Titel: | Einige Verbesserungen an Locomobilen. |
Fundstelle: | Band 186, Jahrgang 1867, Nr. LVII., S. 276 |
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LVII.
Einige Verbesserungen an Locomobilen.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Ueber Verbesserungen an Locomobilen.
Die in neuerer Zeit bekannt gewordenen Verbesserungen an Locomobilen bezwecken
namentlich eine Ersparung an Brennmaterial, und verdienen dieselben hiernach die
allgemeinste Beachtung. Namentlich bei zwei neuen Apparaten scheint es, als wenn sie
in der That in Bezug auf Brennmaterialersparniß höchst günstige Resultate ergeben
würden, weßhalb dieselben hier näher beschrieben werden sollen.
I. Rauchverzehrer von Lake, an den
Locomobilen von Robey und Comp. in Lincoln angebracht.
Dieser Apparat bezweckt eine vollkommene Verbrennung des Rauches innerhalb der
Siederöhren, wodurch selbstverständlich die in denselben enthaltene Wärmemenge zu Gunsten
der Verdampfung benutzt würde. Zu dem Ende befinden sich, wie aus Fig. 28, innere Ansicht
der Rauchbüchse, und Fig. 29, Durchschnitt
derselben ersichtlich ist, vor den Siederöhren conische, geriffelte Pfropfen, welche
zusammen in einem gemeinschaftlichen Rahmen, ähnlich dem Rahmen einer Egge, mittelst
Schrauben und Mutter befestigt sind. Dieser Rahmen wird an jeder Seite der
Rauchbüchse durch eine runde Gleitstange geführt, die oben und unten durch eine
Laufrolle unterstützt ist und so ein Nähern und Entfernen der conischen Pfropfen von
den Oeffnungen der Siederöhren gestattet. Dieses Einstellen erfolgt von der Seite
außerhalb der Rauchbüchse durch einen Hebel, der innerhalb derselben mittelst einer
Welle und Zugstange den Rahmen und somit die sämmtlichen Pfropfen einstellt. Es ist
ersichtlich, daß durch die Weite der Oeffnungen eine Verbrennung des Rauches
vollkommen regulirt werden kann; ein gänzlicher Verschluß der Siederöhren wird
dadurch unmöglich gemacht, daß sie geriffelt sind. Robey
hat bereits Versuche mit diesem Apparate gemacht und bei dynamometrischen Messungen,
wobei die Kohlen sorgfältig gewogen worden, ermittelt, daß mit dem Rauchverzehrer
sich eine Ersparniß von 23 Proc. herausstellt. Vor diesem Versuche war der Apparat
mehrere Monate hindurch an einem Kessel angebracht, welcher in der Robey'schen Fabrik arbeitete; dabei ergab sich eine
Brennmaterialersparniß von 1 bis 3 Ctr. täglich, je nach der Betriebskraft die
erforderlich war.
II. Vorwärmer zum Erwärmen des
Speisewassers von Marshall in Gainsborough.
Dieser Apparat ist in Fig. 30, 31 und 32 im Längendurchschnitt,
vorderer und oberer Ansicht dargestellt; er besteht aus einem nahezu halbrunden,
geschlossenen Kasten, der sich in dem oberen Theile der Rauchbüchse einer
gewöhnlichen Locomobile befindet. Dieser Kasten ist äußerlich von den heißen Gasen
umgeben, welche aus den Siederöhren in den Schornstein entweichen, während in den
inneren Raum der aus der Maschine abgehende, gebrauchte Dampf eintritt. Der Kasten
ist mit einer doppelten Wandung versehen, so daß ein ringförmiger Raum entsteht, in
welchem das Wasser frei circuliren kann. A ist die
Speisepumpe, B das Rohr, welches das Wasser in den
Vorwärmer führt; C der ringförmige Wasserraum desselben.
Durch das Rohr D tritt das Wasser aus, um durch das
Kesselventil E in den Kessel zu gelangen. Der Dampf
strömt durch das Rohr F aus dem Cylinder in den
Vorwärmer G aus, von diesem in das Blasrohr H; der hierbei condensirte Dampf tritt bei J aus. Um die Bewegung des Wassers in dem Vorwärmer zu reguliren, befinden
sich in demselben Führungsstege J, J (Fig. 32).
Der ganze Apparat ist aus Kanonengut gefertigt und demnach außerordentlich dauerhaft.
Die vordere Platte ist durch Schrauben befestigt, so daß man zum Zwecke des
Reinigens leicht zu den inneren Theilen des Vorwärmers gelangen kann.
Die Versuche, welche bisher mit dem Apparate angestellt wurden, haben in Bezug auf
Brennmaterialersparniß sehr günstige Resultate geliefert und berechtigen zu der
Annahme, daß im Allgemeinen 12 bis 13 Proc. Brennmaterial erspart werden können. Als
ein Vortheil möchte es noch zu bezeichnen seyn, daß das aus dem abgehenden Dampfe
condensirte Wasser in das Gefäß abfließt, aus welchem die Speisepumpe saugt. Da
dieses Wasser chemisch rein ist, setzt es keinen Kesselstein an; der Vortheil
hiervon ist deutlich ersichtlich, und möchte dieß noch ein specieller Grund seyn,
den Marshall'schen Vorwärmer als einen beachtenswerthen
zu bezeichnen. E. P. (Wochenblatt zu den preußischen Annalen der Landwirthschaft,
1867, Nr. 13 und 14.)
Nachtrag.Die Locomobilen und feststehenden Dampfmaschinen auf der Ausstellung der
königl. Ackerbaugesellschaft von England vom 15. bis 19. Juli dieses
Jahres.
Die in Bury ausgestellten Locomobilen zeigten im
Allgemeinen den bekannten englischen Typus; fast bei allen war aber eine immer
stärker hervortretende Rücksicht auf Brennmaterial-Ersparung durch
vollständige Ausnutzung des Dampfes zu bemerken. Demgemäß war die Expansion sehr
häufig angewandt; Vorwärmer oder wenigstens eine Einrichtung, Dampf in das in einer
Tonne neben der Locomobile stehende Speisewasser des Kessels abzulassen, waren fast
überall vorhanden, wo gegen die Stellung des Cylinders vorwiegend die gewöhnliche,
freiliegende war, während nur bei einigen Fabrikanten derselbe in der Rauchbüchse
oder sonstwie, von Dampf und Feuerung umgeben, angeordnet war, was wohl in Rücksicht
auf die leichte Zugänglichkeit zu den arbeitenden Theilen seinen Grund hatte. Bei
den besseren Formen war auf die solide Construction der Räder besonders Gewicht
gelegt und zeigte sich, zumal in der Verbindung des Vordergestelles mit der
Locomobile, das Bestreben, möglichste Solidität mit möglichster Beweglichkeit zu
vereinen; Einrichtungen, die mehr oder minder einem Kugelgelenk glichen, waren
hierbei vorherrschend. Nur eine einzige der ausgestellten Locomobilen war an ihrer Hinterachse mit
Federn versehen, obgleich die Anwendung derselben auch bei anderen Firmen vorkommen
soll. Die Achse solider Construction lag in der Mitte der Feuerbüchse, an welcher
auch die beiden Enden der einfachen Feder befestigt waren. Ueberall da, wo eine
Locomobile häufig Pflaster zu passiren hat, dürfte diese Einrichtung nicht
unvortheilhaft seyn. Bei den Straßen-Locomotiven muß die Anbringung der
Federn zu große Schwierigkeit machen, da von den zahlreichen in Bury ausgestellten
Exemplaren keine einzige mit denselben versehen war.
Wir geben zuerst (S. 280) die von den Preisrichtern bis jetzt veröffentlichten Zahlen
über die Leistungen der einzelnen Locomobilen, wobei wir indeß bedauern, daß diese
Zahlen nur den Durchschnitt der beiden mit jeder Maschine angestellten Versuche und
nicht die Resultate eines jeden einzelnen Versuches angeben.
Wie man aus der Tabelle sieht, zeigen diese Zahlen bedeutende Unterschiede, welche am
leichtesten vergleichbar in der Rubrik der per
Pferdekraft verbrannten Kohlen hervortreten. Es ergibt sich hieraus auch, wie
ungerechtfertigt es ist, beim Ankauf einer Maschine nur auf den Preis derselben zu
sehen. Denn wie leicht kann eine billigere Maschine durch den erhöhten
Kohlenverbrauch in der Arbeit viel theurer zu stehen kommen, als eine anfänglich
theure Maschine. Clayton und Shuttleworth errangen, wie man sieht, die drei ersten Preise für
Locomobilen mit einem und zwei Cylindern, und für stationäre Dampfmaschinen. Ihre
Locomobilen sind mit einem Dampfdom versehen und die Cylinder in der Rauchbüchse so
angeordnet, daß sie von überhitztem Dampf umgeben sind. Als Vorwärmer wandte Clayton und Shuttleworth einen
nicht an der Maschine selbst befestigten, sondern nur durch Röhrenverschraubungen
mit ihr verbundenen Apparat an, welcher zwar die Regulirung der Erhitzung des
Wassers und die möglichste Ausnutzung der Wärme des überflüssigen Dampfes gestattet,
jedoch zu complicirt und in der Anwendung zu umständlich ist, als daß er für die
landwirthschaftliche Praxis geeignet seyn dürfte. Alle drei Maschinen waren mit
besonderen Expansionsschiebern versehen. Den zweiten Preis für Locomobilen mit 2
Cylindern erhielt Ransomes und Sims. Die Maschinen dieser altbewährten Firma verdienen um so mehr die
Aufmerksamkeit des landwirthschaftlichen Publicums, als dieselben keinenfalls als
bloße Ausstellungs-Maschinen, sogenannte Bakers, bezeichnet werden können. In
der Construction zeigten diese Maschinen nichts Abweichendes von den früheren
derselben Firma. Dieselben waren mit Expansionsvorrichtung und Entlastungsschiebern
versehen. Von den übrigen Locomobilen verdienen noch Erwähnung die von Garrett und Sohn, welche mit
Allen'schen Patentcylindern ausgestattet waren, eine
Cylindercombination, in welcher der Dampf zweimal, zuerst in seiner vollen Spannung,
dann in seiner Expansion benutzt wird. Ob diese Einrichtung, die jetzt in England in
den betreffenden Kreisen viel besprochen worden und von mehreren Fabrikanten
angewandt wird, vortheilhafter ist als die gewöhnlichen Expansionsvorrichtungen, muß
die Zukunft lehren. Tuxford und Söhne hatten mehrere Locomobilen ausgestellt, welche verschiedene
Eigenthümlichkeiten zeigten. Statt der gewöhnlichen Röhrenkessel zeigten sie eine
Combination desselben mit den gewöhnlichen Kesseln, ganz ähnlich wie sie in
Deutschland von Bosson in Eupen gemacht werden. Sodann
war der ganze Arbeits-Mechanismus an dem einen Ende der Locomobile so
angeordnet, daß Alles in einem nicht zu großen Kasten Platz fand und dadurch
einerseits die Maschine vor Staub etc. geschützt war, andererseits die
Bedienungsmannschaft vor Unglücksfällen mehr gesichert schien. Daß die übrigen
bekannten Firmen ebenfalls Locomobilen ausgestellt hatten, ist selbstverständlich,
doch unterschieden sich dieselben in keinem wichtigen Theile von den bekannten
Constructionen.
Unter den feststehenden Dampfmaschinen sind als
Neuigkeiten zwei Maschinen zu erwähnen, welche von den Reading
Eisenwerken ausgestellt waren.
Die eine derselben, eine Maschine von 10 Pferdekräften, war nach dem von den Herren
Spencer und Inglis
verbesserten Patent von Corliß gebaut, welches mittelst
einer ziemlich complicirten Einrichtung eine so genaue Regulirung des Dampfzutrittes
zu dem Cylinder bezweckt, daß der Dampf stets in dem Moment abgeschnitten wird, wo
der Kolben genug erhalten hat, um den Widerstand zu überwinden. Diese
EinrichtungSie ist nach beigegebener Zeichnung in diesem
Bande des polytechn. Journals S. 82 beschrieben. soll so genau arbeiten, daß selbst bei wechselnden Widerständen der Gang der
Maschine ein gleichförmiger bleibt und eine bedeutende Ersparniß an Brennmaterial
eintritt. Einen ähnlichen Zweck suchten sie bei der anderen feststehenden Maschine
dadurch zu erreichen, daß die Stellung des Expansionsschiebers je nach der größeren
oder geringeren Geschwindigkeit des Schwungkugelregulators geändert wurde, indem der
Schwungkugelregulator einen Riemen auf drei neben einander liegenden Scheiben
hin- und herschieben konnte. Lief der Riemen auf der mittleren Scheibe, so
blieb die Stellung des Expansionsschiebers unverändert; lief er auf einer der beiden
äußeren Scheiben, so wurden Zahnräder in Bewegung gesetzt, welche die Expansion
früher oder später eintreten ließen.
Locomobilen mit 1 Cylinder.
Textabbildung Bd. 186, S. 280
Namen der Aussteller; Pferdekräfte
der Maschine; Zeit, nöthig zur Erzeugung; Brennmaterial, verbrannt zur
Dampf-Erzeugung; Kohlen; Holz; Kohlen, verbrannt per Stunde; Kohlen,
Verbrannt per Pferdekraft; Preis; Bemerkungen; Holmes and Sons; Burrel, C.;
Clayton and Shuttleworth; Brown and May; Barron and Carmichael; Reading Iron
Works Comp.; Ruston, Proctor, and Comp.; Marshall, Sons and Comp.; Underhill, W.
S.; Ransomes and Sims; Allchin and Son; Nalder and Nalder; Tuxford and Sons;
Erster Preis 25 Pfd. St.; Sehr empfohlen.; Empfohlen.; Zweiter Preis 15 Pfd.
St.
Locomobilen mit 2 Cylindern.
Textabbildung Bd. 186, S. 280
Clayton and Shuttleworth; Alle
Maschine gebrauchten ungefähr 1 Stunde; Erster Preis 25 Pfd. St.; Brown and May;
Sehr empfohlen; Rausomes and Sims; Zweiter Preis 15 Pfd. St.; Tuxford and Sons;
Sehr empfohlen.
Stationäre Dampfmaschinen.
Namen derAussteller.
Pferdekräfte derMaschine.
Kohlen verbranntper
StundePfd.
Kohlen verbranntper
Pferdekraft.Pfd.
Preis.Pfd.
Sterl.
Bemerkungen.
Tuxford and
Sons
10
59,32
5,93
250 0
Zweiter Preis 10 Pfd. St.
Reading Iron Works Comp.
10
60,34
6,03
230 0
Sehr empfohlen.
Rawlings,
J. J.
8
62,92
7,86
100 0
Empfohlen.
Kinsey,
H.
10
79,09
7,90
107 10
Empfohlen.
Deacon and
Wood
8
51,37
6,42
50 0
Empfohlen.
Clayton
and Shuttleworth
10
44,44
6,44
240 0
Erster Preis 20 Pfd. St.
Es erscheint zweifelhaft, ob diese Einrichtung so pünktlich
und besonders so unmittelbar arbeitet, daß bei schnell wechselnden Widerständen die
genügende Regulirung erzielt wird.
Von den übrigen feststehenden Dampfmaschinen wäre noch zu erwähnen die von Deacod und Wood mit
oscillirendem Cylinder, an welchen eine Platte angegossen ist, welche an einer
festliegenden Platte so hin- und hergleitet, daß durch correspondirende
Löcher in beiden Platten der Dampf an den Cylinderenden ein- und austreten
kann. Die feststehenden Maschinen mit verticalem Kessel und daran montirtem
Bewegungsapparat, wie sie in der letzten Zeit von verschiedenen Fabrikanten
gearbeitet werden, scheinen sich keiner besonderen Beliebtheit zu erfreuen, da man
ihnen keine genügende Haltbarkeit zutraut. (Aus dem Berichte über die Ausstellung
von Dr. H. Thiel im
Wochenblatt zu den preußischen Annalen der Landwirthschaft, 1867, Nr. 40.)