Titel: | Dampfhammer von J. F. Revollier und Comp.; Constructeure in St. Etienne. |
Fundstelle: | Band 184, Jahrgang 1867, Nr. XLIII., S. 226 |
Download: | XML |
XLIII.
Dampfhammer von J. F. Revollier und Comp.; Constructeure in St. Etienne.
Aus Armengaud's Génie industriel, Februar 1867, S.
69.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Revollier's Dampfhammer.
Dieser kürzlich in Frankreich patentirte Dampfhammer zeichnet sich besonders aus:
1) durch eine eigenthümliche Uebertragung der Schieberbewegung, eine Anordnung bei
welcher alle Systeme von Hebeln und Stangen, welche an den bis jetzt bekannten
doppeltwirkenden Dampfhämmern bestehen, vermieden sind;
2) durch die Anwendung eines entlasteten Schiebers eigenthümlicher Construction
und
3) durch die Anwendung eines in dem oberen Theile des Dampfcylinders angebrachten
falschen Bodens, welcher zum Zwecke hat, den Cylinderdeckel im Falle eines
Hammerbruches vor der Zerstörung zu bewahren und dadurch Unfälle von größerer oder
geringerer Tragweite zu verhüten.
Fig. 15,
deren eine Hälfte zur besseren Veranschaulichung des Mechanismus im Durchschnitte
dargestellt ist, zeigt den selbstthätigen Dampfhammer in der Vorderansicht;
Fig. 16 ist
ein Theil der Seitenansicht, welche die Functionirung des Schiebers versinnlicht,
und
Fig. 17 zeigt
denselben Mechanismus im Detail.
Der Dampf wird durch die Einströmungsöffnung a zugeführt,
welche man nach Belieben mittelst der Stange c (Fig. 15), die
mit dem auf der Achse des Circularverschlusses b
sitzenden Hebel e verbunden ist, öffnen und schließen
kann. Da der Dampf zwischen den Flächen d und d' des kreisrunden Schiebers in den Schieberkasten
eintritt, so übt er auf beide Flächen die gleiche Pressung im entgegengesetzten
Sinne aus; die Bewegung des Schiebers ist daher bedeutend erleichtert und erfordert
eine sehr geringe Kraft.
Die schlimmen Folgen, welche der Bruch eines Hammerschaftes bei einem Dampfhammer
nach sich ziehen kann, wenn der Kolben nicht an jeder beliebigen Stelle seines
Schubes angehalten werden kann, brauchen wir als bekannt nicht auseinander zu
setzen; bei dem vorliegenden Systeme wird dieser Uebelstand durch die eigenthümliche
Anordnung des Cylinders
gänzlich beseitigt. Es wird nämlich hier der Dampf während dem Gange des Hammers
durch das Rohr A über die Eisenplatte B geführt. Durch den Unterschied in den Querschnitten
der oberen und unteren Fläche dieser Platte ist der Druck, welcher von Oben auf
diese Platte ausgeübt wird, bei weitem beträchtlicher als der Druck unter der
Platte, weßhalb diese Platte, während dem Gange des Hammers, auf ihrer Auflage fest
aufgedrückt liegen bleibt. In dem Augenblicke aber, in welchem sich der Kolben von
seiner Stange loslöst, wird er gegen die Platte B
geschleudert. Indem diese nun in die Höhe steigt, comprimirt sich der über derselben
befindliche Dampf, welcher, nachdem die Einmündung des Rohres a passirt ist, keinen Ausweg mehr hat, und die Platte wird durch den
Gegendruck des zwischen ihr und dem Deckel des Cylinders comprimirten Dampfes
angehalten werden.
Die Bewegung wird durch folgenden Mechanismus auf den Schieber übertragen: Die an dem
Kopfe des Hammers bei x angebrachte Stange C gleitet während des Ganges in einer Höhlung des
Stückes D, welchem sie zugleich eine Bewegung um die
Achse e mittheilt. Während der aufsteigenden Bewegung
des Hammers wird der Federhandgriff g (Fig. 17), welcher in eine
der Ruthen des Kreissectors h eingelegt ist, durch den
Ansatz f des Stückes D
mitgenommen. Dieses Stück nimmt nun die erwähnte Feder g, sowie das Stück h, welches mit der Achse i einen Körper bildet, mit sich fort, und theilt, da der
Hebel j, welcher die Schieberstange M trägt, mit der Achse i
fest verbunden ist, seine Bewegung dem Schieber mit.
Auf dem Kreissector h werden so viele Ruthen oder
Einschnitte h' angebracht, als man verschiedene
Hammerwege zu haben wünscht.
Man ersieht aus dem Vorhergehenden, daß der Weg des Hammers um so größer wird, je
weiter die Oeffnung, in welche der Federhebel g
eingelegt worden, von dem Stücke h entfernt ist, wenn
man berücksichtigt, daß der Ansatz f, welcher stets von
demselben Punkte ausgehend seine Bahn beschreibt, in diesem Falle die Feder g, welche die Bewegung des Schiebers vermittelt, viel
später erreicht und mit sich fortbewegt, als wenn man den Hebel in die Nähe des
Ansatzes f eingelegt hätte.
Die Leitstange K dient, um mit Hülfe der Feder L und des Hebels R den
Schieber sofort auf seinen tiefsten Punkt zurückzuziehen, wenn der Pflock t die Feder g verläßt und
der Hammer auf seiner tiefsten Stelle ankommt. Die aufsteigende Bewegung beginnt
hier alsdann von Neuem. Wenn der Hebel N auf der Scheibe
n aufsitzt, so steht der Schieber auf der Mitte seines Hubes und der
Hammer wird, da keine Dampfzuströmung stattfinden kann, stehen bleiben.
Man kann also mit Hülfe des Hebels R den Schieber auch
von Hand regieren.