Titel: | L. Tischbein's priv. selbstwirkende Malzdarre. |
Fundstelle: | Band 186, Jahrgang 1867, Nr. LXXXV., S. 381 |
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LXXXV.
L. Tischbein's priv. selbstwirkende
Malzdarre.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Tischbein 's selbstwirkende Malzdarre.
Fig. 8 zeigt
diese Malzdarre im Längendurchschnitt;
Fig. 9 in der
Seitenansicht;
Fig. 10 im
Horizontaldurchschnitt durch die Säulen;
Fig. 11 ist
ein Horizontaldurchschnitt auf halber Höhe der Darre.
In sämmtlichen Figuren bedeutet A das Malz, welches auf
einen oberen Boden aufgeschüttet als Grünmalz durch eine Oeffnung auf den
kegelförmigen Vertheiler D fällt, von wo es dann in den
cylindrisch ringförmigen Malzraum der Darre fällt, der seiner ganzen Höhe nach durch Drahtgewebe an
beiden Seiten begrenzt wird, um so der Luft den Durchgang durch das Malz zu
gestatten.
Diese so gehaltene Malzsäule ist auf der inneren und äußeren Seite der ganzen Höhe
nach von zwei gleichfalls cylindrisch ringförmigen Lufträumen B, B', die durch Wände von der äußeren Luft abgeschlossen sind, umgeben,
welche durch horizontal angebrachte Zwischenwände so abgetheilt sind, daß die heiße
Luft, welche aus dem Heizapparat in den Luftraum C
gelangt und von da in den unteren Theil des Luftraumes B
strömt, darin nicht gerade emporströmen kann, sondern gezwungen ist ihren Weg quer
durch das Malz zu nehmen, um in den unteren Theil des Luftraumes B' zu gelangen, von wo sie dann wieder höher hinauf
ihren Weg durch die Malzsäule nehmen muß und so wieder in den inneren Luftraum B einströmt; indem die Luft dieses Durchstreichen der
Malzsäule in immer höheren Theilen wiederholt, gelangt sie endlich ganz abgekühlt,
mit Feuchtigkeit aus dem Malze geschwängert, in den Ausströmungsraum E, wo sie von einen: Aufsaug-Ventilator in
Empfang genommen und in's Freie geführt wird.
Es ist selbstredend, daß die allmählich niedergehende Malzsäule auf diese Weise in
immer wärmere Räume gelangt und endlich wohl vorbereitet der stärksten Darrhitze
ausgesetzt wird, bevor das Malz durch den unten befindlichen Abnehmer, womit sich
das Herausfallen des Malzes zweckentsprechend reguliren läßt, wieder in's Freie
gelangt.
Dieser Abnehmer besteht aus einer gerade unter der Malzsäule angebrachten
ringförmigen, auf der oberen Fläche mit erhöhten Schuppen versehenen Scheibe, welche
im Stillstande das Malz am Herausfallen hindert, bei langsamer oder schnellerer
Drehung aber mehr oder weniger Malz, je nach dem Willen des Manipulirenden, in
fortdauerndem Strome herausläßt und so den Gang des Darrens genau regelt.
Zur Entfernung der Malzkeime, welche der Wind in die Lufträume B und B' mit sich fortreißt, sind kleine
Putzthüren angebracht, von wo aus auch durch kleine Schieber Proben aus der
Malzsäule in verschiedenen Höhen genommen werden können, um den Fortgang des
Darrprocesses zu controliren.
Die angebrachten Thermometer zeigen die Wärme der verschiedenen Höhen an.
Uebrigens zeigt diese Darstellung nur eine Form der Ausführung und hat sich der
Patentträger jede andere Art der Ausführung seiner Erfindung vorbehalten.
Das herausfallende Malz wird nach diesem mitgetheilten Plane, welcher auf eine
tägliche Erzeugung von 500 bis 1000 niederöster. Metzen berechnet ist, von einer
ringförmigen Scheibe, welche sich im Kreise auf Rädern bewegt, in Empfang genommen,
von wo es dann durch eine pflugartige Schaufel auf einen Schneckentransporteur
gelangt, der es zur Putzmaschine und weiter in die Magazine führt. Alles Uebrige
wird aus der Zeichnung von selbst klar.
Für kleineren Bedarf ist die Ausführung einfacher; sie wird stets den Localen
angepaßt und auch für den kleinsten Bedarf eingerichtet.
In der Schwechater Bierbrauerei des Hrn. A. Dreher bei Wien und in der Brauerei des Hrn. Deller in Augsburg sind Darren zu 20
Schäffel täglicher Erzeugung im Betriebe und liefern ein gleichförmiges
untadelhaftes Malz.Die Tischbein'sche Darre in der Deller'schen Brauerei – welche in der
mechanischen Werkstätte von L. A. Riedinger in
Augsburg ausgeführt wurde – erfordert, wenn sie mit einer Leistung
von 1 bayer. Schäffel (222,35 Liter) Malz per
Stunde betrieben wird, zur Erzeugung des heißen Luftstromes per Stunde durchschnittlich 8,96 Kilogr.
böhmischer Stückkohlen, bei einem Wassergehalt des Grünmalzes von
54–60 Procent. Die zum Betrieb des Ventilators erforderliche Kraft
beträgt einschließlich der nur unbedeutenden, für den Darrapparat
erforderlichen, 1,57 Pferdestärken. Selbstverständlich ist der
Kohlenverbrauch zum Erhitzen des Luftstromes für den Darrapparat bei
continuirlichem Betriebe desselben der relativ günstigste.A. d. Red.
Die Ersparung an Brennmaterial, das gänzliche Wegfallen der bisherigen Arbeiten beim
Umwenden des Malzes, wobei die Arbeiter einer Hitze von 60° Celsius während
angestrengter Thätigkeit sich aussetzen müssen, sowie die gänzliche Vermeidung der
Entstehung von Glasmalz, welches bei anderen Darren nie fehlt und als ein eben so
großer Verlust anzusehen ist, dann die Sicherheit vor Feuersgefahr, die geringe
Raumeinnahme dieser Darre und die große Einfachheit ihres Betriebes, empfehlen
dieselbe in hohem Grade allen Brauereien, welche mit den Fortschritten der Zeit
gleichen Schritt halten wollen.
(Die Adresse des Erfinders ist: Wien, Mariahilf,
Engelgasse Nr. 2.)