Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 182, Jahrgang 1866, Nr. , S. 482 |
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Miscellen.
Miscellen.
Meyer's
neuer Copir-Telegraph.
Ein junger Beamter des Centraltelegraphenbureau's in Paris hat einen neuen Apparat
erfunden, mit dem man, wie erzählt wird, jede Art von Schrift oder Zeichnung auf
telegraphischem Wege mittheilen kann. Es ist dabei auch kein chemisch präparirtes
Papier erforderlich, wie solches bei den Systemen von Bonelli und Caselli nothwendig ist, da selbst
das gewöhnliche Schreibpapier irgend welcher Sorte, welches in breiten Streifen oder
Bändern dabei angewendet wird, ausreicht, und auf diesem die Depesche mit einer
Copirtinte von beliebiger Farbe abgedruckt wird. Die mitgetheilten Facsimile's
können Zwar nur eine Breite von 5 Centimeter (1,96 engl. Zoll), so weit nämlich die
Papierbreite hierfür ausreicht, annehmen, hingegen kann die Länge des Papierbandes
irgend welche seyn, und der Apparat kann 40 Depeschen per Stunde absenden und empfangen. Der Transmetteur besteht aus einem
Cylinder von 4,78 Zoll Länge und 1,6 Zoll Umfang, um welchen das Stanniolblatt
gelegt wird, auf das in gewöhnlichen Charakteren die zu versendende Depesche
geschrieben worden ist. Während der Cylinder in Rotation sich befindet, streift eine
parallel zur Achse desselben fortschreitende Metallspitze beständig gegen denselben.
Der Empfangsapparat besteht in einer Schraube ohne Ende von 1 Fuß 6 Zoll Länge, die
bei jeder Windung von einer Druckwalze die Tinte empfängt und um ein breites
Papierband sich dreht, das mit derselben Geschwindigkeit sich abwickelt, mit welcher
die Spitze des Transmetteurs längs der Originaldepesche sich fortbewegt. Die
Triebwerke beider Apparate haben Gewichte als Motoren und müssen vollkommen
übereinstimmend angeordnet sehn; der synchronistische Gang der Spitze und der
Schraube ohne Ende ist unumgänglich nothwendig und wird auf elektromagnetischem Wege
controlirt. So lange der Stromdurchgang stattfindet, wird durch die Einwirkung eines
Elektromagnetes das Papier von der Schraube des Empfangsapparates in einer kleinen
Distanz erhalten; wird aber der Strom unterbrochen, was nämlich jedesmal
stattfindet, wenn die Spitze über die nichtleitende Schrift der Depesche weggeht, so
wird das Papierband mittelst einer Feder gegen die Schraube des Empfangsapparates
gedrückt, und es entsteht hier ein Strich von derselben Länge, wie er von der Spitze
an der gebenden Station während der Unterbrechung des Stromes beschrieben wird.
– Die Versuche, welche der Erfinder auf einer Linie von gutem Zustande und
einer Länge von 360–380 Kilomet. mit seinem Apparate auszuführen Gelegenheit
hatte, sollen günstigere Erfolge ergeben haben, als man anfangs erwartete. (Aus dem
„Builder“ durch den Engineer, October 1866, p.
313.)
Ueber Swan's photographische Anstalt für Kohledruck; von G. Wharton Simpson.
Swan hat sein mehrfach besprochenes Kohleverfahren so
praktisch gemacht, daß er jetzt Bilder im Großen für den Handel fertigt und Drucke
nach jedem beliebigen Negativ ausführt, dasselbe mag groß oder klein, besonders für den Proceß
angefertigt seyn, oder nicht. Zu meiner Verwunderung fand ich in seiner Anstalt in
Newcastle keinen Chemiker angestellt; die Arbeiten werden allerdings unter einem
intelligenten Inspector, aber doch von Weibern und Kindern ausgeführt, und dabei mit
nicht mehr Unfällen, als der gewöhnliche Silberproceß auch darbietet.
Das Erste, was hier von Wichtigkeit ist, ist wohl die Präparation der empfindlichen
Gelatineschicht. Bekanntlich nahm man als Unterlage für dieselbe früher Collodium,
jetzt nimmt Swan Papier. Die ganze Operation geschieht
mechanisch, indem ein Stück Papier von 12 Fuß Länge mit Hülfe von Rollen wiederholt
über die Oberfläche von gefärbter Gelatinelösung hinweggezogen wird, bis die Schicht
die richtige Dicke hat.
Die Gelatinelösung wird durch Dampf warm gehalten. Durch den öfter wiederholten
Ueberzug mit dünner Gelatine erreicht man eine
gleichmäßigere Dicke, als wenn man auf einmal mit einer dickeren Lösung operiren
wollte. Während des Präparirens wird die Gelatine fortwährend in Bewegung gehalten,
damit sie gleichmäßig dick bleibe.
Durch diese Manipulation ist die Hauptschwierigkeit des Kohleprocesses, Herstellung
einer gleichmäßigen Gelatineschicht, umgangen.
Die Gelatinepapiere halten sich sehr lange unverändert. Sie werden beim Gebrauch
zunächst in Stücke von passender Größe zerschnitten, dann einfach durch Eintauchen
in eine gesättigte Lösung von rothem chromsauren Kali sensibilisirt. Ich muß noch
bemerken, daß die Farbe dieser Gelatinebogen sehr verschieden ist.
So fertigt Swan solche in reinem Tuchschwarz, andere
purpurn, andere sepiabraun, und alle diese in verschiedener Intensität. Durch
passende Auswahl dieser mehr oder weniger stark gefärbten Bogen kann er von einem
harten Negativ ein weiches Bild drucken und von einem flauen Negativ ein brillantes.
Er classificirt daher die gelieferten Negative in verschiedene Nummern 1, 2, 3
u.s.w. und druckt diese mit den entsprechend vorher numerirten Bogen.
Eine wichtige Einrichtung in dem Kohledruck ist nun das von Swan erfundene Actinometer, das so einfach ist,
daß es selbst ein Knabe zu brauchen im Stande ist. Swan
ist der Ansicht, daß dasselbe auch für den gewöhnlichen Silberdruck nützlich sey, da
es das fortwährende Nachsehen erspare. Dieses Actinometer ist nichts weiter als ein
Stück Chlorsilberpapier. Photographisches Rohpapier wird 10 Minuten in 2procentige
Kochsalzlösung getaucht, getrocknet, dann durch Eintauchen in 8procentige
Silberlösung sensibilisirt. Stücke dieses sensibilisirten Papieres werden nun unter
einer Collodiumplatte exponirt, die einfach durch Belichten und Hervorrufen bis zu
einem gewissen Grade geschwärzt worden ist. Man exponirt das Papier nun gleichzeitig
mit dem zu druckenden Negativ so lange, bis es einen bestimmten Ton angenommen hat,
den man durch Vergleichung mit einer getuschten Scala erkennt, die 10 verschiedene
Tinten von Hell in Dunkel übergehend enthält. Ein geübter Drucker kann einem
Negative schon ansehen, bis zu welchem „Grade“ es gedruckt
werden muß. Selbstverständlich kann man auch ganze Serien Negative auf einmal
drucken und hat man dann die Copirrahmen zu numeriren. Man sieht dann bloß von Zeit
zu Zeit das Actinometer nach und wenn Tinte Nr. 1 erreicht ist, nimmt man die Rahmen
Nr. 1 hinein u.s.w. Sicher ist es leichter, ein einziges handliches Actinometer
nachzusehen, als das Schleppen von so und so viel verschiedenen Copirrahmen.
Ist nun das Bild ausexponirt, so wird es mit einer Lösung von 10 Gran Kautschuk in
einer Unze Benzol übergossen und die Lösung verdunsten gelassen, nachher ein in
ähnlicher Weise mit Kautschuk überzogener und trockener Bogen sächsisches Papier
darauf gedeckt und gepreßt. Das ganze Bild haftet dann leicht und fest an dem
Kautschukbogen. Man steckt es dann in lauwarmes Wasser. Im Verlauf einer halben
Stunde löst sich das Gelatinepapier rein ab und das Bild haftet an dem
Kautschukpapier. Die unveränderte Gelatine löst sich gleichzeitig auf und das Bild
wird so entwickelt. Es wäre so vollkommen fertig, noch aber ist es verkehrt (Rechts
und Links verwechselt). Um es umzukehren, wird es vorerst mit Gelatine 1 : 8
überzogen, dann richtig ausgeschnitten, geputzt, mit der Bildseite auf
angefeuchtetes Cartonpapier gelegt und angepreßt. Um nun den aufliegenden Bogen zu
entfernen, braucht man diesen bloß mit Benzin von hinten schwach anzufeuchten, er
geht dann sehr leicht los und läßt das Bild mit aller Schönheit zurück.
War das Negativ umgekehrt, so hat man das Umkehren des Druckes nicht nöthig. Die
Empfindlichkeit des Gelatinepapieres ist sicher doppelt so groß wie die von
gesilbertem Eiweiß. Auf den ersten Anblick scheint es nun, als wäre die Zahl der
Operationen beim Kohledruck größer als beim Silberdruck. Stellen wir beide einmal
zusammen:
Kohledruck.
Silberdruck.
Ueberziehen des Papieres
mit Gelatine.
Albuminiren des
Papieres.
Sensibilisiren mit
Chromat.
Sensibilisiren mit
Silbersalz.
Exponiren.
Exponiren.
Ueberziehen mit
Kautschuklösung undUebertragen auf Papier.
Waschen und
Tonen. Fixiren.
Waschen.
Längeres Waschen.
Zuschneiden und Aufkleben auf Carton.
Zuschneiden und Aufkleben
auf Carton.
Nichts kann die Leichtigkeit der Arbeitsweise besser versinnlichen, als wenn ich ein
unter meinen Augen vorgegangenes Druckbeispiel hier anführe.
Es lag ein großes Negativ vor, nach einem Oelgemälde mit einigen hundert Porträts.
Der Druck bot insofern Schwierigkeiten, als jeder Theil hier sauber ausgeführt seyn
mußte, während in anderen Bildern es oft nicht darauf ankommt, ob im Hintergrunde
oder in den Beiwerken einige Fehler sind. Das Negativ hatte 32 × 16 Zoll
Größe. Der Druck wurde Nachmittags begonnen und am nächsten Nachmittag war das ganze
Bild auf Carton gezogen, postfertig und in jeder Hinsicht vollkommen. Wir erwähnen
dieses Beispiel, weil in anderen Fällen gerade dieses Bild sicher 2 bis 3
Versuchsdrucke nöthig gemacht haben würde, ehe man einen vollendeten Druck erzielt
hätte.
Ich kann aus eigener Anschauung sagen, daß die Operation des Uebertragens von einem
Papier auf das andere gar nicht so schwer ist. Swan
überträgt oft die fertigen Bilder nicht auf Carton, sondern auf gewöhnliches Papier.
Sie können dann noch in eine concentrirte Alaunlösung getaucht und so gegerbt
werden, um sie widerstandsfähiger zu machen.
Noch eine andere eigenthümliche Operation, die Swan
neuerdings anwendet, erwähne ich hier.
Es ist nämlich constatirt worden, daß die Kohlebilder ungleich brillanter erscheinen,
wenn die Gelatine ein wenig weißes Pigment enthält.
Das directe Zumischen desselben ist nicht rathsam, da es sich zu leicht wieder
absetzt und schwer gleichmäßig vertheilt werden kann. Swan verfährt nun folgendermaßen:
Er setzt zu der Gelatine, welche zum letzten Uebertragen des Bildes dient, ein wenig
Chlorbaryumlösung. Wenn dann das Bild später in Alaunlösung getaucht wird, so bildet
sich schwefelsaurer Baryt, der in der Gelatinelösung fein vertheilt bleibt und das
weiße Pigment bildet. (Mittheilungen der Berliner photographischen
Gesellschaft.)
Verfahren, eine unveränderliche Schrift auf Papiercopien, z.B.
Stereoskopen etc. anzubringen.
Hierzu bedient man sich einer Auflösung von 1 Theil Jodkalium in 2 Theilen Wasser und
schreibt mit einer Stahlfeder auf den dunklen Grund. Nach Verlauf von einigen
Minuten erscheint die Schrift weiß auf dunklem Grunde, indem das Jodkalium das
Silber des Papierbildes in Jodsilber verwandelt. Da das bei Ueberschuß von Jodkalium
entstandene Jodsilber unempfindlich ist, wird diese Schrift durch das Licht nicht
verändert.
Auch zum Retouchiren von Papierphotogrammen ist eine mehr oder minder starke
Jodkaliumlösung mit Vortheil zu gebrauchen, wenn es darauf ankommt, dunklere Partien
ein wenig aufzuhellen. (De Navorscher; Hamburger
Gewerbeblatt, 1866, Nr. 46.)
Zur Darstellung von schmiedbarem Gußeisen.
In der königl. Eisengießerei zu Berlin wurde schmiedbares Gußeisen durch Glühen
schwacher Gußstücke in Rotheisenstein oder Pyrolusit dargestellt. Schwedisches und
schlesisches weißes Roheisen und Spiegeleisen der Sayner Hütte wurde in Tiegeln mit
Kohks und Holzkohle umgeschmolzen, zu schwachen Stücken gegossen und diese mit dem
Cementirpulver in einem kleinen eisernen Kasten in einem einfachen Zugofen mit Rost
bei Torffeuerung lichter Rothgluth während 80–264 Stunden ausgesetzt. Das
Gußstück von schwedischem Eisen ließ sich nach 204stündigem Glühen wie bestes
Schmiedeeisen in der Hitze und Kälte behandeln, während schlesisches Eisen nach
264stündigem Glühen sich nur im rothwarmen, nicht im kalten Zustande bearbeiten
ließ. Sayner Eisen zeigte sich ganz unbrauchbar, indem dasselbe nur in geringem
Grade umgewandelt wurde. (Der Berggeist.)
Verbesserte Anstrichfarbe aus Zinkoxyd und Zinkchlorid; von
Richard Jacobsen.
Schon seit länger als zehn Jahren wurde zu wiederholten Malen ein Anstrich aus
Zinkoxyd und Chlorzink, der bekannten plastischen, gegen Wasser beständigen Masse
empfohlen. Die nach den verschiedenen veröffentlichten Vorschriften gemachten
Versuche mit und ohne Leimzusatz gaben niemals recht befriedigende Resultate. Mit
Leimwasser angerührtes Zinkoxyd gibt, wenn man auf einen damit gemachten Anstrich
eine Chlorzinklösung aufträgt, einen sehr schwer trocknenden Anstrich; läßt man den
Leimzusatz fort, so erhält der Anstrich keinen Glanz. Ich kann den folgenden
Anstrich, welcher sich seit über einem Jahre an damit überzogenem Holz und Metall
bewährt hat, empfehlen. 50 Theile Leim werden in 150 Theilen Wasser heiß gelöst und
mit 2 Th. Natronlauge (von 1,34 spec. Gew.) einige Zeit hindurch gekocht; der
hierbei entstehende flockige Niederschlag kann mit verwendet werden. Nach dem
Erkalten setzt man 50 Th. käufliche Wasserglaslösung hinzu und rührt mit dieser
Mischung so viel Zinkoxyd an, bis man einen dünnen, leicht mit dem Pinsel zu
vertreibenden Brei erhält. Zur gleichmäßigen Vertheilung läßt man diese Mischung
durch eine Farbemühle gehen. Mit diesem Farbebrei, der für den jedesmaligen Bedarf
frisch bereitet werden muß, wird das Holz-, Metall- oder Mauerwerk
ein- bis zweimal angestrichen und, nachdem der Anstrich völlig getrocknet
ist, mit einer etwa 10procentigen Lösung von Chlorzink einmal überstrichen. Erst
durch diesen letzten Ueberzug erhält der Anstrich einen schönen Glanz und große
Widerstandsfähigkeit. Durch Zusatz von Erdfarben, Braunstein, Umbra etc. zum
Zinkoxyd kann man dem Anstrich beliebige Farbetöne geben.
(Industrie-Blätter.)
Ueber die färbenden Substanzen des Flußspathes; von G. Wyrouboff.
Aus einer Reihe von Versuchen über diesen Gegenstand, deren detaillirte Beschreibung
Raum und Zweck dieser Zeitschrift nicht gestattet, zieht der Genannte folgende
Schlüsse: 1) Die Flußspathe sind wässerige Gebilde. 2) Die färbenden Substanzen sind
verschiedene Kohlenwasserstoffe, die wahrscheinlich aus bituminösem Kalkstein
stammen, der durch seine Zersetzung die zur Bildung des Flußspaths nöthigen Stoffe
geliefert hat. 3) Der Geruch des Flußspaths von Welsendorf ist nicht, wie Schrötter, Schönbein,
Meissner und Andere annehmen, einem Gehalt von Ozon oder Antozon, sondern
einem Kohlenwasserstoffe zuzuschreiben, welcher sich in den Spalten angehäuft findet
und dem Mineral durch Behandlung mit Aether entzogen werden kann. 4) Die
Phosphorescenz ist nur eine Folge der Zersetzung der färbenden Substanz und nicht
dem Fluorcalcium selbst eigenthümlich. (Aus dem Bulletin de
la Société chimique, durch die Zeitschrift für Chemie, 1866
S. 448.)
Anwendung des Paraffins zu gewissen Krystallisationsversuchen;
von Franz Stolba in Prag.
Wenn es sich darum handelt, solche Stoffe freiwillig krystallisiren zu lassen, welche
wie viele Fluoride und Kieselfluoride Glas und Porzellan angreifen, so ist man
häufig wegen des Materials des Krystallisationsgefäßes in Verlegenheit. Allerdings
lassen sich zu solchen Versuchen Platin- und Silberschalen verwenden, allein
gerade diese werden am häufigsten benutzt. In derartigen Fällen mache ich gewöhnlich
von Paraffin Gebrauch, womit ich kleine Bechergläser innen sehr gut überziehe.
Zu dem Behufe wird das Glasgefäß auf's Sorgfältigste getrocknet, und man schmilzt
darin eine genügende Menge Paraffin.
Dasselbe wird darin fast zum Kochen erhitzt, dann der Art umgeschwenkt, daß das
Innere allenthalben mit Paraffin in Berührung kommt, wornach man den Ueberschuß
ausgießt.
Ein solcher Ueberzug haftet sehr gut und man erhält durch freiwillige Verdunstung an
der Luft oder erforderlichen Falles unter dem Exsiccator, darin die schönsten
vollkommen ausgebildeten Krystalle, namentlich wenn solche zeitweilig gewendet
werden.
Es ist hierbei von Vortheil, daß der Krystall an seiner Unterlage ihrer Natur zufolge
nicht im geringsten hastet.
Eine andere nützliche Anwendung des Paraffins besteht darin, daß man mittelst
desselben zersprungene Schalen etc. von dem verschiedensten Materiale zu
Krystallisationsversuchen gebrauchen kann, indem man selbe je nach Bedarf theilweise
oder ganz mit Paraffin überzieht. (Journal für praktische Chemie, 1866, Bd. XCIX S.
53.)
Ueber die Gewinnung reinen Naphtalins aus den Rohproducten der
Theerdestillation, von Dr. Muth.
Die meist braunröthlich gefärbten Naphtalinkrystalle, welche sich aus den ölartigen
Producten der Theerdestillation absetzen, werden gepulvert mit dem doppelten Volumen
Quarzsand durch Reiben innig vermengt und so in einer etwa 4 Zoll hohen Schicht auf
ein geräumiges, kastenförmiges Wasserbad gebracht. Das Pulver wird mit einem Tuche
bedeckt und auf das Wasserbad eine genau passende hölzerne Kiste gestürzt. Schon
unter dem Kochpunkte des Wassers sublimirt das reine Naphtalin und setzt sich in
großen durchsichtigen Scheiben an den Wandungen der Kiste ab. Zurück bleibt eine
sehr harte feste Masse, welche wohl zu mancher technischen Verwendung Veranlassung
geben könnte. Das gewonnene Naphtalin ist wasserhell und beinahe geruchlos.
(Buchner's neues
Repertorium für Pharmacie, Bd. XI S. 359.)
Anwendung des Glycerins beim Gypsguß.
Eine neue Verwendung des Glycerins, welche von dem Unterzeichneten aufgefunden wurde,
möchte geeignet seyn, auch anderwärts mit Nutzen gebraucht zu werden. Es betrifft
dieselbe die Anwendung des Glycerins bei Anfertigung von Abgüssen aus Matrizen von
Gyps, wie solche häufig bei den Bossirarbeiten an hiesiger Anstalt vorkommen.
Bisher bediente man sich für diesen Zweck eines Seifenwassers, womit die Matrize
bestrichen wurde, um die Lostrennung des Gypsgusses bewerkstelligen zu können. Seit
längerer Zeit bemerkte man aber, daß die Seifenlösung bei weitem nicht mehr so gute
Dienste leiste, wie früher, und die Lostrennung des Gusses war eine sehr mühsame und
zeitraubende Arbeit, wobei nicht selten auch Beschädigung des Gusses eintrat. Ohne
Zweifel liegt die Ursache in der schlechteren Beschaffenheit der Seife, und auch die
Oleinseife des Handels scheint für diesen Zweck nicht so geeignet zu seyn. Versuche,
die Seife durch Glycerin zu ersetzen, führten zu keinem befriedigenden Resultate, da
dasselbe zu schnell in die poröse Gypsmasse der Matrize eindrang. Bestrich man aber
die letztere zuerst
mit einer Seifenlösung und darauf mit Glycerin, so war das Resultat ein höchst
befriedigendes, indem sich der Gypsguß nach dem Erstarren leicht und rein von der
Matrize ablösen ließ, letztere beim Lostrennen sogar in ganzen Platten absprang und
so die Trennung in kurzer Zeit und ohne Gefahr der Beschädigung des Gusses durch
Abspringen kleiner Theile erfolgte.
Das Bestreichen der Form mit Glycerin geschieht sehr leicht mit Hülfe eines Pinsels.
Dr. Hofmann. (Hamburger
Gewerbeblatt, 1866, Nr. 46.)
Quillayarinde als Waschmittel.
Der Gebrauch der Rinde der in Chile wachsenden Quillaya
saponaria als Waschmittel ist ein allgemeinerer geworden und die Zufuhren
dieser Rinde kamen bereits in ganzen Schiffsladungen nach den europäischen Häfen. Es
soll festgestellt seyn, daß ein Pfund Quillaya 3 Pfd. grüner Seife entspricht, daß
die damit auch auf den Schafen gewaschene Wolle bei genügender Entfettung und
völliger Befreiung von Schmutz schöneren weißen Glanz und trockenere Beschaffenheit
zeigt, als bei Seifenwäsche der Fall ist, und daß die Quillaya auch für gefärbte
Wollen- und Seidenstoffe, sowohl bei Anwendung in Haushaltungen, als auch im
Großen den Vorzug vor anderen Mitteln besitzt. Die Anwendung geschieht in gröblicher
Zerkleinerung, wie Häcksel geschnitten, warmes Wasser zieht dann den wirksamen Stoff
mit Leichtigkeit aus, nur muß eine trockene Aufbewahrung der Rinde vorhergegangen
seyn. – Unter dem Namen „Eau
Rolland“ wird von G. E. und E. L. Rolland in Paris eine Flüssigkeit zum Reinigen von Geweben, Holz, Stein,
Glas und Metall verkauft, die aus 8000 Th. Wasser, 500 Th. Seifenrinde und 86 Th.
käuflicher Ammoniakflüssigkeit besteht. – Nach der land- und
forstwirthschaftlichen Zeitung stellte v. Gohren einen
vergleichenden Versuch mit zwei Wollwaschmitteln, dem Hirsch'schen und der Quillayarinde an. Das Hirsch'sche Pulver besteht zur Hälfte aus Soda, zur Hälfte aus organischen
Substanzen, letztere wahrscheinlich aus pulverisirter Guillaya und Saponaria, so daß
man sich dieses Waschpulver leicht und billig herstellen kann. Daß das Pulver besser
wirkte als die Quillayarinde, erklärt sich dadurch, daß die Wirkung der letzteren
allein auf ihrem Gehalt an Saponin beruht, während im H.'schen Pulver Saponin und
Alkalien vertreten sind. Die Wäsche mit Quillayarinde kann zwar recht weiße Wolle
liefern, die Entfettung aber ist auffallend gering. Die Quillayarinde ist also ein
für den Producenten vortheilhafteres Waschmittel, das H.'sche Pulver für den
Fabrikanten. Der Kostenpunkt stellt sich für beide Mittel ziemlich gleich, und zwar
Rinde zu Pulver wie 6 : 7.
Analyse der Rapspflanze.
Im Amtsblatt für die landwirthschaftlichen Vereine des Königr. Sachsen theilt Prof.
W. Knop Untersuchungen
über die Rapspflanze mit, die zu dem Resultate führen, daß sowohl Raps als Rübsen
zwar ein wohlgedüngtes Feld verlangen, daß sie dieses Feld während der Vegetation
stark in Anspruch nehmen, schließlich aber bei zweckmäßiger Bewirthschaftung dem
Felde gar nichts entziehen, so daß also ihre Stelle, wie dieß auch meist
gebräuchlich, an der Spitze der Rotation ist. Die Blätter enthalten 22 bis 23 Proc.
der Trockensubstanz an Mineralbestandtheilen, welche dem Boden unmittelbar
wiedergegeben werden, da sie schon vor der Ernte abfallen. Die Samen enthalten 4,8
Proc. Mineralbestandtheile, die beim Verfüttern der Rückstände dem Boden gleichfalls
unvermindert zu Gute kommen, da nur das Oel ausgeführt wird. Die Stengel enthalten
9,18 Proc. Mineralbestandtheile, die durch passende Verwendung der Stengel
gleichfalls im Dünger dem Boden zurückerstattet werden können. Obgleich also Raps
und Rübsen dem Boden während der Vegetation enorme Quantitäten Pflanzennährmittel
entziehen, so sind dieselben doch leicht zu ersetzen.
Fabrication des Essigs aus Zuckerrüben.
Die Fabrication des Essigs aus Zuckerrüben ist schon lange ausgeführt und namentlich
neuerdings wieder von Frankreich her empfohlen. Im Jahre 1841 erhielten Neale und Duyck in London ein
Patent für diese Fabricationsmethode. Nach der Darstellung des gegohrenen
alkoholhaltigen Saftes unterscheidet sich, wie wir durch einen Bericht aus Muspratt's Chemie erfahren, ihr
Essiggährungsverfahren dadurch von dem gewöhnlichen, daß sie durch die Mischung von
gegohrenem Saft und Essig, welche sie beliebig erwärmen können, durch ein Gebläse
einen continuirlichen Luftstrom treiben, wodurch die Essigbildung in sehr kurzer
Zeit vor sich gehen soll. Die Erfinder beschreiben ihr Verfahren folgendermaßen:
Die Rüben werden, nachdem ihre Enden und Spitzen abgeschnitten sind, gründlich
gereinigt und gewaschen, und dann zu einem feinen Breie gerieben, der in starke
Säcke gefüllt wird. Die Säcke werden in eine hydraulische Presse gebracht und so
lange gepreßt, bis der sämmtliche Zuckersaft aus dem Breie entfernt ist. Das
specifische Gewicht dieses Saftes variirt zwischen 1,035 und 1,045; man fügt so viel
Wasser hinzu, bis es nur noch 1,025 beträgt und kocht dann eine kurze Zeit lang. Der
gekochte Saft wird dann rasch bis auf 16° Cels. abgekühlt und in die
Gährungsbottiche gebracht. Um die Weingährung einzuleiten, versetzt man jede 100
Quart Flüssigkeit mit einem halben Quart Hefe. Sobald die Gährung vollendet ist,
pumpt man das Liquidum in die Säuerungsgefäße und verwandelt es in Essig.
Das Säuerungsgefäß ist in diesem Falle ein starker Bottich von fast 100,000 Quart
Inhalt, in dessen unterem Theile eine Rose oder ein umgekehrter, durchlöcherter
kleiner Kegel, der mit einem Blaseapparate in Verbindung steht, angebracht ist. Um
die Flüssigkeit erwärmen zu können, geht ein an einem Ende offenes Dampfrohr bis auf
den Boden des Bottichs. Das Innere des Fasses ist durch mehrere durchlöcherte Deckel
in Abtheilungen getheilt; im Deckel ist ein Ventil, welches sich beim geringsten
Drucke von innen nach außen öffnet; das Faß enthält endlich noch ein Thermometer,
dessen Kugel in die Flüssigkeit taucht, an dem die Temperatur aber von außen
beobachtet werden kann. Um die Würze mit diesem Apparate in Essig zu verwandeln,
dringt man zuerst 8000 Quart fertigen Essig, der als Ferment wirkt in den Bottich,
fügt eine gleiche Menge gegohrenen Saft und etwas Hefe hinzu und setzt die
Blaseapparate in Bewegung. Die Luft wird durch die vielen kleinen Oeffnungen in den
falschen Boden sehr mit der Flüssigkeit in Berührung gebracht, sie gibt einen Theil
ihres Sauerstoffes an den AlkoholAlkohal ab, um ihn in Essigsäure zu verwandeln; der Ueberschuß entweicht durch das
Ventil im Deckel des Bottiches. Wenn die Temperatur der Flüssigkeit unter 21°
C. sinkt, so läßt man einen Dampfstrom eintreten und erhält die Wärme zwischen 21
und 27° C. Auf diese Weise wird der Alkohol der Flüssigkeit in wenig Tagen
oxydirt seyn; man bringt dann wieder zu dem fertigen Essig noch 16000 Quart
gegohrenen Saft und wiederholt dieselbe Behandlung, wodurch die ganze Quantität sehr
bald sauer wird. Sobald dieses geschehen ist, fügt man neue Mengen gegohrenen Saftes
hinzu und verwandelt diese in Essig, bis der Bottich 100,000 Quart Flüssigkeit
enthält, dann zieht man 30,000 Quart Essig ab und füllt das Faß von Neuem. Die
Essigbildung geht ohne Unterbrechung vorwärts; man beschleunigt den Proceß aber
bedeutend, wenn man stets einen Vorrath von 60,000 Quart fertigen Essig im Apparate
hat. Das fertige Product klärt man entweder durch Lagern oder durch Filtration.
(Zeitschrift des Vereins für die Rübenzucker-Industrie im Zollverein, 1866 S.
497.)