Titel: | Selbstthätiger Kessel-Speiseapparat, von Valant und Ternois in Paris. |
Fundstelle: | Band 182, Jahrgang 1866, Nr. II., S. 3 |
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II.
Selbstthätiger Kessel-Speiseapparat, von
Valant und Ternois in Paris.
Aus Armengaud's Génie industriel, August 1866, S.
81.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Valant und Ternois' selbstthätiger
Kessel-Speiseapparat.
Der von den HHrn. Valant und Ternois, Directoren und Ingenieure bei den Hammerwerken zu Imphy,
construirte selbstthätige Speiseapparat mit constantem Wasserstande besteht im
Wesentlichen aus einem Ventile, welches in der Wasserzuleitung angebracht und durch
eine verticale Stange bewegt wird, die an das eine Ende eines Hebels befestigt ist,
dessen anderes Ende einen Schwimmer trägt. Dieser Schwimmer, dessen Lage durch den
Wasserstand im Kessel bestimmt wird, setzt den Hebel in Bewegung, der das Ventil
öffnet oder schließt. Man regulirt die Länge der beiden Hebelarme zu einander nach
dem Drucke, den das Wasser auf das Ventil ausübt. Der Hebel ist in einem Gehäuse
enthalten, welches man auf oder seitwärts von dem Kessel befestigt, je nachdem
letzterer ein horizontaler oder verticaler ist; die Stange des Ventils tritt durch
eine Stopfbüchse aus dem Gehäuse desselben hervor.
Das Ventil mit seinem Gehäuse wird zwischen der Wasserzuleitung und dem Apparate auf
dem Kessel angebracht. Vor dem Ventilgehäuse befindet sich in dem
Wasserzuleitungsrohre eine Art Filter zum Auffangen der festen von dem Wasser
mitgerissenen Substanzen. Hinter dem Ventile, zwischen dessen Gehäuse und der
Einflußstelle des Wassers in den Kessel, befindet sich noch ein zweites Ventil (das
sogenannte Kesselventil), so daß der Apparat von dem Kessel abgenommen werden kann,
ohne daß letzterer deßhalb entleert werden muß.
Die Figuren 12
und 13
stellen den Apparat in der Vorderansicht und im Verticaldurchschnitt dar.
Der Eintritt des Wassers in den Apparat findet durch das Rohr A statt, welches an den Behälter B befestigt
ist, der ein Drahtgewebe zum Auffangen der festen Unreinigkeiten enthält, welche die
Wirkung der Entlastungsventile in dem gußeisernen Gehäuse C beeinträchtigen könnten.
Das Gehäuse C ist auf dem Sockel D befestigt, welcher mit dem Rohransatz d
versehen ist, an den das Speiserohr des Kessels befestigt wird. Die Stange E der Ventile geht durch die Stopfbüchse e hindurch, um an dem kleinen Balancier f befestigt zu werden, welcher die Verbindung zwischen den Ventilen und dem
Schwimmer F mittelst des Hebels L herstellt, der durch die hohle Stange T und
das Band G an den erwähnten Schwimmer befestigt ist. Die
hohle Stange endigt in ein viereckiges Stück t, welches
seine Führung in I erhält; die Stange etc. ist in die
hohle Säule J eingeschlossen.
Die Achse a des Hebels L geht
durch zwei Stopfbüchsen, deren gemeinschaftliches horizontales Mittelstück mittelst
der consolartigen Vorrichtung J' an die Säule J befestigt ist; dieselbe nimmt an ihren Enden die
Excentrics b auf, welche durch ein Glied an den
Balancier f befestigt sind. Das Lösen der
Schraubenmuttern c, welche zur Befestigung des Balancier
an die gegliederten Stangen der Excentrics dienen, genügt, um das Speiseventil von
der Bewegung des Schwimmers unabhängig zu machen; man regulirt die Lage dieser
beiden Organe zu einander mittelst der Schraubenmuttern c'; der Balancier f erhält außerdem seine
Führung durch zwei kleine Stücke i, welche auf beiden
Seiten an denselben befestigt sind (Fig. 12). Eine Oeffnung
j wird über der Achse a
in der consolartigen Vorrichtung J' an der hohlen Säule
angebracht, um den Hebel L aufstecken zu können, an
welchen zwei Federn l befestigt werden, um seine
Bewegung weniger heftig zu machen.
Es wäre überflüssig, noch weiter in die Einrichtung und Wirkungsweise des Apparates
sowie seiner Details einzugehen. Man sieht, daß der Schwimmer sich frei bewegen kann
und daß ihm kein directer Widerstand hinderlich ist. Der Schwimmer wirkt auf das
Ventil durch Vermittelung des Hebels mit einer beträchtlichen Kraft, welche durch
die immer nur sehr kleinen, durch die Reibung entstehenden Widerstände in keiner
Weise abgeschwächt werden kann. Hieraus folgt, daß der Gang des Apparates auch dann
ein gesicherter und regelmäßiger bleibt, wenn er sich selbst überlassen ist.
Die mit den ersten Apparaten dieser Art erlangten Resultate haben die Hoffnungen der
Erfinder mit Erfolg gekrönt. Die Erfahrung, welche im Verlauf von fast einem Jahre
auf dem Hammerwerk zu Imphy (im Nièvre-Departement) an einem
verticalen, durch die abziehenden Flammen zweier Glühöfen geheizten Dampfkessel
gemacht wurde, hat zu Gunsten des beschriebenen Speiseapparates entschieden. Eine
Anwendung desselben auf horizontale Dampfkessel (welche noch viel leichter seyn muß,
da die Wassermasse dieser Kessel viel weniger störenden Bewegungen unterworfen ist),
wurde ebenfalls auf jenem Hammerwerke bei zwei horizontalen Röhrenkesseln (Farcot'schen Systems) von je 80 Pferdekräften gemacht und
hat, wie sich erwarten ließ, ebenso günstige Resultate ergeben.
Der Apparat ist auf alle gebräuchlichen horizontalen und verticalen Kessel für Hoch-,
Mittel- und Niederdruck-Dampf anwendbar. Er ist der Vermittler
zwischen dem Kessel und der Speisepumpe; wenn die Pumpe mehr Wasser liefert als der
Dampfkessel bedarf, so wird das überflüssige durch ein Abflußventil ausgelassen,
welches in der Wasserzuleitung vor dem Apparate angebracht ist.
Die Anwendung dieses selbstthätigen Speiseapparates sichert nach der Angabe der
Erfinder außer dem constanten Wasserstande im Dampfkessel:
1) eine regelmäßige Dampferzeugung in den Kesseln und als
unmittelbare Folge hiervon einen regelmäßigen Gang der Dampfmaschinen;
2) eine Ersparniß an Brennmaterial, wie die Erfahrung
bestätigt hat;
3) die Conservirung der Cylinder und Kolben, welche
fortwährend einen gleichmäßig gesättigten Dampf empfangen;
4) eine geringere Abnutzung des Kesselbleches, welches in
allen seinen Theilen einer gleichmäßigen Ausdehnung unterworfen ist;
5) eine unbestreitbare Sicherheit in Folge der Einfachheit
des Systems.
Die Anwendung dieses Apparates wird von den Erfindern besonders zur Speisung der
verticalen Dampfkessel empfohlen, welche gegenwärtig in so großer Zahl in den
Hüttenwerken eingeführt werden.
Der Apparat ist leicht anzubringen, seine Instandhaltung kostet fast nichts und
sollte eine Reparatur in Folge zufälliger Ursachen nothwendig werden, so ist diese
leicht auszuführen.