Titel: | Ueber den Richardson'schen Puddelproceß; von Vincent Day. |
Fundstelle: | Band 187, Jahrgang 1868, Nr. LII., S. 230 |
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LII.
Ueber den Richardson'schen Puddelproceß; von Vincent Day.
Im Auszuge aus dem Practical Mechanic's Journal, 1867.
August S. 137 und November S. 229.
Day, über den Richardson'schen Puddelproceß.
Der neue Proceß von Richardson, einem erfahrenen
Hüttenmann, gestattet das Roheisen im Puddelofen mit der
Schnelligkeit der Bessemer'schen Birne in Schmiedeeisen
zu verwandeln. Der erste wichtige Umstand bei diesem Verfahren ist der, daß die
Nothwendigkeit wegfällt, Feineisen zuzusetzen, indem die besten Resultate mit
Chargen erhalten werden, welche aus Roheisen allein bestehen. Die gewöhnliche Ganz wird in Form von
Stücken in der sonst üblichen Weise auf den Puddelherd gebracht, und sobald sie
eingeschmolzen ist, läßt man einen Strom Gebläseluft von 5 bis 6 Pfd. Pressung per Quadratzoll mittelst einer hohlen eisernen Krücke
durch eine an dem hohlen eisernen Stiele derselben befestigte Röhre auf die Masse
einwirken. Der gepreßte Wind verhindert jede Verstopfung der in der Krücke
angebrachten Löcher; beim Wenden und Umrühren der geschmolzenen Masse führt der
Puddler dieses Gezähe über alle Theile des Ofens so leicht hin, wie eine gewöhnliche
Krücke und bewirkt dadurch eine sehr rasche Umwandlung des Roheisens, sowie die
Ausscheidung der durch Sauerstoff überhaupt zu beseitigenden Verunreinigungen
desselben.
Es ist nicht wahrscheinlich, daß während dieser Periode des Processes überhaupt
Phosphor ausgeschieden wird. In Folge des eben angegebenen Verfahrens tritt das
Eisen sehr rasch in die Gaare, indem die Masse so stark aufkocht, daß sie mit dem
Schlackenstiche in gleicher Höhe steht; dieses Aufkochen wird erforderlichen Falles
so lange unterhalten, bis die Masse den teigartigen Zustand annimmt, wozu eine Zeit
von etwa sechs bis acht Minuten erforderlich ist.
Nachdem der Wind abgestellt worden, wird die Charge mit einer gewöhnlichen Krücke in
der gewöhnlichen Weise umgerührt, bis sich das Eisen von der Schlacke in Flockenform
abscheidet; dann werden die einzelnen Balls oder Luppen gemacht und so lange im Ofen
gelassen, daß die wahrscheinliche Schmelzung und Ausscheidung
oder Aussaigerung der Phosphorverbindungen erfolgen kann, worauf das Eisen
in der üblichen Weise gezängt und zu Platten, Stäben etc. verwalzt wird.
Aus der nachstehenden Uebersicht der bei den abgeführten Versuchen erhaltenen
Resultate ergibt sich, daß mehr als ein Drittel der zum
Verpuddeln einer Charge erforderlichen Zeit erspart wird, wie sich denn auch ein
erhöhtes Ausbringen ergibt. Auch müssen wir noch darauf aufmerksam machen,
daß ein Zusatz von Feineisen in Bezug auf Zeitersparniß
keinen weiteren Vortheil gewährt, so daß die Einrichtung von
Feineisen feuern ganz wegfallen kann.
Das Puddeln der beiden letzten Versuchschargen beanspruchte einige Minuten mehr als
zu den drei vorhergehenden Versuchen erforderlich war, wegen des hohen Grades von
Unreinheit des angewendeten Eisens; ferner war die Dauer des Puddelns der mit
besserem Roheisen ausgeführten ersten Charge kürzer als die der dritten, welche zu
einem Viertel aus gefeintem Eisen bestand.
Uebersicht über einige der wichtigsten
Resultate der abgeführten Puddelversuche.
Textabbildung Bd. 187, S. 232
Datum des Versuches und Nummer des
Ofens; Gewicht der Charge; Ctr. Pfd.; Sorte des eingesetzten Eisens; Zeit des
Einsatzes; St. Min.; Zeit der Vollendung des Schmelzens; St. Min.; Beginn des
Blasens; St. Min.; Beendigung des Blasens; St. Min.; Ziehen der ersten Luppe;
St. Min.; Ziehen der letzten Luppe; St. Min.; Dauer der ganzen Charge; St. Min.;
Ausbringen; Ctr. Quart. Pfd.; Abbrand; Ctr. Quart. Pfd.; Bemerkungen; 30. Mai
1867. Ofen Nr. 17; 11. Juni 1867. Ofen Nr. 17; 11. Juni 1867. Ofen Nr. 17,
wieder ausgebess.; 13 Juni 1867. Ofen Nr. 17; 13. Juni 1867. Ofen Nr. 17,
ausgebessert und wieder besetzt; Roheisen allein; 3 Ctr. Roheisen und 1 Centner
Feineisen; Gewöhnliches Roheisen schlechtester Sorte; Eben s.; Drei Krücken
gebraucht, um die zu starke Erhitzung derselben zu verhüten; Fünf Krücken
verbraucht.; Im Mittel; Durchschnittl. Dauer des Blasens 6,36 Minuten; Die
Krücken zeigen sich wenig angegriff. und werden deßhalb lange halten
Die in der vorstehenden Tabelle angeführten Resultate sind aus zahlreichen anderen,
aber ähnlichen, ausgewählt worden.
Wir lassen nun die Analyse des Stabeisens folgen, welches
mittelst des Richardson'schen Processes auf den
Glasgow-Eisenwerken aus Roheisen erzeugt wurde, wie es für das ordinäre
schottische Stabeisen benutzt wird.
Bestandtheile.
Quadrateisen.
Flacheisen.
Eisen
99,569
99,648
Kohlenstoff
0,035
0,031
Silicium
0,076
0,075
Schwefel
0,025
0,028
Phosphor
0,031
0,034
Mangan
Spur
Spur
––––––––––––––––––––
99,736
99,816
Diese Analysen wurden von Dr. Stevenson Macadam, Professor der Chemie am königl. Collegium der
Wundärzte zu Edinburgh, ausgeführt und er bemerkt dazu: „Das von mir
untersuchte Stabeisen ist auffallend frei von Verunreinigungen, namentlich von
Schwefel und Phosphor,
welche in verhältnißmäßig nur sehr geringer Menge zugegen sind.“
Wir haben wiederholt die Befürchtung aussprechen gehört, daß bei dem neuen Processe
die Ofensohle verbrennen werde. Die Sohle wird aber, wenn man sie mit einer
gehörigen Charge von Metall bedeckt erhält, nicht leiden, so lange eine für die
Wirkung des injicirten Sauerstoffes hinreichende Menge von geschmolzenem Eisen
vorhanden ist.