Titel: | Verfahren zum Entsilbern des Bleies mit Hülfe der Elektricität. |
Fundstelle: | Band 186, Jahrgang 1867, Nr. CVIII., S. 474 |
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CVIII.
Verfahren zum Entsilbern des Bleies mit Hülfe der
Elektricität.
Aus dem Mechanics' Magazine, September 1867, S.
220.
Verfahren zum Entsilbern des Bleies mit Hülfe der
Elektricität.
Das im Nachstehenden beschriebene Verfahren zur Scheidung des Silbers von Blei beruht
auf der Wirkung von Elektricität auf flüssiges Blei, welches mit einer kleinen Menge
von Zink versetzt worden ist. Diese Entsilberungsmethode wurde Hrn. W. G. Blagden zu Hackney Wick (für
England) patentirt.Wahrscheinlich als Mittheilung aus Deutschland.A. d. Red. Zu den Operationen dienen Kessel oder Gefäße von ähnlicher Art, wie sie bei
dem sogen. Pattinsoniren, bei der Scheidung des Silbers vom Blei durch den
Krystallisationsproceß angewendet werden. Bevor das Blei in den Kessel kommt, kann
es, wenn dieß nöthig ist, in einem Flammofen einer vorgängigen Raffinirung
unterworfen werden, wozu man das gewöhnliche Verfahren anwendet. Der Zweck dieses
vorläufigen Raffinirprocesses ist die Beseitigung des in dem Blei vorhandenen
Kupfers, Antimons, Arsens oder anderer Beimengungen durch ein oxydirendes Schmelzen.
Wenn das Blei nur durch etwas Schlacke verunreinigt ist, so kann diese Operation
auch gänzlich wegfallen. Unter gewöhnlichen Umständen nimmt der Proceß eine Zeit von
etwa zwölf Stunden in Anspruch.
Aus dem Flamm- oder Raffinirofen wird das gereinigte Blei in den erwähnten
Kessel abgestochen oder geschöpft, welcher vorher abgewärmt seyn muß, um das
Erkalten des Bleies zu verhüten oder seine Schmelzung zu erleichtern.
Die Temperatur des Metalles muß dann auf etwa 430° Réaumur erhöht
werden, damit das zuzusetzende Zink in dem Metallbade schmilzt; sie hat den
gehörigen Grad erreicht, sobald es nicht mehr möglich ist die Hand in einer
Entfernung von 2 1/2 Fuß von dem flüssigen Blei zu halten. Vom letzteren wird dann
die Schlacke abgezogen und der nächsten Bleicharge im Raffinirofen zugeschlagen; auf
diese Weise werden die im Bleie noch vorhandenen Verunreinigungen entfernt und das
der Schlacke mechanisch beigemengte Blei wird zum größten Theile wieder zu Gute
gebracht. Nach dem Abziehen der Schlacke wird das flüssige Blei mit Hülfe eines
passenden Gezähes mit Zink versetzt und zwar mit 1/3 bis 1/2 Proc. vom Gewichte der
im Kessel vorhandenen Bleicharge, und dann wird tüchtig umgerührt, um eine möglichst
gleichmäßige Vertheilung herbeizuführen.
Das zu diesem Zweck am besten geeignete Gezähe ist eine mit Deckel und langem Stiel
und einer Anzahl kleiner Löcher versehene Schöpfkelle, welche mit der erforderlichen
Gewichtsmenge Zink beschickt und so lange in das Bleibad gehalten wird, bis alles
Zink geschmolzen und durch die kleinen Oeffnungen hindurchgetreten ist, worauf der
Arbeiter mit derselben Gießkelle oder mit einer Rührschaufel, einem Spateln, tüchtig
umrührt. Sobald nicht eine ganz vollständige Vermischung des Zinkes mit dem Blei
stattfindet, so scheidet sich das erstere in Klumpen ab, anstatt an der Oberfläche
des Bades eine Kruste oder Schale (Scheibe) zu bilden.
Hierauf wird durch eine mit einer Ruhmkorff'schen Spirale
verbundene Batterie ein elektrischer Strom erzeugt und mittelst Leitungsdrähten in
das flüssige Metall geleitet, wodurch, neben anderen Wirkungen, in den meisten
Fällen ein Zittern der Metallmasse hervorgerufen wird. Dieser Strom muß, je nach der
Quantität und Reinheit des Bleies, sowie dem Eilbergehalte desselben, zehn bis
dreißig Minuten unterhalten werden. Als Conductoren dienen Kupferstäbe mit hölzernen
Handgriffen; von solchen werden zwei, vier, sechs oder acht in irgend einer
passenden Weise in das flüssige Metall gehängt. Den galvanischen Strom muß man so
lange andauern lassen, bis alles Zink an die Oberfläche gestiegen ist, wornach er
ohne jede Wirkung bezüglich der Entsilberung des Bleies bleibt. Gegen Ende dieser
Operation ist es rathsam, das Feuer unter dem Kessel zu mäßigen, um die Erstarrung
und die Abscheidung der entstandenen Legirung des Zinkes mit dem Silber und anderen
Metallen oder Verunreinigungen zu erleichtern. Nachdem die Conductoren aus dem
Metalle entfernt worden sind, läßt man den Kessel etwa eine Viertelstunde ruhig
stehen; dann hebt man die inzwischen an der Oberfläche des Bades erzeugte Scheibe
oder Schale ab. Die für das Entfernen der Kruste erforderliche Temperatur liegt
zwischen 360° und 370° Réaumur und wird daran erkannt, daß das
Metall an den Wandungen des Kessels in einer Stärke von etwa 1/2 Zoll starr geworden
ist. Beim Abheben der Schale wird immer eine gewisse Bleimenge mit entfernt, welche
sich indessen bei der weiteren Behandlung der Legirung ohne besondere Mühe wieder
gewinnen läßt. Hierauf wird die Temperatur wiederum auf etwa 430 R. erhöht und der
Zusatz von etwa 1/3 bis 1/2 Proc. Zink, sowie das Einleiten des galvanischen Stromes
und das Abheben der gebildeten Schale oder Kruste in der angegebenen Weise
wiederholt. Ist das zu entsilbernde Blei sehr unrein oder ist sein Silbergehalt sehr
bedeutend, so muß dieses Verfahren wenigstens dreimal angewendet werden.
Es ist zu rathen, das der Entsilberung unterworfene Metall von Zeit zu Zeit auf dem
gewöhnlichen Wege zu Probiren, um sich zu überzeugen, wie groß die zuzusetzende
Zinkmenge seyn muß und ob das Blei gehörig (mindestens bis auf 1/500 Proc.)
entsilbert ist. Das in den abgehobenen Schalen oder Scheiben enthaltene Silber wird
nach einer der allgemein üblichen Methoden von Zink etc. geschieden. Das entsilberte
Blei wird in einen vorher angewärmten Flammofen gebracht und in diesem zur
Entfernung des Zinkes und anderer in ihm zurückgebliebenen Verunreinigungen einem
Raffinirprocesse unterworfen, welcher etwa drei Stunden erfordert und bei dem es
rathsam ist, mit lebhafter Flamme zu arbeiten. Das auf diese Weise gereinigte Blei
wird in Mulden, Blöcke oder Zaine gegossen und ist dann verkäufliche Waare.