Titel: | Ueber die Eintheilung der fossilen Brennmaterialien und deren Hauptunterscheidungsmerkmale; von Dr. H. Fleck, Professor der Chemie an der kgl. polytechnischen Schule in Dresden. |
Autor: | Hugo Fleck [GND] |
Fundstelle: | Band 181, Jahrgang 1866, Nr. XII., S. 48 |
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XII.
Ueber die Eintheilung der fossilen
Brennmaterialien und deren Hauptunterscheidungsmerkmale; von Dr. H. Fleck, Professor der Chemie an der kgl.
polytechnischen Schule in Dresden.
(Fortsetzung von Bd. CLXXX S. 471.)
Mit einer Abbildung auf Tab. I.
Fleck, über die Eintheilung der fossilen Brennmaterialien und deren
Hauptunterscheidungsmerkmale etc.
In der Verfolgung der uns gestellten Aufgabe, für die Beurtheilung der Steinkohlen
allgemeine und leicht anwendbare Principien zu gewinnen, wenden wir uns dem für
Deutschland nicht minder wichtigen Saarbecken zu, welches in seinem Kohlenreichthum
dem westfälischen Kohlenrevier kaum nachstehen dürfte und in seinen
Abbauverhältnissen noch im Anfang der bauwürdigen Flötze steht, deren Ausdehnung,
Zahl und Mächtigkeit zwar vollständig noch nicht genügend abgeschätzt werden kann,
deren Gesammtmächtigkeit man aber 3000 Zoll über 6 2/3 Quadratmeilen verbreitet
annehmen kann, wodurch man 576 Millionen Quadratlachter zu 8000 Centnern oder nahe
an 5 Milliarden Centner erhält; das ist aber Stoff zu der gegenwärtigen Production
von ungefähr 50 Millionen Centnern auf 100000 Jahre.
Ist die Mächtigkeit von 2000 Zoll einerseits nicht überall vorhanden, oder für den
Bergbau erreichbar, als dessen äußerste Grenze man bei dem heutigen Stande der
Technik 500 Lachter annimmt, so vermehrt andererseits die wellenförmige Lagerung den
Flötzinhalt; ferner ist die Stärke von 3000 Zoll sehr niedrig gegriffen, zumal man
wohl später noch manches Flötz bauen wird, welches jetzt die Gewinnung nicht lohnt.
Mache man aber beliebige Abzüge, so bleibt immerhin ein erstaunlicher Reichthum, mit
dessen Hebung erst ein geringer Anfang gemacht ist. Große Felder stehen noch
unberührt und kaum dürfte es in einem anderen Kohlendistricte vorkommen, daß man in
der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts am Knotenpunkte dreier Eisenbahnen einen
Stollenbetrieb auf bisher völlig unverritzten Flötzen beginnen kann.Steinkohlen Deutschlands und anderer Länder Europas, Bd. I.
Die Kohlen des Saarbeckens treten ihrem physikalischen Charakter und der denselben
bedingenden chemischen Zusammensetzung nach so gekennzeichnet auf, daß gerade in den
aus letzteren sich ergebenden Eigenschaften eine Bestätigung der unserer
Betrachtungsweise zu Grunde gelegten Gesetzmäßigkeiten zu erkennen ist. Ein der Saarkohle
einerseits nachtheiliger, andererseits derselben zu Statten kommender Umstand ist
ihr großer Reichthum an flüchtigen Grundstoffen. Der Kohlenstoff beträgt nur bei
wenig Flötzen über 80 Proc. der aschenfreien Kohlensubstanz, während er bei den
meisten westphälischen Kohlen 90 Proc. näher steht und kaum unter 80 sinkt. Die
Differenz wird durch einen sehr beträchtlichen Sauerstoffgehalt ausgeglichen,
welcher andererseits oft das Verhältniß des disponiblen Wasserstoffes zu dem
gebundenen ein gleiches seyn läßt; ja in einzelnen Fällen beobachten wir, daß die
Menge des letzteren den ersteren übertrifft.
Die praktischen Folgen dieses Verhältnisses sind:
1) lebhaftes Rußen der Saarkohle,
2) geringes Ausbringen an Kohks,
3) geringer Heizeffect, dagegen
4) hohes Ausbringen an Leuchtgas,
5) vorzügliche Brauchbarkeit für Flammfeuerungen.
Die Festigkeit der Saarbrücker Flötze hat vor denen des Inde- und Wormreviers
und den tieferen Flötzen des Ruhrbeckens den Vortheil, daß die Kohlen
verhältnißmäßig viel stückreicher fallen, in Folge dessen sich vortheilhafter
transportiren lassen und den belgischen und Aachener Kohlen, trotz eines höheren
Aschengehaltes, Concurrenz zu machen im Stande sind.
Die Saarkohlen sind dem einigermaßen Geübten auf den ersten Blick kenntlich.
Abgesehen von dem Reichthum an großen, scharfkantigen Stücken, welche besonders von
den mageren Flötzen schon durch ihre Größe und Absonderung auffallen, gibt das
Vorkommen von Bitterspath, welcher in höchst feinen Blättchen die senkrechten Klüfte
der Kohlen erfüllt und bei der Trennung der Stücke abfällt, den Kohlen ein
eigenthümlich geschecktes Ansehen. Sie kennzeichnen mit ihren weißen Streifen auf
schwarzem Grunde ihre preußische Angehörigkeit.
Ein anderes Merkmal der Saarkohle ist das reichliche Vorkommen von Faserkohle
(Rußkohle), welche die Backfähigkeit der Kohlen bei deren Verkohkung in erhöhtem
Grade beeinträchtigt. Ihrer Textur nach ist die Saarkohle eine ausgezeichnete
Schieferkohle, mit einzelnen Pechkohlenstücken durchsetzt und durch ihren höchst
geringen Schwefelkiesgehalt liefert sie zum Hohofenbetrieb ausgezeichnet
qualificirte, schwefelfreie Kohks.
Zum Unterschied von den Lagerungsverhältnissen der Ruhrkohlen sind im Saarbecken die
hangenden Flötze magere, die liegenden fette Kohlen; doch tritt die Menge der
letzteren den ersteren gegenüber zurück, so daß im Ganzen nur wenige Flötze
eigentliche Backkohlen enthalten.
Es ergibt sich dieß zunächst aus folgender Tabelle, welche das Verhältniß des
disponiblen und gebundenen Wasserstoffes auf 1000 Kohlenstoff in den bis jetzt
untersuchten Kohlensorten Saarbrückens angibt.
Textabbildung Bd. 181, S. 50
Steinkohlen; disponibler;
gebundener; Wasserstoff; Gerhardgrube; Beustflötz; Landsweiler Flötz;
Heinrichflötz; 9. Flötz 54'' mächtig; 16. Flötz Kallenberg; Heinitzgrube; Flötz
Kallenberg, 1/2 Saarstollen; Blücherflötz; Asterflötz; Leopoldflötz;
Gneisenauflötz; Landsweiler Nebenback Nr. 1; Nostizflötz; Augustflötz;
Alexanderflötz; Grubenwalderflötze; Dudweiler Grube; 15. Flötz 45'' mächtig;
Natzmerflötz; 1/2 Saarsohle; Beierflötz; Landsweiler Hauptback; 17. Flötz Jacob;
v. d. Heydtgrube; 18. Flötz Sophie; 19. Flötz 36'' mächtig; Carlflötz; Grube
Geislautern; 54. Flötz im Ostfelde; Flötz Alvensleben; Flötz Emil; Redengrube;
Grube Kronprinz; Friedrich Wilhelm bei Schwalbach; 1. Flötz 30'' mächtig; 2.
Flötz 86'' mächtig; Jacobflötz; Grube Kronprinz bei Delsburg; 4. Flötz 65''
mächtig; Landsweiler Flötz Nebenback 2; Heiligenwalder Flötz, Hauptback; Grube
Itzenplitz; Flötz Ernst; Nebenback; Flötz Sophie; Halbe Saarsohle;
Tagesstreckensohle; 84'' Flötz; Flötz Jacob; Landsweiler Nebenback Nr. 3; Flötz
Friedrich; Flötz Wilhelm
Durch Auftragen der hierbei aufgestellten Zahlenwerthe auf die graphische Karte, Figur 27,
erlangen wir zunächst folgende Eintheilung für die Saarkohlen:
I. Backkohlen:
Dudweiler Grube: Beierflötz Nr. 11.
Natzmerflötz
Nr. 10.
v. d. Heydtgrube: Beustflötz Nr. 13.
Heinitzgrube: Blücherflötz Nr. 3.
II. Back- und Gaskohlen:
Heinitzgrube: Asterflötz Nr. 5.
Gerhardgrube: Heinrichflötz Nr. 2.
Heinitzgrube: Augustflötz Nr. 9.
Flötz Kallenberg: 1/2 Saarsohle Nr. 29;
15. Flötz, 1/2 Saarsohle Nr. 35.
Letztere zwei Kohlensorten bilden den Uebergang zu den Gaskohlen im engeren Sinne, welchen alle anderen bis jetzt untersuchten
Saarkohlen angehören. Diese selbst lassen sich in Bezug auf ihren Gehalt an
disponiblem Wasserstoff, sofern derselbe die Zahl 30 übertrifft oder nicht, in zwei
Unterabtheilungen bringen, von welchen die erste mit mehr als 30 disponiblem
Wasserstoff noch zur Kohksfabrication im Appolt'schen
Ofen geeignet erscheint. Hierzu sind zu zählen:
Gerhardgrube: Beustflötz Nr. 1.
Landsweiler Flötz: 17. Hauptback Nr. 37.
Grube Itzenplitz: Flötz Sophie, Tagesstreckensohle Nr. 46.
Heinitzgrube: Nostizflötz Nr. 8.
Heiligenwalder Flötz: 84, Nr. 24.
Grube Itzenplitz: Flötz Ernst Nr. 44.
Landsweiler Flötz: Nr. 39.
Grube Kronprinz bei Delsburg: Nr. 43.
Landsweiler Flötz: 10. Flötz Kallenberg Nr. 28.
Landsweiler Nebenback: 1, Nr. 31.
Grubenwalder Flötze: Nr. 33.
Alle anderen Kohlensorten würden auch in den bestconstruirten Kohksöfen nur sehr
lockere und daher für den Transport in keiner Weise geeignete Kohks liefern. Dieser
Umstand und das verhältnißmäßig geringe Vorkommen backender Kohlen im Saarbecken
überhaupt, ließ in letzterem das Verkohlungswesen in der Einrichtung von Kohksöfen
geeigneter Construction zu einem Grade der Vollkommenheit gelangen, welcher bis
jetzt nur durch die unter noch ungünstigeren Verhältnissen in Bezug auf die
Kohlenqualität arbeitenden Verkohkungsanstalten des Lüttich-Aachener Beckens
übertroffen wurde. Saarbrücken hat sich durch letzteren, mit seiner Grube Dudweiler
an der Spitze, zu der bedeutendsten und wichtigsten Versuchsstation im
Verkohlungswesen herangebildet.
Charakteristisch für die Kohlen des Saarbeckens ist ihre große Veränderlichkeit durch
längeres Lagern, welche Eigenschaft hauptsächlich in dem hohen Gehalt an gebundenem,
d.h. durch Sauerstoff bindbarem und als chemisch gebundenes Wasser anzunehmendem
Wasserstoff ihren Grund haben dürfte. Letzterer bedingt eine fortschreitende
Vermoderung, als deren Product die häufig auftretenden schlagenden Wetter in den
Saarbrücker Gruben sich herausstellen, wie andererseits der schnelle Uebergang
dieser Kohlen in eine
gasarme Sinterkohle während des Lagerns hiermit Hand in Hand geht.
Derartige gasreiche Kohlen treten aber ihren Verkohkungsproceß schon bei
verhältnißmäßig niedriger Temperatur an und liefern zumal im Anfang desselben eine
reichliche Gasentwickelung, welche, schnell abbrechend, die Sinterung der Kohks
bedeutend erschwert. Durch diesen Umstand bedingen die Saarkohlen Kohksöfen mit
großer Heizfläche und niedrigem Gewölbe, deren Wandungen zumal gegen Ende der Charge
stark erwärmt werden müssen. Daher finden die von François construirten und von Haldy für
die Saarkohlen verbesserten Kohksöfen, sowie die von Smet
und Fabry errichteten und endlich auch die Appolt'schen Oefen, welche sämmtlich diesen Ansprüchen in
größerem oder geringerem Grade genügen, praktische Verwerthung.Steinkohlen Deutschlands, Bd. II S. 376 u. f.
Auf den de Wendel'schen Werken in Saarbrücken waren Anfang
1865 im Betriebe:
180 Kohksöfen nach François
mit zu 48 Centner Ladung und 48stündiger Charge,
20 Kohksöfen nach Smet mit zu 30
Ctr. Ladung und 24 stündiger Charge,
5 Kohksöfen nach Appolt mit je 18
Kannen à 28 Ctr. Ladung bei 24stündiger
Charge.
Wie schon oben angedeutet, nimmt die Menge gasförmiger Zersetzungsproducte mit der
Quantität der in einem Brennmaterial verdichteten Gase: Wasserstoff und Sauerstoff
zu, vorausgesetzt, daß die Verkohlungstemperatur in allen Theilen des Gasmaterials
gleich hoch ist, um die Bildung einfachster Gasverbindungen, wie Kohlenoxydgas und
Sumpfgas es sind, zu bedingen. Chemisch verdichtet nennt man obige Gase, weil deren
Quantität in dem bei 105° C. getrockneten, also von hygroskopischem Wasser
völlig befreiten Gasmaterial bestimmt wurde und im Allgemeinen beobachten wir bei
gasreichen Kohlen, sobald in denselben die Menge des gebundenen Wasserstoffs sie als
Gas- oder Sandkohlen in engerem Sinne erscheinen läßt, daß in dem aus ihnen
erzeugten Leuchtgas der Gehalt an Kohlenoxydgas und Wasserstoff, dem Sumpfgas
gegenüber, in den Vordergrund tritt, während bei den Backkohlen oder bei
Back- und Gaskohlen mit deren Zunahme an disponiblem Wasserstoff die Menge
des Sumpfgases, dem Kohlenoxyd und Wasserstoff Verhältnisse zu dessen specifischem Gewicht und dessen
Verbrennungswärme, welche beide Werthe wiederum von dessen chemischer
Zusammensetzung abhängig erscheinen.Steinkohlen Deutschlands, Bd. II S. 258 u. f.
Nach diesen Grundsätzen gehören die Kohlen Saarbrückens zu den eigentlichen
gasreichen Kohlen, wie sie das Zwickauer Kohlenbecken in fast gleicher Qualität, bei
geringerem Aschengehalte, besitzt, so daß sich z.B. die Gasausbeute der Kohlen
von
Grube Heinitz
Bürgerschacht
Stockheim
in Saarbrücken
in Zwickau
verhält
= 1000
:
955
:
945.
Insofern aber die Qualität eines Leuchtgases wesentlich von
dessen Gehalt an diffundirten Theerdämpfen: Benzin, Amylen, Propylen, Butylen etc.
abhängig ist, diese aber, mit dem Gehalt an disponiblem Wasserstoff in der Kohle,
der Menge nach zunehmen, sind wir berechtigt, diejenigen Steinkohlen als die besten
Gaskohlen zu betrachten, welche nicht bloß in Folge ihres hohen Gehalts an
gebundenem Wasserstoff viel Leuchtgas, sondern auch
bedingt durch viel disponiblen Wasserstoff ein gutes
Leuchtgas liefern. Gaskohlen sind daher alle Kohlen, welche mehr als 20 gebundenen
Wasserstoff auf 1000 Kohlenstoff enthalten; ihre Qualität nimmt zu mit ihren
backenden Eigenschaften, die selbst wieder von dem disponiblen Wasserstoff abhängig
sind. Kohlen, welche daher mehr als 20 gebundenen und mehr als 40 disponiblen
Wasserstoff besitzen und auf der graphischen Kohlenkarte Figur 27 rechts von der
Verticallinie 20 stehen und über der Horizontallinie 40 sich befinden, heißen
Back- und Gaskohlen und sind als die besten aller
Kohlensorten zu betrachten. Für die Gastechniker sind daher alle rechts von der
Verticallinie 20 liegenden Kohlen von Interesse, deren Werth für die Gasbeleuchtung
mit ihrem Gehalt an disponiblem Wasserstoff wächst.
In den Kohlenrevieren des westlichen Deutschlands treten außer den bis jetzt näher
betrachteten Kohlensorten: Backkohlen, Back- und Gaskohlen, Gas- und
Sandkohlen, auch Sinterkohlen in vorwaltendem Grade auf,
mit deren Förderung sich hauptsächlich jene Steinkohlengruben beschäftigen, welche,
in der Richtung von Aachen nach Pas de Calais, Belgien, einen Theil des
nordöstlichen Frankreichs durchziehen und für Deutschland unter dem Namen der
Kohlenlager des Inde- und Wormreviers von Bedeutung sind.
Die oberen Flötze dieses mehrfach unterbrochenen Kohlengebietes enthalten vorwaltend
Fettkohlen, d.h. Kohlen mit backenden Eigenschaften, welche in ihrer Zusammensetzung
den westfälischen Steinkohlen sehr nahe stehen, während die tieferen Flötze
hauptsächlich die den Anthraciten am nächsten stehenden Sinterkohlen einschließen.
Das Inde-Bassin oder die Eschweiler Mulde, wird gegen Westen durch eine große
Verwerfung, Münstergewand, begrenzt, die in der Nähe der Inde durchsetzt. Von den
bis jetzt bekannten, übereinander liegenden 46 Flötzen des Inde-Bassins
werden die oberen 34 die inneren, oder Binnenwerke genannt, deren Kohlen zum größten Theil der
Backkohle (Fettkohle) angehören, welche bei geringer Festigkeit sich durch starken
Glanz auszeichnen.
Die unteren 12 Flötze führen den Namen der Außenwerke und
enthalten zum größten Theile Sinterkohlen. Das Wormrevier liegt in demjenigen
Gebirgstheile, welcher die südwestliche Fortsetzung der Eschweiler Mulde enthält, in
welcher, der höheren Lage wegen, selbst die Flötzgruppe der Außenwerke nicht
vorhanden ist. Die Kohlenflötze dieses Reviers bilden eine große, gegen Nordost hin
einsinkende Mulde, welche aber durch enge spitze Sättel vielfach in besondere Mulden
getheilt ist und sich dadurch wesentlich von der abgerundeten Mulde unterscheidet.
Die ganze Wormsmulde liefert nur magere Kohle, welche sich als Sinterkohle durch
geringen Gasgehalt den Anthraciten nähert und wohl zum Theil als anthracitische
Kohle betrachtet werden kann. Sie ist fester als die Kohle des Inde-Reviers
und liefert daher mehr Stückkohle, weniger Klein.
Der Gehalt der Kohlen der Eschweiler Mulde an Blei und Zink, der sich an den
Kohksöfenthüren und in den Hohöfengichten als Anflug zu erkennen gibt, ist seiner
Quantität nach noch nicht genügend ermittelt und bei dahin gehenden Untersuchungen
bis jetzt nur constatirt, daß die Schieferthone einen noch größeren Gehalt an diesen
Metallen besitzen, als die Kohlen, in welchen dieser Gehalt vielleicht nur in den
kleinen Schiefermittelchen sich vorfindet.
Es sind aus dem Inde- und Wormrevier bis jetzt 17 Sorten Kohle untersucht
worden, die in ihrem Gehalt an disponiblem Wasserstoff zwar vielfach verschieden
sind, aber sich sämmtlich durch höchst geringen Sauerstoffgehalt auszeichnen und aus
diesem Grunde, wie aus Fig. 27, B zu erkennen, eine ganz bestimmte Lage auf der
chemischen Kohlenkarte einnehmen.
Auf 1000 Kohlenstoff sind
enthalten:
in den Kohlen von
disponiblerWasserstoff.
gebundenerWasserstoff.
Centrumsgrube. 1) Flötz
Gyr, 2) „
„
3) „
Fornegel,
4) „
Hartekohl,
5) „
Schlemmeriche,
6) „
Großkohl, 7) „
Kirschbaum,
8) „
Hopp. Jamesgrube. 9) Flötz
Großkohl,
10) „ Grossathwerk.
Grube Kircheich. 11) Flötz
Grossathwerk.Neulangenberggrube. 12) Flötz Furth.
Athgrube. 13) Flötz
Großlangenberg. Grube
Langenberg.14) Flötz Hochlangenberg.
Grube
Anna. 15) Flötz Nr. 7.
16) „ Nr.
10.
17) „ Nr.
12.
47,8542,3747,6230,4037,1738,3129,79 31,5542,5538,9130,0340,1638,91
35,7122,3730,7732,68
1,81 3,47
3,28 5,88 6,99 10,4511,6312,15 5,22 3,78
10,00 5,81 5,68
8,4416,2610,9412,71
Nur in sechs der bis jetzt untersuchten Kohlensorten des Inde- und Normreviers
übersteigt der gebundene Wasserstoff die Zahl 10 und von diesen ist keine eine
Backkohle zu nennen. Alle diejenigen Kohlensorten, welche mehr als 40 disponiblen
Wasserstoff besitzen und zu den Backkohlen gehören, wie die Kohle von Flötz Gyr,
Fornegel, Großkohl und Furth, zeichnen sich durch sehr geringen Gehalt an gebundenem
Wasserstoff, also durch einen geringen Sauerstoffgehalt aus.
Während wir unter den westfälischen Kohlen auch die mit größerem Sauerstoffgehalt
noch als Backkohlen bester Qualität finden, scheint hier das Auftreten derartiger
Kohlen gänzlich zu mangeln. Daß dieß eine Eigenschaft des ganzen Kohlenbeckens
selbst ist und nicht vereinzelt im Inde- und Wormrevier auftritt, beweisen die
Resultate der Untersuchungen belgischer und französischer Kohlen der Becken in den
Departements du Nord und Pas de Calais, von Mons, Charleroi, Namur und Lüttich.
Auf 1000 Kohlenstoff sind
enthalten:
in den Kohlen von
disponiblerWasserstoff.
gebundenerWasserstoff.
Mons„„„„Pas de
Calais„ „Valencienne„Charleroi„„
53,9353,8943,1047,6448,8448,9343,5155,1136,7146,2934,5840,41
10,5714,71 8,7515,2916,52 8,43 7,0110,08 3,74 7,81 5,53 7,42
Mit Ausnahme der Steinkohlen von Mons, welche, nach Marilly's Untersuchungen, den westphälischen Backkohlen angehören, finden
wir, daß der gebundene Wasserstoff die Zahl 10 kaum übersteigt, und daß wir es daher
auch hier mit sauerstoffarmen Kohlen zu thun haben, von denen einzelne, deren
disponibler Wasserstoff unter 40 liegt, den Sinterkohlen im engsten Sinne
angehören.
Letztere, die Sinterkohlen, welche wir in den Becken des Inde- und Wormreviers
und im Lütticher Becken vorwaltend vertreten finden, besitzen bei starkem Glanze und
oft krystallinischem Gefüge eine große Zerreiblichkeit und liefern in Folge dessen
viel Grubenklein, dessen Aufbereitung und Verwerthung sich um so schwieriger
gestaltet, als die Verkohkungsfähigkeit der Sinterkohlen eine sehr geringe
erscheint. In neuerer Zeit wird dasselbe daher zu Briquets verwerthet, über deren
Darstellungsweise Dr. Oppler's Broschüre „über die Fabrication künstlicher
Brennstoffe (Berlin, 1864, Verlag von Jul. Springer), sowie der II. Band der „Steinkohlen
Deutschlands“ Seite 401 ausführliche Mittheilungen enthält.
Insofern es die Aufgabe der Briquetfabrication ist, das Kohlenklein von geringem
Aschengehalte durch heiße Pressung in Stückkohlen von thunlichster Festigkeit zu
formen, hat es dieser Industriezweig mit einer praktisch um so schwieriger zu
lösenden Aufgabe zu thun, je weniger das Kohlenklein von geringster Backfähigkeit,
wie das der Sinterkohlen es ist, sich durch Einwirkung des Asphaltes als Bindemittel
unter Einfluß hoher Temperaturen zu einem gleichartigen Ganzen vereinigt.
In wieweit in dieser Beziehung der verschiedene Grad der Weichheit des Asphaltes, die
Art und Abstammung desselben, der Grad seiner Erhitzung bei der Destillation der
Theeröle von Einfluß sey, sowie inwieweit die Vermischung des abzudestillirenden
Theeres mit einem Antheil Sinterkohlenklein, behufs der innigeren Vereinigung des
letzteren mit dem Asphalt zu einem der Stückkohle möglichst ähnlichen Bindemittel,
vielleicht von Vortheil erscheint, darüber müssen praktische Versuche entscheiden.
Aus allen bis jetzt über diesen Industriezweig vorliegenden Thatsachen und
Erfahrungen geht zur Genüge hervor, daß nicht jedes Bindemittel sich zur Herstellung
tauglicher Briquets eignet, daß vielmehr die Qualität desselben von den
physikalischen Eigenschaften des Kohlenkleins und dessen chemischer Zusammensetzung
abhängig ist.
(Der Schluß folgt.)