Titel: | Ueber ein einfaches Verfahren zur Erzeugung von Schwefelblumen aus Rohschwefel; von Anton Hauch, k. k. Hüttenverwalter. |
Fundstelle: | Band 181, Jahrgang 1866, Nr. LIII., S. 202 |
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LIII.
Ueber ein einfaches Verfahren zur Erzeugung von
Schwefelblumen aus Rohschwefel; von Anton Hauch, k. k. Hüttenverwalter.
Aus der österreichischen Zeitschrift für Berg- und
Hüttenwesen, 1866, Nr. 18.
Mit einer Abbildung auf Tab. III.
Hauch, über Erzeugung von Schwefelblumen aus
Rohschwefel.
Rohschwefel läßt sich viel höher verwerthen, wenn man denselben zur Erzeugung von
Schwefelblumen, eines im Handel gesuchten Schwefel-Artikels, benutzt.
Da der Marseiller Apparat, obwohl zur Schwefelblumen-Erzeugung sehr
vortheilhaft, für die meisten Fälle zu großartig, und dessen Herstellung mit
bedeutendem Aufwande verbunden ist, so dürfte für eine geringere
Schwefelblumen-Production, z.B. aus durch Rösten von Eisenkies gewonnenem Rohschwefel, ein
Apparat zu empfehlen seyn, den Verfasser auf dem bestandenen ärarialen Schwefelwerke
Radoboj in Croatien im Betriebe fand, und der in Figur 28 dagestellt
ist.
Er besteht aus einem gußeisernen Kessel k, auf welchem
ein gußeiserner Aufsatz a mit der Thür b aufruht, in welchen wieder das eisenblecherne Rohr r eingepaßt ist. Dieses mündet in den hölzernen
Condensationskasten K, der zu Ende mittelst hölzerner
Scheidewände in die Abtheilungen 1 und 2 gebracht ist.
Durch die Thür t werden auf dem Roste f Braunkohlen verbrannt, die Verbrennungsgase entweichen
durch den Canal m, durch einen den localen Verhältnissen
entsprechend angebrachten Schlott in die Esse, welche, falls mehrere solche Apparate
im Betriebe seyn sollten, für alle gemeinschaftlich seyn kann.
Aus der mit einem Schuber versehenen Kastenöffnung s
werden nach jeder Charge die gebildeten reinen
Schwefelblumen herausgezogen und von Zeit zu Zeit die mit gebildeter Schwefelsäure
und schwefliger Säure verunreinigten Schwefelblumen durch
die ebenfalls mit einem Schuber versehene Kastenöffnung o geräumt.
Im Schuber o befindet sich 8 Zoll über dem Kastenboden
eine Oeffnung von 1 1/2 Zoll Durchmesser, in welcher ein hölzerner Pfropf angebracht
ist, in den eine 3 Linien weite Oeffnung eingebohrt ist, die stets offen bleibt.
Der Condensationskasten besitzt mit Ausschluß der Abtheilungen 1 und 2 ein Volum von
304 Kubikfuß.
In Radoboj wurde bergbaumäßig gewonnenes Schwefelmineral (gediegen Schwefel) auf
Schwefelblumen verarbeitet. Dieses Rohmaterial war fast reiner Schwefel und außer
einem geringen Feuchtigkeitsgehalte etwas mit Bitumen und Schieferthon
verunreinigt.
125 Wiener Pfund dieses Rohstoffes wurden per Charge
durch die Thür b in den vorher von den Rückständen der
vorangegangenen Charge gereinigten Kessel k eingetragen,
die Thür zugemacht und mit feuchtem sandigem Lehm
verstrichen, damit keine Luft in den Apparat eindringen könne.
Nun wurde durch 16 Stunden langsam mit steigender Hitze
gefeuert und dann 8 Stunden abkühlen gelassen.
Nach Beginn der Feuerung, ungefähr 2 Stunden lang, nahm man den im Schuber der
Oeffnung o befindlichen Holzpfropf heraus, damit die im
Sublimationskasten K befindliche, durch die Feuerung
ausgedehnte Luft und etwaige Wasserdämpfe, so wie die gebildete schweflige Säure entweichen
konnten, worauf nach dieser Zeitdauer der Pfropf wieder in die correspondirende
Oeffnung hineingesteckt wurde.
Nach beendeter Charge werden die Schuber s und o, welche
ebenfalls mit sandigem Lehm verstrichen waren, geöffnet,
und nach einer halben Stunde die reinen, trockenen
Schwefelblumen mit hölzerner Krücke herausgezogen und in hölzerne Kästen
gebracht.
Hierauf werden die noch warmen Schwefelblumen durch ein Haarsieb mit 1600 Maschen auf
den Quadratzoll durchgesiebt, während die Graupen mit der Hand zerdrückt werden.
Die so erhaltenen reinen Schwefelblumen werden in, 12''
breite, 12'' hohe, 24'' lange Kästchen aus 5/8'' dicken Bretern, in blaues
Flußpapier sogleich eingepackt.
Die unreinen, feuchten Schwefelblumen werden von Zeit zu
Zeit aus der Oeffnung o herausgezogen, in einem
gußeisernen Kessel eingeschmolzen und neuerdings zur Blüthe-Erzeugung
verwendet.
Eben so kommen die von abgesiebten Mehlen zurückbleibenden Graupen in den
Sublimationskessel bei der nächsten Charge zur Verarbeitung zurück.
Die vollständige Luftdichtheit des ganzen Apparates ist
zur Erzeugung reiner Blumen durchaus nöthig, ferner ein
stets steigendes Feuern, da sonst Luft in den Apparat
eindringt und Verpuffungen veranlaßt, wodurch nicht nur Schwefelverluste entstehen,
sondern auch die Blumen durch die hierbei gebildete Schwefelsäure und schweflige
Säure verunreinigt und zum Verschleiß untauglich werden, und neuerdings
eingeschmolzen und wiederholt sublimirt werden müssen.
Das Waschen der Blumen, um sie von der anhaftenden Schwefelsäure und schwefligen
Säure zu befreien, ist stets eine mißliche Arbeit, so daß sie nicht angewendet wird.
Es geschieht auf die Art, daß man die sauren Blumen in einem geeigneten hölzernen
Gefäße nach und nach mit kleinen Portionen heißen Wassers anmacht, und wenn sie ganz
durchnäßt sind, das Waschwasser aufgießt und mehrmals wechselt. Beobachtet man nicht
diese Vorsicht, so schwimmen die Blumen an der Oberfläche des Wassers und lassen
sich nicht auswaschen.
Die gewaschenen Blumen werden in einer Trockenkammer, deren Temperatur 20°R.
nicht übersteigt, und die mit Ventilation eingerichtet ist, rasch getrocknet.
Geringere Verpuffungen, namentlich Anfangs der Charge, schaden nicht.
Der hölzerne Sublimationskasten wird an undichten Stellen am besten mit ordinärem
Kleister und Papier dicht gemacht.
Bald nach dem Einheizen, wenn der Schwefel flüssig und ungefähr 150°R. heiß
geworden, fängt er an zu flammen, wobei jene erwähnten Verpuffungen stattfinden,
aber das Feuer erstickt von selbst, sobald der Luftsauerstoff des Apparates in
schweflige Säure verwandelt ist. Wenn endlich die Temperatur im Kessel über
316° gestiegen ist, so beginnt die Masse zu sieden und Dämpfe auszustoßen,
welche, in den Sublimationskasten tretend, sich an den kühlen Wänden desselben
verdichten. So lange deren Temperatur niedriger ist als 108°, der
Schmelzpunkt des Schwefels, können die Schwefeldämpfe nicht flüssig werden, sondern
erstarren durch die plötzliche Abkühlung zu kleinen mikroskopischen Krystallen,
welche als gelber Staub, die Schwefelblumen, zu Boden
fallen.
Deßhalb kann man im Winter jeden Tag 1 Charge machen, im Sommer bloß jeden dritten
Tag, wegen der erforderlichen Abkühlung des Apparates.
Nach den Ergebnissen des Jahres 1861 erzeugte man per
Charge von 125 Pfund Mineralschwefel 77 Pfund reine
Blüthe, 18 Pfund Graupen. Der Rückstand betrug 20–25, so daß das Fehlende die
unreinen Schwefelblumen, der Schwefelverlust und die
Feuchtigkeit des Minerals repräsentiren.
An Braunkohlen wurden per Charge verbraucht 2 Ctr. 42
Pfd., von einer Qualität, von der 16–18 Centner eine 3schuhige Klafter
weichen Holzes repräsentiren dürften.
Die Erzeugung eines Centners Blüthe inclusive Emballage ohne Regieberechnung kostete
1 fl. 63 kr.
In Radoboj bedienten 2 Mann 8 Apparate.
Nach dem obigen Ausbringen kann man im Maximum 10 Procent Schwefelverlust annehmen,
und stellt sich bei der Erzeugung von 1 Ctr. Schwefelblumen folgender Gewinn
heraus:
Rohschwefel kann höchstens um 6 fl. per Centner abgesetzt
werden, Schwefelblumen um 13 fl.
110 Pfd. Rohschwefel à 6
fl. =
6 fl. 60 kr.
Erzeugungskosten nebst Emballage
1 fl. 63 kr.
–––––––––
zu Last
8 fl. 23 kr.
1 Ctr. Schwefelblumen
13 fl. – kr.
ab Lastschreibung (ohne Regie)
8 fl. 23 kr.
–––––––––
Gewinn
4 fl. 77 kr.
Die Läuterung des Rohschwefels zum Absatze als Läuter- oder Stangen-
oder Tafel-Schwefel ergibt auch 7–10 Procent Schwefelverlust, und ist
ein Brennstoffaufwand per Centner Schwefel auch mit 2
Kubikfuß Holz anzunehmen; die Arbeit des Läuterns dürfte auch nicht weniger Zeit und Mannschaft
erfordern, als die Blumengewinnung, der Läuterschwefel kann höchstens mit 8 fl. per Centner abgesetzt werden.
Der Kessel sammt Aufsatz dauert bei der beständigen Schwefelblumen-Gewinnung
4–5 Jahre, das Röhrenblech 6–8 Monate, der hölzerne Sublimationskasten
2 bis 3 Jahre. Will man das Röhrenblech auswechseln, so wird der Kasten mittelst
einer Winde gehoben.