Titel: | Neues Verfahren, Zink auf chemischem Wege mit den brillantesten Farbenüberzügen zu versehen; von Prof. Böttger. |
Fundstelle: | Band 181, Jahrgang 1866, Nr. LVI., S. 210 |
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LVI.
Neues Verfahren, Zink auf chemischem Wege mit den
brillantesten Farbenüberzügen zu versehen; von Prof. Böttger.
Böttger, Verfahren das Zink mit Farbenüberzügen zu
versehen.
Zu diesem von mit schon vor längerer Zeit ermittelten Verfahren eignet sich besonders
ein reines, wo möglich bleifreies Zink; das im Handel
vorkommende, von den Spenglern vielfach benutzte dünne
Zinkblech und die verschiedenen Sorten von Zinkdraht habe ich als vollkommen ausreichend dazu erkannt. Ein wesentliches
Erforderniß zum Gelingen der Versuche, insbesondere um recht brillante Farbennüancen
zu erzeugen, ist indeß noch, daß die Zinkbleche und Zinkdrähte vollkommen spiegelblank seyen. Zu dem Ende empfiehlt es sich, sie kurz vor
ihrem Gebrauche mit ganz feinem durch schwache Salzsäure genetzten Quarzsand tüchtig
zu scheuern, dann behende in Wasser zu tauchen und schließlich, unter starkem
Reiben, auf's Sorgfältigste mit weißem Fließpapier abzutrocknen. So vorgerichtet,
lassen sich nun die verschiedenen Zinkbleche und Zinkdrähte bei gewöhnlicher
mittlerer Temperatur durch bloßes einfaches Eintauchen in eine
und dieselbe Flüssigkeit mit den verschiedensten Farbennüancen bekleiden,
je nachdem man sie nöthigt, eine längere oder kürzere Zeit darin zu verweilen.
Lediglich von dieser Zeitdauer des Eintauchens hängt es
ab, die eine oder die andere Farbe zum Vorschein kommen zu lassen. Die geeignetste
Flüssigkeit hierzu ist eine alkalische Lösung von weinsaurem
Kupferoxyd, die man sich auf folgende Weise bereitet: Man überschüttet 3
Gewichtstheile lufttrockenes weinsaures Kupferoxyd mit einer Auflösung von 4
Gewichtstheilen Aetznatron in 48 Gewichtstheilen destillirten Wassers. Arbeitet man
mit einer solchen tief indigblau gefärbten Kupfersolution von + 10°C., so
bedarf es einer Zeit von genau 2 Minuten, um ein in die
Flüssigkeit eingetauchtes Zinkblech violett gefärbt zu
erhalten; bei einer Zeitdauer von 3 Minuten erhält man
eine prachtvoll dunkelblaue Anlauffarbe, bei 4 1/2 Minuten andauernder Eintauchung erscheint das Blech grün, bei 6 1/2 Minuten
goldgelb, und bei 8 1/2 Minuten purpurroth.
Zeigt die Kupfersolution eine höhere oder tiefere Temperatur als die angegebene, so
variirt der Eintritt der einen oder anderen Farbennüance innerhalb anderer kleinerer
Zeitintervalle. Höchst auffallend erscheint es, daß die Reihenfolge der nacheinander
auftretenden Farben auf's Genaueste mit der Reihenfolge der Farben im prismatischen
Spectrum zusammenfällt. Läßt man die Zinkplatte länger als 8 1/2 Minuten in der
erwähnten, nur 10°C. warmen Solution, so verschwindet die letztgenannte
purpurrothe Anlauffarbe und an ihrer Stelle erscheint dann von Neuem, je nach der
Länge fernerer Zeitdauer, die eine oder die andere der vorhin genannten
Farbennüancen, indeß stets von geringerer Intensität, bis endlich nach tagelangem
Eingetauchtseyn das Zink sich mit einem dicken Ueberzuge von mißfarbigem
Kupferoxydul bekleidet.
Spült man das Zinkblech, nachdem man die eine oder die andere gewünschte Farbe durch
schnelles Herausziehen des Bleches aus der Flüssigkeit hat darauf zum Vorschein
kommen sehen, recht behende in Wasser ab und trocknet es sorgfältig, so erhält man Ueberzüge von
großer Farbenpracht, von denen ich nur wünschen kann, daß sie der betreffenden
Zinkindustrie zu Gute kommen und ihr von bleibendem Nutzen seyn mögen. Ob diese
prächtigen Anlauffarben auf Zink eine lange Dauer versprechen, ob sie vielleicht mit
einem passenden Lacküberzuge versehen eine noch größere Haltbarkeit erlangen,
darüber werden erst noch fernere Erfahrungen und Versuche abzuwarten seyn.
(Jahresbericht des physikalischen Vereins in Frankfurt a. M. für
1864–65.)