Titel: | Ueber die Nachweisung und quantitative Bestimmung gewisser organischer Substanzen im Wasser mittelst basisch-schwefelsaurer Thonerde; von F. Bellamy. |
Fundstelle: | Band 187, Jahrgang 1868, Nr. LXXV., S. 320 |
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LXXV.
Ueber die Nachweisung und quantitative Bestimmung
gewisser organischer Substanzen im Wasser mittelst basisch-schwefelsaurer
Thonerde; von F.
Bellamy.
Aus den Comptes rendus, t. LXV p. 799; November
1867.
Bellamy, Verfahren zur Prüfung des Wassers auf organische
Substanzen.
Die im Wasser enthaltene organische Substanz rührt hauptsächlich von den Resten
verschiedenartiger, in Zersetzung begriffener pflanzlicher und thierischer
Organismen her und ist im Allgemeinen von gleicher Natur wie die sogen.
Humus- oder Huminkörper; sie ist, wie diese letzteren, nicht krystallisirbar,
hat keine genau zu bestimmende chemische Zusammensetzung, ist mehr oder weniger
braun gefärbt und vermag sich mit Thonerde zu unlöslichen Lacken zu verbinden, deren
hellere oder dunklere Farbe als Anhaltspunkt zur Beurtheilung des größeren oder
geringeren Gehaltes eines Wassers an organischen Stoffen benutzt werden kann. Der
Alaun zersetzt sich, wenn das Wasser nicht sehr unrein ist, zu schwierig; es ist
deßhalb vorzuziehen, an seiner Statt basisch-schwefelsaure Thonerde
anzuwenden, welche man zweckmäßig auf die Weise bereitet, daß man eine Lösung von 8
Grammen Alaun in 100 Kub. Cent. Wasser nach und nach mit 12 K. C. einer
zehnprocentigen Lösung von Aetzkali versetzt. Bei jedem Zusatze dieser letzteren
entsteht ein Niederschlag, der sich immer langsamer wieder löst; man erhält auf
diese Weise eine klare, sehr haltbare Lösung von basisch-schwefelsaurer
Thonerde, welche fast um die Hälfte mehr Thonerde als der Alaun und zwar in einem
leicht zersetzbaren Verbindungszustande enthält, so daß sie sich bei der geringsten
Veranlassung ausscheidet.
Von dieser Lösung setzt man 5 K. C. zu 1 Liter des zu prüfenden Wassers. Das Salz
zersetzt sich in Folge der gleichzeitigen Einwirkung der Masse des Wassers, der in
diesem enthaltenen Erdbicarbonate und der vorhandenen organischen Substanz. Diese
letztere setzt sich binnen einigen Stunden mit der Thonerde, mit welcher sie sich
verbunden hat, ab; man sammelt den Niederschlag in geschlossenen Röhren von 15 bis
16 Millimet. Durchmesser und läßt ihn sich in denselben absetzen; seine Menge,
welche sich nach der Höhe, bis zu welcher er in dem Rohre steht, mit genügender
Genauigkeit abschätzen läßt, steht in geradem Verhältnisse zu der Summe der
mineralischen und organischen Verunreinigungen des Wassers. – Um die Färbung der Niederschläge beurtheilen zu können, muß man
dafür Sorge tragen, daß sie stets in demselben Wasservolum schwimmend zur
Beobachtung kommen; zu diesem Zwecke nimmt man etwas von dem Wasser hinweg oder
setzt noch etwas hinzu, so daß es in dem Probirrohr durchschnittlich 8 Centim.,
oder, wenn die Menge des Niederschlages gering ist, nur 5 Centim., bei einem sehr
reichlichen Niederschlage dagegen 12 Centim. hoch steht. Man schüttelt das Ganze
nun, damit der Niederschlag in der Flüssigkeit möglichst gleichartig suspendirt
wird. Seine Färbung ist bei durchfallendem Lichte deutlicher wahrzunehmen, als bei
auffallendem; sie schwankt von Grau bis Dunkelbraun, entsprechend der
Beschaffenheit, besonders aber der Menge der dem Wasser beigemengten organischen
Substanzen; mitunter ist sie sehr schwach und nur dann wahrzunehmen, wenn man den
Niederschlag neben einen solchen von reiner Thonerde stellt. Indessen kommt es nur
selten vor, daß nicht auch klar und ungefärbt erscheinendes Wasser einen schwach
gefärbten Niederschlag gibt. Recht bequeme Vergleichungsstufen erhält man, wenn man
Wasser, welches durch eine bestimmte Menge eines bekannten organischen Stoffes, z.B.
durch Enzianextract, gefärbt ist, mit basisch-schwefelsaurer Thonerde
behandelt.
Nicht alle organischen Substanzen werden durch die Thonerde gefällt; da die im Wasser
vorkommenden sehr verschiedener Art sind, so bleibt die Thonerde auf manche
derselben selbstverständlich ohne Wirkung, während sie auf andere weit stärker
einwirkt als jedes andere Reagens. Vorzugsweise fällt sie die humusartigen Stoffe,
wie sie im Wasser enthalten sind, welches mit Düngerstätten, Rinnsteinen, Abzüchten
etc. in Berührung gewesen ist; derartigen Stoffen ist auch die Färbung
zuzuschreiben, welche die Thonerde in solchem Wasser annimmt.
Behandelt man den gesammelten Niederschlag mit einigen Tropfen Salzsäure, so wird die
Thonerde aufgelöst und die organische Substanz dabei oft gar nicht angegriffen, so daß sie auf ihre Natur
und ihren Ursprung näher untersucht werden kann.
So mangelhaft dieses Verfahren auch ist, so läßt sich seine Einfachheit und seine
Leichtausführbarkeit doch nicht in Abrede stellen; es erfordert weder besondere
Apparate, noch lange Arbeit, und gibt ganz interessante Anhaltspunkte. Man ist
mittelst desselben im Stande, die Schwankungen im Gehalte des Wassers an organischen
Substanzen Tag für Tag zu verfolgen, was bei Anwendung anderer Methoden, ungeachtet
größeren Zeitaufwandes, keineswegs so genau geschehen kann. Eine derartige
Untersuchung dürfte daher als eine werthvolle Ergänzung der hydrotimetrischen Probe
zu betrachten seyn und liefert genauere Anhaltspunkte zur Beurtheilung des Werthes
eines Wassers.