 0 38 2 57 1,6 31,5 0 2 0 39 2 68 175,6 185,7 2 0 1,32 40 1 23 61,5 81,0 0 1 0,72 41 1 18 75,7 40,0 0 1 0,87 42 2 54 70,0 73,3 0 2 0 43 2 43 38,3 46,0 0 2 0 44 1 30 56,8 85,3 1 0 3,09 45 1 15 7,0 144,0 0 1 0,61 a b c d e f g h Nr. Anzabl der Zersctzunqsschalen. Anzahl der per Woche verarbeiteten Tonnen Salz (à 20 Ctr.). Kühlraum in Kubikf. per Tonne Salz per Woche. Sonden-sationsraum in Thürmen, Kudikf. per Tonne Salz per Woche. Anzahl der Flammöfen. Anzahl der Muffelöfen. Uncondensirtes Salzsäuregas in Proc. 46 1Cyl. 10½ 0   44,5 0 1 0 47 4 140 14,8 82,3 2 2 0 48 1 28 23,0 54,0 0 1 0 49 2 86 5,4 62,6 2 0 2,7 50 2 86 1,1 59,5 2 0 2,3 51 1 36 20,4 56,2 1 0 0 52 1 36 21,6 102,5 1 0 0 53 4 144 12,6 58,0 4 0 3,2 54 1 36 2,6 13,5 1 0 2,8 55 1 57 9,2 34,1 2 0 0,9 56 1 36 6,4 56,8 1 0 0 57 6 240 12,0 107,2 6 0 1,6 58 5 263 35,0 88,0 5 0 0,9 59 2 72 4,1 27,1 0 2 0,6 60 1 36 1,8 27,7 1 0 0 61 1 36 4,3 44,7 1 0 2,2 62 2 70 36,6 141,4 2 0 0 63 1 36 15,5 127,5 1 0 0 64 2 86 5,0 63,1 2 0 0,9 65 1 47 58,7 83,0 1 0 0 66 1 40 28,5 75,0 1 0 0 67 1 38 13,2 81,0 0 1 0,6 68 1 9 59,1 26,0 0 1 1,71 69 16   460 30,9 48,9 2 18   0,35 70 3 105 8,9 38,0 0 3 2,44 71 1 10½ 55,9 116,5 0 1 1,3 72 4 120 15,0 54,0 0 5 0,023 73 1 15½ 47,0 83,6 0 1 0,79 74 1 36 11,2 23,6 0 1 0,66 75 1 23,8 24,9 51,8 0 1 1,6 76 1 25 24,3 50,0 0 1 1,7 Außerdem sind noch 11 Fabriken aufgeführt, welche ich auslasse, weil die Daten unvollständig oder durch Druckfehler unverständlich sind, und von 24 Fabriken finden sich gar keine Angaben in dem Berichte. Im Ganzen sind jetzt 101 Alkali Works in Großbritannien und Irland registrirt. Ich werde nun eine Condensationseinrichtung im Detail beschreiben, welche mir nach Besichtigung vieler der bedeutendsten englischen Sodafabriken und nach mehrjähriger Thätigkeit in einem der Centren der brittischen Sodafabrication am zweckmäßigsten auch für deutsche Verhältnisse zu seyn scheint. Aus dem eben gegebenen Resumé der officiellen Berichte des Dr Smith ergeben sich schon die Gründe, welche dafür sprechen, neben den Kohksthürmen eine vorgängige Abkühlung der Gase eintreten zu lassen, und ich kann daher auf das Bestimmteste anrathen, die Kohksthürme in einer Entfernung von 100 bis 200 Fuß von den Glaubersalzöfen anzulegen, oder wenn dieß nicht möglich seyn sollte, den oben aus Muspratt's Fabrik angeführten Ausweg einzuschlagen, nämlich die Gase in einem Röhrenstrange vertical auf- und abwärts zu leiten, um mehr Kühlfläche zu erlangen. Es versteht sich nach meinen früheren Auseinandersetzungen von selbst, daß ich die Anwendung von Muffelöfen zur Glaubersalzdarstellung voraussetze, und ich will deßhalb nur, um alle Unklarheit zu vermeiden, schon jetzt ein- für allemal bemerken, daß alle zu beschreibenden Apparate und Dimensionen sich auf Muffelöfen beziehen; für Flammöfen müßten nicht nur größere Apparate gewählt werden, sondern es ließe sich dann auch gar nicht mit irgend welchem Vortheile versuchen, die beschwerliche doppelte Condensation der Pfannen- und Ofengase zu vermeiden und eine einzige Gasleitung anzuwenden. Bei Muffelöfen aber läßt man die Gase aus der Pfanne und dem Calcinirraum zusammentreten und leitet sie in einem gemeinschaftlichen Röhrenstrange fort. Selbstredend empfiehlt es sich unter allen Umständen, die Operationen so zu leiten, daß die Chargirungszeiten der beiden Oefen nicht zusammentreffen, sondern daß vielmehr die eine Pfanne chargirt werde, wenn die andere etwa halb abgearbeitet ist. Die Einschaltung von Steintrögen zwischen den Oefen und Kohksthürmen ist nicht unbedingt nothwendig, und es läßt sich auch ohne sie vollkommene Condensation, selbst zu starker Säure, erzielen. Dennoch muß ich sie entschieden schon im allgemeinen, aber namentlich für deutsche Verhältnisse empfehlen, wo man vieler und zwar auch schwefelsäurefreier Salzsäure für den Handel benöthigt. Zunächst kann man bei alleiniger Anwendung von Kohksthürmen die Salzsäure zwar stark genug für den eigenen Gebrauch (17 bis 18° Baumé), aber nicht für den deutschen Handel (21 bis 22° Baumé) gewinnen, wenn man es nämlich vermeiden will, ein irgend beträchtliches Quantum schwacher, werthloser Säure (Waschwasser) zu erhalten. Es liegt auf der Hand, daß wenn man im ersten Thurme den Wasserzufluß verringert, man in diesem zwar concentrirtere Säure erhalten wird; aber dann muß man unbedingt in dem zweiten Thurme mehr Wasser zufließenlassen, um vollständige Condensation zu erzielen, und es wird überhaupt mehr Gas unabsorbirt aus dem ersten Thurme in den zweiten entweichen. Die Praxis hat ergeben, daß bei Thürmen von richtiger Construction die Concentration nicht unter 18° Baumé zu fallen braucht, aber auch nicht über diesen Punkt getrieben werden kann, ohne daß der eben berührte Uebelstand eintritt; man müßte denn einen besonderen kleinen Thurm zur Vorcondensation erbauen, dessen Zweck aber besser und billiger durch die Steintröge erreicht wird. Nur wo das Quantum Verkaufs-Salzsäure sehr groß ist, und wo es zugleich nicht auf die gelbe Farbe und den Eisengehalt ankommt, welchen sie immer aus den Kohks aufnimmt, ließe sich ein besonderer Vorcondensator anrathen. Die Zahl der Steintröge habe ich auf drei angenommen; man wird meist mit dieser Zahl seinen Zweck erreichen. In dem ersten verdichtet sich so gut wie alle mit fortgerissene Schwefelsäure, und die darin erhaltene Säure ist also sehr unrein; die beiden folgenden enthalten hinreichend reine und starke Salzsäure. Man kann sie mit Wasser speisen und die Flüssigkeit ablassen, wenn sie hinreichend mit Säure beladen ist. Bei einer größeren Anzahl von Trögen kann man sie auch mit Heberröhren verbinden und einen Strom Wasser in ihnen dem Strom des Gases entgegenfließen lassen, ganz wie es meist in den Bonbonnes geschieht. Man wird aber nicht den großen Vorzug übersehen, den die Tröge vor den Bonbonnes haben: erstens in der Einfachheit und Haltbarkeit, und zweitens in dem großen Durchmesser, welchen man den Leitungsröhren geben kann; auch kann man diese seitlich, statt in Knieen, einmünden lassen, und dadurch den Zug weniger stören. In Fig. 1 findet sich die Skizze einer Condensationseinrichtung, wie sie vollkommen zur absoluten Condensation der Salzsäure aus zwei englischen Muffelöfen ausreicht. Die zu Grunde liegende Wochenproduction beider Oefen zusammen beträgt im Durchschnitt 80 Tonnen (à 20 Centner) wasserfreies Glaubersalz. Man sieht zunächst bei a den Röhrenstrang, welcher das Gas von den Oefen herleitet; er muß über den Oefen so hoch vertical aufgeführt seyn, daß er von da bis in den ersten Steintrog b fortwährenden Fall (etwa ½ Zoll auf den laufenden Fuß) hat. Die Gase treten aus den Oefen in 15 Zoll weiten Thonröhren aus, welche entweder gesondert in die Cisterne b eintreten, oder sich schon vor derselben in einem Yförmigen Verbindungsstücke vereinigen; das sie gemeinsam fortsetzende Rohr muß dann 21 Zoll lichte Weite haben, und diese Dimension ist auch für alle später auftretenden Rohrleitungen beizubehalten. Ich ziehe es vor, beide 15 zöllige Röhren gesondert in den Trog b einzuführen, weil man dann beim Stillstande des einen Ofens die mit dem anderen in Verbindung stehende Röhre durch das Mannloch von d absperren und Nebenzug abhalten kann. Man bemerkt dann die drei Steintröge b, b1 und b11 Sie stehen am Boden mit einander in abschließbarer Verbindung durch 1–2 zöllige Thonröhren, und haben außerdem jede noch einen Ablaßhahn. Man sieht auch das 1½ Zoll weite Thonrohr i, welches sie mit den Sammelcisternen h und h1 verbindet, und es gestattet, die in b, b1 und b11 condensirte Säure dorthin abfließen zu lassen, wenn man sie nicht direct aus den letzteren in Ballons abläßt. Nach den jedesmaligen localen Bedürfnissen wird man vielleicht nur den Inhalt von b nach h und h1 ablassen, um ihn zur Chlorkalkfabrication zu verwenden, dagegen die Säure aus b1 und b11 in Ballons zum Verkauf abziehen u. f. f. Die Aufstellung der Tröge muß so seyn, daß das Gas aus ihnen in den ersten Kohksthurm noch anzusteigen hat; am besten legt man sie sogar tief genug an, um allenfalls die Thurmsäure noch in sie fließen lassen zu können, muß aber dabei beachten, daß man auch noch Fall aus ihnen nach den Sammelcisternen h, h1 behält. In der Zeichnung ist der letzt erwähnte Fall nicht vorgesehen; aber überhaupt kann sich eine solche allgemeine Skizze nicht auf die Specialitäten der Niveau's einlassen, welche in jeder Fabrik nach den localen Umständen einzurichten sind. Ich will deßhalb nur diejenigen Niveaubedingungen anführen, welche unerläßlich sind. Das Gas tritt dann in einen Kohksthurm c von 7 Fuß im Quadrat lichter Weite und 45 Fuß Höhe, welcher als Hauptcondensator dient. Aus diesem tritt es oben heraus, wird in dem (wieder 21 Zoll weiten) Röhrenstrange c1 nach abwärts geleitet und tritt unten in den Waschthurm d ein, welcher eben so hoch als c ist, aber nur 4 Fuß im Quadrat lichte Weite hat. Aus diesem tritt es wieder oben heraus, und geht in dem Röhrenstrange e abwärts in einen Zugcanal, welcher mit dem Schornstein in Verbindung steht. In diesem muß durchaus ein Schieber angebracht seyn, welcher die Regulirung des Zuges durch die Thürme gestattet, und nie weiter geöffnet wird, als eben nothwendig ist. Als passende Substanz dafür empfiehlt sich Glas, z. B. das englische rough plate glass Anstatt das Gas, wie eben angegeben, zu leiten, ist es freilich viel einfacher die Thürme c und d oben zu verbinden; das Gas steigt dann in c aufwärts, tritt oben nach d über und geht in diesem abwärts, um unten heraus in den Zugcanal zu treten. Man erspart dabei die beiden Röhrenstränge c1 und e. Aber diese Ersparniß ist nicht in Anschlag zu bringen gegenüber der weit vollkommeneren Wirksamkeit für Condensation, welche die zuerst beschriebene Einrichtung hat. Die beiden Thürme werden mit Wasser gespeist aus der hölzernen Cisterne f, welche auf einem am besten von den Thürmen unabhängigen Gerüste, über diesen angebracht ist, so zwar, daß zwischen der Oberseite der Thürme und dem Boden der Cisterne noch Mannshöhe ist. Die Hähne g, g führen das Wasser den Thürmen in der später zu beschreibenden Weise zu. Die condensirte Säure aus c wird nach den Sammelcisternen h, h1 abgelassen, deren Oberseite nicht höher als der Boden des Thurmes seyn darf; man benutzt h zum Einlaufen, während h1 zum Ablassen der Säure in die Chlorblasen u. dgl. dient, und umgekehrt. Auch diese Cisternen müssen darum erhöht fundamentirt seyn, und es ist ganz unbedingt anzurathen, der Säure aus ihnen Fall nach den Chlorblasen zu geben, wozu eine Höhe des Fundaments von 5 Fuß meist zureichen wird. Es sind mir zwar Beispiele bekannt, wo die Säure durch Gutta-percha-Pumpen gehoben wurde; aber die damit verbundenen Mißlichkeiten waren so groß, daß mir jene Beispiele entschieden als abschreckende gedient haben. Ich will nun zur detaillirten Beschreibung der Construction aller erwähnten Condensationsvorrichtungen übergehen, und mit den Thonröhren anfangen, welche das Gas zunächst aus dem Glaubersalzofen wegleiten. Was vorerst deren Material betrifft, so wird von mehreren Londoner Fabriken (sämmtlich in Lambeth belegen) eine eigene Masse dargestellt, welche sich durch große Widerstandsfähigkeit gegen Säuren und Temperaturveränderungen auszeichnet, und wohl ungefähr mit den Erzeugnissen der March'schen Fabrik in Charlottenburg auf einer Stufe steht. Leitungsröhren aus dieser Masse finden sich wohl in der Mehrzahl englischer Fabriken, welche überhaupt Thonröhren anwenden; sie sind aber sehr kostspielig. Conische Röhren z. B., welche von 18 Zoll auf 15 Zoll abnehmen, kosten per Stück von 4½ Fuß Länge 15 Shilling, also über 1 Thlr. pr. Cour. per laufenden Fuß. Ich versuchte deßhalb Röhren aus derselben Masse, wie sie zu den Newcastler Chamottsteinen verwendet wird; sie wurden absichtlich unglasirt angefertigt und 24 Stunden in heißem Theer untergetaucht gehalten, bevor sie in Gebrauch genommen wurden, wodurch sie denn auch vollkommen gasdicht wurden. Diese Röhren haben sich in längerem Gebrauche vollkommen bewährt und stehen den Londonern in nichts nach. Ihr Preis beträgt für dieselbe effective Weite, 15 Zoll, per Stück von 3 Fuß Länge excl. Verbindungsmuff nur 4 Shilling; sie kosten also um das 2½fache weniger als das Londoner Fabricat. Auch bei uns in Deutschland wird man ähnliche Röhren an allen Orten, wo feuerfeste Ziegel gefertigt werden, darstellen können. Was ferner die Gestalt der Röhren betrifft, so war früher die conische allgemein üblich, wo ein Rohr in das andere hineinragt, und das Dichtungsmittel zwischen die beiden eingestemmt wird (man s. beistehende Figur). Den Grad der Zuspitzung kann man aus der obigen Textabbildung Bd. 188, S. 307 Angabe ersehen, wornach Röhren von 4 Fuß 6 Zoll Länge bei 15 Zoll lichter Weite an einem Ende, sich auf 18 Zoll am anderen erweitern. Röhren dieser Form können nicht durch Pressen angefertigt, sondern müssen von Hand geformt werden und kommen dadurch theurer zu stehen. Ich wählte darum die daneben gezeichnete Form von Röhren mit Muffen: Verbindungen, welche sehr viel leichter und billiger anzufertigen sind und sich auch in der Praxis vollkommen bewährt haben. Als Dichtungsmittel für die Fugen dient ein durch Zusammenkneten von Steinkohlentheer und fein gemahlenem Chamottthon hergestellter Kitt. Man verleibt dem Theer so viel Thon ein, daß eine noch gut plastische Masse entsteht, und knetet sie sehr gut durch, etwa wie man den Leinöl-Mennig-Kitt behandelt, welcher übrigens ebenfalls manchmal zu diesem Zwecke angewendet wird, jedoch nicht nur theurer, sondern auch weniger zweckmäßig ist; beide werden in gleicher Weise in die Fugen eingestemmt. Wenn man größerer Mengen Theer-Thonkitt bedarf, wie es oben bei der Construction eines Condensators der Fall ist, so empfiehlt es sich den Theer und Thon auf einem Kollergange zusammenzumahlen. In Lancashire führt dieser Kitt den sonderbaren Namen Barytes. Die Dimensionen der Röhren kann man folgendermaßen bestimmen. Für einen Sulfat-Muffelofen von 800 Centner Wochenproduction reicht eine lichte Weite des Gasrohres von 15 Zoll aus, und zwar gemeinschaftlich für Pfannen- und Ofensäure. Manche Fabriken haben sogar nur 12 Zoll Weite; doch ziehe ich 15 Zoll aus Rücksicht auf schnellere Ableitung der Gase vor. Wenn man dann die Gase zweier Pfannen und Oefen gemeinschaftlich fortleitet, muß man ein Rohr von 21 Zoll im Lichten anwenden. Die Länge der Rohrstücke wird man so groß nehmen, als es die Röhrenpresse überhaupt gestattet, um so wenig Fugen als möglich zu haben. Es braucht kaum erwähnt zu werden, daß man die Unterstützung der Röhren so anordnen muß, daß die Fugen für etwaiges Nachstemmen ringsum zugänglich bleiben, und daß die condensirte Säure in der Zeichnung von rechts nach links läuft, also die Muffe immer höher liegen, wenn man nicht ganz horizontal zu gehen gezwungen ist. Der schiefe Röhrenstrang c1 in Fig. 1 muß durch zwei ihm entlang laufende Balken oder in anderer beliebiger Weise unterstützt werden, was in der Zeichnung nicht angedeutet ist. Säuretröge. — Die Tröge b, b1, b11 und h, h1 in Fig. 1 unterscheiden sich nur durch ihre Dimensionen; ihre Construction ist ganz identisch. Man kann aber für diese Construction selbst verschiedene Systeme anwenden. In Deutschland findet man noch Tröge, welche aus einem einzigen Blocke gearbeitet sind. Bei größeren Dimensionen stellen sie sich natürlich enorm theuer; sie sind dem Springen sehr ausgesetzt und kaum zu repariren. Ich gehe daher nur näher auf die beiden in England gebräuchlichen Constructionen ein, welche in den Figuren 2 bis 6, resp. 7 bis 10 dargestellt sind. Bei der ersten Construction stoßen die Kanten der Seitensteine mit einer Neigung von 45° zusammen; die Verankerung wird durch gußeiserne Eckstücke und die Dichtung in den wesentlichsten Theilen durch Kautschukstränge bewirkt. Fig. 2 zeigt einen solchen Trog von oben, nach Hinwegnahme des Deckels, Fig. 3 den Seitenaufriß, Fig. 4 den Bodenstein und Fig. 5 einen der vier gleichen Seitensteine, wie sie vom Steinmetzen bearbeitet werden müssen; Fig. 6 ist Seitenansicht (a) und Horizontaldurchschnitt (b) der gußeisernen Eckstücke. Zur Bearbeitung des Bodensteines gehört es vor Allem, daß eine seichte, etwa 1 Zoll breite und ¼ Zoll tiefe, halbrunde Furche eingemeißelt wird in der Mitte der Stelle für die Bodenkante der Seitensteine, um den Kautschukstrang aufzunehmen. Natürlich setzt dieß voraus, daß der Stein recht horizontal gespalten ist; man wird aber doch trotzdem noch ein Band von 6 Zoll Breite ganz eben abmeißeln müssen, in welches dann die Furche eingeschnitten wird. Bei den Seitensteinen (Fig. 5) muß die Bodenkante ganz eben abgemeißelt und eine ganz entsprechende Furche eingeschnitten seyn. Die beiden Seitenkanten werden in der gezeichneten Weise zugerichtet, wobei aber nur der schräge, mit der Dichtungsfurche versehene Theil glatt gemeißelt zu seyn braucht. Die Oberkante wird mit einem Falz zur Aufnahme des Deckels versehen. Dieser selbst bedarf keiner weiteren Bearbeitung; er darf auch aus zwei Hälften bestehen, während dieß bei dem Bodensteine absolut zu vermeiden ist. Man sollte auch ein Mannloch in dem Deckel anbringen. Wenn der fertig bearbeitete Bodenstein auf seinem Fundament in vollkommen horizontale Lage gebracht worden ist, wird ein endloser Ring von einzölligem, massivem Kautschukstrang in die Furche gelegt, deren eckiger Gestalt er sich natürlich leicht anbequemt, und an den etwas abgerundeten Ecken durch Stifte festgehalten. In diese Ecken werden durch Einschnitte ⅝ zöllige Kautschukschnüre befestigt, deren Länge der Höhe der Seitensteine entspricht; sie dienen später zur Dichtung der Verticalfugen, und werden inzwischen durch von oben herkommende Schnüre festgespannt. Die vier Seitensteine werden dann einzeln an ihre Stellen gebracht, und etwas über ihrer schließlichen Lage durch Pflöcke festgehalten, indem sie sich sämmtlich nach außen neigen und sich an hölzerne Stützen anlehnen. Wenn sie so ungefähr an ihren Stellen sind, werden sie vorsichtig nach und nach genau auf den richtigen Ort und in völlig senkrechte Lage gebracht, und die waagrechten und senkrechten Kautschukschnüre in ihre Furchen hineingezogen, worauf die Pflöcke angezogen werden und das Gewicht des Steines auf den Kautschuk drückt. Dabei bleiben aber die Steine noch unterstützt, bis die Verankerung durch die Eckstücke und Zugstangen (von einzölligem Rundeisen) erfolgt ist. Dieses Letztere ist eine ziemlich mühselige Arbeit, da man jedes einzelne Stück unterstützen muß, bis der letzte Bolzen an seinem Platze ist. Da wo die Eckstücke die Steine fassen, werden kleine Vertiefungen eingemeißelt und Bleistreifen untergelegt, welche den schädlichen Druck des Gußeisens auf einzelne Unebenheiten ausgleichen. Nun legt man den Deckelstein ein, welcher durch den Theer-Thonkitt in seinem Falze gedichtet wird; wenn er aus zwei Hälften besteht, so können diefe glatt aneinander stoßen, mit demselben Kitte als Bindemittel. Um aber die Bodenfuge säuredicht zu machen, reicht der Druck der Seitensteine auf den Kautschukstrang in der Bodenfurche noch nicht hin; man muß daher zwei Querschienen, etwa von 4″ × 1½″ Stärke auf den Deckel legen, durch welche hindurch an beiden Enden Schraubenbolzen gehen, welche unter dem Bodenstein sich rechtwinkelig abbiegen und beim Anziehen der Muttern Deckel, Seiten und Boden zusammenpressen. Man sieht in Figur 2 die Andeutung der Stellen, wo diese vier verticalen Bolzen angebracht sind, und in Fig. 3 das eine Paar derselben mit der Druckschiene vollständig. Bei der zweiten Construction greifen zwei gegenüberliegende Seiten in Nuthen der zwei mit ihnen rechtwinkelig stehenden Seiten (welche ich der Kürze wegen fortan „Enden“ nennen will) ein: alle vier Seiten ruhen in Nuthen des Bodensteines. Die Verankerung geschieht nur auf zwei Seiten, durch Bolzen, welche die vorragenden Theile der „Enden“ verbinden, und die Dichtung geschieht durchweg vermittelst eingestemmten Theer-Thonkittes. Fig. 7 zeigt einen so gebauten Trog in perspectivischer Ansicht, jedoch mit Beibehaltung der richtigen Dimensionen. Nur ist, um die Einfalzung der Seiten in die Enden recht deutlich zu zeigen, der Falz an der Oberkante weggelassen worden, welcher wie bei der zuerst beschriebenen Construction für den Deckelstein ausgearbeitet werden muß. Fig. 8 a zeigt den Bodenstein für sich von oben, 8 b im Durchschnitt seiner Dicke; Fig. 9 a einen der Endsteine im Aufriß, von innen gesehen; 9 b denselben im Aufriß einer Seitenkante; 9 c ist der Aufriß der Oberkante, 9 d der Aufriß der Bodenkante. Der Falz für den Deckelstein ist hier gezeigt, da die Figuren 8, 9 und 10 wirkliche Constructionszeichnungen für den Steinmetzen sind. Fig. 10 a ist ein Seitenaufriß eines der Seitensteine, 10 b derselbe von unten gesehen. In Fig. 8. bemerkt man zunächst die Nuth für die vier Seiten- und Endsteine, 4⅝″ breit und 1″ tief. In der Mitte derselben befindet sich eine V förmige Vertiefung (1 Zoll Seite des Dreiecks), welche mit einer ähnlichen in der Bodenkante der Seitensteine zusammen eine rautenförmige Dichtungsfuge darstellt. Der Endstein Fig. 9 zeigt eine ganz entsprechende 1 Zoll tiefe Hervorragung an der Unterseite, da wo er in den Bodenstein eintritt, mit dreieckiger Kittfurche; nur die beiden äußersten Ränder, soweit sie über die Seitensteine hervorragen, sitzen rauh auf dem Bodensteine auf und sind mit je zwei Bolzenlöchern durchbohrt. Außerdem haben die „Enden“ ihrer Länge nach eine Nuth von 4⅝″ Breite und 1″ Tiefe, mit Vförmiger Vertiefung in der Mitte, ganz ähnlich der im Bodensteine; in diese treten die Ränder der Seitensteine ein Diese selbst (Fig. 10) zeigen nur eine Vförmige Dichtungsnuth rings um die beiden Seiten und den Boden laufend, da sie mit allen dreien in die oblongen Nuthen der Enden und des Bodensteines eintreten; außerdem den Falz an der Oberkante. Es soll schon hier ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht werden, daß die Dicke der Seiten und Enden nur auf vier Zoll angenommen ist, so daß sie in den für sie gelassenen Nuthen etwas Spielraum haben, welcher zum Einstemmen von Kitt benutzt wird. Wenn man zur Aufstellung eines so gebauten Troges schreiten will, so werden nach Nivellirung des Bodensteines, die Seiten und Enden wie früher etwas über ihre schließlichen Positionen gebracht und vorläufig unterstützt. Dann wird die Nuth des Bodensteines mit Theer- und Thonkitt vollständig ausgefüllt und die Seiten und Enden darauf niedergelassen, wobei sie natürlich eine Menge Kitt herausquetschen, welcher dann inwendig und auswendig in den zwischen den Steinen und den Rändern der Nuth bleibenden Raum eingestemmt wird. Vor dem Stemmen wartet man jedoch zwei Tage, um den Kitt erst etwas erhärten zu lassen. Bei den senkrechten Fugen der Seiten verfährt man etwas anders. Man macht kleine Kugeln aus dem Kitt, läßt sie in die rautenförmige Kittfurche herabfallen und rammt sie mit einem heißen Eisen fest ein, wobei eine Menge Kitt seitlich herausgequetscht wird; dieß setzt man fort, bis man an die Oberfläche gekommen ist. Auch hier stemmt man dann den herausgequetschten Kitt in die schmalen in der Nuth noch bleibenden Fugen ein. Die vier, jedes Ende mit dem anderen verbindenden Schraubenbolzen werden schon vorher angelegt, und schließlich so viel als möglich angezogen. Um ihren Druck auf den Stein gleichmäßig zu vertheilen, läßt man sie auf eine Eisenschiene (4″×⅜″) drücken, wie aus Fig. 7 ersichtlich. Statt dieser kann man auch ein Stück Tannenholz (4″×6″) anwenden, wie es bei den Kohksthürmen regelmäßig geschieht. Der Deckel kann einfach in seinen Falz eingelegt werden, natürlich gebettet in Kitt; es ist aber nicht nöthig ihn durch ähnliche Schienen und verticale Schraubenbolzen anzudrücken, wie sie in Fig. 3 gezeichnet sind, denn ihr Zweck ist dort nur der, die Dichtung der Bodenfugen durch größere Pressung des Kautschuks sicher zu stellen, was bei der Nuthenverbindung mit Theer-Thonkitt wegfällt. Doch gilt dieß nur von den Säurecisternen, mit welchen allein wir uns hier befassen; bei den sonst ganz ähnlich construirten Chlorblasen ist es sicherer, wenn man die Deckelverschraubung doch anwendet, weil sie hier durch den Dampfdruck nöthig gemacht wird. Es fragt sich nun, welches der beiden Systeme vorzugsweise zu empfehlen ist. Bei dem ersten Systeme braucht man etwas weniger Quadratfläche der Fliesen für den gleichen Inhalt, und die Zurichtung der Steine kann in kürzerer Zeit geschehen, weil die zeitraubende Einmeißelung der oblongen Nuthen wegfällt; allerdings kosten die abgeschrägten Endkanten auch ziemlich viel Arbeit. Dagegen braucht man bedeutend mehr Eisenwerk als für die Tröge zweiter Art, nämlich 8 gußeißerne Eckstücke, welche dort ganz fehlen, doppelt so viele Bolzen (8) für die Seiten-Verankerung und die beiden Schienen, und vier Bolzen für die Deckelverankerung. Wenn einmal fertig, halten diese Tröge äußerst lange aus, ohne Reparaturen zu bedürfen; in der That ist es mir in der Praxis nicht vorgekommen, daß sie leck geworden wären, etwa durch Verderben des Kautschuks und dergleichen. Wenn sie übrigens einmal auseinander genommen werden, etwa zur Aufstellung an einem anderen Orte, so ist der Kautschukstrang nicht mehr wieder zu gebrauchen. — Bei dem zweiten beschriebenen Systeme braucht man etwas mehr Steinfläche für die vorspringenden Ränder der „Enden,“ und unläugbar kostet die Zurichtung der Steine bedeutend mehr Arbeit, während die Aufstellung etwas leichter von statten geht, als in dem vorigen Falle. Dagegen ist, wie eben gezeigt, die Ersparniß an Eisenwerk sehr bedeutend, und auch der Theer-Thonkitt ist sehr viel billiger als das Kautschuk. Die Dichtung der Fugen ist nicht ganz so zuverlässig, als in dem ersten Falle, und man muß hin und wieder durch Stemmen nachhelfen; doch hängt natürlich hierbei Alles von der Geschicklichkeit und Sorgfalt des ersten Ausstellers ab. Es sind mir Chlorblasen nach diesem Systeme bekannt, welche nach fünfjährigem Gebrauche noch nicht das mindeste Anzeichen zum Lecken darboten. Die Tröge nach diesem Systeme kommen immer etwas billiger zu stehen als nach dem ersten, welches so viel mehr Eisenwerk beansprucht. Ich habe beide Systeme in der Praxis nebeneinander ausgeführt und benutzt, und ich kann keine sehr entscheidenden Gründe für die Wahl des einen oder anderen angeben. Das erste System findet sich hauptsächlich in Lancashire angewendet, daneben jedoch das zweite, welches am Tyne so gut wie ausschließlich herrscht. Ich habe mich schließlich für Neuanlagen entschlossen, stets das zweite System zu benutzen, ohne mein Urtheil als maßgebend hinstellen zu wollen. Dieß bezieht sich auf Säuretröge (und Chlorblasen), für Kohksthürme nehme ich keinen Anstand das zweite System (mit Nuthenverbindung) entschieden zu empfehlen. Textabbildung Bd. 188, S. 312 Es ist mir auch in der Praxis eine Combination beider Constructionen vorgekommen, nämlich Nuthenverbindung und Theer-Thondichtung, aber mit Verankerung nicht durch Löcher in den überstehenden Seitenenden der Steine, sondern durch gußeiserne Eckstücke und vier Schraubenbolzen. Die nebenstehende Skizze einer Ecke wird dieß ganz klar machen. Die Wahl dieser Bauart geschah, weil man fürchtete, daß ein zu großer Zug auf die durch die Bolzen direct verbundenen Enden ausgeübt würde; aber man muß wohl in der betreffenden Fabrik von dieser Ansicht zurückgekommen seyn, da ich die später gebauten Chlorblasen ganz wie in Fig. 710 construirt vorfand. Sonst fällt natürlich bei der skizzirten Combination die Eisenersparniß weg, bis auf die Deckelschienen und Bolzen. Ich habe bisher absichtlich die Dicke der Steine fast ganz außer Betracht gelassen, weil diese nämlich von verschiedenen Umständen abhängt. In Nordengland hat man die Annehmlichkeit einen kieseligen Sandstein benutzen zu können, welcher in Yorkshire vorkommt und zu diesem Zwecke vollkommen geeignet ist. Er widersteht kochender Salzsäure, auch ohne in Theer gekocht zu seyn, viele Jahre lang vollständig; in der That ist er zu dichtkörnig, um den Theer tief eindringen zu lassen. Außerdem ist er ungemein ebenmäßig und parallel geschichtet, so daß man Platten von bedeutender Größe und in beliebiger Dicke einfach durch Keile losspalten kann. Man kann daher von diesem Steine viel dünnere Platten anwenden, als von poröseren und weniger festen Sandsteinen, bei denen häufig dünnere Platten eben so theuer oder noch theurer als dicke zu stehen kommen. Ich habe mich aus der Erfahrung überzeugt, daß eine Dicke von 6 Zoll für den Bodenstein, 4 Zoll für die Seiten und Enden, und 4 oder allenfalls 3 Zoll fur den Deckel vollkommen hinreichen. Allerdings nimmt man die Stärke häufig bedeutender, aber, wie ich aus der Praxis versichern kann, völlig zwecklos. Ein Kochen des Yorkshire Steines in Theer ist, wie gesagt, nicht erforderlich; dagegen empfiehlt es sich doch, und kostet sehr wenig, den Trögen nach der Aufstellung einen Anstrich von Theer oder noch besser mit dem von mir beschriebenen TheerfirnißLunge, Destillation des Steinkohlentheeres (Braunschweig 1867), S. 153; man vergl. auch dieses Journal Bd. CLXXXII S. 232. zu geben, was für das Eisenwerk an sich unentbehrlich ist. Vielleicht findet sich ein ähnlicher Sandstein auch in Deutschland, was mir nicht bekannt ist; allenfalls dürfte es selbst nicht unthunlich seyn, ihn aus England zu importiren, wenigstens für Fabriken in der Nähe großer schiffbarer Flüsse, denen er durch Wassertransport zugänglich ist. AIs Preis frei an Bord Hull ist mir von einer der renommirtesten Firmen in Yorkshire 3 Shill. 9 Pence = 1 Thlr. 7 Sgr. 6 Pf. per Kubikfuß angegeben worden. Der Yorkshire Sandstein wird fast ganz allgemein in Lancashire angewendet; am Tyne gebrauchte man unbegreiflicherweise bis vor wenigen Jahren einen dort vorkommenden Sandstein, welcher nicht nur viel schlechter, sondern sogar theurer ist und unbedingt ein langes Kochen in Theer erfordert. In den letzten Jahren wird indessen die Verwendung von Yorkshire Stein immer allgemeiner; meines Wissens war die von mir geleitete Fabrik die erste am Tyne, welche ihn einführte. Man nimmt den ordinären Sandstein am Tyne nie schwächer als 6 bis 7 Zoll, häufig 8 und 9 Zoll, und kocht ihn 6 bis 8 Tage in Theer, nachdem er seine Zurichtung erhalten hat. Da man auch in Deutschland seine Zuflucht zu dem Kochen in Theer nehmen muß, so sind die dazu dienlichen Einrichtungen hinreichend bekannt und ich brauche mich nicht auf ihre Beschreibung einzulassen. Ich will also nur noch schließlich erwähnen, daß meine sämmtlichen Zeichnungen die Dicken vom Yorkshire Stein voraussetzen, und bei größeren Stärken natürlich entsprechender Abänderung bedürfen. Die Kohksthürme selbst müssen so solid als möglich fundamentirt seyn, weil ihr Gewicht sehr bedeutend ist, und die Wassercisterne oben bei der geringsten Abweichung vom Lothe großen Zug ausübt. Eine Senkung der Fundamente muß also vermieden werden. Es ist schon oben darauf hingewiesen worden, daß die Condensation sehr unvollkommen wird, wenn die Thürme aus dem Lothe weichen. Wenn es der Preis von Bruchsteinen irgendwie erlaubt, sollte man sie statt Ziegeln zu dem Fundamente verwenden, und mit Cement mauern, damit die Regenfeuchtigkeit keinen Schaden thun kann. Auch muß man Vorsorge treffen, daß etwa überlaufende Säure unschädlich ablaufen kann und nicht auf das Mauerwerk wirkt. Das Fundament muß, wie schon oben angeführt, so hoch angelegt seyn, daß die condensirte Säure Fall behält, sowohl nach den Condensirtrögen b, b1 b11, als nach den Sammeltrögen h, h1 und von diesen noch nach den Chlorblasen. Alsdann schreitet man zuerst zur Aufrichtung des Balkengerüstes, welches später die Wassercisterne tragen soll, das aber beim Bau zum Aufwinden der Steine benutzt wird. Die Construction des Gerüstes, wie sie am Tyne üblich ist, läßt sich aus Fig. 1 genügend deutlich ersehen. Man sieht, wie dasselbe am Fuße durch eiserne Eckstücke und Schraubenbolzen zusammengehalten wird. Die Dicke der senkrechten Balken braucht nicht mehr als 9″×9″ zu betragen; die diagonalen Stücke können schwächer seyn. Wenn das Gerüst aufgerichtet ist, legt man auf die Querbalken, welche seine obere Bekrönung auf zwei Seiten bilden, Eisenbahnschienen, die an beiden Enden etwas aufgebogen sind. Auf diesen läuft eine Art Wagen mit durchbrochenem Boden und niedrigen Rädern, auf welchem zwei Schienen in einer auf die ersten senkrechten Richtung angebracht sind. Eine gleichfalls auf Rädern laufende Winde wird auf diesem zweiten Schienenpaar angebracht, und man kann dann natürlich die Hebevorrichtung mit größter Leichtigkeit und Schnelligkeit über jeden beliebigen Ort innerhalb des Gerüstes bringen. Das Ganze bildet einen hin- und hergehenden Krähn (travelling crane), welcher von vier Mann bedient wird, nämlich zwei an jeder Handhabe der Winde. Die Bodensteine, welche mindestens 12 Zoll dick seyn müssen und natürlich sehr schwer sind, werden am besten schon auf das Fundament gebracht, ehe noch das Gerüst aufgerichtet wird; man braucht zu ihnen natürlich den Krähn noch nicht, da sie nur horizontal gelegt werden und mit Schraubenwinden gehoben werden können. Die übrigen, senkrecht zu stehen kommenden Steine werden mit zwei seichten Vertiefungen nahe an ihrer Oberkante versehen, in welche eine am Ende der Windenkette hängende Klammer faßt. Textabbildung Bd. 188, S. 315 Aus der beistehenden Figur ist ersichtlich, wie der eine Arm der Klammer in ein viereckiges Loch im Steine faßt, während der andere durch eine Schraube und zwei Holzkeile gegen die andere Seite des Steines angedrückt wird. Auf diese Weise werden die vier Steine einzeln gehoben, welche zu jeder Schicht gehören, durch Bewegung des Krahnes über ihre Plätze gebracht, niedergelassen und vorläufig durch beliebige eiserne und hölzerne Stützen festgemacht; wenn darauf die Verankerung und Dichtung der Schicht vollständig ausgeführt worden ist, schreitet man zum Aufsetzen der folgenden Steinlage und so fort, bis man an die oberste kommt; der Deckelstein muß jedoch fortbleiben, bis die Füllung mit Kohks beendigt ist. Die einzelnen Schichten werden ganz ähnlich gebaut, wie die oben ausführlich beschriebenen Steintröge, und können nach jeder der beiden beschriebenen Constructionsweisen eingerichtet seyn. Es kommt jedoch hier noch die Dichtung der Querfugen zwischen den einzelnen Schichten vor, welches die Sache etwas complicirter macht. Für die erste Construction (vier gleiche Seitensteine mit Kanten von 45° Neigung) bedarf man eines Kautschukringes am Boden von 1″ Stärke, und senkrechter Kautschukstränge von 9/16″ oder ⅝″ Stärke zur Dichtung der Eckfugen. Man befestigt diese, wie oben beschrieben, in den vier Ecken des der Nuth angepaßten Bodenringes, und spannt sie senkrecht bis zum Oberbalken des Gerüstes aus; man muß dann die Steine so herablassen, daß die Verdichtungsstränge an ihre richtige Stelle kommen. Die Horizontalfugen werden durch Flanellstreifen gedichtet, welche man 24 Stunden lang in einem Brei aus Leinölfirniß, Mennig (2 Thle.) und feingemahlenem Schwerspath (3 Thle.) hat einweichen lassen. Der Zusatz des Schwerspathes geschieht nicht nur der Billigkeit halber, sondern auch weil sonst der Kitt zu schnell fest werden würde. Bei dem kleinen Thurme, welcher nur ganz schwache Säure condensirt, braucht blos die unterste Schicht, welche als Säurereservoir dient, Kautschukstränge zur Dichtung der Längsfugen zu haben; der ganze Rest des Thurmes kann mit Flanell fertig gemacht werden. Eines ist sehr nöthig zu beachten: die Ober- und Unterkanten aller Steine müssen eine schwache Neigung (etwa 1 Zoll) nach innen haben, wie es aus Fig. 11 und 15 ersichtlich ist; im Uebrigen sind sie glatt gearbeitet. Bei dieser Anordnung kann keine Säure nach dem Aeußeren der Thürme gelangen. Man vergesse auch nicht, sämmtliche Kanten der Steine vor dem Zusammenfügen mit einer Bürste zu reinigen, da ein einziges kleines Steinchen oder grober Sand den ganzen Thurm verderben könnte. Die Verankerung durch die Eckstücke und Schraubenbolzen ist eine ziemlich umständliche Arbeit, weil jeder einzelne Theil derselben einer Unterstützung bedarf, bis endlich die letzte Schraubenmutter angezogen worden ist. Es braucht kaum erwähnt zu werden, daß mit dem Thurme zugleich ein leicht zu entfernendes hölzernes Gerüst in seinem Inneren aufsteigen muß, welches den Arbeitern zum Standpunkt dient. Bei der zweiten Construction ist die Aufführung an sich leichter, weil die Steine ineinander eingreifen, und namentlich ist die Verankerung ohne alle Umstände zu bewerkstelligen. Dieser Vortheil tritt hier noch viel überwiegender hervor, als bei dem Bau von Säuretrögen und Chlorblasen. Dagegen ist die Fugendichtung, namentlich der Horizontalfugen, weniger leicht und zuverlässig, weil die geringste Nachlässigkeit des den Theer-Thonkitt einstemmenden Arbeiters sehr schädlich wirkt. Aus diesem Grunde wird neuerdings eine Art der Fugendichtung ausgeführt, welche an Billigkeit und Zuverlässigkeit nichts zu wünschen übrig läßt. Man arbeitet eine V förmige Nuth rings um die Kanten jedes Steines herum; die Figuren 9 und 10 können auch hier für die Bearbeitung der „Seiten“ und „Enden“ dienenDoch empfiehlt es sich, hier der größeren Sicherheit gegen das Ausbrechen halber, den zum Durchgehen der Bolzen dienenden Rand noch etwas breiter zu halten, etwa 6 Zoll statt der angegebenen 4½ Zoll., wenn man die Oberseite identisch mit der Unterseite macht, abgesehen von der schwachen Neigung, welche die Horizontalkanten zeigen müssen. Der Kantenaufriß Fig. 15 wird dieß vollkommen deutlich machen. Es entsteht dadurch also eine rautenförmige Rinne überall wo sich zwei Steine berühren. Sobald nun eine Schicht vollendet ist, gießt man geschmolzenen Schwefel (ohne irgend welchen anderen Zusatz) in alle nach oben mündenden Oeffnungen; der Schwefel läuft natürlich auch in die horizontalen Rinnen und gibt vollkommene Sicherheit gegen alles Lecken von Säure oder Gas. Selbstredend würde der Schwefel schmelzen, wenn die Gase über 100° heiß in den Thurm einträten; dieser Fall ist aber bei Anwendung von Vorkühlung unmöglich. Auch darf ein so gedichteter Thurm nicht bedeutenden Erschütterungen ausgesetzt seyn. Textabbildung Bd. 188, S. 316 Vor Einführung der Schwefeldichtung pflegte man die Horizontalkanten in Falzen zu arbeiten (s. beistehende Figur), wobei man absichtlich die Ränder der Falzen nicht genau auf einander treffen ließ, um Theer-Thonkitt dazwischen bringen zu können; diese Construction ist aber nicht so gut als die eben beschriebene, und wird jetzt kaum mehr ausgeführt. Noch eine andere Verbesserung bricht sich neuerdings imme Textabbildung Bd. 188, S. 317 mehr Bahn. Man macht nämlich die vier Steine jeder Schicht nicht von gleicher Höhe, sondern läßt z. B. die „Seiten“ der ersten Schicht über die „Enden“ einen Fuß hervorragen. In der nächsten Schicht werden die Steine von gleicher Höhe, aber gegeneinander vertical verschoben, wie es beistehende Skizze zeigt und wie es auch in Fig. 15 auf der Tafel angedeutet ist. Dadurch erreicht man viel besseren Verband als bei rings herumlaufenden Schichtenstößen. Auf die Dichtung mit Schwefel hat dieß keinen Einfluß, eben so wenig auf die Bearbeitung der Steine, wie man sich bei näherer Betrachtung überzeugen wird. Nur muß man darauf achten, daß die beiden Ankerbolzen immer so vortheilhaft als möglich angebracht werden, um den Verband recht gut zu machen. Früher baute man statt dessen Schichten von gleicher Höhe, ließ aber die „Seiten“ und „Enden“ von Schicht zu Schicht abwechseln. Anstatt der in Fig. 7 für die Säurecisternen angegebenen Eisenstreifen bedient man sich zur Egalisirung des Druckes der Schraubenbolzen bei den Kohksthürmen regelmäßig hölzerner Balken (etwa 6″ Quadrat), welche der ganzen Höhe des Thurmes entlang gehen. In manchen Fällen findet man diese Bindebalken stärker genommen, und dann zugleich zum Tragen der Wassercisterne dienend; es empfiehlt sich aber, das Gerüst für diese unabhängig von dem eigentlichen Thurme zu halten wo es dann auch viel besser als Baugerüst zu benutzen ist. Die eben erwähnten Bindebalken sind in Fig. 1 nicht gezeichnet, um sie nicht zu complicirt zu machen; sie sind aber vertical den Seiten des Thurmes entlang an den vier Ecken zu denken, so daß alle Schraubenbolzen durch sie hindurchgehen. Der Horizontaldurchschnitt in Fig. 12 wird dieses vollkommen deutlich machen. Die Dicke der Steine braucht in dem unteren Theile nicht 5 Zoll zu übersteigen, und nimmt nach oben zu auf 4½ Zoll, schließlich auf 4 Zoll ab. Man findet die Steine häusig dicker, dieß ist jedoch bei Yorkshire Sandstein nicht erforderlich. Weichere Sandsteine erfordern natürlich größere Stärken. Bisher ist immer nur die Construction der Kohksthürme aus Steinplatten vorausgesetzt worden. Man findet sie jedoch auch aus Ziegeln gebaut, häufiger namentlich die Thürme zur Condensation schwacher Säure, z. B. der Ofensäure aus offenen Röstöfen. Nur selten findet man in guten Fabriken auch Ziegelthürme zur Condensation der starken Säure. Sie kommen in der Anlage billiger als die Steinthürme, wenigstens am Tyne, wo die Chamottziegel sehr billig sind; aber sehr selten entsprechen sie allen Anforderungen, und ich habe es aus dem Munde eines sehr tüchtigen Fabrikanten, daß er nach fünfjährigen Versuchen darauf verzichte, seine Ziegelthürme so dicht als Steinthürme zu machen. Wem es demnach weniger darauf ankommt, bei der Anlage anfangs etwas zu ersparen, als ein dauerndes und nicht leicht reparaturbedürftiges Stück Arbeit herzustellen, der wird sich doch zum Bau von Steinthürmen entschließen; an vielen Orten Deutschlands dürften die Ziegelthürme nicht einmal den Vorzug der Billigkeit haben. Ich will aber immerhin auch über die Construction von Ziegelthürmen aus der Praxis einige Notizen geben. Als Material der Ziegelthürme dienen immer feuerfeste Steine (Chamottziegel), weil diese auch den Säuren viel besser als gewöhnliche Mauerziegel widerstehen. Als Mörtel wendet man ein Gemisch von Theer und China Clay an, und hält die Fugen so eng als möglich. Manchmal findet man einen Kernschacht und einen äußeren Mantel, welche durch eine Isolirschicht von Asphalt getrennt sind. Häufiger ist das Gemäuer solid. Textabbildung Bd. 188, S. 318 In manchen Fabriken werden eigene Formziegel angewendet, welche einen Zoll Fall auf ihre Länge von 9 Zoll haben. Dann sieht das Gemäuer wie beistehend im Verticaldurchschnitt aus; innen die schräg abfallenden Ziegel, außen eine halbe Dicke gewöhnlicher Ziegel. Am Boden würde man außen eine volle Ziegelstärke nehmen. Der Zweck der Abschrägung ist selbsteinleuchtend. Jedoch sollen, nach der Ansicht vieler Praktiker, solche Thürme keinen erheblichen Vorzug vor den aus lauter gewöhnlichen Ziegeln gebauten haben. Im letzteren Falle macht man die Mauern am Tyne 18 Zoll (vier halbe Ziegel) stark auf 10 Fuß über dem Boden, und 15 Zoll (drei halbe Ziegel) auf den Rest der Höhe. Es liegen je drei Schichten so, daß die lange Seite der Ziegel mit der Mauer parallel läuft; Textabbildung Bd. 188, S. 318 die vierte Schicht besteht immer aus langen Bändern, welche senkrecht zur Mauerdicke lausen. zur besseren Stabilirung des Baues und zugleich als Träger für die Wassercisterne sind in den Ecken senkrechte Balken von 12 Zoll im Quadrat angebracht, welche in der beistehend im Horizontalschnitt gezeichneten Weise ausgeschnitten sind, so daß die Mauerecke in sie eingreift. Etwa alle 5 Fuß der Höhe sind daran die angedeuteten gußeisernen Eckstücke angebracht, welche durch Schraubenbolzen zusammengezogen werden und dadurch die Verankerung des Thurmes bewerkstelligen. Der Boden des Thurmes wird immer von einer einzigen Steinplatte gebildet und er erhält über sein ganzes Innere und Aeußere mehrere Anstriche von Theer. Kopp (a. a. O.) erwähnt, daß man allenfalls Condensationsthürme auch aus gewöhnlichen Mauerziegeln bauen könne, welche in heißem Theer getränkt und unmittelbar nach dem Herausnehmen verlegt werden, wobei der Theer selbst als Mörtel dient. Ob sich dieser auch in der Praxis auf die Länge bewährt, ist mir nicht bekannt. Es sey schließlich noch erwähnt, daß die Waschthürme in vielen Fabriken nicht so hoch als die ersten Condensationsthürme, dagegen viel breiter, oblong gebaut sind und mehrere (2 oder 3) Zwischenwände haben, die letzteren mit Oeffnungen abwechselnd oben und unten, so daß das Gas einen auf- und absteigenden Weg machen muß. Sie stellen dann eigentlich drei oder vier nebeneinander gelegene Thürme vor. Bei Anwendung von Steinplatten hat diese Construction keine besonderen Vorzüge, dagegen empfiehlt sie sich mehr für Ziegelthürme, welche billiger in dieser Weise herzustellen sind. Die Construction des „Domes,“ d. h. des Rostes, auf welchem die Kohks aufruhen, ist dieselbe für alle beschriebenen Bauarten. Man pflegte den Dom früher aus feuerfesten Ziegeln von besonders harter Qualität zu wölben, wie man es noch in den meisten technischen Werken gezeichnet findet. Auch jetzt geschieht dieß noch häufig; ich glaube aber die in Fig. 11 und 12 gezeichnete und praktisch sehr gut bewährte Construction vorziehen zu müssen. Drei Steinplatten stehen auf der hohen Kante auf dem Bodensteine des Thurmes; sie reichen bis über das Gas-Eintrittsrohr in die Höhe (also etwa 3 Fuß hoch), und stehen mit diesem parallel; die mittlere Platte, welche in der Zeichnung der Länge nach durchschnitten zu denken ist, hat vorn einen Ausschnitt, so daß das eintretende Gas sich zwischen allen vertheilt. Der Grundriß Fig. 12 macht dieß noch deutlicher. Diese Platten (welche etwa vier Zoll dick seyn können), dienen als Träger der Rostplatten, welche 12 Zoll breit und vier bis sechs Zoll dick sind und 2½ Zoll von einander abstehen. Fig. 12 ist ein Horizontalschnitt des Thurmes gerade über den Rostplatten, worin man auch die Träger derselben sieht. Man könnte die Roste zwar gleich von Anfang an mit einbauen, läßt sie aber gewöhnlich erst nach Vollendung des Thurmes herab und stellt sie in diesem auf, worauf man sofort zur Füllung mit Kohks schreiten kann. Die Kohks müssen von der besten und härtesten Qualität seyn; Gaskohks sind unbedingt zu verwerfen, weil sie zu weich sind und bald oder später zerbröckeln würden. Unmittelbar über den Rosten legt man ganz große Stücke, und zwar sucht man längliche Stücke aus, welche man ganz regelmäßig und parallel legt, so daß die erste Schicht sich mit den Roststäben kreuzt, die zweite in darauf senkrechter Richtung, die dritte wieder gleich der ersten, und so fort. Man nimmt aber zu jeder Schicht kleinere Stücke und schließlich hauptsächlich Stücke von etwa 5 bis 6 Zoll Länge und 2 Zoll Dicke; immer mit Untermischung einiger größerer Stücke. Da die spätere Wirksamkeit des Kohksthurmes hauptsächlich darauf beruht, daß sowohl das Wasser als das Gas gleichmäßig in ihm vertheilt werden, so kann man nicht genug Sorgfalt auf Aussuchen und Anordnen der Kohksstücke verwenden; das Einlegen derselben sollte nur einem ganz zuverlässigen Manne überlassen werden. Wenn jedoch ein Drittel des Thurmes in dieser regelmäßigen Weise gefüllt worden ist, so kann man die übrigen zwei Drittel einfach durch Hereinschütten von kohksbrocken füllen, welche von allem Mull durch ein Sieb mit zwei Zoll Oeffnung im Quadrat getrennt worden sind. Die kohksaufschüttung wird bis unmittelbar unter das Niveau des Gasaustrittsrohres fortgesetzt; nach einiger Zeit sinkt die Füllung um einige Zoll zusammen. Man kommt jetzt zum Auflegen des Deckels. Er besteht aus einer oder zwei Steinplatten von 3 Zoll Dicke, in welcher 64 Löcher für den Thurm c und 9 Löcher für den Thurm d eingemeißelt sind, die sich nach unten etwas verjüngen und zur Aufnahme der thönernen Ueberlaufnäpfe Fig. 14 dienen; die Fugen werden mit Mennigkitt gedichtet. Dieß wird aus dem Durchschnitte in Fig. 11 klarer werden. Die Ueberlaufnäpfe bestehen aus zwei Theilen, dem eigentlichen Napfe mit der halbzölligen kurzen Oeffnungsröhre im Centrum, und dem lose darauf sitzenden Deckel, welcher den Wasserverschluß bewerkstelligt. Der ganze Deckel wird mit einem Steinrande von 8 bis 12 Zoll Höhe umgeben und auf ihm der hölzerne Kipptrog befestigt (siehe auch Fig. 13). Wenn derselbe seinen Inhalt über die eine Hälfte der Näpfe ausgeleert hat, so werden sie sich mit Wasser füllen, wovon aber sofort alles ablaufen wird, was über dem Niveau des halbzölligen Centralrohres steht; die Einkerbungen in dem Deckel des Napfes gestatten dem Wasser nachzufließen, ohne das Gas herauszulassen, weil immer noch eine kleine Absperrungssäule von Wasser bleibt. Gerade dieses periodische Ueberlaufen ist bekanntlich für die gleichmäßige Benetzung der Kohks am vortheilhaftesten; übrigens ist dieß und die Wirkung des Schaukeltroges zu allgemein bekannt, um weiter besprochen werden zu müssen. Die eben beschriebene Unordnung von Schaukeltrog und Ueberlaufnäpfen kann ich aus der Praxis angelegentlich empfehlen, und ist sie von mehreren anderen Fabriken am Tyne nachgeahmt worden; in Lancashire war sie schon früher üblich. Am Tyne hatte man früher und hat man oft jetzt noch nur einfache Oeffnungen in der Deckelplatte, welche bei irgend vorkommender Nachlässigkeit im Zulaufenlassen des Wassers Gas ausströmen ließen. An vielen Orten läßt man das Wasser durch eine einzige Oeffnung mit heberförmiger Biegung auf eine zwei bis drei Fuß tiefer angebrachte „Spritzplatte“ herabfallen, welche es in dem Thurm herumschleudert. Dieß wirkt aber lange nicht so vollkommen als die oben detaillirte Einrichtung. Wenn die Deckelplatten aufgezogen worden sind, nimmt man die Winde oben auf dem Gerüste in Stücken, läßt sie herab und zieht mit einer Rolle die einzelnen Bohlen herauf, welche die Wassercisterne bilden sollen, und schon vorher vollkommen zugerichtet und zusammengepaßt worden sind. Sämmtliche Bohlen sind von 3 zölligem Tannenholze; ihre Kanten sind glatt gehobelt, und werden mit Leinöl-Mennigfirniß bestrichen, ehe sie zusammengefügt werden. Außerdem werden sämmtliche Fugen nach dem Zusammensetzen der Cisterne mit Hanf und Mennigfirniß vollkommen kalfatert. Die Zusammenpressung der Boden-Planken, welche vermittelst einzelner Tragbalken (7″ × 3″) auf dem Oberbalken (9″ × 9″) des Hauptgerüstes ruhen, wird durch Keile bewirkt, ganz wie bei Zimmerdielen. Die Seitenplanken werden durch eine Anzahl von senkrecht durchgehenden Schraubenbolzen (deren Köpfe in Fig. 1 sichtbar sind) an einander und an die Bodenplanken gebunden. In horizontaler Richtung greifen zwei „Seiten“ in entsprechende Nuthen zweier „Enden“ ein, genau wie bei der Steinconstruction Fig. 7, und werden in ganz gleicher Weise durch horizontale Schraubenbolzen zusammengepreßt. — Statt dieser Construction finden sich auch einfache, hölzerne, mit Blei ausgeschlagene Kästen. Eisen ist natürlich als Material der Cisternen zu verwerfen. Im Boden der Wassercisterne sind zwei mit Hähnen g, g versehene einzöllige Wasserröhren angebracht, welche über der Mitte der Schaukeltröge münden (angedeutet in Fig. 13). Diese Röhren ragen inwendig etwa 6 Zoll über den Boden der Cisterne hinaus und sind mit einer durchlöcherten Haube versehen, um Schlamm u. dgl. abzuhalten. Die Speisung der Cisterne geschieht intermittirend durch ein zweizölliges Druckrohr, und zwar meist durch eine besondere kleine Druckpumpe. In Fig. 1 ist auch die Treppe zwischen den beiden Thürmen und ein Gang um die Cisterne angedeutet. Sämmtliches Holz-, Eisen- und Steinwerk wird mit einem zweimaligen Anstriche von Theer oder noch besser Theerfirniß (s. oben) versehen, welcher einmal jährlich zu erneuern ist. Die condensirte starke Säure fließt durch einen 1½ zölligen Thonhahn dicht über dem Bodensteine des großen Thurmes ab, und wird durch Thonröhren nach den Sammelcisternen h, h1 geleitet, welche, zur Aufnahme von 24 stündiger Production zweier Oefen, mindestens vier an der Zahl und 7′ × 5 × 5′ seyn müssen. Ueber ihre Construction ist gar nichts Neues zu sagen und auf die Tröge b, b1, b11 zu verweisen. Die schwache Säure aus dem kleinen Thurm läßt man entweder ganz weglaufen, oder sammelt sie zu irgend welchem Gebrauche auf, oder endlich man speist mit ihr die Tröge b, b1, b11 um dort verstärkt zu werden. Ein in England gemachter Vorschlag, sie durch einen Montejus nach der Höhe der Thürme zu pumpen und zur Speisung des starken Condensationsthurmes (c in Fig. 1) zu verwenden, hat große praktische Schwierigkeiten in der Ausführung und hat sich keine weitere Verbreitung verschaffen können. Auch Kopp weist auf die Mißlichkeiten dieses Verfahrens hin, und es wird meines Wissens nur in einer einzigen Fabrik (zu Walker am Tyne) ausgeführt. Man hat dort einen Apparat mit Luftdruck, genau wie sie zum Heben der Schwefelsäure auf die Gay-Lussac'schen Thürme angewendet werden; nur ist der Druckcylinder in diesem Falle mit Gutta-percha ausgekleidet.

Tafeln

Tafel Tab.
									V
Tab. V